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Über die Auferstehung des Fleisches.

Um 212-214 n. Chr.

[Übersetzt von Dr. K. A. Heinrich Kellner]

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Inhalt:

1.   Cap. Die Lehre von der persönlichen Fortdauer des Menschen nach dem Tode und seiner Auferstehung sind Hauptdogmen des Christentums. Widerspruchsvolles Verhalten der Heiden und ihrer Philosophen in diesem Lehrstücke.

2.   Cap. Es gibt auch innerhalb des Christentums Sekten, welche die Auferstehung verwerfen. Zusammenhang dieses Irrtums mit den von Tertullian in früheren Schriften bekämpften Irrlehren.

3.   Cap. Von den Gemeinbegriffen darf man nur das gelten lassen, was mit den Offenbarungslehren harmoniert; sonst verfällt man in Häresie.

4.   Cap. Triviale Räsonnements auf Grund der Gemeinbegriffe sind bei Heiden und Häretikern besonders in betreff der Auferstehungslehre gewöhnlich.

5.   Cap. Der Leib des Menschen hat auch seine Vorzüge und Auszeichnungen so gut wie die Seele, vor allem die, von Gott, oder doch wenigstens mit Gottes Zulassung erschaffen worden zu sein.

6.   Cap. Es ist also Erdenstaub, der durch die formende Hand Gottes geadelt und dazu bestimmt wurde, in der Inkarnation von Christus angenommen zu werden.

7.  Cap. Er ist, nachdem er von Gott die Form des Menschenleibes erhalten hat, nicht mehr blosser Staub, sondern zu einer bessern Substanz erhöht. Er dient der Seele als Werkzeug, Gehilfe und Genosse in allen Bethätigungen derselben und ist ihr höchst notwendig dabei.

8.  Cap. Er hat sogar bei der Erlangung des Seelenheils in hervorragender Weise Anteil. |418 

9. Cap. Gott kann den menschlichen Leib unmöglich verabscheuen, sondern muss ihn werthalten.

10.  Cap. Die hl. Schrift räumt ihm bei allem Tadel seiner Schwachheit doch auch Vorzüge ein.

11.  Cap. Übergang zum eigentlichen Thema. Die . schöpferische Macht Gottes. Zur Auferstehung des Leibes ist nur eine Wiederherstellung desselben nötig, die jedenfalls leichter ist als seine erste Erschaffung.

12.  Cap. Analogien für die Auferstehung aus der Natur.

13.  Cap. Der Vogel Phönix ein Beleg für die Auferstehung.

14.  Cap. Ob hinreichende Ursachen zur Wiederherstellung des Leibes vorhanden seien?

15.  Cap. Alle Handlungen des Menschen, die guten und die bösen, gehören dem Leibe und der Seele gemeinschaftlich an. Folglich muss auch die Belohnung und die Strafe beiden miteinander zuteil werden.

16.  Cap. Um dieser Konsequenz zu entgehen, machen die Häretiker geltend, der Leib sei nur ein bewusstloses und willenloses Werkzeug der Seele.

17.  Cap. Wenn nach der Tertullianischen Psychologie die Seele auch schon einen Seelenkörper besitzt, so ist doch zur Vollständigkeit der Vergeltung ihrer Thaten in jener Welt nichtsdestoweniger die Wiederherstellung des Leibes nötig, da er an allen ihren Handlungen Anteil genommen hat.

18.  Cap. Rückblick. Übergang zum Schriftbeweis. Schon der Name "Auferstehung der Toten" sagt hinlänglich, was dieselbe sei.

19.  Cap. Die Häretiker suchen sie zu einer blossen Allegorie abzuschwächen, oder gestehen nur zum Schein eine Auferstehung zu.

20.  Cap. Sie behaupten mit Unrecht, die Propheten redeten nie im eigentlichen Sinne, sondern immer bildlich.

21.  Cap. Dass die Verheissung der Auferstehung allegorisch gemeint sei, ist aus Vernunftgründen nicht anzunehmen.

22.  Cap. Einige Häretiker wollen unter Auferstehung die Erlangung der richtigen Erkenntnis Gottes verstanden wissen. Das geht nicht, weil die Propheten und Christus dieselbe ans Ende der Welt verlegen.

23.  Cap. Die hl. Schrift kennt zwar auch eine Auferstehung im geistigen Sinne, aber dieselbe ist nicht die letzte, eigentliche Auferstehung, welche in den Briefen der Apostel immer noch als etwas Zukünftiges erscheint. 

24. Cap. Fortsetzung. |419 

25.  Cap. Fortsetzung.

26.   Cap. Die Verheissungen, die in der hl. Schrift an die Erde gerichtet werden, sind Allegorien und unterstützen den Glauben an eine leibliche Auferstehung.

27.   Cap. Die Lehre von der Auferstehung ist oft unter der Allegorie von Kleidern verborgen.

28.   Cap. Fortsetzung. Vorbilder der Auferstehung.

29.   Cap. Die Stelle Ezechiel Cap. 37, Vers 1-14.

30.   Cap. Die Häretiker suchen diese Stelle in eine Allegorie zu verflüchtigen und deuten sie auf eine künftige Wiederherstellung des jüdischen Staatswesens. Widerlegung derselben.

31.   Cap. Sie enthält keine sinnbildliche Verheissung der Wiederherstellung des jüdischen Staates; denn jene Wiederherstellung wird allen Menschen verheissen.

32.   Cap. Auch die von Tieren verzehrten und vom Meere verschlungenen Leiber sollen auferstehen. Willkürliches Verfahren der Häretiker, welche bei den Propheten das eine allegorisch auslegen, das andere nicht.

33.   Cap. Übergang zu den Evangelien. Auch dort ist wohl manches, aber nicht alles Gleichnis und Sinnbild, besonders nicht das, was sich auf die letzten Dinge bezieht.

34.   Cap. Durch den Sündenfall ist der. Mensch an Leib und Seele geschädigt, am Leibe womöglich noch mehr als an der Seele. Wenn Christus uneingeschränkt "retten will, was verloren war", so muss sich seine erlösende Thätigkeit auch auf die Wiederherstellung des Leibes erstrecken.

35. Cap. Die leibliche Auferstehung folgt auch daraus, dass in den Evangelien deutlich dem Körper seine besonderen Strafen in der Hölle angedroht werden.

36.   Cap. Ein Beweis für die Auferstehung liegt in der Antwort, die Jesus, Luk. 20, 27-39, den Sadduzäern gab.

37.   Cap. Beseitigung einer aus Joh. 6, 64 hergenommenen Einwendung.

38.   Cap. Ebenso beweisend wie die Aussprüche des Herrn sind die durch ihn gewirkten Totenerweckungen.

39.   Cap. Übergang zu den Beweisstellen für die Auferstehung aus den Briefen des Apostels Paulus.

40.   Cap. Über die Stelle II. Kor. 4, 16 ff.

41.   Cap. Über die Stelle II. Kor. 5, 1 ff.

42.   Cap. Über die Stelle I. Kor. 15, 51 ff.

43.   Cap. Beseitigung einiger weiteren, aus Worten des Apostels Paulus entnommenen Einwendungen. |420 

44.   Cap. Fortsetzung. Auch II. Kor. 4, 10 spricht keineswegs gegen die leibliche Auferstehung.

45.   Cap. Die Gegner missverstehen und missbrauchen die Stelle Eph. 4, 22, wo Paulus von einein alten und einem neuen Menschen spricht.

46.   Cap. Erörterung der Lehre des Apostels über das Leibliche und Sinnliche im allgemeinen.

47.   Cap. Die Forderung einer sittlichen Erneuerung und Heiligung des Menschen ist nach der Lehre des hl. Paulus auch an den Leib gerichtet. Darum muss es auch für ihn eine Belohnung in der Ewigkeit geben.

48.   Cap. Ein aus der Stelle I. Kor. 15, 50 entnommener Einwand, wo Paulus sagt, Fleisch und Blut können das Reich Gottes nicht erlangen. Nachweis, dass Paulus desungeachtet dem Leibe Anteil an den Verdiensten und darum auch am Himmelreiche zuschreibe.

49.   Cap. Fortsetzung. Wenn Fleisch und Blut das Reich Gottes nicht besitzen sollen, so ist damit nicht deren Substanz gemeint, sondern ihr sündhaftes Thun.

50.   Cap. Fortsetzung. Der Apostel schliesst sie auch keineswegs von der Auferstehung aus, sondern vom Reiche Gottes, welches die ewige Belohnung im Himmel bedeutet.

51.   Cap. Fortsetzung. Fleisch und Blut waren bei unserem Vorbilde, Christus, keineswegs vom Himmelreich ausgeschlossen. Paulus lehrt deutlich und ausdrücklich Vernichtung des Todes und Aufhebung der Verwesung.

52.   Cap. Die Beschaffenheit des Auferstehungsleibes. Der hl. Paulus lehrt dessen Identität mit dem jetzigen Leibe unter dem Bilde des aufkeimenden Samens.

53.   Cap. Wenn Paulus sagt, gesäet werde ein animalischer Leib, so ist das der jetzige. Christus, der letzte Adam, in Beziehung zur Auferstehung.

54.   Cap. Paulus lehrt II. Kor. 5, 4 keineswegs eine Vernichtung des Leibes.

55.   Cap. Die Identität des Auferstehungsleibes mit dem früheren. Der Unterschied von Vernichtung und Umwandlung.

56.   Cap. Die Identität des Auferstehungsleibes mit dem jetzigen ist durch die Rücksicht auf den Lohn oder die Strafe bedingt, die er verdient hat.

57.   Cap. Mangelhafte und verkrüppelte Leiber werden im Zustande der Unversehrtheit auferstehen. Sie werden ewig dauern und leidensunfähig sein. |421 

58.   Cap. Der wieder auferstandene Leib ist keinen Unfällen mehr ausgesetzt.

59.  Cap. Man darf nicht sagen, die jetzige Leibessubstanz passe nicht in die künftige Zeitperiode.

60.  Cap. Wie es mit den einzelnen Gliedern des Leibes stehe, da deren Verrichtungen doch zum Teil aufhören werden.

61.  Cap. Wie es mit der Erhaltung des zur Ernährung und Fortpflanzung dienenden Apparates stehen wird.

62.  Cap. Abschluss dieses Punktes.

63.  Cap. Rhetorische Wiederholung einiger der vorgetragenen Gedanken. Apostrophe an die Leugner der Auferstehung mit Hinweis auf deren neuerliche Bestätigung durch den Paraklet.

1. Was den Christen ihr Vertrauen einflösst, ist die Auferstehung der Toten. Durch sie sind wir Gläubige geworden. Zu diesem Glauben nötigt uns die wahre Lehre; die wahre Lehre offenbart uns Gott, aber der Pöbel verlacht sie in dem Wahne, es gebe nach dem Tode nichts mehr. Und doch bringt man den Verstorbenen Totenopfer dar, und zwar mit ausgiebigem Dienste, entsprechend ihrer Lebensart, sowie dem Zeitwechsel der Speisen, so dass man also bei denen ein Verlangen voraussetzt, denen man sogar jedes Gefühl abgesprochen hat.

Ich aber verlache den Pöbel um so mehr auch dann, wenn er dieselben Verstorbenen, die er nachher auf so leckere Weise beköstigt, in so schrecklicher Weise verbrennt, indem er ihnen mittels derselben Feuerkraft Gutes und Böses zufügt. Ist das eine Verwandtenliebe, die mit einer Grausamkeit ihr Spiel treibt! Sind es denn eigentlich Opfer oder Beleidigungen, was sie darbringt, wenn sie verbrannten Personen etwas verbrennt? Allerdings thun die Weisen ihre Ansicht von der Sache mit der des Pöbels zusammen. Nach dem Tode gibt es nichts mehr, lautet der Unterricht des Epikur. Auch Seneca behauptet, dass nach dem Tode alles aus sei, sogar der Tod selber.

Es genügt uns, dass im Gegenteil die Philosophie des Pythagoras, die nicht geringer ist, sowie die des Empedokles und die Platoniker die Unsterblichkeit der Seelen aufrecht erhalten und, uns ganz nahekommend, letztere sogar in Körper zurückkehren lassen, freilich nicht in dieselben und nicht in menschliche Körper, allein doch so, dass Euphorbus in Pythagoras, Homer in einem Pfau wiedererkannt werden. Sie haben zum wenigsten doch eine körperliche Wiedererweckung der Seele verkündet; sie haben, was noch erträglicher ist, deren Eigenheit nicht geleugnet, sondern verändert und die Wahrheit, wenn auch nicht erreicht, so doch wenigstens berührt.

So verkennt die ausserchristliche Welt auch in ihrem Irrtum die Auferstehung der Toten nicht. |422 

2. Wenn sich aber auch unter den Bekennern Gottes eine Gesellschaft findet, die den Epikuräern näher verwandt ist als den Propheten, so wissen wir ja, was sie, die Sadduzäer, von Christus zu hören bekamen. Christus nämlich war es vorbehalten, alles ehedem Verborgene aufzudecken, dem Ungewissen die Richtung zu geben, das Unvollständige zu ergänzen, das Vorhergesagte gegenwärtig zu machen, gewiss aber die Auferstehung der Toten nicht bloss durch sich, sondern auch an sich zu bestätigen. Jetzt rüsten wir uns gegen eine andere Art Sadduzäer, die, welche die Ansicht derselben teilen. Sie erkennen so die Auferstehung nur zur Hälfte an, nämlich bloss die der Seele, den Körper verachten sie, sowie auch den Herrn des Körpers. Die Häretiker missgönnen nämlich keiner andern körperlichen Substanz ihr Wohlergehen, als der, welche der andern Gottheit 1) angehört. Daher waren sie auch bei Christus gezwungen, damit er nur nicht dem Weltschöpfer angehöre, ihm eine andere Beschaffenheit zu geben, und haben so zuerst hinsichtlich seiner menschlichen Natur selbst geirrt, indem sie entweder mit Marcion und Basilides vorgaben, dieselbe habe gar keine Realität, oder, wie die Häresie de Valentinus und Apelles will, sie sei von einer ganz besondern Beschaffenheit. Und so ist denn die Folge, dass sie von der Erhaltung derjenigen Substanz, woran sie Christo keinen Anteil geben, nichts wissen wollen, überzeugt davon, dass es für deren Auferstehung ein äusserst günstiges Vorurtheil erwecken würde, wenn in Christus das Fleisch bereits auferstanden wäre.

Aus diesem Grunde haben wir auch das Buch über den Leib Christi vorausgehen lassen, worin wir dessen Materialität gegen das Hirngespinst eines Scheingebildes beweisen und gegenüber der vorgeblichen ganz besondern Qualität desselben seinen menschlichen Charakter aufrecht erhalten, so dass Christus den Namen Mensch und Menschensohn zu führen berechtigt ist. Denn indem wir den Beweis liefern, dass er ein fleischliches und körperliches Wesen war, überführen wir die Gegner zugleich durch Präskription davon, dass dann auch neben dem Weltschöpfer kein Gott weiter geglaubt werden dürfe, indem wir an Christo, in welchem Gott erkannt wird, eine solche Beschaffenheit nachweisen, wie sie der Weltschöpfer verheissen hat. 2) Dadurch überführt, dass Gott der Schöpfer des Fleisches, und Christus der Erlöser des Fleisches sei, werden sie nunmehr auch der Auferstehung des Fleisches überwiesen werden. Natürlich ganz folgerecht!

Das ist denn auch ungefähr die Methode, wonach wir die Disputationen mit den Häretikern anstellen. Denn die logische Ordnung verlangt, dass immer aus den Grundsätzen die Folgerungen abgeleitet werden, so dass zuerst das feststehe, was dem fraglichen Gegenstande als Fundament dienen |423 soll. Daher verhandeln die Häretiker, ihrer Schwäche sich wohl bewusst, niemals nach dieser ordnungsgemässen Methode.

In der sichern Erwartung der grossen Mühe, die sie mit dem Erweise einer andern Gottheit gegenüber dem Gott der Welt haben, der durch die Zeugnisse seiner Werke von Natur aus allen bekannt, in seinen Geheimnissen der Frühere und in seinen Verkündigungen der Erkennbarere ist, machen sie unter dem Vorwande, es gebe eine dringendere Angelegenheit, nämlich das Heil des Menschen, welches vor allem andern zu suchen sei, mit den Fragen in betreff der Auferstehung den Anfang.

Denn an die Auferstehung des Fleisches glaubt es sich schwerer als an einen Gott. Daher bearbeiten sie das Erkenntnisvermögen, berauben es der Kraft der ihm entsprechenden richtigen Methode, beschweren es dafür mit Besorgnissen, die auf Herabsetzung des Leibes gerichtet sind, und machen es empfänglich ---- eben durch Beraubung der Hoffnung und Vertauschung des Gegenstandes derselben. Jeder nämlich, der von der Höhe seiner Hoffnung, deren er sich beim Schöpfer sicher glaubte, herabgestossen oder doch darin wankend gemacht ist, neigt leicht dem Gedanken an den Gewährsmann einer andern Hoffnung zu und kommt von selbst darauf. Durch eine Verschiedenheit der Verheissungen wird die Verschiedenheit der Götter insinuiert. Auf diese Weise sehen wir viele Leute ins Garn gehen und sie werden eher um den Glauben an die Auferstehung gebracht, bevor sie andere um den Glauben an die Einheit Gottes bringen.

Was die Häretiker anlangt, so haben wir schon gezeigt, mit welcher Waffe man ihnen entgegenwirken müsse. Und es ist ihnen bereits, jedem unter seinem besonderen Titel, entgegengewirkt, bezüglich der Einzigkeit Gottes 3) und seines Christus 4) gegen Marcion, bezüglich der menschlichen Natur des Herrn gegen die vier Häresien; 5) letzteres besonders, um für die gegenwärtige Frage den Weg zu bahnen. Daher ist nun über die Auferstehung des Fleisches bloss noch in der Rücksicht zu handeln, als ungewiss in Hinsicht unser, das heisst in Hinsicht des Weltschöpfers.

Denn es gibt auch viele Unwissende, sehr viele, die in ihrem Glauben schwanken, und noch mehr Einfältige, welche man wird unterrichten, leiten und befestigen müssen. Auch nach dieser Seite hin wird die Einheit der Gottheit ihre Verteidigung finden. Wie dieselbe nämlich durch Leugnung der Auferstehung des Fleisches gefährdet wird, so wird sie umgekehrt durch deren Aufrechthaltung sichergestellt.

Die Fortdauer der Seele aber unterliegt, glaube ich, keinen Bedenklichkeiten. Denn fast alle Häretiker lassen sie in irgend einer Weise gelten |424 oder leugnen sie doch nicht. Wenn dann einzig und allein ein gewisser Lukanus mit der genannten Substanz nicht einmal Schonung übt, sondern sie in aristotelischer Weise auflöst und dafür etwas anderes an ihre Stelle setzt, indem er als ein gewisses Drittes auferstehen will, nicht als Seele und auch nicht als Leib, das heisst dann wohl als ein Nichtmensch, vielleicht, weil er aus Lukanien ist, als ein Bär 6) ---- so ist das seine Sache. Auch er findet aus unserer Feder ein sehr umfangreiches Werk über die Seele in allen ihren Beziehungen. Wir halten darin vor allem deren Unsterblichkeit aufrecht, erkennen bloss dem Fleische die Vergänglichkeit zu und behaupten ganz besonders dessen Wiederherstellung. Was wir sonst etwa anderwärts, wie es die Sachen mit sich brachten, vorweggenommen und hie und da zerstreut angebracht haben, das ist dort in ein dem Gegenstand entsprechendes regelrechtes Ganzes gebracht. Denn, wie es üblich ist, manchmal etwas vorwegzunehmen, so muss man auch manchmal etwas versparen, wenn dann nur das Vorwegbesprochene seine Vervollständigung als Ganzes findet und das an verschiedenen Orten Aufgesparte unter seiner Rubrik wieder erscheint.

3. Es gibt zwar auch ein Denken nach dem allgemeinen Menschenverstände in Sachen der Offenbarung, allein nur zum Zeugnis für die Wahrheit, nicht zur Unterstützung von etwas Falschem, welches der göttlichen Anordnung entsprechend sein soll und nicht derselben zuwiderläuft. Denn manche Dinge sind von Natur aus bekannt, so z. B. sehr vielen die Unsterblichkeit der Seele, allen Menschen der von uns verkündete Gott. Wenn also ein Plato sagt: 7) "Jede Seele ist unsterblich", so werde auch ich mich seines Ausspruches bedienen; wenn das gewöhnliche Volk das Dasein eines Gottes der Götter bezeugt, so werde ich mich seiner Wissenschaft bedienen. Ich werde mich auch der übrigen allgemeinen Begriffe bedienen, worin z. B. das Richteramt Gottes verkündet wird: "Gott sieht es", und "Ich stelle es Gott anheim". Hingegen wenn die Leute sagen: "Tot ist tot", oder "So lang du das Leben hast, lebe auch!" oder "Nach dem Tode ist alles aus und er auch", dann werde ich daran denken, dass Gott das Herz der Menge wie Asche gerechnet 8) und sogar die Weisheit dieser Welt für Thorheit erklärt hat. 9)

Wenn dann der Häretiker zu den Fehlern des Pöbels und der Denkart der Welt seine Zuflucht nimmt, so werde ich sagen: Häretiker, lass den Heiden gehen! Obwohl Ihr, die Ihr Euch Euren Gott macht, alle eins seid, so bist Du, indem Du dies unter dem Namen Christi thust, und Dir einredest, Christ zu sein, doch vom Heiden verschieden. Gib |425 ihm seine Ideen zurück, da er sich ja auch nicht durch die Deinigen belehren lässt. Warum nimmst Du dir einen blinden Führer als Stütze, wenn Du selber siebest? Was lassest Du Dich von einem Nackten ankleiden, wenn Du Christum angezogen hast? Was bedienst Du Dich eines fremden Schildes, wenn Du vom Apostel mit Waffen ausgerüstet bist? Richtiger sollte der andere von Dir die Auferstehung des Fleisches bekennen lernen, statt dass Du sie durch ihn verleitet verkennest. Denn wenn dieselbe von christlichem Standpunkte in Abrede gestellt werden müsste, so wäre es genug, sie auf Grund eigenen Wissens zu leugnen, nicht aber aus der Unwissenheit der Heiden Belehrungen zu schöpfen. Wer leugnet, was die Christen behaupten, und wer es noch dazu mit Hilfe solcher Argumente, deren sich die Nichtchristen bedienen, thut, der dürfte wohl kein Christ mehr sein.

Man nehme also den Häretikern die Anschauungen, die sie mit den Heiden gemein haben, so dass sie mit ihren Untersuchungen lediglich auf den Boden der hl. Schrift gestellt sind, und sie werden nicht bestehen können. Denn die allen Menschen gemeinsamen Begriffe empfehlen sich eben durch ihre Gemeinverständlichkeit, das Mitempfinden der Anschauungen und die Vertrautheit dieser Meinungen; sie werden für um so zuverlässiger gehalten, je mehr sie unverhüllte, gemeinfassliche und allen bekannte Dinge enthalten. Der göttliche Gedanke aber wohnt in der Tiefe, nicht auf der Oberfläche, und ist oftmals dem Augenschein gerade entgegengesetzt.

4. Daher machen die Häretiker den Anfang mit demjenigen, wovon sie wissen, dass die Menge sich leicht damit fangen lässt, mit der beliebten Gemeinsamkeit der Begriffe; damit leiten sie die Sache ein und bauen darauf fort.

Oder hört man sie nicht aus dem Munde der Häretiker ebenso schnell und ebenso oft als aus dem der Heiden? Hört man nicht sofort und überall die Schimpferei über das Fleisch, seinen Ursprung, seine Bestandteile, seine Zufälle, seinen ganzen Ausgang? dass es von Anfang an unrein sei als Abschaum der Erde, dass es in der Folge noch mehr verunreinigt worden durch den Unflat seines eigenen Samens, dass es gebrechlich, schwach, schuldbeladen, beschwert, lästig sei, und zuletzt als Schluss der ganzen Litanei seiner Niedrigkeit, dass es in die Erde, seinen Ausgang, hinsinke als Leichnam, dass es endlich nicht einmal diesen Namen behalte, sondern in ein Nichts zergehe, noch nicht einmal ein Name, sondern bis zum Untergang jeglicher Benennung!? Dieses Fleisch also, weiser Mann, das Deinem Anblick, Deiner Berührung und Deiner Erinnerung entschwunden ist, davon wolltest Du Dir einreden lassen, dass es sich einst wieder herstellen werde, aus der Verderbnis zu einem |426 vollkommenen Ganzen, aus der Inhaltlosigkeit zu etwas Greifbarem, aus der Leerheit zur Vollheit, aus einem baren Nichts zu einem Etwas?! Und dabei sollen es natürlich die Flammen, die Wogen, die Wänste der wilden Tiere, die Kröpfe der Vögel, die Kaidaunen der Fische, ja sogar die ganz absonderliche Wohlschmeckerei der jetzigen Zeiten 10) wieder hergeben?! Mithin wird es als dasselbe wieder erwartet, welches zu Grunde gegangen ist, so dass man als Lahmer, als Schielender, als Blinder, als Aussätziger, als Gelähmter wiederkommt, so dass also in den ursprünglichen Zustand zurückzukehren nicht beliebt?! Oder wird man unverkrüppelt sein, so dass man nochmals dergleichen Leiden zu fürchten habe? Und dann, was mit dem Fleische verbunden ist?! Ist ihm eben dieses alles wiederum notwendig? Vor allem Nahrung und Getränke, den Lungen das Aufatmen, den Eingeweiden die Wärme, den Schamteilen sich nicht zu schämen und allen Gliedern die Verrichtung ihrer Thätigkeit? Will man denn Geschwüre und Wunden, Fieber, Podagra und den Tod wieder zurückwünschen? Selbstverständlich, dies würde das Verlangen, den Leib wieder zu erhalten, bedeuten, wiederum wünschen, ihn los zu werden! ---- Wir sagen nur so viel, als sich mit einiger Ehrbarkeit sagen lässt, damit das Papier nicht erröte. Wie viel sollte bei ihren Besprechungen nicht auch noch der Zotenreisserei zu unternehmen erlaubt sein, sowohl den Heiden als den Häretikern?!

5. Da also sogar alle Ungebildeten für die Gemeinbegriffe empfänglich sind, da auch die Schwankenden und Einfältigen durch eben dieselben aufs neue in Unruhe versetzt werden, und da sie jedesmal der erste Sturmbock sind, der gegen uns gerichtet und wodurch unsere richtige Ansicht in betreff des Fleisches wankend gemacht wird, so muss notwendigerweise die Stellung und Würde des Fleisches zuerst gesichert werden dadurch, dass man Tadel mit Lob vertreibt. So nötigen mich die Häretiker, den Rhetoren zu machen, so gut wie den Philosophen.

Nichtig und gebrechlich ist dieses armselige Leibeswesen, das böse zu nennen sie nicht zurückschrecken. Mag dasselbe nun, wie Menander und Markus beliebt, ein Werk der Engel gewesen oder mag es, wie Apelles lehrt, das Bauwerk eines Feuerwesens, also ebenfalls eines Engels sein, so würde, um ihm Ansehen zu verleihen, die Vorstandschaft einer Gottheit zweiten Ranges genügen. Denn wir wissen, dass auf Gott die Engel folgen. Schon auf diesem Punkte der Beweisführung könnte ich, wie beschaffen der jedesmalige oberste Gott eines solchen Häretikers auch sein mag, die Würde des menschlichen Leibes ganz passend sogar von ihm ableiten, weil dann der Entschluss, ihn zu schaffen, ihm gehört haben würde. |427 Denn in jedem Falle hätte er die Erschaffung des Menschenleibes verhindern können, wenn er dieselbe nicht gewollt hätte, da er ja um diese Erschaffung wusste. So ist auch nach ihrer Ansicht der menschliche Leib ebenso gut ein Werk Gottes. Alles, was jemand hat geschehen lassen, ist auch sein Werk.

Ein Glück aber ist es, dass die meisten, ja sogar alle dauerhaften Lehrmeinungen die Bildung des ganzen Menschen unserem Gotte überlassen. Wie gross dessen Erhabenheit sei, das weiss der recht gut, welcher geglaubt hat, er sei nur ein einziger. Möge der menschliche Leib, dessen Baumeister so gross ist, nun Dir zu gefallen anfangen! Aber man entgegnet, auch die Welt ist Gottes Werk, und doch vergeht die Gestalt dieser Welt, nach dem Zeugnisse selbst des Apostels, 11) und es wird keine Wiederherstellung derselben verheissen, trotzdem dass sie ein Werk Gottes ist. Wenn aber das Weltall nach seinem Untergang nicht wieder herstellbar ist, was wird aus den blossen Teilen desselben werden? ---- Ja wohl, wenn der Teil dem Ganzen gleichsteht. Wir berufen uns nämlich auf ihre Verschiedenheit. Erstens ist zwar alles durch das Wort Gottes geschaffen worden und ohne dasselbe nichts. 12) Das Fleisch aber besteht auch seiner Form nach durch das Wort Gottes, damit nichts ohne das Wort Gottes da sei. Denn er hat die Worte vorausgehen lassen: "Wir wollen den Menschen machen", und zwar noch mehr, mit der Hand, wegen des Vorranges desselben, damit er mit der Welt gar nicht verglichen werden könnte. "Es bildete", heisst es, "Gott den Menschen." 13) Ohne Zweifel der Grund für eine grosse Verschiedenheit, entsprechend, wie sich von selbst versteht, der Beschaffenheit der betreffenden Dinge! Geringer nämlich sind die Dinge, die geschaffen wurden, als der, für welchen sie geschaffen wurden, sie wurden nämlich für den Menschen geschaffen, dem sie Gott alsbald zuwies. Mit Recht war also das Weltall, als das Dienende, durch einen Befehl und ein Geheiss und die in dem blossen Wort liegende Macht hervorgebracht worden. Der Mensch dagegen, als Herr desselben, ist in dieser Eigenschaft, indem er vom Herrn geschaffen wurde, gebildet worden, um Herr desselben sein zu können. In betreff des Menschen aber vergiss nicht, dass er im eigentlichen Sinne Fleisch genannt werde, weil dieses zuerst den Namen Mensch bekam: "Und es bildete Gott zum Menschen den Lehm der Erde." 14) Er ist schon Mensch und doch noch Lehm. "Gott hauchte in sein Angesicht den Hauch des Lebens, und es wurde der Mensch, d. i. der Lehm der Erde, zur lebendigen Seele, und Gott setzte den Menschen, den er gebildet hatte, ins Paradies." Zuerst also war der Mensch ein blosses Gebilde, nachher der ganze Mensch. |428 Dies möchte ich aus dem Grunde hervorgehoben haben, damit man wisse, dass alles, was von Gott überhaupt für den Menschen in Aussicht genommen und ihm verheissen wurde, nicht der Seele allein, sondern auch dem Fleische zukomme, wenn nicht infolge seines Anteils an der Gattung, doch sicher wenigstens durch das Privilegium seiner Benennung.

6. Ich möchte also meinen Gegenstand wohl noch weiter verfolgen, wenn ich nur imstande wäre, dem menschlichen Leibe so viel Ehre zu verschaffen, als der ihm erwiesen hat, der ihn bildete. Denn derselbe erfreute sich schon damals des Ruhmes, dass ein so niedriger Gegenstand wie der Lehm in die Hände Gottes, wie immer sie auch sein mögen, geriet, glücklich genug durch jene blosse Berührung. Er hätte ja können ohne weitere bildnerische Thätigkeit sofort als Gebilde infolge der blossen Berührung durch Gott dastehen. Es ging also etwas Grosses vor sich, als diese Materie bereitet wurde. Sie empfing ebenso vielmal eine Auszeichnung, als sie die Hand Gottes fühlte, indem sie berührt, ein Teil davon genommen, weggebracht und ausgeformt wurde. Stelle dir vor, wie Gott ganz mit ihr beschäftigt ist, seine Hand, sein Sinn, sein Wirken, sein Plan, seine Weisheit, seine Vorsehung und vor allem seine Zuneigung selbst, welche die Umrisse eingab, an sie hingegeben ist. Denn zu was auch immer der Lehm gestaltet wurde, es schwebte der Gedanke an Christus dabei vor, der einst Mensch werden sollte, dasselbe wie der Lehm, und der Gedanke an das Wort, das Fleisch werden sollte, was damals noch Erde war. Denn so lautet die vorausgehende Anrede des Vaters an den Sohn: "Wir wollen den Menschen machen nach unserm Bilde und Gleichnisse." Und es bildete Gott zum Menschen das, was er eben bildete, und er schuf ihn nach dem Ebenbilde Gottes, d. i. wohlgemerkt Christi. Denn auch das Wort ist Gott, er, der, im Bilde Gottes hingestellt, es nicht für einen Raub erachtete, Gott gleich zu sein. So war denn jener Lehm, dem schon damals das Ebenbild des künftig im Fleische erscheinenden Christus angelegt wurde, nicht bloss ein Werk Gottes, sondern auch ein Unterpfand. Was nützt es also, um den Ursprung des menschlichen Leibes herabzusetzen, jetzt immer das Wort Erde als Bezeichnung eines unreinen, niedrigen Elementes im Munde zu führen? Wenn auch ein anderer Stoff zur Ausmeisselung des Menschen dagewesen wäre, so müsste man doch die hohe Stellung des Bildners im Auge behalten, der ihn durch die getroffene Wahl für würdig erklärte und durch die Behandlung dazu würdig machte. Die Hand des Phidias arbeitet einen olympischen Jupiter aus Elfenbein und er wird angebetet. Der Gott hat mit dem wilden Tiere und noch dazu mit einem so ungeschlachten nichts mehr gemein; er ist der höchste Gott der heidnischen Welt, nicht weil der Elefant, sondern weil der Phidias |429 so gross ist. 15) Und der lebendige Gott, der wahre Gott, der sollte nicht jede noch so geringe Materie durch ein Bearbeiten seinerseits gereinigt und von jeder Schwäche geheilt haben!? Oder sollte etwa die Möglichkeit übrig sein, dass ein Mensch einen Gott mit mehr Anstand bilden könne, als Gott den Menschen? Jetzt ist der Lehm, wenn auch ein Ärgernis, doch ein anderes Ding geworden. Ich halte mich daran, er ist bereits ein Leib und keine Erde, obwohl auch der Leib zu hören bekommt: "Du bist Erde und wirst wieder zur Erde zurückkehren." Damit wird bloss seine Herkunft angegeben, nicht aber sein Wesen widerrufen. Es ist ihm ein Sein verliehen worden, welches edler ist als seine Herkunft und glücklicher als seine Abstammung. Auch das Gold ist Erde, weil von der Erde; und doch ist es keine Erde mehr, sondern, seitdem es Gold ist, ein ganz anderer Stoff, glänzender und edler als der unscheinbare Mutterstoff. So ist es auch Gott verstattet gewesen, das Gold des menschlichen Leibes aus dem vermeintlichen Schmutz der Erde herauszuschmelzen und seine Herkunft zu entschuldigen.

7. Aber sollte vielleicht das Ansehen des Fleisches darum geringer erscheinen, weil es nicht auch wie der Lehm von der Hand Gottes im eigentlichen Sinne berührt worden ist? ---- Nein, da er den Lehm zu dem Zwecke in Behandlung nahm, damit nachher aus dem Lehm Fleisch werde, so hat er damit gewiss das Interesse des Fleisches gewahrt.

Doch ich wünschte, dass man noch lerne, wann und wie das Fleisch aus dem Lehm hervorgesprosst sei. Die Stücke von Fellen, welche Adam und Eva bei der Vertreibung aus dem Paradiese angezogen erhielten, werden es nicht, wie einige 16) meinen, gewesen sein, wodurch die Umbildung des Lehmes in Fleisch geschah. Denn schon geraume Zeit vorher hatte Adam in dem Ableger von seiner Substanz, in dem Weibe, Fleisch erkannt, ---- "das ist nun Bein von meinem Bein und Fleisch von meinem Fleisch," 17) ----   und was vom Manne zur Bildung des Weibes weggenommen war, wurde mit Fleisch ausgefüllt, da es, wie man denken sollte, doch, wenn Adam noch Lehm war, mit Lehm hätte ausgefüllt werden müssen. Also der Lehm ist ganz im Fleisch aufgegangen und verzehrt. Wann? ---- Als der Mensch zur lebenden Seele wurde, durch den Hauch Gottes, eine Glut, welche gewissermassen imstande ist, Lehm so auszudörren, dass er zu einer andern Substanz wird, zu Fleisch, so gut wie zu Steingut. So ist es ja auch dem Töpfer möglich, den Thon durch richtige Anwendung von Feuer zu dauerhafterem Stoffe zu verdichten und aus der einen |430 Erscheinungsform eine andere hervorgehen zu lassen, hesser als die frühere, von besonderer Art und mit eigenem Namen. Denn obgleich geschrieben steht: "Spricht etwa der Thon zum Töpfer?", 18) d. h. der Mensch zu Gott, obgleich der Apostel "von irdenen Gefässen" redet, so ist dennoch der Mensch Thon, weil er vorher Lehm war, und der menschliche Leib ein irdenes Geschirr, weil er durch die Glut des göttlichen Hauches aus Lehm entstanden ist. Später wurde er mit Stücken von Fellen bekleidet, das ist mit Haut überzogen. Denn überall, wo man die Haut abstreift, wird das Fleisch blossgelegt. So war das, was jetzt, wenn es abgestreift wird, einen Balg bildet, damals, als es angelegt wurde, ein Gewand. Daher erklärt auch der Apostel, indem er die Beschneidung eine Wegnahme des Fleisches nennt, die Haut für ein Gewand.

Da sich dieses alles nun so verhält, so hat man einen durch die Hand Gottes geadelten Lehm und ein durch den Anhauch Gottes, wodurch das Fleisch zugleich die Spuren des Lehmes ablegte und die Auszeichnung einer Seele erhielt, noch mehr geadeltes Fleisch. Wir sind nicht kunstfertiger als Gott und fassen doch scythische und indische Edelsteine sowie die weissen Körnlein des Roten Meeres 19) nicht in Blei, nicht in Erz, nicht in Eisen, auch nicht einmal in Silber, sondern lassen sie in die ausgesuchteste und künstlichste Goldfassung ein; ebenso besorgt man für recht köstliche Weine und Salben zuvor auch angemessene Gefässe und sucht sich ebenso für ein Schwert, das in vollendeter Weise damasziert ist, eine würdige Scheide aus. Gott dagegen sollte den Schatten seiner Seele, den Hauch seines Geistes, das Werk seines Mundes in ein seiner ganz unwürdiges Behältnis eingesargt und fürwahr zu einem unwürdigen Aufenthalt verurteilt haben?! Er hat ihm aber zum Aufenthaltsort gegeben den Leib, besser gesagt, ihn darin eingesäet und ihn mit ihm vermischt und zwar in so inniger Verbindung, dass man es für zweifelhaft halten kann, ob der Leib der Seele oder die Seele dem Leibe als Träger diene, ob das Fleisch der Seele oder die Seele dem Fleische gehorche.

Jedoch man muss annehmen, die Seele, als das Gott mehr Verwandte, werde getragen und herrsche. Selbst die Thatsache schlägt wieder zur Verherrlichung des Leibes aus, dass er die Gott verwandte Seele enthält und ihr Gelegenheit zum Herrschen verschafft. Gibt es irgend eine Benutzung der Natur, einen Genuss von der Welt, eine Ergötzung durch die Elemente, welche die Seele nicht durch den Leib genösse? Durch ihn wird sie mit dem sämtlichen Hülfsapparat der Sinne versehen, mit dem Gesicht, Gehör, Geschmack, Geruch, Gefühl. Durch ihn wird sie mit der göttlichen Macht überflutet, sie, die alles nur durch die Sprache vollbringt, wenigstens durch die stillschweigend vorauf gegangene. Denn auch die |431 Sprache kommt von den leiblichen Organen. Die Künste vollziehen sich vermittelst des Leibes, die Studien und Bestrebungen vermittelst des Leibes, die Thätigkeiten, Geschäfte, Obliegenheiten vermittelst des Leibes, und so fusst die ganze Lebensthätigkeit der Seele auf dem Leibe, so dass nicht leben für die Seele nichts anderes heisst, als den Leib verlassen. So ist sogar das Sterben selbst eine Thätigkeit des Leibes, so gut wie das Leben. Also, wenn der Seele alles nur durch den Leib unterworfen ist, so ist es auch dem Leibe unterworfen. Durch wessen Hilfe du geniessest, in dessen Gemeinschaft musst du auch gemessen. So zeigt sich der Leib, obwohl er für den Diener und Knecht der Seele gehalten wird, als ihr Genosse und Mitbesitzer. ---- Wenn aber in zeitlichen Dingen, warum nicht auch hinsichtlich der ewigen?

8. Dies ist es, was ich gleichsam auf Grund der allgemeinen Gesetze des menschlichen Daseins zu gunsten des Leibes beibringen wollte. Sehen wir nun nach, welch grosse Vorzüge diese gebrechliche und unreine Substanz besonders auf Grund der dem christlichen Bekenntnisse eigentümlichen Gesetze bei Gott hat. Es dürfte schon genügen, dass überhaupt keine Seele ihr Heil erlangen kann, als wenn sie, so lange sie im Fleische wohnte, gläubig war. Also ist der Leib der Angelpunkt des Seelenheils. Und wenn die Seele Gottes Eigentum wird, so ist es der Leib, welcher bewirkt, dass sie es werden kann. Denn der Leib ist es, der abgewaschen wird, damit die Seele von ihren Flecken gereinigt werde; der Leib wird gesalbt, damit die Seele geheiligt werde. 20) Der Leib wird bezeichnet, damit die Seele befestigt werde; der Leib wird durch die Handauflegung beschattet, damit die Seele durch den Geist erleuchtet werde. 21) Der Leib geniesst das Fleisch und das Blut Christi, damit die Seele aus Gott genährt werde.

Was also bei der Arbeit verbunden ist, das kann bei der Belohnung nicht getrennt werden. Denn auch die Gott wohlgefälligen Opfer, ich meine die Kasteiungen der Seele, das Fasten, sowohl das eigentliche Fasten als auch die Xerophagien und die sonstigen Zeichen von Trauer, welche zu diesem Dienste gehören, sie alle stellt der Leib auf seine Kosten allein an. Auch der Wohlgeruch der Jungfräulichkeit und Witwenschaft, sowie der bloss angenommene Schein einer Ehe, der im verborgenen sittsam ist, und dass man sich mit der bloss einmaligen Kenntnis derselben genügen lässt, ---- alle diese Opfer werden Gott von den Gütern des Leibes dargebracht.

Endlich, was urteilst du wohl über den Leib, wenn er, wegen der Treue für sein Bekenntnis in die Öffentlichkeit geschleppt und dem |432 allgemeinen Hasse preisgegeben seinen Kampf kämpft, wenn er in Kerkern hinschmachtet in schmählicher Entbehrung des Tageslichtes, im Mangel an allem Nötigen, in schmutziger, unsauberer und schimpflicher Lebensweise, nicht einmal während des Schlafes frei, weil er sogar auf der Lagerstätte gefesselt bleibt und von der Streu zerstochen wird, wenn er dann gar am hellen Tage durch angewandte Martern aller Art zerfleischt und endlich von den Todesqualen aufgerieben wird, sich sehnend, für Christus zu sterben, wie dieser für ihn gestorben ist, und zwar oftmals sogar an demselben Kreuze, um von noch grässlicheren, ausgesuchten Todesstrafen zu schweigen? Nein, über das glückselige und höchst ruhmwürdige Fleisch, das imstande ist, bei Christus, dem Herrn, für eine solche Schuld aufzukommen, so dass es ihm nur insofern noch etwas schuldig bleibt, dass es sein Schuldner zu sein aufgehört hat, und dies mehr im gefesselten Zustande als in der Freiheit!

9. Um also die Sache kurz zusammenzufassen, sage ich, was Gott mit seinen eigenen Händen zu seinem Ebenbilde geformt hat, was er durch sein Anhauchen nach der Analogie seines Lebens belebt, was er mit der Bestimmung, seine ganze Schöpfung zu bewohnen, zu gemessen und zu beherrschen, ihr vorgesetzt hat, was er mit seinen Sakramenten und seiner Zucht umgeben hat, das, dessen Reinigkeit er liebt, dessen Kasteiungen er genehm hält, dessen Leiden vor ihm Wert haben ---- das sollte nicht auferstehen, während es in so vielen Hinsichten Gott angehört?! Fern, ja fern sei es, dass Gott das Werk seiner Hände, den Gegenstand der Sorge seines Schöpfergeistes, das Behältnis seines Hauches, den König seiner Schöpfung, den Erben seiner Freigebigkeit, den Priester seiner Religion, den Kämpfer für sein Zeugnis, den Bruder Christi einem immerwährenden Untergange preisgebe!

Dass Gott gut ist, haben wir gewusst, dass er das beste Wesen ist, haben wir von seinem Christus dazu gelernt. Da er nächst der Liebe zu Gott die zum Nächsten befiehlt, so wird er doch wohl auch selber thun, was er vorschreibt. Er wird den menschlichen Leib lieben, der ihm in so vielfacher Weise nahesteht, obwohl derselbe schwach ist, ---- "die Tugend wird ja in der Schwäche vollendet", 22) ---- obschon er krank ist, ---- "nur die sich schlecht Befindenden bedürfen eines Arztes", 23) ---- obschon er unansehnlich ist, ---- "aber die unansehnlicheren Glieder umkleiden wir mit grösserer Ehre", 24) ---- obschon er verloren war, ---- aber "ich bin", sagt er, "gekommen, um zu retten, was zu Grunde gegangen", 25) ---- obschon er sündhaft ist, ---- "aber ich will lieber", sagt er, "das Heil des Sünders als seinen Tod", 26) ---- obschon er verdammt ist, ---- "ich bin es", |433 er, "der Wunden schlagen und sie heilen wird". 27) Was machst Du dem Leibe seine Zustände zum Vorwurf, welche Gottes warten, welche auf Gott hoffen, welche bei ihm Ehre finden, denen er zur Hilfe kommt? Ich möchte fast wagen zu behaupten, wenn diese Zustände dem Leibe nicht zugestossen wären, so hätten Gottes Güte, Gnade, Erbarmung, ja die ganze Kraft des Wohlthuns Gottes keinen Gegenstand gehabt.

10. Man klammert sich immer an die Schriftstellen an, worin das Fleisch getadelt wird, halte auch die fest, worin es, gerühmt wird. Wenn es manchmal heruntergesetzt wird, so beachtet man das; mach' die Augen auch dann auf, wenn es erhoben wird. "Alles Fleisch ist nur Heu". 28) Aber nicht bloss diesen Ausspruch thut Isaias, sondern auch den, "dass alles Fleisch das Heil Gottes sehen wird". 29) Man merkt sich, wie in der Genesis Gott sagt: "Mein Geist wird nicht in diesen Menschen bleiben, weil sie Fleisch sind". 30) Aber man hört aus dem Munde Joëls auch: "Ich will von meinem Geiste über alles Fleisch ausgiessen". 31) Auch des Apostels Schreibart sollte man nicht bloss von der Seite kennen, wo er das Fleisch so oft herabdrückt. Denn wenn er auch in Abrede stellt, dass irgend etwas Gutes in seinem Fleische wohne, 32) obschon er behauptet, dass die, welche im Fleische sind, Gott nicht gefallen können, 33) weil es gegen den Geist gelüste, 34) und wenn er noch manche andere Aussprüche der Art hinstellt, wodurch zwar nicht der Substanz des Fleisches, sondern dessen Werken die Ehre entzogen wird, so werden wir auf der andern Seite doch wieder sagen müssen, dass dem Fleische im eigentlichen Sinne kein Vorwurf gemacht werden dürfe, als nur zum Zweck der Beschämung der Seele, welche sich der Dienste des Leibes bedient. Jedoch in eben jenen Briefen heisst es auch, dass Paulus die Male Christi an seinem Körper trage, 35) unsern Leib, als den Tempel Gottes, 36) zu beflecken verbiete, unsere Körper zu Gliedern Christi 37) mache, und er ermahnt, in unserm Leibe Gott zu verherrlichen und zu tragen? 38) Wenn die schmachvollen Seiten des Fleisches dessen Auferstehung verwehren, warum sind es nicht seine erhabenen Seiten, die sie wiederbringen? Denn es ist Gottes viel angemessener, das, was er verworfen hat, manchmal wieder zum Heil zurückzuführen, als das, was auch nur irgend einmal seinen Beifall hatte, dem Verderben preiszugeben.

11. Soweit nun die Lobeserhebungen des Fleisches gegenüber seinen Feinden, die nichtsdestoweniger dessen ärgste Liebhaber sind! Denn niemand lebt so fleischlich als die, welche die Auferstehung des Fleisches |434 leugnen, und wer die Strafe leugnet, macht sich auch nichts aus der Zucht. Von ihnen sagt klar und deutlich der Paraklet durch die Prophetin Priska: "Sie sind Fleisch und hassen doch das Fleisch." Wenn ihm eine so grosse Autorität zur Seite steht, dass es sogar zum Erwerb des Seelenheils beitragen kann, haben wir da noch nötig, auf Gottes Können, seine Macht und seine Freiheit zurückzugehen, ob er auch gross genug sei, das zerfallene, das verschlungene und auf irgend welche Weise abhanden gekommene Gezelt des menschlichen Leibes wieder herzustellen und aufzurichten? Hat er uns nicht auch Belege davon auf dem grossen Schauplatz der Natur hingestellt, damit niemand mehr danach zu dürsten brauche, Gott zu erkennen, den man sich nicht anders vorzustellen hat, als alles vermögend.

Unter den Philosophen freilich gibt es solche, welche behaupten, diese Welt sei ungeworden und ungeschaffen, viel besser aber ist es, dass fast alle Häresien diese Welt als entstanden und geworden ansehen und deren Erschaffung Gott zuschreiben. Glaube also fest, dass er diese ganze Welt aus nichts hervorgebracht habe, und du hast die Erkenntnis Gottes in dem Glauben, dass Gott eine so grosse Macht besitze. Denn einige, die zu schwach sind, vorerst zu glauben, dass dies das Frühere sei, stellen dafür lieber nach dem Vorgange der Philosophen die Lehre auf, er habe das Weltall aus einer vorhandenen Materie inauguriert. 39) Aber auch wenn es in Wirklichkeit so wäre, auch dann müsste man sagen, er habe bei dieser Umbildung der Materie ganz andere Substanzen und ganz andere Formen hervorgebracht, als in der Materie selber vorher waren. Ich würde daher auch dann noch die Behauptung aufrecht erhalten, er habe aus nichts geschaffen ---- wenn er nämlich Dinge hervorbrachte, die noch gar nicht dagewesen waren. Denn wodurch unterscheidet es sich denn, aus nichts hervorgebracht werden oder aus etwas, da nicht gewesen sein gleichbedeutend ist mit nichts gewesen sein? So ist umgekehrt gewesen sein, gleichbedeutend mit etwas gewesen sein. Nun aber spricht, auch wenn ein Unterschied zwischen beidem vorhanden ist, dennoch beides zu meinen gunsten. Denn entweder hat Gott alles aus nichts hergestellt, dann wird er auch das in nichts verwandelte Fleisch wieder aus dem Nichts hervorziehen können, oder er hat alles aus einer anders beschaffenen Materie gestaltet, dann wird er das Fleisch, wenn es auf irgend eine Weise absorbiert ist, auch wieder hervorrufen können. In jedem Falle ist der, welcher etwas gemacht hat, auch imstande, es wieder zu machen, da ja machen mehr ist als wiedermachen, und die Entstehung verleihen mehr als sie wieder verleihen. Somit muss man die Wiederherstellung des Leibes für leichter erachten als seine erste Herstellung. |435 

12. Richte nun deinen Blick auf die Bethätigungen der göttlichen Macht selbst, die dem analog sind. Der Tag stirbt hin, es wird Nacht; er wird allüberall in Finsternis begraben. Der Glanz der Schöpfung verdunkelt sich und alles hüllt sich in Schatten. Alles entfärbt sich, schweigend und wie verblüfft; überall ist Stillstand und Ruhe aller Dinge. Das ist die Trauer um das verlorene Licht. Und dennoch erwacht es samt seinem Gefolge und seinen Gaben wiederum mit der Sonne, noch ganz dasselbe, unversehrt und vollständig über den ganzen Erdkreis; nun tötet es seinen Tod, die Nacht; es zerbricht sein Grab, die Finsternis; es wird sein eigener Erbe, bis endlich auch die Nacht wieder erwacht, auch ihrerseits mit all ihrer Zubehör. Denn auch die Strahlen der Sterne, welche in der Morgenglut erloschen waren, werden wieder angezündet; es stellen sich wieder ein die Planeten, welche die Zeitperiode des Verschwindens dem Blick entzogen hatte; es erscheint die Mondscheibe, welche durch den Lauf des Monats kleiner geworden, wieder in ihrem früheren Schmuck.

Zurück kehren Winter und Sommer, Frühling und Herbst mit ihren Triebkräften, Gewohnheiten und Produkten. Denn auch das Verhalten der Erde hängt vom Himmel ab, dass die Bäume sich wieder bekleiden nach der Entblätterung, dass die Blumen sich wieder färben, dass die Kräuter von neuem ansetzen und dieselben Samenkörner hervorbringen wie die, welche verbraucht wurden, ja auch nicht einmal eher welche hervorbringen, als bis dieselben verschwunden sind. Wunderbares Verhältnis! Aus einer Verderberin wird sie Erhalterin; sie entwendet, um wiederzubringen; sie verdirbt, um zu bewahren; sie beschädigt, um wiederherzustellen; sie zehrt auf, um reichlicher wiederzugeben, und stellt in reicherer und schönerer Weise wieder zurück, was sie vernichtet hat, mit wirklichem Wucherzins nach dem Untergang, mit Aufgeld nach dem Betrug, mit Gewinn nach dem Verlust.

Um es mit einem Male zu sagen, die ganze Schöpfung ist auf Wechsel eingerichtet. Alles, was du antriffst, ist schon dagewesen; wenn du etwas verlierest, es gibt nichts, was nicht wiederkommt. Alles kehrt, wenn es entschwunden, zum Bestande zurück; alles fängt dann an, wann es aufgehört hat; alles nimmt sein Ende, um zu entstehen. Nichts geht zu Grunde, es sei denn zu seiner Erhaltung. Dieser gesamte regelmässige Wechsel der Dinge ist ein Zeugnis für die Auferstehung der Toten. Gott hat dieselbe in seinen Werken früher als in seinen Schriften vorgezeichnet; er hat sie durch seine Macht eher gepredigt als durch sein Wort. Er hat zu deinem Nutzen die Natur als Lehrmeisterin vorausgeschickt mit der Absicht, die Prophezie nachzusenden, damit du, ein Schüler der Natur, der Prophezie leichter Glauben schenkest, damit du es sogleich annehmest, wenn du hörst, was du überall schon gesehen hast, und nicht mehr zweifelst, dass Gott, den du als den Wiederhersteller aller Dinge schon kennst, auch |436 der Wiedererwecker des Fleisches sei. Und fürwahr, wenn alles aufersteht zum Nutzen des Menschen, und wenn für den Menschen, dann folgerecht auch zum Nutzen des Leibes, was sollte man dazu sagen, wenn er selber, um dessentwillen und zu dessen Nutzen nichts vergeht, selbst gänzlich zu Grunde ginge?!

13. Wenn das "Weltall noch zu wenig Sinnbild der Auferstehung ist, wenn die Schöpfung nichts derart anzeigt, weil von den einzelnen Dingen in derselben nicht sowohl ein Sterben als ein Aufhören ausgesagt und keine Wiederbeseelung, sondern nur eine Wiederherstellung angenommen wird, so vernimm nun noch ein ganz vollständiges und zuverlässiges Beispiel dieser Hoffnung. Sein Gegenstand ist ein beseeltes, des Lebens und Sterbens fähiges Wesen. Ich meine nämlich den nur dem Orient, angehörigen Vogel, der, durch seine Einzigkeit ausgezeichnet, in beziig auf Nachkommenschaft ein Wunder der Natur ist, der, sich selbst freiwillig begrabend, sich selbst erneuert, an seinem Geburtstage sterbend und wieder eintretend abermals zum Phönix wird, nachdem er schon nichts mehr war, abermals er selber, er, der nicht mehr war, ein anderer und doch derselbe. Was gibt es Ausdrücklicheres und Bezeichnenderes in dieser Beziehung, oder für welche Sache findet sich eine so zutreffende Bestätigung? Gott sagt in der hl. Schrift auch: "Er wird blühen wie ein Phönix", 40) nämlich nach dem Tode und dem Begräbnis, damit man glaube, dass die Substanz des Körpers auch dem Feuer wieder entrissen werden könne. Nun hat aber der Herr den Ausspruch gethan, dass wir besser sind als viele Sperlinge; 41) das würde nichts Grosses sein, wenn wir nicht auch besser wären als der Phönix. Und die Menschen sollten für immer vergehen, während arabische Vögel ihrer Auferstehung sicher sind?!

14. Dieses ist vorläufig in ihren Umrissen gezeichnet, die Macht Gottes, welche er in Gleichnissen nicht sowohl ausgesprochen als ausgewirkt hat. Wir kommen nun zu seinen eigentlichen Befehlen und Beschlüssen, damit wir bei diesem Gegenstande die Einteilung in bester Ordnung treffen. Denn ausgegangen von der Würde des menschlichen Leibes, ob sie gross genug sei, dass ihm nach seinem Zerfall die Herstellung gebühre, haben wir im weitern Verlauf der Darstellung von der Macht Gottes gehandelt, ob sie von der Art sei, dass sie einer zerfallenen Sache die Herstellung zu verleihen pflege. Jetzt wünschte ich, wenn wir beides bewiesen haben, dass man auch untersuche, ob irgend ein Motiv von solchem Gewicht vorhanden sei, dass es die Auferstehung des |437 Fleisches als eine Notwendigkeit und als etwas der Vernunft in jeder Weise ganz sicher Entsprechendes erheische; denn es liegt nahe, zu sagen: Gut, wenn der Leih der Wiederherstellung auch fähig und die Gottheit ihn wiederherzustellen imstande ist, so wird doch auch eine Ursache für die Wiederherstellung vorhanden sein müssen.

Vernimm also die Ursache davon, du, der du bei Gott in die Schule gehst, dem gütigsten und auch gerechtesten, dem gütigen in Rücksicht auf sich, dem gerechten in Rücksicht auf uns. Wenn der Mensch nicht gesündigt hätte, dann würde er bloss von der Güte Gottes etwas erfahren haben, infolge von dessen natürlichen Eigenschaften. Nun aber erfährt er auch dessen Gerechtigkeit, weil eine dazu zwingende Veranlassung vorhanden ist, aber auch so ist Gott immer noch der Gütigste trotz seiner Gerechtigkeit. Auch wenn er in Unterstützung des Guten und in Bestrafung des Bösen seine Gerechtigkeit zeigt, dienen beide Sentenzen dem Guten, indem er auf der einen Seite dafür eintritt, auf der andern es belohnt. Indes du wirst es mit Marcion vollständiger einsehen lernen, 42) ob diese gesamte Thätigkeit Gott zukomme. Für jetzt genügt es, dass unser Gott mit Recht der Richter sei, weil er der Herr ist, mit Recht der Herr, weil der Schöpfer, mit Recht der Schöpfer, weil er Gott ist. Darum ist auch jener sogenannte Gott der Häretiker mit Recht nicht Richter; denn er ist nicht der Herr; mit Recht nicht der Herr, denn er ist nicht der Schöpfer, und ich weiss nicht mehr, ob der noch Gott sein kann, der nicht Schöpfer ist, was Gott doch ist, und nicht Herr, was der Schöpfer doch ist. Wenn es also dem Gott, dem Herrn und dem Schöpfer am meisten zusteht, das Gericht über den Menschen gerade in betreff der Frage anzustellen, ob er sich bemüht habe, seinen Herrn und Schöpfer zu erkennen und ihn zu ehren oder nicht, dann wird auch dieses Gericht in der Auferstehung zum Vollzug kommen. Darin beruht die Hauptursache, ja, sozusagen, die Notwendigkeit einer Auferstehung, in der Gott möglichst angemessenen Vornahme des Richteramts.

In betreff der Einrichtung desselben magst du nun untersuchen, ob der göttliche Sittenrichter über beide Bestandteile des Menschen zu Gerichte sitzt, über den Leib und die Seele. Denn was gerichtet werden soll, das muss auferweckt werden. Wir wissen zuvörderst, dass das Gericht Gottes für ein vollständiges und vollkommenes zu halten sei, weil es das letzte und schon aus diesem Grunde das ewig gültige ist, weil es auch insofern das gerechte ist, dass es für keinen zu gelinde, und weil es auch in der Beziehung Gottes würdig ist, dass es entsprechend der grossen Langmut Gottes ein vollständiges und vollendetes ist. Daher ist, behaupten wir weiter, die Vollständigkeit und Vollkommenheit des |438 Gerichtes nur dann vorhanden, wenn der ganze Mensch vor dasselbe gestellt wird, mithin erscheint der ganze Mensch, der aus der Verbindung der beiden Wesenheiten besteht, vor ihm. Darum muss er, der in seiner Ganzheit gerichtet werden soll, auch in beiden Wesenheiten dargestellt werden. Denn wenn er nicht nach seiner Wesenheit lebte, so würde er überhaupt nicht leben. In derselben Beschaffenheit also, wie er in seinem Leben war, wird er gerichtet; denn er soll eben über sein Leben gerichtet werden. Das Leben ist die Ursache, warum das Gericht stattfindet, und dies muss sich über eben so viele Substanzen erstrecken, als zur Lebensthätigkeit gehören.

15. Gut denn, mögen nun unsere Gegner den Zusammenhang des Leibes mit dem Geiste schon zum voraus in Hinsicht auf die Lebensthätigkeiten spalten, um das Wagnis unternehmen zu können, ihn auch bei der Belohnung für die Lebensthätigkeiten zu spalten! Mögen sie die Gemeinsamkeit des Wirkens leugnen, um auch die der Belohnung leugnen zu können! Das Fleisch habe keinen Anteil am Gerichte, wenn es an der Veranlassung dazu nicht beteiligt gewesen ist! Mag die Seele allein zurückgerufen werden, wenn sie allein dahinscheidet!

Aber sie scheidet ebensowenig für sich allein dahin, als sie dasjenige für sich allein durchlaufen hat, woraus sie scheidet, ich meine das gegenwärtige Leben. Die Seele verbringt so wenig das Leben für sich allein, dass wir nicht einmal die blossen Gedanken, welche nicht zur Verwirklichung durch den Leib gelangen, von der Gemeinschaft mit dem Leibe trennen. Denn, was die Seele im Herzen thut, das thut sie im Fleische, mit dem Fleische und durch das Fleisch. So macht denn der Herr auch gerade diesen Teil des Leibes, das Bollwerk der Seele, beim Tadel der Gedanken verantwortlich. "Warum denkt Ihr Böses in Euren Herzen?" 43) und: "Wer ein Weib ansieht, um sie zu begehren, der hat im Herzen die Ehe gebrochen." 44) Also ist der Gedanke auch ohne That und ohne Verwirklichung eine Handlung des Leibes. Aber auch wenn im Gehirn oder in der Mitte des Raumes, der die Augenbrauen trennt, oder wohin sonst die Philosophen den Hauptpunkt für die Wahrnehmungen, das, was man das Hegemonikon nennt, verlegen, jedenfalls wird der Sitz des Denkens der Seele 45) aus Fleisch bestehen. So lange die Seele sich im Körper befindet, ist sie niemals ohne den Körper. Sie thut nichts ohne den, ohne welchen sie nicht ist. Nun untersuche noch lange, ob die Gedanken auch durch den Leib vor sich gehen, sie, die mit Hilfe des Leibes äusserlich erkannt werden! Beschäftigt sich die Seele mit |439 irgend etwas, so gibt das Gesicht davon ein Zeichen; das Antlitz ist der Spiegel für alle Absichten. Mögen sie denn dem Bestandteile, welchem sie die Teilnahme an dem Gedanken nicht abszuprechen imstande sind, den Anteil an den Thaten absprechen!

Und da zählen diese Leute noch die Mängel und Fehltritte des Leibes auf ---- gut, dann wird also der Delinquent seine Strafe bekommen. Wir aber halten ihnen auch die guten Seiten des Leibes entgegen; es wird also auch das brav Handelnde seine Belohnung bekommen. Wenn es auch die Seele ist, die eigentlich wirkt und zu allem antreibt, so ist doch der Leib der gehorchende Teil. Es ist unstatthaft, Gott für einen ungerechten oder fahrlässigen Richter zu halten. Er wäre aber ungerecht, wenn er den Teilnehmer an den guten Werken von den Belohnungen ausschlösse, und fahrlässig, wenn er den Teilnehmer am Bösen straffrei liesse, während jeder menschliche Urteilsspruch für um so vollkommener angesehen wird, je mehr er auch die untergeordneten Teilnehmer an einer Handlung heranzieht, ohne sie zu schonen oder sie zu verkürzen, so dass sie also mit den eigentlichen Urhebern sowohl die Strafe als die Belohnung teilen.

16. Wenn wir der Seele das Amt der Leitung, dem Leibe das des Gehorchens zuteilen, so müssen wir uns vorsehen, dass sie nicht diese Wahrheit durch eine gegenteilige Argumentation umstossen und den Leib in den Dienst der Seele bringen, aber nicht in der Weise eines Dieners, um nicht gezwungen zu werden, ihn infolge davon als deren Gefährten anzuerkennen. Sie werden nämlich sagen, Diener und Genossen haben die Selbstbestimmung in betreff ihres Dienens und ihres Genosseseins, sowie die Gewalt über ihren Willen in beiden Beziehungen, da sie Menschen sind. Deshalb teilen sie sich auch mit den eigentlichen Anstiftern, denen sie ihre Mitwirkung freiwillig zur Verfügung stellen, in das Verdienst. Der Leib hingegen, der aus eigener Kraft nichts denkt und nichts fühlt, der auch das Wollen oder Nichtwollen nicht besitzt, erscheint vielmehr wie ein Gefäss der Seele, wie ein Instrument, nicht wie ein Diener. Daher sitzt der Richter bloss für die Seele, wie sie sich des Leibes als Gefäss bedient habe, auf seinem Richterstuhl; das Gefäss selber aber wird nicht Gegenstand des Richterspruches, so wenig wie der Becher verurteilt wird, wenn er zur Giftmischerei gedient hat, noch das Schwert zu den wilden Tieren verdammt wird, mit welchem jemand einen Raubmord damit vollbracht hat.

Gut, dann ist also der Leib auch schuldlos insofern, dass ihm die bösen Thaten nicht zugerechnet werden können, und nichts mehr verbietet, ihm wegen seiner Schuldlosigkeit die Wiederherstellung zuzubilligen. Denn obschon ihm dann weder die guten noch die bösen Thaten angerechnet |440 werden, so steht es doch der göttlichen Güte besser an, das Schuldlose zu befreien. Wer wohlthätig ist, der muss das. Beweis der höchsten Güte aber ist es, auch das, was man nicht muss, zu geben. Und doch, was den Becher angeht ---- ich meine nicht einen Giftbecher, in welchen ein Sterbender sich hinein erbrochen hat, ---- sondern den Becher, der durch den Atem der Reiberin, des Archigallus, eines Gladiators oder Henkers, verpestet wurde, so frage ich, ob du ihn dir nicht ebenso verbitten würdest, als Küsse von solchen Leuten? Auch wenn er durch Unreinigkeiten, die von uns selbst herrühren, befleckt ist oder sonst unserem Geschmacke nicht zusagt, so pflegen wir ihn zu zerbrechen, je mehr wir dem Diener zürnen. 46) Ein Schwert aber, das von Mordthaten trunken ist, wer wird es nicht aus seinem Hause und vollends aus seinem Schlafgemach oder gar von seinem Kopfkissen weit entfernen, im Glauben, er werde sonst von nichts als Spukerscheinungen solcher Seelen träumen, die den Bettgenossen ihres Blutes beängstigen und beunruhigen? Dagegen wird der Becher, der von nichts Bösem weiss und sich durch treuen Dienst empfohlen hat, auch wohl von den Kränzen dessen, der aus ihm trinkt, mitgeschmückt oder durch Anheften von Blumen geehrt. Das Schwert aber, das in einem verdienstvollen Kampfe von Blut gerötet worden und besser als das Schwert des Mörders ist, wird als Weihegeschenk den Lohn für sein Verdienst erhalten. 47)

Es kommt also wirklich vor, dass auch gegen Gefässe und Werkzeuge ein Urteilsspruch ergeht, so dass auch sie am Lose ihrer Herren und Eigentümer teilnehmen. Damit dürfte ich auch den Beweis geführt haben, wenngleich die Verschiedenheit der Dinge einer Analogie entbehrt. Denn jedes Gefäss und Werkzeug wird von anderswoher genommen, und sein Stoff befindet sich durchaus ausserhalb der menschlichen Wesenheit. Der Leib aber, im Mutterleibe keimend und sich bildend, mit der Seele mitgeschaffen von Anfang an, bleibt bei jeder Handlung ihr innig zugesellt. Denn wenngleich er vom Apostel ein Gefäss genannt wird, 48) welches man in Ehren halten soll, so wird er gleichwohl von ihm als der äussere Mensch bezeichnet. Er ist der erste Lehm, welcher bezeichnet wurde mit der Aufschrift Mensch, nicht der Lehm, woraus der Becher, das Schwert oder Gefäss besteht. Denn die Benennung Gefäss hat er nur wegen seiner Aufnahmefähigkeit erhalten, vermöge deren er die Seele aufnimmt und enthält, Mensch aber heisst er in Rücksicht auf seine Teilnahme an der Natur, welche ihn bei den einzelnen Thätigkeiten nicht als Werkzeug hinstellt, sondern als ein dienendes Wesen. So wird denn das dienende Wesen, obschon es aus sich nichts denkt, auch vor Gericht |441 gestellt werden, weil es ein Teil dessen ist, was denkt, und nicht sein blosses Hausgerät. Darum hält auch der Apostel, obwohl er sehr gut weiss, dass das Fleisch durch sich selbst nichts thut, was nicht der Seele anzurechnen wäre, es dennoch für ein sündiges, 49) damit man nicht glaube, es bleibe deswegen vom Gericht frei, weil es seine Antriebe von der Seele zu erhalten scheint. So sagt er auch da, wo er einige löbliche Werke des Fleisches anzeigt: "Verherrlichet und traget Gott in Eurem Fleische", 50) obwohl er gewiss ist, dass auch diese Antriebe durch die Seele geschehen. Er schreibt sie dem Fleische deswegen zu, weil er ihm auch Lohn in Aussicht stellt. Andernfalls hätte eine Anschuldigung gegen ein Wesen, welches der Schuld gänzlich fern steht, keinen Sinn, ebensowenig als eine Aufmunterung bei einem Wesen, das mit der Verherrlichung nichts zu schaffen hat. Sowohl Anklage als Aufmunterung wären dem Fleische gegenüber gegenstandslos, wenn es einen Lohn, wie er in der Auferstehung erlangt wird, nicht gäbe.

17. Weniger einsichtsvolle Anhänger unserer Meinung könnten vielleicht glauben, der Leib müsse auch deshalb vor Gericht gestellt werden, weil sonst die Seele, als körperlos, keiner Empfindung von Qual oder Wohlsein fähig wäre, da sie unkörperlich ist. Letzteres meint nämlich der grosse Haufe. Wir aber bekennen uns auch hier zur Körperlichkeit derselben und liefern in einem eigenen Werke den Beweis dafür, dass sie eine besondere Art von Dichtigkeit ihrer Substanz besitzt, wodurch sie sowohl zu fühlen als zu leiden imstande ist. Denn dass die Seelen, obwohl sie noch überkleidet und von ihrem Leibe getrennt sind, auch jetzt schon in der Unterwelt gequält oder getröstet werden, das dürfte das Beispiel des Lazarus beweisen.

Ich lasse daher die Gegner den Einwand erheben: Also, die Seele, welche ihre besondere Körperlichkeit hat, wird auch für sich allein imstande sein, zu leiden und zu fühlen, so dass sie einer Wiederherstellung des Fleisches nicht bedarf. ---- Im Gegenteil, sie wird sie bedürfen in dem Sinne, als wäre sie ohne das Fleisch nicht imstande, etwas zu empfinden, sondern weil sie notwendig in der Gesellschaft mit dem Leibe empfinden muss. Denn wie die Seele mit ihren eigenen Kräften ausreicht zum Behuf des Handelns, so auch zum Leiden. Zum Handeln reicht sie aber mit ihren Kräften nicht ganz aus. Denn aus ihrer eigenen Kraft vermag sie nur zu denken, zu wollen, zu wünschen und zu planen; zum Vollbringen aber muss sie auf die Thätigkeit des Fleisches warten. Ebenso ist es auch hinsichtlich des Leidens; sie verlangt auch zum Leiden nach der Mitgenossenschaft des Leibes, um in ebenso vollkommener Weise leiden zu können, als sie ohne ihn mit Vollständigkeit zu handeln nicht vermochte. |442 

Deshalb zahlt sie für die Dinge, wozu sie mit ihren eigenen Kräften ausreichte, vorläufig die Sühne: für das Begehren, das Denken und das Wollen. Wenn die genannten Thätigkeiten zur Vollständigkeit des Verdienstes genügten und keine Thaten dazu verlangt würden, so würde weiterhin auch zur Vollkommenheit des Gerichtes die Seele allein vollständig ausreichen, indem sie über das zu richten wäre, was zu thun sie für sich allein das Vermögen hatte. Da nun aber auch für die Thaten der Lohn nicht ausbleiben kann, die Thaten sich aber mit Hilfe des Leibes vollziehen, so reicht es schon nicht mehr aus, dass die Seele ohne den Leib beseligt oder gequält werde wegen der Werke, die auch dem Fleische angehören, obschon sie einen Körper und Glieder hat. Diese genügen ihr ebensowenig zum vollständigen Empfinden als zum vollkommenen Handeln. Daher leidet sie in der Unterwelt auch nach Massgabe ihres Handelns; sie kostet zuerst das Urteil, wie sie auch die erste war, die dem Vergehen den Eintritt gestattet hat; sie erwartet aber noch den Leib, damit sie mit Hülfe dessen, dem sie ihre Gedanken anvertraut hat, ihre Thaten wieder gut mache. Somit wird der Grund, warum das Gericht auf das äusserste Weltende angesetzt ist, eben der sein, dass die göttliche Strafsentenz in der Wiederherstellung alles Fleisches ihre Vollendung finde. Im andern Falle, wenn sie bloss für die Seelen allein bestimmt wäre, würde sie nicht erst am Weitende zu erwarten sein, wovon die Seelen jetzt schon in der Unterwelt den Vorgeschmack empfinden.

18. Soviel möchte ich als Unterbauten errichtet haben, um den Sinn der Schriftstellen, welche ein Wiedererscheinen des Leibes in Aussicht stellen, zu sichern. Da für dasselbe so viele Gewährschaften von höchster Beweiskraft sprechen: die Vorzüge der betreffenden Substanz selbst, die Macht Gottes, dann die vorhandenen Beweise derselben, die Rücksichten auf das Gericht und dessen wesentliche Erfordernisse, so wird es nicht zu umgehen sein, die Schriftstellen in dem durch diese so zahlreichen Gewährschaften gebotenen Sinne zu verstehen, nicht aber den Klügeleien der Häretiker entsprechend, die aus blosser Ungeneigtheit zum Glauben hervorgehen. Man hält es bloss für etwas Unglaubliches, dass eine durch Vernichtung unfindbar gewordene Substanz wieder hergestellt werde, nicht weil es für die betreffende Substanz selber unerreichbar oder für Gott unmöglich und für das Gericht unpassend wäre. Jene Lehre wäre allerdings unglaublich, wäre sie nicht von Gott verkündet worden. Sie müsste jedoch, wäre sie auch nicht von Gott verkündigt worden, von selbst vorausgesetzt werden, als gerade deswegen nicht ausdrücklich verkündigt, weil sie durch so viele Autoritäten von vornherein nahegelegt ist. Ertönt aber nun diese Lehre sogar aus dem göttlichen Munde selber, so darf sie nicht |443 im entferntesten anders verstanden werden, als jene Gewährschaften, wodurch sie, auch abgesehen von den göttlichen Aussprüchen, gepredigt wird, es verlangen.

Sehen wir uns also zuerst danach um, unter welchem Titel diese Hoffnung bekannt gemacht worden sei. Eine einzige Bekanntmachung Gottes, meine ich, ist es, die bei allen aushängt: "Auferstehung der Toten!" Zwei leicht verständliche, bestimmte, propere Worte! An sie will ich mich halten und untersuchen, an welche Substanz sie gerichtet sind. Wenn ich höre, dass dem Menschen "Auferstehung" in Aussicht stehe, so werde ich notwendigerweise fragen müssen, was an ihm denn das Schicksal gehabt habe, hinzufallen, da ja doch wohl nur das ein Aufstehen zu erwarten hat, was zuvor hingefallen ist. Wer nicht weiss, dass der Leib im Tode hinfällt, der kann auch nicht wissen, dass er steht im Leben. Den Urteilsspruch Gottes: "Du bist Erde und wirst zur Erde werden" 51) verkündigt die Natur. Wer das nicht gehört hat, der sieht es. Jeder Tod besteht in einem Hinstürzen der Glieder. Diesem Lose des Leibes hat der Herr selbst Ausdruck gegeben, da er, mit derselben Substanz überkleidet, sagte: "Zerstöret diesen Tempel, und ich werde ihn in drei Tagen wieder aufrichten". 52) Er gab damit zu verstehen, wen die Zerstörung treffe, wen das Verschwinden, wen das Hinfallen, wen also auch das wieder aufgerichtet und aufgehoben werden. Wiewohl er eine Seele in sich trug, die bange war bis zum Tode, 53) so doch keine, die im Tode hinfiel; denn es heisst in der hl. Schrift: "Er hatte dieses aber von seinem Leibe gesagt". 54)

So ist es denn also der Leib, welcher im Tode hinstürzt und vom Hinfallen den Namen Kadaver 55) erhält. Von der Seele dagegen braucht man den Ausdruck fallen gar nicht; denn sie stürzt nicht hin ihrer Lage nach. Sie ist es im Gegenteil, welche, wenn sie ausgehaucht wird, das Hinstürzen des Körpers bewirkt, sowie sie es auch ist, welche ihn, wenn sie wieder einzieht, von der Erde aufrichten wird. Was durch seinen Eintritt die Aufrichtung bewirken wird, das kann nicht fallen; was durch seinen Hinausgang zu Boden wirft, das kann nicht hinstürzen. Ich will mich noch knapper ausdrücken, die Seele fällt nicht einmal mit dem Körper gemeinschaftlich in Schlaf und schnarcht auch nicht mit dem Leibe. Denn sie ist sogar im Schlafe noch regsam und bewegt; sie würde aber ruhen, wenn sie daläge, und daliegen, wenn sie hinstürzte. So fällt sie dem wirklichen Tode nicht selber zur Beute, so wenig als seinem Nachbilde.

Betrachte nun in gleicher Weise, an welche Substanz sich der darauffolgende Ausdruck "der Toten" hefte. Wir müssen freilich hierbei |444 zugeben, dass die Häretiker zuweilen der Seele Sterblichkeit zuschreiben. Würde die sterbliche Seele zur Auferstehung gelangen, dann wäre dies ein günstiges Vorzeichen dafür, dass sie dem Leibe, der ebenso sterblich, die Auferstehung mitteilen werde. Doch es muss nunmehr dem betreffenden Ausdruck seine Bestimmung vindiziert werden. Weil aufstehen Sache eines hingefallenen Wesens ist, nämlich des Leibes, so wird letzterer auch in dem Namen "Toter" stecken, weil es sich um das Aufstehen hingefallener Wesen handelt, und das sind eben die Toten. So lernen wir es auch von Abraham, dem Stammvater des Glaubens, dem Mann der göttlichen Freundschaft. Da er nämlich zur Beerdigung der Sara von den Söhnen Cheth einen Platz forderte, drückte er sich also aus: "Gebt mir den Besitz eines Grabes bei Euch, und ich werde mein Totes begraben", 56) natürlich den Leib. Denn zum Begraben der Seele würde er keinen Platz begehrt haben, auch wenn er sie für sterblich gehalten und sie wirklich verdient hätte, "das Tote" genannt zu werden. Wenn also der Körper das Toto genannt wird, so wird die Auferstehung, da sie Auferstehung der Toten genannt wird, eine Auferstehung der Körper sein.

19. Die Prüfung besagten Titels und seines Inhalts, welche die Worte in ihrer eigentlichen Bedeutung nimmt und verteidigt, wird dahin operieren müssen, dass, wenn die Gegenpartei die Sache etwas durch Vorschieben von Figuren und Rätseln trübt, immer das Handgreiflichere die Oberhand erhalte und das Ungewisse durch das Gewisse abgewiesen werde. Sie klammern sich nämlich an eine sehr gewöhnliche Form der prophetischen Ausdrucksweise, die häufig ---- aber doch nicht immer ----allegorisch und figürlich ist, und schwächen die Bedeutung der Auferstehung, die ganz deutlich angekündigt ist, zu einer bloss bildlichen ab, indem sie behaupten, dass auch das Sterben nur geistig zu verstehen sei. Es sei nämlich nicht das Sterben in Wirklichkeit, welches wir stets vor Augen haben, die Trennung der Seele vom Leibe hier gemeint, sondern die Unkenntnis Gottes, wodurch der Mensch, Gott abgestorben, im Irrtum darnieder liegt geradeso wie im Grabe. Und darum sei es auch für eine Auferstehung zu halten, wenn jemand den Zugang zur Wahrheit gefunden habe, dadurch für Gott wieder beseelt und wieder belebt, nach Beseitigung des Todes der Unwissenheit, gleichsam aus dem Grabe des alten Menschen hervorgehe. Denn der Herr habe die Schriftgelehrten und Pharisäer auch mit übertünchten Gräbern verglichen. Von dem Zeitpunkt an also, wo man den Herrn in der Taufe angezogen habe, habe man durch den Glauben die Auferstehung mit ihm erlangt. |445 

Durch diesen Kunstgriff pflegen sie auch bei Unterredungen häufig die unsrigen zu fangen, als wenn sie ihrerseits ebenfalls die Auferstehung zugäben. Um nicht gleich vor den Kopf zu stossen, wenn sie sofort die Auferstehung leugnen, sagen sie: Wehe dem, welcher nicht in diesem Fleische aufersteht. Im stillen aber denken sie sich dabei ihrer Wissenschaft entsprechend: Wehe dem, welcher nicht, so lange er in diesem Leibe lebt, die häretischen Geheimlehren erkannt hat! Denn das ist ihre Auferstehung. Viele aber haben bei der Auferstehung das Herausgehen der Seele im Auge und erklären, aus dem Grabe Hervorgehen heisse: die Welt verlassen, weil die Welt der Wohnort der Toten sei, d. h. der Menschen, die Gott nicht kennen, oder sie verstehen es sogar vom Körper selbst, weil der Körper, als Kerker dienend, die eingeschlossene Seele im Tode dieses zeitlichen Lebens festhalte.

20. Wegen solcher Hypothesen also will ich nun ihr erstes Bollwerk zerstören, nämlich, dass sie behaupten, die Propheten hätten alles nur in Bildern verkündigt. Wenn das richtig wäre, so könnten die Bilder selber nicht, mehr unterschieden werden, wofern nämlich nicht auch wirkliche Dinge vorausgesagt wurden, nach welchen die Bilder gezeichnet sind. Oder vielmehr, wenn alles nur Figuren sind, was wird denn das sein, wovon sie die Figuren sind? Wird man einen Spiegel vorhalten, wenn nirgendswo ein Gesicht ist? Mithin ist nicht alles Bild, sondern es gibt auch Wirklichkeiten, nicht alles Schatten, sondern es gibt auch Körper, dergestalt nämlich, dass einige wichtigere Prophezeiungen auf den Herrn selbst auch ganz klar lauten. Zum Beispiel, die Jungfrau empfing in ihrem Mutterleibe nicht figürlich und gebar den Emmanuel, den Gottmituns, nicht uneigentlicher Weise; und wenn er "die Kraft von Damaskus und die Beute von Samaria" 57) auch in nur uneigentlicher Weise empfangen sollte, so sollte er doch in buchstäblicher Weise "wieder kommen zum Gericht mit den Ältesten und den Ersten des Volkes." 58) Denn es haben ja auch "gegen ihn getobt die Heiden" 59) ----in der Person des Pilatus ---- und "die Völker Eitles gegen ihn ersonnen" ---- in der Person Israels. "Es haben die Könige der Erde dagestanden" ---- Herodes ---- und "die Obrigkeiten sich gegen ihn versammelt," ---- Annas und Caiphas ---- "gegen den Herrn und seinen Gesalbten". Er ist "wie ein Lamm zur Schlachtbank geführt worden, und wie ein Schaf vor dem, der es schert" ---- vor Herodes ---- "stumm ist, so öffnete er seinen Mund nicht"; 60) "seinen Rücken gab er preis den Geisseihieben, seine Wangen den Backenstreichen, und sein Gesicht wandte er nicht ab vor dem Auswurf ihres Speichels. Er wurde unter die Gottlosen gerechnet; an Händen und |446 Füssen durchbohrt, über sein Gewand musste er das Los werfen lassen, den bittern Trank und das Kopfschütteln der Spötter hinnehmen, nachdem er von dem Verräter auf dreissig Silberlinge geschätzt war." 61)

Wo sind in diesen Stellen des Isaias die Figuren, bei David die Bilder, die Gleichnisreden bei Jeremias? Nicht einmal seine Wunderkräfte haben sie in blossen Bildern prophezeit. Oder sind etwa den Blinden nicht die Augen geöffnet worden, hat die Zunge der Stummen keinen Laut gegeben, sind die erschlafften Hände und die wankenden Knie nicht wieder erstarkt, ist der Lahme nicht gesprungen wie ein Hirsch? 62)

Wenn wir diese Dinge allerdings auch in geistiger Weise zu deuten pflegen mit Beziehung auf die Heilung entsprechender Seelenfehler durch den Herrn, so sind sie doch, da sie auch in körperlicher Weise in Erfüllung gingen, ein Zeichen, dass die Propheten auf beide Arten geredet haben, wobei jedoch bestehen bleibt, dass ihre unverhüllten, eigentlichen und von jedem Schleier der Allegorie freien Aussprüche zahlreicher sind, wie z. B., wenn sie vom Untergang von Völkern und Städten, Tyrus, Ägypten, Idumäa, Karthago, sprechen, wie z. B. wenn sie über die Schläge und Begnadigungen, die Israel treffen, über seine Gefangenschaft, Befreiung und dessen endliche letzte Zerstreuung reden. Wer wird hier nach Interpretationen und nicht vielmehr nach blossen Anwendungen suchen? Die Thatsachen sind in dem Geschriebenen enthalten, sowie auch das Geschriebene in den Thatsachen gelesen wird. So ist die Form der prophetischen Ausdrucksweise nicht immer und nicht bei allen Dingen allegorisch, sondern nur zuweilen und bei einigen Dingen.

21. Wenn also doch zuweilen und bei einigen Dingen, warum sind sie denn nicht, höre ich einwenden, auch in der Ankündigung der Auferstehung geistig zu verstehen? Weil mehrfache Gründe dagegen vorhanden sind. Erstens nämlich, was wird aus der so ansehnlichen Menge göttlicher Schriftstellen werden, welche die leibliche Auferstehung so bündig bezeugen, dass sie auch nicht einmal den Gedanken an eine figürliche Deutung aufkommen lassen? Und dann würde es zweitens, wie wir schon oben angedeutet haben, billig sein, das Ungewisse auf Grund des Gewissen, das Undeutliche auf Grund des Deutlichen zu beurteilen, damit wenigstens bei dem Zwiespalt zwischen gewiss und ungewiss, deutlich und undeutlich der Glaube nicht zu Grunde gehe, die Wahrheit keine Gefahr laufe und nicht die Gottheit selbst, als sich nicht gleich bleibend, getadelt werde.

Sodann ist es nicht wahrscheinlich, dass gerade der Punkt der christlichen Heilslehre, der den Glauben in seinem ganzen Umfange in |447 Anspruch nimmt und worauf sich die ganze Kirchenzucht gründet, in doppelsinniger Weise verkündigt und in dunkeln Worten hingestellt erscheine, da doch die Hoffnung auf die Auferstehung, nur wenn sie in Beziehung auf Lohn und etwaige Strafe klar und bündig ist, jemand zur Annahme der Religion bewegen wird, zumal einer solchen, welche sich dem öffentlichen Hasse ausgesetzt sieht. Kein sicheres Unternehmen kann bei einem unsichern Lohn bestehen, keine Furcht ist begründet bei einer nur zweifelhaften Gefahr. Nun aber hängt sowohl der Lohn als die etwaige Gefahr von dem wirklichen Eintritt der Auferstehung ab. Wenn nun schon die Ratschlüsse Gottes, welche einzelne Zeiten, Orte und Personen betreffen, in so klarer und bündiger Prophezeiung an dieselben gerichtet sind, was sollte man dazu sagen, wenn seine ewigen und allgemeinen, für das ganze Menschengeschlecht geltenden Anordnungen ihr eigenes Licht scheuen würden?! Sie müssen vielmehr, je wichtiger, auch desto klarer sein, gerade damit sie für wichtig gehalten werden. Und ich sollte doch denken, dass man Gott weder Missgunst noch List, weder die Unbeständigkeit noch den Wortprunk, womit öffentliche Ankündigungen hochgestellter Personen sonst wohl die Leute hänseln, zutrauen dürfe.

22. Hiernach müssen wir unsere Blicke auf die Schriftstellen werfen, welche es als unzulässig erscheinen lassen, die Auferstehung entweder hier auf Erden in der Erkenntnis der Wahrheit bestehend zu denken, wie jene seelischen, um nicht zu sagen Geistesmänner, 63) wollen, oder sie sofort auf den Ausgang aus dem Leben anzusetzen. Da der Zeitpunkt für unser gesamtes Hoffen in den hochheiligen Blättern festgesetzt ist und es nicht freisteht, ihn früher anzusetzen, als, denke ich, auf die Zeit der Ankunft Christi, so sind unsere sehnsuchtsvollen Wünsche auf den Ablauf dieser Zeitlichkeit gerichtet, auf den Untergang der Welt, den grossen Tag des Herrn, den Tag des Zornes und der Vergeltung, den jüngsten und verborgenen Tag, der keinem ausser dem Vater bekannt, und der doch durch Wunderzeichen, Erschütterung der Elemente und den Zusammenstoss der Nationen zum voraus gekennzeichnet ist. Ich würde, wenn Christus geschwiegen hätte ---- freilich sind auch die Prophezeiungen eine Stimme Christi ---- die Prophezeiungen aufschlagen, aber wichtiger ist, dass er sie mit seinem eigenen Munde besiegelt hat.

Von seinen Jüngern befragt, wann die Dinge eintreffen würden, welche er vorläufig über die Schicksale des Tempels hatte verlauten lassen, gibt er den Verlauf der Geschichtsperioden, erstlich den der jüdischen bis |448 zur Zerstörung von Jerusalem, sodann den der gemeinsamen bis zum Schluss der Zeitlichkeit genau an. Nachdem er nämlich ausgesagt hat: "Dann wird Jerusalem von den Heiden zertreten werden, bis die Zeiten der Heiden erfüllt sind", 64) nämlich die Zeiten, wo sich Gott ihrer annehmen und sie mit den Resten Israels vereinigen will, da wendet er sich an den ganzen Erdkreis und diese ganze Zeitlichkeit und verkündet, ähnlich wie Joël, Daniel und der Chor sämtlicher Propheten, die zukünftigen Zeichen an Sonne, Mond und Sternen, den Zusammenstoss der Nationen und ihr Entsetzen über das Getöse des Meeres sowie die Unruhe der von Furcht und Erwartung der Dinge, die den Erdkreis treffen sollen, schaudernden Menschen. 65) "Denn die Kräfte der Himmel", sagt er, "werden erschüttert werden, und dann wird man den Sohn des Menschen auf den Wolken kommen sehen mit vieler Macht und Herrlichkeit. Wenn aber dies zu geschehen beginnt, so werdet Ihr Eure Häupter aufrichten und erheben, denn Eure Erlösung kommt heran." 66) Und doch sagt er nur, sie komme heran, nicht, sie sei schon da, und "wann das anfange zu geschehen", nicht, wenn es geschehen ist, weil dann, wenn es geschehen sein wird, die Erlösung wirklich da ist, bis dahin aber noch immer gesagt werden muss, sie sei nahe, indem er für jetzt die Gemüter aufrichtet und ermuntert zur nächsten Frucht, zur Hoffnung.

Hierfür wird auch ein Gleichnis beigefügt, das von den schwellenden Bäumen, deren Blütenstengeln und der Blüte, der dann folgenden Vorbotin der Frucht. "So sollt auch Ihr, wenn Ihr das alles geschehen sehet, wissen, dass das Reich Gottes nahe ist. Wachet also zu jeder Zeit, damit Ihr würdig erachtet werdet, allem dem zu entgehen, und vor dem Sohne Gottes bestellet", 67) nämlich dann, wenn zuvor alles durch die Auferstehung seine Vollendung gefunden hat. Wenn so also auch der Baum ausschlägt ---- in der Erkenntnis des Herrn, ---- so bekommt er doch zuvor erst Blüten und Früchte bei der Erscheinung desselben.

Wer ist es also, der den Herrn so unzeitiger, so bitterer Weise aufgefordert hat, bereits zur Rechten Gottes, die Erde zu zerschlagen nach dem Ausdruck des Isaias, 68) die doch, sollte ich denken, noch unversehrt ist? Wo ist der, der nach Davids Worten die Feinde Christi ihm schon zu Füssen gelegt hat 69) ---- schneller als Gott der Vater ---- während noch jede Volksversammlung durch Geschrei fordert, dass die Christen den Löwen vorgeworfen werden? Wer hat gesehen, dass Jesus ebenso vom Himmel herabgestiegen ist, in Gemässheit mit der von den Engeln gegebenen Bestimmung, wie die Apostel ihn hatten hinaufsteigen sehen? Noch haben die Juden nicht Stamm für Stamm an die Brust geschlagen, |449 sehend auf den, den sie durchbohrt haben, 70) niemand hat bis jetzt den Elias aufgenommen, 71) niemand ist noch vor dem Antichrist entflohen, 72) niemand hat noch den Untergang Babylons beweint. 73) Und doch gibt es Leute, die schon auferstanden sind! Es sind aber nur Häretiker. Fürwahr, sie haben das Grab ihres Körpers verlassen, obwohl sie noch Fiebern und Geschwüren ausgesetzt sind! Sie haben die Feinde schon niedergetreten, obwohl sie noch mit den Mächtigen der Erde zu kämpfen haben! Jedenfalls herrschen sie auch schon, obwohl sie noch immer dem Kaiser geben müssen, was des Kaisers ist.

23. Zwar lehrt der Apostel in seinem Briefe an die Kolosser, wir seien einmal "gestorben und abgeirrt und Feinde des Sinnes des Herrn gewesen, damals, als wir in den schlechtesten Werken wandelten", 74) sodann aber "mitbegraben mit Christus in der Taufe und mitauferweckt in ihm durch den Glauben an die Kraft Gottes, die ihn von den Toten auferweckt hat". "Auch Euch, die Ihr tot waret in Sünden und in der Vorhaut Eures Fleisches, hat er mitbelebt mit ihm und Euch alle Sünden erlassen." Und wiederum: "Wenn Ihr mit Christus gestorben seid den Kindheitslehren der Welt, warum traget Ihr noch, als lebtet Ihr in der Welt, die Satzung?" Wenn er uns in der Weise als geistig tot darstellt, dass er dabei doch noch unser künftiges leibliches Sterben zugibt, so leugnet er, wenn er uns schon für geistig Auferstandene ansieht, damit offenbar ebensowenig unsere künftige leibliche Auferstehung. So sagt er z. B.: "Wenn Ihr mit Christus auferstanden seid, so suchet, was droben ist, wo Christus zur Rechten Gottes sitzt; denket an das, was droben, nicht an das, was hier unten ist." In dieser Weise werden wir, lehrt er, dem Geiste nach auferstehen, womit wir bis jetzt ja allein erst nur das Himmlische zu erfassen imstande sind. Wir würden es nicht suchen und nicht daran denken, wenn wir es besässen. Er fügt auch noch hinzu: "Denn Ihr seid gestorben" ---- nämlich den Sünden, nicht Euch selbst ---- "und Euer Leben ist mit Christo in Gott verborgen." 75) Ähnlich Johannes: "Noch ist nicht offenbar, was wir sein werden; wir wissen, dass wir, wenn er es geoffenbart hat, ihm ähnlich sein werden." 76)

So viel fehlt also daran, dass wir bereits das wären, was wir nicht kennen; wenn wir es aber schon wären, so würden wir es kennen. Mithin ist das Schauen der Hoffnung in dieser Zeitperiode ein Schauen durch den Glauben, keine Gegenwart; kein Besitz, sondern eine Erwartung. In betreff dieser Hoffnung und Erwartung sagt Paulus im Galaterbriefe: "Im Geiste durch den Glauben sind wir der Hoffnung der Gerechtigkeit |450 gewärtig." 77) Er sagt nicht: Wir halten sie fest. Mit der Gerechtigkeit Gottes aber meint er die Gerechtigkeit als Folge des Gerichts, wo wir unser Urteil in betreff des Lohnes empfangen werden. Auf diese auch seinerseits harrend, schreibt er an die Philipper und sagt: "Wo ich auf irgend eine Weise zur Auferstehung gelange, zur Auferstehung von den Toten, nicht als hätte ich es schon ergriffen oder als wäre ich schon vollkommen." 78) Er hatte doch gewiss Glauben und Kenntnis von allen Geheimnissen, er, das Gefäss der Auserwählung, der Lehrer der Heiden, und doch setzt er noch hinzu: "Ich jage ihm aber nach, ob ich es ergreife in dem, worin ich ergriffen bin von Christus." Und weiter: "Brüder, ich erachte nicht, als hätte ich es ergriffen, eins fürwahr, vergessend des Vergangenen, strecke ich meine Hand zu den künftigen Dingen aus und laufe der untadeligen Palme nach, zu der ich gelangen soll", natürlich zur Auferstehung von den Toten, jedoch erst zu seiner Zeit, wie er im Briefe an die Galater sagt: "Gutes thuend lasset uns nicht ermüden, denn zu seiner Zeit werden wir ernten." 79) Ähnlich im Briefe an Timotheus in betreff des Onesiphorus: "Möge ihm der Herr geben, dass er Barmherzigkeit finde an jenem Tage." 80) Für jenen Tag und jene Zeit empfiehlt er ihm selber auch "zu halten das Gebot unbefleckt, untadelig, bis zur Erscheinung des Herrn Jesu Christi, welche dieser zu schauen geben wird zu ihrer Zeit, er, der selige und alleinige Machthaber, der König der Könige und der Herr der Herren", 81) womit er Gott meint. Von diesen Zeiten redet auch Petrus in der Apostelgeschichte: "Thuet nun Busse und bekehret Euch, damit Eure Sünden getilgt werden, damit nun komme die Zeit der Tröstung vom Angesichte des Herrn und er Euch den vorherverkündigten Herrn Jesus Christus sende, welchen die Himmel aufnehmen müssen, bis zu den Zeiten der Erfüllung aller Dinge, die Gott geredet hat durch den Mund seiner heiligen Propheten." 82)

24. Diese Zeiten lerne nun mit den Thessalonichern kennen. Wir lesen nämlich: "Wie Ihr umgekehrt seid von den Götzen zum Dienste des wahren und lebendigen Gottes und zur Erwartung seines Sohnes Jesus, den er von den Toten auferweckt hat, vom Himmel her." 83) Und wiederum: "Wer ist unsere Hoffnung, unser Trost und unsere Freudenkrone, wenn nicht Ihr sie seid vor dem Herrn, unserem Gott, Jesus Christus, am Tage seiner Ankunft!" 84) Ebenso: "Vor Gott und unserem Vater bei der Ankunft unseres Herrn Jesu Christi mit allen seinen Heiligen!" 85) Dass über ihr Entschlafen nicht so sehr zu trauern sei, lehrt er zugleich mit dem Zeitpunkt der Auferstehung in den Worten: "Wenn wir geglaubt |451 haben, dass Jesus gestorben und auferstanden ist, so wird Gott auch die, welche entschlafen sind, durch Jesus herbeiführen mit ihm selbst. Denn dies sagen wir Euch in den Worten des Herrn: dass wir, die wir leben, und die wir auch zurückbleiben für die Wiederkunft unseres Herrn, denen, die entschlafen sind, nicht zuvorkommen werden. Weil der Herr selbst in seinem Befehl, in der Stimme des Erzengels und in der Posaune Gottes herabsteigen wird vom Himmel und die in Christus Gestorbenen zuerst auferstehen werden. Dann werden wir, die wir noch leben, zugleich mit ihnen in die Wolken emporgehoben werden, Christus entgegen in die Luft, und so werden wir immerdar bei dem Herrn sein." 86) Wo hat man sonst schon die Stimme eines Erzengels oder eine Posaune Gottes gehört, als nur in den Kammern der Häretiker? Denn wenn auch das Wort des Evangeliums, welches sie allerdings schon gerufen haben dürfte, eine Posaune Gottes genannt werden kann, so würden sie entweder dem Körper nach schon gestorben sein, um auferstehen zu können ---- wie kommt es dann aber, dass sie noch leben? ---- oder sie würden in die Wolken entrückt sein müssen ---- aber sie sind ja noch hier? Jedenfalls wären sie nach dem Ausspruche des Apostels als "die beklagenswertesten Menschen", 87) die nur auf dieses Leben ihre Hoffnung setzen, auszuschliessen, indem sie das, was für das künftige Leiten verheissen ist, für das gegenwärtige vorweg nehmen, in betreff der Wahrheit in nicht geringerem Grade getäuscht, als Phygelus und Hermogenes.

Daher fügt in Voraussicht solcher Gesinnungen in eben dem Briefe an die Thessalonicher die Majestät des hl. Geistes noch bei: "Über die Zeiten und Zeiträume aber, Ihr Brüder, ist nicht nötig, Euch zu schreiben. Denn Ihr selbst wisst aufs genaueste, dass der Tag des Herrn kommen wird, wie ein Dieb in der Nacht. Wenn sie sagen werden: Friede, und alles sicher ist, dann wird ihnen der Untergang plötzlich bevorstehen." 88) Im zweiten Briefe an sie aber schreibt er mit noch grösserer Bekümmernis: "Ich beschwöre Euch aber, Ihr Brüder, bei der Ankunft unseres Herrn Jesu Christi und unserer Vereinigung mit ihm, dass Ihr Euch nicht leicht im Geiste beunruhigen und verwirrt machen lasset, weder durch einen Geist noch durch eine Rede ---- nämlich der Pseudopropheten ---- noch durch einen Brief ---- nämlich von Pseudo-Aposteln ----- als wäre er von uns, der Tag des Herrn stände bevor. Möge Euch niemand auf irgend eine Weise verführen. Denn erst muss der Abfall kommen ---- nämlich von diesem Seiche ---- und der Mensch der Sünde ---- d. i. der Antichrist ---- sich enthüllen, der Sohn des Verderbens, der kämpfen und sich erheben wird gegen alles, was Gott oder Religion genannt wird, damit er sitze im Tempel Gottes, vorgebend, er sei Gott. Seid Ihr nicht mehr |452 dessen eingedenk, dass ich Euch dieses sagte, als ich bei Euch war? Und was ihn nun zurückhält, damit er offenbar werde zu seiner Zeit, das wisst Ihr. Denn schon geht das Geheimnis der Gottlosigkeit vor sich, nur dass der Zurückhaltende ihn noch zurückhält, bis er den Platz räumen wird." ---- Wer denn? Kein anderer als der römische Staat, dessen Untergang und Verteilung unter zehn Könige der Antichrist herbeiführen wird. "Und dann wird der Mensch der Sünde enthüllt werden, den der Herr Jesus töten wird mit dem Hauche seines Mundes und zunichte machen mit dem Glanze seiner Ankunft, ihn, der kommt in der Wirksamkeit des Satans, in aller Macht und in den Zeichen und Wundern der Lüge und mit jeglicher Verführung der Ungerechtigkeit für die, welche verloren gehen." 89)

25. Auch in der Apokalypse des Johannes wird der Verlauf der Zeiten entrollt, den auch "die Seelen der Martyrer unter dem Altare", welche um Rache und Gericht rufen, 90) abwarten gelernt haben, damit erst der Erdkreis "aus den Schalen der Engel" 91) seine Plagen austrinke, die Stadt der Unzucht durch die zehn Könige ihr verdientes Ende finde 92) und das Tier, der Antichrist und sein Pseudoprophet, mit der Kirche Gottes den Kampf beginne, damit so, nachdem der Teufel inzwischen in den Abgrund verwiesen ist, die Auszeichnung der ersten Auferstehung von den Thronen aus geordnet und sodann den ins Feuer Geworfenen das Urteil der allgemeinen Auferstehung aus den Büchern gesprochen werde. 93) Da also die hl. Schrift auch die Zustände der letzten Zeiten bekannt gibt und die gesamte Frucht der christlichen Hoffnung auf den Ausgang der Zeiten ansetzt, so leuchtet ein, dass entweder alles, was auch immer von Gott versprochen ist, in jener Zeit erfüllt werde ---- und dann ist das, was hier von den Häretikern behauptet wird, gegenstandslos ----- oder aber dass, wenn die Erkenntnis der Heilsgeheimnisse auch eine Auferstehung ist, unbeschadet dieser letztern auch noch an jene Auferstehung geglaubt werde, welche von der Predigt des Heiles auf das Weltende angesetzt wird. Und gerade darum, weil jene für geistig angesehen wird, folgt, dass diese für eine leibliche gehalten werden muss, weil, wenn für jenen Zeitpunkt gar keine Auferstehung angekündigt wäre, mit Recht diese allein und bloss als eine geistige aufrecht erhalten würde. Da sie aber für die letzten Zeiten angesagt wird, so ist sie für eine leibliche anzusehen, weil für jenen Zeitpunkt eine geistige nicht angekündigt ist. Warum sollte wohl eine abermalige Auferstehung von derselben Beschaffenheit, nämlich eine geistige, angekündigt |453 werden, da dieselbe ja entweder jetzt abgemacht werden müsste ohne Unterschied der Zeit, oder erst beim allgemeinen Abschluss der Zeiten? Und so käme es mit viel mehr Recht uns zu, eine geistige Auferstehung zu behaupten, nämlich von der Annahme des Glaubens an, da wir die vollständige Auferstehung, nämlich die am Ende der Zeiten, ebenfalls anerkennen.

26. Eins will ich noch auf die frühere Proportion in betreff der allegorischen Schriftstellen zur Antwort geben: Wir dürfen, auch auf die figürlichen Aussprüche der Propheten gestützt, eine körperliche Auferstehung behaupten. Denn siehe, der Ausspruch Gottes nennt den Menschen im Anfang Erde: "Erde bist Du und zur Erde wirst Du hingehen", 94) versteht sich der Substanz des Fleisches nach, welches von der Erde genommen wurde und, wie wir gezeigt haben, 95) zuerst die Benennung Mensch erhielt. Er gibt mir damit eine Anleitung, auch alles das, was der Herr an Zorn oder Gnade über die Erde ausspricht, auf das Fleisch zu beziehen. Denn die Erde, die weder etwas Böses noch etwas Gutes gethan hat, ist ja seinem Gericht auch nicht einmal im eigentlichen Sinne anheim gefallen. Sie, die Blut getrunken hat, wird zwar verflucht, aber auch dies nur im Bilde, in Rücksicht auf das Fleisch, welches den Mord begangen hat. Wenn die Erde Hilfe erfährt oder Schaden leidet, so geschieht auch das des Menschen wegen, damit er durch das Geschick seines Aufenthaltsortes Hilfe oder Schaden erfahre. Noch viel mehr wird er das, was die Erde seinetwegen leidet, zu tragen haben. Und so möchte ich, wenn Gott der Erde drohet, lieber sagen, er drohe dem Fleische, und wenn er der Erde etwas verheisst, lieber darunter verstehen, dass er dem Fleische etwas verheisst, so z. B. bei David: "Der Herr regiert, es frohlocke die Erde", 96) d. i. die Leiber der Heiligen, für welche der Genuss des Reiches Gottes bestimmt ist. Dann fährt er fort: "Die Erde sah es und erbebte, die Berge zerflossen wie Wachs vor seinem Angesichte", 97) nämlich die Leiber der Gottlosen; und: "Sie werden sehen, wen sie durchbohrt haben". 98)

Wenn beiderlei Aussprüche einfachhin von der Erde als blossem Element zu verstehen sind, wie reimt es sich dann, dass dieselbe vor dem Angesichte des Herrn, über dessen Regieren sie oben frohlockte, nun erbebt und zerfliesst? So wird man die Worte bei Isaias: "Ihr werdet das Gute der Erde essen" 99) auf die Güter des Leibes beziehen können, welche demselben verbleiben, wenn er, im Reiche Gottes wieder hergestellt und engelhaft geworden, das erlangen wird, "was kein Auge gesehen, kein |454 Ohr gehört hat und was in keines Menschen Herz gekommen ist. 100)" Sonst wäre es albern genug, wenn Gott zum Gehorsam einladen wollte, um der Feldfrüchte und Nahrungsmittel des jetzigen Lebens willen, welche er ja auch den Gottlosen und Lästerern zuteil werden lässt. Denn die Schöpfung ist dem Menschen einmal zu eigen gegeben, und Gott lässt regnen über Gute und Döse und seine Sonne aufgehen über Gerechte und Ungerechte. 101) Es wäre meiner Treu ein grosses Glück für die Gläubigen, zu erlangen, was die Feinde Gottes und Christi auch haben und nicht nur gebrauchen, sondern auch missbrauchen, indem sie die Schöpfung selbst anbeten anstatt des Schöpfers. 102) Man wird dann wohl Zwiebeln und Erdschwämme für "die Güter der Erde" ansehen, während der Herr doch sagt, dass der Mensch nicht vom Brote allein leben werde. 103)

Die Juden haben in dieser Weise ihre Hoffnung auf das Irdische allein gesetzt und verlieren darüber das Ewige, indem sie weder das vom Himmel versprochene Brot kennen, noch das Öl der göttlichen Salbung, den Wein des Geistes oder das Wasser der Seele, welche von dem Weinstocke Christi belebt wird. So halten sie ja sogar auch das Judenland im eigentlichen Sinne für das heilige Land selbst, da letzteres doch vielmehr auf den Leib des Herrn zu deuten ist, welcher von da an und an allen, die Christum angezogen haben, ein heiliges Land ist, wahrhaft heilig durch die Einwohnung des heiligen Geistes, wahrhaft von Milch und Honig fliessend vermöge der Lieblichkeit seiner Hoffnung, in Wahrheit ein Judenland vermöge der Freundschaft und Nähe Gottes. Denn nicht, wer es äusserlich ist, ist ein Israelit, sondern wer es im verborgenen ist. Darum ist das Fleisch auch der Tempel Gottes und jenes Jerusalem, an welches Isaias die Worte richtet: "Erhebe Dich, erhebe Dich, Jerusalem, bekleide Dich mit der Stärke Deines Armes; erhebe Dich wie zu Anbegiun des Tages", 104) d. h. in Unversehrtheit, wie sie war vor dem Vergehen und der Übertretung. Denn wie würden solche ermahnende und aufmunternde Zurufe für das Jerusalem passen, welches die Propheten getötet und die gesteinigt hat, die zu ihm gesandt sind, und schliesslich sogar ihn, seinen eigenen Herrn, durchbohrt hat?! Indessen es ist überhaupt nicht einmal die Erde, der das Heil versprochen wird; denn sie soll, mit der ganzen Gestalt der Welt untergehen. Auch wenn es jemand unternehmen sollte, das "heilige Land" auf das Paradies zu deuten, worauf auch der Ausdruck "Land der Väter", nämlich Land, des Adam und der Eva, passt, so wird es den Schein gewinnen, als würde dadurch dem Fleische die Wiedereinsetzung in das Paradies versprochen, welches so glücklich war, seine Wohnung darin zu bekommen, und der |455 Mensch würde alsdann ebenso dorthin zurückversetzt, wie er daraus verstossen worden ist.

27. Auch die Erwähnung von Kleidern in der hl. Schrift haben wir im Sinne der Hoffnung des Leibes allegorisch zu erklären. In der Apokalypse des Johannes heisst es nämlich beispielsweise: "Das sind die, welche ihre Gewänder nicht befleckt haben mit Weibern"; 105) darunter werden die Jungfrauen verstanden und diejenigen, welche sich selbst verschnitten haben wegen des Reiches Gottes. Und so werden sie denn weiss gekleidet sein, d. h. in die Klarheit eines jungfräulichen Leibes. Auch im Evangelium kann man in dem "hochzeitlichen Kleide" 106) die Heiligkeit des Leibes wiedererkennen. Daher sagt Isaias da, wo er lehrt, welches das Fasten sei, das der Herr sich auserwählt hat, und über den Lohn für das Gute Angaben macht: "Dann wird Dein Licht hervorbrechen wie der Morgen und Dein Gewand wird schneller kommen", 107) doch wohl kein halbseidenes oder ein Pallium, sondern er wollte, dass man den Leib darunter verstehe, und hat so bei Gelegenheit der Erwähnung des Unterganges des Todes die Entstehung des wieder auferstehenden Fleisches verkündet. Also steht auch uns die Verteidigung der körperlichen Auferstehung mit Hilfe der Allegorie zu.

Wenn wir lesen: "Tritt ein mein Volk, in deine Vorratskammern. .. einen Augenblick, bis mein Zorn vorüber ist", 108) so werden die Vorratskammern wohl die Gräber sein, in welchen diejenigen eine kurze Zeit zu ruhen haben, die am Ende der Welt unter dem letzten Zorne durch die Gewalt des Antichrists umkommen. Oder aber, warum hat er es vorgezogen, sich des Ausdrucks "Vorratskammern" zu bedienen und nicht des Namens irgend eines andern Aufbewahrungsortes, wenn nicht aus dem Grunde, weil in den Vorratskammern das gesalzene und zum Gebrauche bestimmte Fleisch aufbewahrt wird, welches daraus zu seiner Zeit soll hervorgeholt werden. Denn gerade so werden die Leiber mit Spezereien für das Begräbnis einbalsamiert und in Mausoleen und Grabmälern beigesetzt, um daraus wieder hervorzugehen, sobald es der Herr befiehlt. Da dies nun so zu verstehen ist ---- denn wo gäbe es sonst Vorratskammern, die uns vor dem Zorne Gottes als Zufluchtsörter dienen könnten? ---- und gerade deshalb, weil er sagt: "Eis mein Zorn vorübergeht", der nämlich, welcher den Antichrist vernichten wird, ---- so gibt er damit zu erkennen, dass der Leib aus dem Grabe, in welches er vor dem Ausbrechen des Zornes gebracht worden war, wieder hervorgehen werde. Denn aus den Vorratskammern wird nichts anderes herausgeholt, als was hineingetragen wurde, und die Auferstehung wird nach der Vertilgung des Antichrists vor sich gehen. |456 

28. Wir wissen aber, dass Prophezeiungen nicht nur in Worten, sondern auch mit Zuhilfenahme von Handlungen gegeben wurden. Sowohl in Worten als auch durch Handlungen wird die Auferstehung verkündigt, z. B. wenn Moses seine Hand in seinen Busen steckt, sie abgestorben wieder herauszieht, sie wieder hineinsteckt und lebendig herauswickelt. Ist dieses nicht ein Vorzeichen für den ganzen Menschen? indem durch jenes dreifache Zeichen mit Beobachtung der Aufeinanderfolge bemerklich gemacht wird die dreifache Macht Gottes, welche den Teufel, die Entsetzen erregende Schlange, erstlich dem Menschen unterwerfen, alsdann das Fleisch aus dem Versteck des Todes hervorziehen und endlich alles Blut im Gerichte zurückfordern wird. In betreff des letztern spricht bei demselben Propheten Gott: "Ich will Euer Blut von allen wilden Tieren zurückfordern, sowie aus der Hand des Menschen und aus der Hand des Bruders will ich es wieder fordern." 109) Nun wird aber nichts gesucht, als was zurückverlangt wird; es wird nichts zurückverlangt, als was auch zurückgegeben werden wird, und zurückgegeben wird natürlich das, was zur Vergeltung zurückgefordert und verlangt wird. Denn es kann nichts vergolten werden, was niemals vorhanden gewesen ist behufs der Vergeltung. Es wird aber vorhanden sein, wenn es wird hergestellt werden.

Alles also, was nur immer gegen das Blut ausgesagt wird, richtet sich gegen das Fleisch, ohne welches das Blut ja kein Blut wäre. Das Fleisch wird auferweckt, damit das Blut gerächt werde. Einiges wenige findet sich auch in einer Weise ausgesprochen, dass es des Schleiers der Allegorie entbehrt, nichtsdestoweniger aber trotz seiner Einfachheit einer Deutung bedürftig ist, wie die Stelle bei Isaias': "Ich bin es, der töten und lebendig machen wird". 110) Sicher wird er beleben, erst nachdem er getötet hat. Also der, welcher durch den Tod getötet hat, wird durch die Auferstehung beleben. Es ist aber das Fleisch, welches durch den Tod getötet wird; somit wird es auch das Fleisch sein, welches in der Auferstehung wieder belebt wird. Wenn dem Fleische die Seele entreissen töten, und das Gegenteil davon, dem Fleische die Seele wiedergeben, beleben heisst, so ist es notwendig, dass dasjenige Fleisch aufsteht, dem die durch die Tötung entrissene Seele durch Belebung wiedergegeben werden muss.

29. Wenn also allegorische Schriftstellen, thatsächliche Beweise und wörtlich zu nehmende Aussprüche die Auferstehung des Fleisches, wiewohl ohne Nennung der betreffenden Substanz selbst, durchblicken lassen, um wie viel weniger werden dann die Stellen, wodurch jene Hoffnung auf die körperliche Substanz selbst unter spezieller Erwähnung bestimmt ausgesprochen wird, in Frage zu ziehen sein! Nimm beispielsweise den Ezechiel! |457 "Es kam", sagt er, "die Hand des Herrn über mich, und es führte mich der Herr im Geiste hinaus und stellte mich in die Mitte eines Feldes. Dasselbe war mit Gebeinen angefüllt und er führte mich über sie im Kreise herum, und siehe, es waren ihrer viele auf der Oberfläche des Feldes, und sie waren dürre genug. Und er sprach zu mir: Menschensohn, ob diese Gebeine wohl leben werden? Und ich sagte: Adonai, Herr, Du weisst es. Und er sprach zu mir: Weissage über diese Gebeine und sprich: Dürres Gebein, höre die Stimme des Herrn! So spricht der Herr Adonai zu diesen Gebeinen: Siehe, ich will Geist in Euch bringen, und ihr werdet leben; ich will Geist in Euch geben und Euch in Leiber zurück führen, Euch mit Haut umgeben und Geist in Euch geben, und Ihr werdet leben und erkennen, dass ich der Herr bin. Und ich weissagte nach seinem Gebot. Und siehe, es ward ein Geräusch, während ich weissagte, und eine Bewegung und Gebein näherte sich dem Gebein. Und ich schaute und siehe, die Gebeine überzogen sich mit Seimen; Fleisch und Haut bildeten sich darüber, aber Geist war noch nicht in ihnen. Und er sprach zu mir: Menschensohn, Prophet, weissage zum Geiste und sage zum Geiste: So spricht der Herr Adonai: Komm, Du Geist, von den vier Winden und wehe in den Toten und sie werden leben. Und ich weissagte zum Geiste, wie er mir vorgeschrieben hatte. Da kehrte der Geist in sie ein, und sie lebten und standen auf ihren Füssen, stark und gross genug. Und er sprach zu mir: Menschensohn, es ist das ganze Haus Israel, diese Gebeine. Sie sprachen: Unsere Gebeine sind verdorret, unsere Hoffnung ist zu Grunde gegangen, wir sind Abgeschnittene in ihnen. Deshalb prophezeie ihnen: Siehe, ich werde Eure Gräber öffnen und Euch herausführen aus Euren Gräbern als mein Volk und Euch führen in das Land Israel, und Ihr werdet erkennen, dass ich, der Herr, Eure Gräber geöffnet und Euch hinausgeführt habe aus Euren Gräbern, mein Volk; und ich will Euch den Geist geben und Ihr werdet leben und ruhen in Eurem Lande und erkennen, dass ich, der Herr, geredet und es gethan habe, spricht der Herr." 111)

30. Ich weiss wohl, wie sie diese Ankündigung durchstöbern, um eine Allegorie herauszuklügeln. Sie sagen: Weil jene Gebeine das ganze Haus Israel sind, so hat er sie zu einem Bilde Israels gemacht und sie ihres eigentümlichen Charakters entkleidet, und so habe man eine bloss figürliche, keine reale Verkündigung der Auferstehung vor sich. Der jüdische Staat gerate nämlich in Verfall, sei wie tot, vertrocknet und werde über das Feld des Erdkreises verstreut. Darum sei auch das Bild von der Auferstehung eine Allegorie auf ihn; denn es finde eine |458 Wiederansammlung und eine Wiederbefestigung von Gebein an Gebein statt, d. h. von Stamm an Stamm und von Volk an Volk, und sie würden wieder als Körper hergestellt vermittelst des Fleisches des Reichtums und der Sehnen der Königsherrschaft; so aus den Gräbern, d. h. aus den so traurigen und trübseligen Verbannungsörtern, herausgeführt, kämen sie zum Zwecke des Trostes wieder zu sich und würden von da an in ihrem Lande Judäa leben. ---- Und was danach? Ohne Zweifel werden sie sterben. Und was nach dem Tode? Dann gibt es vermutlich keine Auferweckung, wenn es nicht eben die ist, welche dem Ezechiel geoffenbart wurde.

Allein es wird auch anderwärts sonst noch eine Auferstehung verkündigt; folglich wird es diese sein, und es ist vergebens, sie auf den Zustand des jüdischen Staates umzudeuten. Ist es aber eine andere als die, welche wir verteidigen, so ist mir auch weiter nichts daran gelegen, wenn es nur eine Auferstehung der Körper ist so gut wie des jüdischen Staates. Dadurch endlich, dass die Wiedererweckung des jüdischen Staates durch eine Wiedereinkörperung und Wiedervereinigung von Gebeinen versinnbildet ist, wird bewiesen, dass eben dasselbe sich mit den Gebeinen auch ereignen werde. Denn obschon im Bilde nur eine Fiktion der Realität liegt, so hat doch das Bild selbst seine eigene Realität für sich. Es muss vorerst denn doch für sich bestehen, um etwas anderem angepasst werden zu können. Eine aus Wesenlosem entnommene Ähnlichkeit hat keinen Sinn, eine auf nichts basirte Gleichnisrede lässt keine Anwendung zu. So wird es denn nötig sein, auch hinsichtlich der Gebeine anzunehmen, dass sie wieder mit Eingeweiden und Atmungsorganen, wie angegeben, versehen werden, welchem Vorgänge entsprechend dann die Wiederherstellung des jüdischen Staates ausgemalt werden kann, wie sie ihm angedichtet wird.

Doch es entspricht der Frömmigkeit mehr, auf Grund des Ansehens des buchstäblichen Verständnisses die Wirklichkeit zu verteidigen, wie es der Sinn der göttlichen Kundgebung verlangt. Denn wenn sich diese Vision auf den jüdischen Staat bezöge, so hätte Gott sogleich nach enthülltem Anblick der Lage der Gebeine hinzugesetzt: "Alle diese Gebeine sind das ganze Haus Israel" und so weiter. Aber da er, nachdem er die Knochen gezeigt hat, erst noch von der besondern Hoffnung derselben redet, ohne Israel zu nennen, und den Glauben des Propheten auf die Probe stellt: "Menschensohn, werden diese Gebeine wohl leben?"', so dass jener erst antwortete: "Herr, Du weisst es", so würde Gott wahrhaftig den Glauben des Propheten doch nicht mit einer Sache auf die Probe gestellt haben, welche sich niemals zutragen sollte, wovon Israel niemals hören würde, die es nicht zu glauben brauchte. Weil jedoch die Auferstehung der Toten allerdings verkündigt wurde, Israel aber, seiner Ungläubigkeit entsprechend, zweifelte und Ärgernis nahm und bei dem Anblicke des sich lange hinziehenden |459 Zustandes des Begrabenseins an der Auferstehung verzweifelte oder doch wenigstens den Sinn nicht sowohl auf sie richtete als auf seine Notlage deshalb eben hat Gott den Propheten, insofern er selber auch schwankend war, vorerst zur Standhaftigkeit in der Verkündigung befähigt, indem er ihm den Hergang der Auferstehung offenbarte. Auch befahl er dem Volke, zu glauben, was er dem Propheten geoffenbart hatte, indem er sich des Ausdrucks bediente, die Gebeine, die da auferstehen sollten, aeien das Volk selbst, es, das an die Auferstehung nicht glaubte. So sagt er auch am Schluss: "Und Ihr werdet erkennen, dass ich, der Herr, es gesagt habe und thun werde"; er wollte nämlich thun, was er gesagt hatte, würde aber nicht thun, was er gesagt hatte, wenn er es in anderere Weise ausführt, als er gesagt hat.

31. Wenn das Volk nur allegorisch darüber gemurrt hätte, 112) dass sein Mark aufgezehrt und seine Hoffnung verloren sei, sich über das Schicksal der Zerstreuung beklagend, dann würde Gott allerdings mit Recht eine solche figürliche Hoffnungslosigkeit auch durch eine bloss figürliche Versprechung trösten. Aber da das Unglück des Zerstreutseins das Volk noch nicht getroffen hatte, die Hoffnung der Auferstehung dagegen bei ihm sehr oft gesunken war, so hat Gott in der Weise, wie 113) es das Vertrauen darauf aus Anlass des Vergehens der Leiber offenbar erschütterte, diesen Glauben, den das Volk zerstörte, in entsprechender Weise wieder aufgerichtet. Auch wenn irgend ein niederschlagendes Zeitereignis Israel in jenem Augenblicke mit Betrübnis erfüllt hätte, so wäre darum doch der Inhalt jener Vision nicht als eine blosse Parabel zu nehmen, sondern als ein Zeugnis der Auferstehung, um es wieder zu jener Hoffnung aufzurichten, nämlich zur Hoffnung auf das ewige Heil und eine noch notwendigere Auferstehung, und um es vom Anblicke der gegenwärtigen Zustände abzulenken.

Diesen Zweck haben auch andere Propheten: "Ihr werdet aus den Gräbern hervorgehen wie die Kälber, wenn sie von den Banden befreit sind, und Eure Feinde unter die Füsse treten." 114) Und wiederum: "Euer Herz wird sich freuen und Eure Gebeine aufkeimen wie ein Kraut", 115) weil auch das Kraut aus der Auflösung und Verwesung des Samenkorns wieder ersteht.

In Summa, wenn die Vision von den auferstehenden Gebeinen sich ausschliesslich auf den jüdischen Staat bezieht, warum wird denn nicht bloss Israel, sondern allen Völkern eine und dieselbe Hoffnung angekündigt, |460 die Hoffnung der Wiedereinkörperung und Wiederbeseelung der sterblichen Überreste und der Auferweckung der Toten aus den Gräbern? Es ist nämlich mit Bezug auf alle gesagt: "Die Toten werden leben und aus den Gräbern auferstehen; denn der Tau, welcher von Dir ausgeht, ist die Heilung für ihr Gebein." 116) Ebenso an einer andern Stelle: "Alles Fleisch wird kommen, um vor meinem Angesichte anzubeten, spricht der Herr." 117) Wann denn? Wenn die Gestalt dieser Welt zu vergehen beginnen wird. Denn oben hiess es: " Denn wie der neue Himmel und die neue Erde, die ich bilden werde vor meinem Angesicht, so wird, spricht der Herr, auch Euer Same vor mir bestehen." 118) Dann wird auch das, was er unmittelbar folgen lässt, sich erfüllen: "Und sie werden hervorgehen" ---- natürlich aus ihren Gräbern ---- "und schauen die Glieder derer, welche sich gegen mich versündigt haben, weil ihr Wurm nicht herunterfallen und ihr Feuer nicht erlöschen wird, und sie werden zum Schauspiel sein für alles Fleisch" 119)---- verstehe, für das Fleisch, welches, auferweckt und aus den Gräbern hervorgegangen, den Herrn für diese Gnade anbeten wird.

32. Damit es nicht den Anschein gewinne, als werde die Auferstehung bloss derjenigen Leiber verkündigt, welche in Gräbern niedergelegt sind, so existiert auch die Schriftstelle: "Ich werde den Fischen des Meeres Befehl erteilen, und sie werden von sich geben die Gebeine, welche sie verschlungen haben, und ich werde fügen Band an Band und Bein an Bein." 120) Dann werden folglich, höre ich einwenden, auch die Fische wiederaufstehen, sowie auch die wilden Tiere und Fleisch fressenden Vögel, um die Menschen von sich geben zu können, welche sie gefressen haben; denn man liest auch bei Moses, dass von allen Tieren das Blut zurückgefordert werde? ---- Durchaus nicht, sondern die wilden Tiere und Fische werden behufs der Wiedergabe des Fleisches und Blutes nur zu dem Zwecke namentlich aufgeführt, um die Auferstehung auch der verschlungenen Leiber um so entschiedener auszudrücken, wenn sogar den Verschlingern derselben die Wiederherausgabe befohlen wird.

Für einen hinlänglichen Beleg der diesbezüglichen Macht Gottes halte ich den Jonas, da derselbe unversehrt an beiden Bestandteilen, an Leib und Seele, aus dem Bauche des Fisches herausgeholt wird. Ein Fischmagen wäre sicher in einem Zeitraum von drei Tagen mit der Auflösung eines Menschenleibes leichter zustandegekommen, als ein Sarg, ein Grab, als die Ruhe in irgend einem einsamen und abgelegenen Beinhause, davon ganz zu schweigen, dass im Bilde der Bestien diejenigen, welche sich |461 wild gegen die Christen betragen, die nur dem Namen nach Menschen, in Wirklichkeit Engel der Gottlosigkeit sind, angedeutet werden. Von ihnen wird das Blut wiedergefordert durch eine entsprechende Strafe.

Wem also das Lernen mehr am Herzen liegt als Einbildungen, wer es mehr aufs Glauben abgesehen hat als aufs Streiten, wer die göttliche Weisheit mehr ehrt als er seiner eigenen frönt, wird der, wenn er von einem Ratschlusse Gottes in betreff des Fleisches, der Haut und der Sehnen hört, ihn auf andere Weise auslegen und glauben, was in betreff dieser Substanzen angekündigt wird, gelte dem Menschen nicht? Entweder ist in betreff des Menschen nichts beschlossen, weder die Verleihung des Himmelreichs, das strenge Gericht und was sonst noch zur Auferstehung gehört, oder aber, wenn dem Menschen dergleichen bestimmt ist, so ist es notwendigerweise für die Substanzen bestimmt, woraus der Mensch, für den es bestimmt ist, besteht. Ich richte an diese verschmitzten Hexenmeister, die Gebeine, Fleisch, Seimen und Gräber weghexen, auch die Frage, warum sie, wenn einmal ein für die Seele geltender Ausspruch gethan wird, die Seele nicht auch für etwas anderes deuten und sie nicht in einen andern Gegenstand umdeuten, sondern warum sie, wenn etwas auf irgend einen körperlichen Bestandteil Bezügliches gesagt wird, eher alles andere gelten lassen, als das Ding, dessen Name genannt wird? Wenn die körperlichen Dinge blosse Gleichnisse sind, warum nicht auch die seelischen? Wenn die seelischen keine enthalten, dann sind die körperlichen auch keine. Denn der Mensch ist so gut Körper als Seele. Daher kann nicht der eine Bestandteil Sinnbilder zulassen, der andere sie ausschliessen.

33. In betreff der prophetischen Schriften genügt dies. Ich lenke den Kampf nun aufs Gebiet der Evangelien. Auch hier muss ich zuerst der analogen Verschmitztheit derer in den Weg treten, welche behaupten, der Herr habe alles nur in Gleichnissen geredet, weil geschrieben steht: "Dieses alles nun redete Jesus in Gleichnissen, und ohne Gleichnis redete er nichts zu ihnen" 121) ---- wohlgemerkt zu den Juden. Denn auch die Jünger sagen: "Warum redest Du in Gleichnissen?" Und der Herr antwortet: "Ich rede deshalb in Gleichnissen zu ihnen, damit sie sehen und doch nicht sehen, hören und doch nicht hören", gemäss den Worten des Isaias. 122) Wenn er also zu den Juden in Gleichnissen redete, dann doch nicht zu allen; wenn nicht zu allen, dann auch nicht immer, und es ist nicht alles Gleichnis, sondern nur einiges und bei gewissen Personen. Diese Personen aber sind die Juden, manchmal allerdings auch die Jünger. Aber betrachte, mit welchen Worten die hl. Schrift dies berichtet: "Er redete aber auch ein Gleichnis zu ihnen." 123) Folglich sagte er manchmal auch |462 kein Gleichnis. Denn es wäre nicht angemerkt worden, wann er ein Gleichnis redete, wenn er immer so geredet hätte. Überdies wird man finden, dass die Parabeln entweder von ihm selbst ausgelegt werden, wie die vom Säemann als die Predigt des Wortes, oder vom Verfasser des Evangeliums erklärt werden, wie die vom stolzen Richter und der zudringlichen Witwe als Hinweisungen auf die Beharrlichkeit im Gebet, oder endlich, dass sie sich selbst erklären, wie die vom Feigenbaum, der noch Aufschub erhielt wegen der Hoffnung, als ein Bild der Unfruchtbarkeit des jüdischen Volkes.

Wenn also das Licht des Evangeliums nicht einmal durch die Gleichnisreden verdunkelt wird, so fehlt viel daran, dass die Aussprüche und Erklärungen, die ihrer Natur nach klar sind, anders zu verstehen wären, als sie lauten. Das Gericht, das Reich Gottes und die Auferstehung aber kündigt der Herr in Form von Erklärungen und Aussprüchen an. "Erträglicher", sagt er, "wird es Tyrus und Sidon gehen an jenem Tage", 124) "saget ihnen, das Reich Gottes sei nahe", 125) "es wird Dir bei der Auferstehung der Gerechten vergolten werden". 126) Wenn also die Namen der betreffenden Dinge, d. h. Gericht, Reich Gottes und Auferstehung, in sich fertig sind, so dass keins davon zu einer Parabel verflüchtigt werden kann, so darf auch das nicht zu Parabeln verflüchtigt werden, was in der Verkündigung als zur Vorbereitung, Verwirklichung und Wahrnehmung des Reiches, des Gerichtes und der Auferstehung gehörig bezeichnet wird.

So werden also diese Dinge als körperliche aufrecht erhalten werden, weil sie für Körperliches bestimmt und folglich nicht geistig sind, weil nicht figürlich. Deshalb haben wir auch den Nachweis vorausgeschickt, dass sowohl dem Seelen- als dem Leibeskörper der dem gemeinschaftlichen Wirken entsprechende schuldige Lohn in Aussicht stehe, damit nicht durch die Körperlichkeit der Seele, welche zu symbolischen Auffassungen Anlass gibt, die Körperlichkeit des Leibes ausgeschlossen werde. Denn der Glaube muss festhalten, dass sie beide am Reiche, am Gericht und an der Auferstehung Teil haben.

Nun fahren wir fort zu beweisen, der Herr habe ganz eigentlich die Körperlichkeit des Leibes bei jeder Erwähnung der Auferstehung im Sinne, unbeschadet der der Seele, welche einige wenige Personen ebenfalls schon empfangen haben.

34. Wenn er erstens sagt, er sei gekommen, selig zu machen, was verloren war, was mag denn das Verlorene gewesen sein? Ohne Zweifel der Mensch. Der ganze oder nur ein Teil von ihm? Sicher der ganze. Denn die Uebertretung, welche die Ursache des menschlichen Verderbens |463 ist, vollzog sich sowohl aus Antrieb und Begierlichkeit der Seele als durch die Thätigkeit des Leibes, nämlich durch den Genuss, sie trug den ganzen Menschen in das Schuldbuch der Uebertretung ein und erfüllte ihn von der Zeit an mit der Schuld des Verderbens.

Er wird also in seiner Vollständigkeit gerettet werden, wie er in seiner Ganzheit durch die Uebertretung verloren gegangen ist. Oder ist etwa das Schaf im Evangelium ohne Leib verloren gegangen und ohne Leib zurückgebracht worden? Wird mit der Seele, weil es eben ein heiles Stück Vieh war, auch sein Leib auf den Schultern des guten Hirten herbeigebracht, so ist es jedenfalls ein Beleg dafür, dass auch der Mensch beiden Bestandteilen nach wiederherzustellen ist. Oder wie wenig wäre es Gottes würdig, bloss den halben Menschen zu erlösen, ihn so fast noch herunterzusetzen, da sogar die Begnadigung seitens der weltlichen Fürsten immer vollständig beansprucht wird! Der Teufel wird mächtiger gedacht in Schädigung des Menschen, indem er ihn vollständig zu Boden wirft; Gott aber soll für schwächer erklärt werden, indem er ihn nicht ganz wieder erhebt?! 127) Und doch setzt der Apostel hinzu: "Wo die Sünde reichlich war, ist die Gnade noch reichlicher gewesen". 128) Wie soll man ihn denn für einen Geretteten halten, ihn, der auch ein Verlorener genannt werden könnte? Dem Leibe nach bleibt er nämlich verloren, der Seele nach dagegen ist er gerettet. Oder man müsste, damit eine Errettung der Seele bewirkt werden könne, auch sie zu dem Verlorengegangenen rechnen; denn was verloren gegangen war, wird gerettet werden müssen. Nun aber nehmen wir ja die Unsterblichkeit der Seele an, so dass man ihr Verlorengehen nicht für gänzlichen Untergang ansieht, sondern für ein Verlorengehen zur Bestrafung, d. i. zur Hölle. Und wenn dem so ist, so wird die Herstellung nicht der Seele gelten, da sie ihrer natürlichen Beschaffenheit nach, vermöge ihrer Unsterblichkeit unversehrt ist, sondern sich vielmehr auf den Leib, der, wie allen bekannt, des Untergangs fähig ist, 129) beziehen. Wenn aber die Seele auch des Untergangs fähig, d. h. wie das Fleisch nicht unsterblich ist, dann wird schon der Gleichheit wegen auch dem Fleische jenes Gesetz zu statten kommen müssen, welches ebenso sterblich und vergänglich ist; denn der Herr will ja, was verloren ist, wieder herstellen.

Ich will für jetzt nicht darüber rechten, ob der Mensch nach dieser oder jener Seite hin eine Beute der Auflösung werde, da ihm beiderseits eine Herstellung bevorsteht, die für beide Bestandteile die gleiche ist. Denn siehe, hinsichtlich welcher Substanz man auch den Untergang des Menschen |464 annimmt, hinsichtlich der andern geht er nicht unter. Er wird also hinsichtlich der Substanz, welche nicht untergegangen ist, schon gerettet sein, hinsichtlich der aber, welche untergegangen ist, nichtsdestoweniger gerettet werden. Da hast Du die Wiederherstellung des vollständigen Menschen; denn der Herr wird, was immer von ihm auch untergeht, erretten, andererseits das, was nicht untergeht, nicht erst noch verderben. Wer würde also an der Erhaltung beider Bestandteile noch zweifeln, da der eine seinen Fortbestand wiedererlangen, der andere ihn gar nicht verlieren soll?!

Doch der Herr drückt den Sinn der Sache noch genauer aus und sagt: "Ich bin nicht gekommen, meinen Willen zu thun, sondern den Willen meines Vaters, der mich gesandt hat". 130) Welchen denn wohl? "Dass ich von allem, was er mir gegeben, nichts verliere, sondern es wieder auferwecke am jüngsten Tage". Was hatte Christus vom Vater denn anders empfangen, wenn nicht das, was er angezogen hatte? Die menschliche Natur ohne Zweifel, die Vereinigung aus Leib und Seele. Er wird also nicht dulden, dass auch nur eins von dem, was er empfangen hat, zu Grunde gehe, ja nicht einmal eins von beiden, nicht einmal das geringere. Ist das Fleisch das geringere, dann auch nicht das Fleisch, weil er auch das geringe nicht verliert, noch überhaupt etwas, da er nichts verliert. Wollte er nun aber das Fleisch am jüngsten Tage nicht wieder auferwecken, so liesse er schon nicht mehr etwas geringes vom Menschen zu Grunde gehen, sondern ich möchte entsprechend der Wichtigkeit des betreffenden Teiles fast sagen, den ganzen Menschen.

Wenn er ferner noch beifügt: "Das ist der Wille des Vaters, dass jeder, der den Sohn sieht und an ihn glaubt, das ewige Leben habe; und ich will ihn auferwecken am jüngsten Tage", so hat er damit die Auferstehung in ihrer Vollständigkeit hingestellt. Er teilt nämlich jedem der beiden Bestandteile seinen eigentümlichen Lohn in der Wiederherstellung zu, je nach seinen Verrichtungen, dem Fleische, womit der Sohn gesehen wurde, und der Seele, womit an ihn geglaubt wurde. Dann ist diese Versprechung also, wirst Du wohl sagen, nur denen gegeben, welche Christus gesehen haben. Mag es immerhin so sein, dann wird dieselbe Hoffnung von ihnen auch zu uns gelangen. Denn wenn denjenigen, welche ihn leiblich schauten und darum an ihn glaubten, damals schon ihr leibliches und geistiges Thun Früchte brachte, dann wird es sie noch viel mehr für uns bringen. Denn glücklicher noch sind die, "welche nicht sehen und doch glauben"; deswegen würde uns, als den Glücklicheren, die Auferstehung des Fleisches sogar dann noch zukommen, wenn sie jenen versagt worden wäre. Wie könnten sie glücklich sein, wenn einer ihrer Teile von ihnen zu Grunde gehen wird!? |465 

35. Der Herr schreibt ferner vor, man solle denjenigen, welcher Leib und Seele in den Höllentod stürzen kann, d. i. den Herrn allein, mehr fürchten, nicht diejenigen, welche bloss den Körper töten, der Seele aber nicht schaden können, 131) d. i. die menschlichen Gewalthaber. Folglich wird auch in diesen Worten anerkannt, die Seele sei von Natur aus unsterblich, da sie nicht von Menschen getötet werden kann, die Sterblichkeit aber als ein Attribut des Leibes hingestellt, da ihm das Getötetwerden eignet. Allein weil sich die Untersuchung auch hierbei mit Deuteleien des Wortes Körper muss narren lassen, so werde ich unter dem Körper des Menschen nichts anderes verstehen, als diese ganze Schicht Fleisch, durch welche Sorte von Stoffen sie auch immer sich zusammensetzen und verändern möge, das, was man sehen, greifen, mit einem Wort das, was am Menschen getötet werden kann. So darf man ja auch unter dem Körper einer Mauer nichts anderes verstehen als den Mörtel, die Bruchund die Backsteine. Wenn jemand noch irgend einen Geheimkörper lehrt, so mag er ihn uns zeigen und offenbaren. Er möge beweisen, dass er dasjenige sei, was am Menschen getötet wird, und dann soll es der richtige sein. Ebenso ist, wenn der Leib zu der Seele im Gegensatz gestellt 132) wird, gleichfalls alle Pfiffigkeit vergebens. Da angenommen wird, dass beide, die Seele sowohl als der Leib, dem Höllentode verfallen, so bleibt der Körper von der Seele unterschieden, und es bleibt uns nur übrig, unter dem Leibe das zu verstehen, was vor Augen liegt, nämlich das Fleisch, welches, wenn es den Tod aus der Hand Gottes nicht mehr fürchtet, dem Höllentode verfällt, ebenso sicher aber, wenn es vorgezogen haben sollte, sich von den Menschen töten zu lassen, zum ewigen Leben belebt werden wird.

Sollte jemand den Höllentod von Seele und Leib begierig aufgreifen wollen als eine Vernichtung und den Untergang beider Substanzen, nicht als Bestrafung, nicht als würden sie gezüchtigt, sondern aufgerieben, so möge er sich auch daran erinnern, dass das Höllenfeuer als ein ewiges hingestellt wird, zum Zweck der ewigen Strafe, und daraus die Ewigkeit dieses Todes erkennen, welcher eben darum mehr zu fürchten ist, als der Tod durch Menschen, der nur ein zeitweiliger ist. Dann wird er auch an die ewige Dauer der Substanzen glauben müssen, da sie ja zur Strafe einem ewigen Tode verfallen. Wenigstens wird, da nach der Auferstehung Leib und Seele den Höllentod von seiten Gottes erleiden sollen, beides hinlänglich feststehen, sowohl die leibliche Auferstehung als der ewige Tod. Im andern Falle wäre es höchst absurd, wenn das wieder auferweckte |466 Fleisch den Höllentod in der Weise erleiden müsste, dass es ganz verginge, was es ja auch dann erlitten hätte, wenn es gar nicht wieder auferweckt worden wäre. Es würde dann selbstverständlicherweise nur darum wiederhergestellt, um nicht mehr zu sein, während das Nichtsein doch vorher schon sein Los gewesen ist.

Um uns in derselben Hoffnung fest zu begründen, fügt er das Beispiel von den Sperlingen bei. Von zweien dieser Tiere fällt keines auf die Erde ohne den Willen Gottes. Ebenso sollst du auch glauben, dass der Leib, welcher zur Erde herabgesunken ist, in Kraft des Willens desselben Gottes wieder auferstehen könne. Den Sperlingen ist das freilich nicht gegeben. Aber sind wir denn nicht besser als viele Sperlinge, gerade darum, weil wir wieder auferstehen, wenn wir hingesunken sind, und weil uns derjenige, der von sich sagt, er habe alle Haare unseres Hauptes gezählt, die Herstellung verheisst? Denn wenn sie verloren sein sollen, welcher Grund wäre dann dazu vorhanden gewesen, ihre Zahl festzustellen? Aber da heisst es: "Von allem, was mir der Vater gegeben hat, werde ich nichts verlieren", 133) d. h. auch nicht einmal ein Haar, so wenig als ein Auge oder einen Zahn. Womit sollte übrigens das Weinen und Zähneknirschen geschehen, wenn nicht mit den Augen und Zähnen? nämlich auch dann noch, nachdem man dem Höllentode dem Leibe nach verfallen und in die äusserste Finsternis hinausgestossen ist, was die spezielle Qual für die Augen ist. Wenn sich einer bei dem . Hochzeitsmahle mit Werken bekleidet einfindet, die nicht würdig sind, so soll er sofort an Händen und Füssen gebunden werden; folglich wird er mit seinem Leibe auferstanden sein. So sind also auch das zu Tische Sitzen im Reiche Gottes, das Sitzen auf den Stühlen Christi, das Stehen zu seiner Rechten oder zu seiner Linken, sowie das Essen vom Baume des Lebens 134) höchst zuverlässige Anzeichen einer körperhaften Beschaffenheit.

36. Sehen wir nun zu, ob er nicht auch, als er die Verschlagenheit der Sadduzäer abwehrte, dafür um so mehr unsere Ansicht hoch gehoben hat. Tendenz der Frage war nach meinem Dafürhalten die Beseitigung der Auferstehung; denn die Sadduzäer geben weder den fortdauernden Bestand des Leibes noch der Seele zu. Daher hatten sie das Argument für ihr Problem von da entnommen, wo der Glaube an die Auferstehung seine schwächste Stelle zeigt, nämlich mit der nur so hingeworfenen Frage, ob der Leib nach der Auferstehung heiraten werde oder nicht, veranlasst durch die Person eines Weibes, bei der es, da sie an sieben Brüder verheiratet gewesen war, zweifelhaft erschien, welcher davon |467 sie wiedererhalten würde. Nun gut; es muss nur der Sinn der Frage sowohl als der Antwort genau festgehalten werden, und der Streit ist abgeschnitten.

Wenn nämlich die Sadduzäer die Auferstehung verwarfen, der Herr sie aber behauptete und jene schalt, weil sie der h. Schriften unkundig seien, derjenigen nämlich, welche die Auferstehung lehren, sowie auch, weil sie nicht an die Kraft Gottes glaubten, diejenige natürlich, welche die Toten aufzuerwecken imstande ist, und zuletzt hinzufügte: "Dass die Toten auferstehen," 135) somit also ohne Zweifel zu bejahen ist, was Gegenstand ihres Leugnens war, ---- so bejahte er auch die Auferstehung in derselben Weise, wie sie geleugnet wurde, nämlich hinsichtlich beider Bestandteile des Menschen. Wenn er bei jener Gelegenheit sagte, die Toten würden nicht heiraten, so hat er damit nicht auch erklärt, dass sie nicht auferstehen würden. Er hat sie im Gegenteil "Söhne der Auferstehung" 136) genannt, so dass sie also durch dieselbe gewissennassen geboren werden, obwohl sie nach derselben nicht heiraten, sondern auferweckt den Engeln gleich sein werden, weil sie nicht mehr heiraten, da sie auch nicht mehr sterben, sondern in den Zustand der Engel übergehen durch jenes "Kleid der Unverweslichkeit", jedoch mit einer Veränderung der wiederauferweckten Substanz. Man würde übrigens gar nicht darnach gefragt haben, ob wir wiederum heiraten und sterben oder nicht, wenn nicht die Wiederherstellung gerade derjenigen Substanz in Zweifel gezogen worden wäre, welche beim Sterben und Heiraten vorzugsweise beteiligt ist, des Fleisches. Da hast du nun aus dem Munde des Herrn, gegenüber den jüdischen Häretikern, bestätigt, was auch jetzt noch bei den christlichen Sadduzäern geleugnet wird, die materielle Auferstehung!

37. Ebenso hat sich, wenn es heisst, "das Fleisch nütze nichts," 137) die Auffassung nach dem Anlasse des Ausspruches zu richten. Weil man nämlich die Rede des Herrn für hart und unausstehlich gehalten hatte, als wäre es seine Absicht gewesen, man solle in Wirklichkeit sein Fleisch essen, so hat er, um das Wesen des Heils auf den Geist zu gründen, die Worte vorausgeschickt: "Der Geist ist es, der lebendig macht", und dann hinzugesetzt: "Das Fleisch aber nützt nichts", nämlich zum Lebendigmachen. Er führt auch weiter aus, was er unter dem Geiste verstanden wissen will. "Die Worte, die ich zu Euch geredet habe, sind Geist, sind Leben"; sowie weiter oben: "Wer meine Worte hört und an den glaubt, der mich gesandt hat, der hat das ewige Leben, und das |468 Gericht wird nicht über ihn kommen, sondern er wird vom Tode zum Leben hinübergehen." 138) Indem er so das Wort als den Lebendigmacher hinstellt, weil das Wort Geist und Leben ist, hat er sein Fleisch ebenso genannt, weil das Wort ja Fleisch geworden war. Demnach musste es zum Zwecke des Lebens begehrt, durch Anhörung genossen, durch Verstehen gleichsam wiedergekäuet, durch Glauben verdauet werden. Denn er hatte kurz vorher 139) sein Fleisch auch als das Himmelsbrot bezeichnet, indem er durch eine von den notwendigsten Nahrungsmitteln entnommene Allegorie die Erinnerung an die Vorfahren, welche das Brot und Fleisch Ägyptens der göttlichen Berufung vorzogen, wach rief. Sich gegen ihre Bedenklichkeiten, die, wie er bemerkt hatte, zerstreut werden mussten, wendend, sagte er also: "Das Fleisch nützt nichts". Hat das mit Beseitigung der Auferstehung etwas zu schaffen? Als ob es nicht Dinge geben dürfte, die, wenn sie schon selbst nichts nützen, doch Nutzen von andern empfangen können? Der Geist nützt, er macht nämlich lebendig; das Fleisch nützt nichts, weil es dem Tode verfällt.

Darum hat Christus bei unserer Ansicht viel besser angegeben, was jedem von beiden bevorsteht. Indem er nämlich zeigt, was nützt und was nicht, hat er damit zugleich ins Licht gestellt, wer nützt und wem, nämlich der Geist als Lebendigmacher dem hingestorbenen Fleische. "Denn es wird die Stunde kommen," sagt er, "da die Toten die Stimme des Sohnes Gottes hören werden, und die sie hören, werden leben." 140) Was ist denn tot? Doch nur das Fleisch. Und wer ist die Stimme Gottes? Doch nur das Wort. Und wer ist das Wort? Doch nur der Geist, der mit Recht, weil er selbst Fleisch geworden ist, das Fleisch auferwecken wird, und zwar von dem Tode, den er selbst erduldet hat, und aus dem Grabe, in das er selbst ist gebracht worden. Endlich, wenn er sagt: "Wundert Euch nicht, weil die Stunde kommt, in welcher alle, die in den Gräbern sind, die Stimme des Sohnes Gottes hören werden, und es werden hervorgehen, die Gutes gethan haben zur Auferstehung des Lebens, die aber Böses gethan haben, zur Auferstehung des Gerichts"; 141) ---- dann wird niemand mehr, sage ich, unter den Toten, die in den Gräbern sind, etwas anderes verstehen können, als die Körper und das Fleisch, weil die Gräber auch nichts anderes sind als Behausungen der Leichname. Denn gerade die alten Menschen, d. i. die Sünder, d. i. die, welche tot sind durch Unkenntnis Gottes und nach der pfiffigen Auslegung der Häretiker mit den Gräbern gemeint sein sollen, die werden, wie unumwunden gesagt ist, aus ihren Gräbern herausgehen zum Gericht. Wie sollten übrigens Gräber aus Gräbern hervorgehen können? |469 

38. Welche Bedeutung sollen wir nach den Reden des Herrn nun auch noch seinen Handlungen beilegen, wenn er Tote aus Särgen und Gräbern wieder auferweckt? Wozu soll das? Geschah es bloss zur Schaustellung seiner Macht und zum Gunstbeweis einer augenblicklichen Wiederbeseelung, so ist es ja nichts so gar Grosses für ihn, Leute, die von neuem sterben werden, aufzuerwecken. Geschah es hingegen mehr zur Sicherstellung des Glaubens an die künftige Auferstehung, dann ist damit gegeben, dass auch sie eine leibliche sein wird, entsprechend der Form jenes ihres Beleges.

Ich mag auch nichts von denen hören, welche sagen, die für die Seele allein bestimmte Auferstehung habe dazumal auch auf das Fleisch hinübergegriffen, weil die Auferstehung der unsichtbaren Seele unmöglich in anderer Weise habe anschaulich gemacht werden können als durch Auferweckung der sichtbaren Substanz. Die kennen Gott schlecht, die da glauben, er vermöge nicht, was sie nicht glauben; dennoch müssen sie recht gut wissen, dass er es konnte, wenn sie die Urkunde des Johannes 142) kennen. Denn wer die noch nackten Seelen der Martyrer, die unter dem Altare ruhen, sichtbar machte, der wäre jedenfalls imstande gewesen, auch die auferstandenen Seelen ohne Leiber sichtbar zu machen. Ich für meine Person dagegen will lieber, dass Gott das Vermögen zu täuschen nicht besitze und in der Kunst zu täuschen allein schwach sei, damit es nicht scheine, als habe er Belege vorausgeschickt, die der Einrichtung der Sache nicht entsprechen, oder vielmehr, ich will, wenn er eine Analogie der Auferstehung beizubringen ohne Anwendung eines Leibes nicht vermochte, lieber, dass er an derselben Substanz diese überschwengliche Analogie gar nicht anbringen konnte. Eine Analogie ist niemals grösser als das, wovon sie die Analogie ist. Sie ist aber-grösser, wenn Seelen mit dem Körper auferweckt werden zum Beweise einer körperlichen Auferstehung. Dann würde eine totale Herstellung des Menschen einer bloss halben zur Unterstützung dienen, da doch umgekehrt das Wesen der Beispiele vielmehr das erfordern würde, was als das Geringere gilt, ich meine, eine Auferstehung bloss der Seele, als Vorgeschmack z. B. davon, dass auch das Fleisch seinerzeit auferstehen werde.

So dienten denn also nach unserer Vorstellung von der Wirklichkeit jene Beispiele von Totenerweckungen durch den Herrn allerdings der Auferstehung des Leibes und der Seele als Belege, damit keiner der beiden Substanzen dieses Geschenk versagt sein sollte. Insofern sie jedoch blosse Beispiele waren, zeigten sie weniger als das, was Christus verhiess. Die betreffenden Personen wurden nämlich nicht zur Herrlichkeit oder Unverweslichkeit auferweckt, sondern nur, um abermals zu sterben. |470 

39. Auch die apostolischen Urkunden hezeugen die Auferstehung. Denn auch die Apostel hatten keine andere Aufgabe, als die Siegel des alten Testamentes zu erbrechen und die des neuen anzulegen, oder vielmehr das Testament Gottes in Christo kund zu machen. So haben sie denn auch in betreff der Auferstehung nichts neues gebracht, sondern dieselbe nur zur Verherrlichung Christi verkündet, da sie im übrigen in einfachem und allgemeinem Glauben bereits angenommen war, ohne allen Streit über die Art und Weise. Einzig die Sadduzäer widersprachen. Es wäre also leichter gewesen, die Auferstehung überhaupt zu leugnen, als sie anders aufzufassen.

Nimm Paulus, der vor den Hohenpriestern in Anwesenheit des Tribuns mitten unter den Sadduzäern und Pharisäern seinen Glauben bekennt. "Männer," sagt er, "Brüder, ich bin Pharisäer, Sohn von Pharisäern, und werde jetzt wegen der Hoffnung und der Auferstehung bei Euch vor Gericht gestellt," 143) natürlich wegen der allgemeinen Auferstehung. Er sagte dies, um nicht, weil er bereits als Übertreter des Gesetzes erschien, in einem Hauptstücke der gesamten Glaubenslehre, d. h. in der Auferstehung, für einen Gesinnungsverwandten der Sadduzäer gehalten zu werden. Da er also den Glauben an die Auferstehung zu bekämpfen nicht den Anschein haben wollte, so hat er ihn damit jedenfalls bekräftigt im Sinne der Pharisäer, und deren Leugner, die Sadduzäer, desavouiert. Auch vor Agrippa sagte er aus, dass er nichts anderes vorgebracht habe, als was die Propheten verkündigt hatten. Also hielt er die Auferstehung in dem Sinne aufrecht, wie die Propheten sie angekündigt hatten. Denn wenn er erwähnt, auch bei Moses stehe etwas über die Auferstehung der Toten geschrieben, so wusste er recht gut, dass es eine körperliche sei, bei der das Blut des Menschen zurückgefordert werden sollte. Er predigte mithin eine Auferstehung, wie sie die Pharisäer annahmen und der Herr selbst sie gepredigt hatte, während die Sadduzäer, um nicht eine Auferstehung von derselben Beschaffenheit glauben zu müssen, sie lieber gänzlich leugneten.

Darum haben sie ihn auch ausgelacht. Sie würden ihn aber nicht ausgelacht haben, wenn sie nur eine Wiederherstellung der Seele allein aus seinem Munde vernommen hätten. Denn darin wären sie einer landläufigen Annahme ihrer eigenen einheimischen Philosophie begegnet. Da aber die Heiden bei der Ankündigung einer bisher unerhörten Art der Auferstehung eben durch deren Neuheit frappiert wurden und ihre sehr erklärliche Ungeneigtheit, eine so wichtige Sache zu glauben, dem gläubigen Sinne zu schaffen machte, da war der Apostel auch darauf bedacht, überall in seinen Schriften den Glauben an diese Hoffnung zu stärken, |471 und zeigte, dass sie stattfinde, dass sie noch nicht vor sich gegangen, und dass sie, wonach noch begieriger geforscht wurde, eine Auferstehung des Körpers sei, und zwar, was auch noch bezweifelt wurde, nicht eine Auferstehung in einem andern Körper.

40. Es ist kein Wunder, wenn auch verfängliche Argumente aus seinen Schriften entnommen werden. Es muss ja Häresien geben. Es könnte aber keine geben, wenn die Schriftstellen nicht auch verkehrt verstanden werden könnten.

Da die Häretiker also linden, dass der Apostel etwas hat verlauten lassen vom zweifachen Menschen, einem inneren, d. i. der Seele, und" einem äusseren, d. i. dem Leibe, so haben sie der Seele, d. i. dem inneren Menschen, die Erhaltung, dem Leibe aber, d. i. dem äussern, den Untergang zuerkannt, weil im Briefe an die Korinther geschrieben stehe: "Wenn auch unser äusserer Mensch hinschwindet, der innere erneuert sich von Tag zu Tag". 144) Nun aber ist weder die Seele für sich allein der Mensch, da sie jenem Gebilde, das den Namen Mensch bereits führte, eingegeben wurde, noch ist der Leib ohne die Seele der Mensch, da er nach dem Austritt der Seele Leichnam genannt wird. So ist der Ausdruck "Mensch" gleichsam das Bindemittel für die zwei verbundenen Substanzen; im Besitz dieser Bezeichnung können sie nicht anders als verbunden sein.

Der Apostel aber will unter dein innern Menschen nicht sowohl die Seele als vielmehr die Gesinnung und den Geist verstanden wissen, d. h. nicht die Substanz selbst, sondern den geistigen Geschmack der Substanz. Wenn er darum an die Epheser schreibt, "dass in bezug auf den innern Menschen Christus darin wohne," 145) so hat er natürlich damit gemeint, der Herr müsse in seinem Herzen weilen. Denn er setzt gleich hinzu: "durch den Glauben auch in Euren Herzen" und "in Liebe", nicht um Glauben und Liebe als konstituierende Bestandteile der Seele hinzustellen, sondern als begriffliche; wenn er aber sagt "in den Herzen", welche wesentliche Bestandteile des Leibes sind, so hat er damit den innern Menschen in den Leib verwiesen; denn er setzt ihn ins Herz. Berücksichtige auch, dass der äussere Mensch nach Pauli Angabe hinschwinden, der innere aber sich von Tag zu Tag erneuern soll, dann wirst du nicht mehr behaupten, das sei die Verwesung des Leibes, welche er vom Tage seines Todes an in immerwährender Vernichtung erträgt, sondern die, welche er in der Spanne dieses Lebens vor dem Tode und bis zum Tode durch Plagen und Heimsuchungen, durch Qualen und Peinen der Religion wegen erleiden wird. Denn der innerliche Mensch soll hier durch die |472 Eingebungen des Geistes immerfort erneuert werden, indem er im Glauben und in der Disziplin von Tag zu Tag fortschreitet, nicht jenseits, das wäre in der Auferstehung, wo uns dann doch kein tagtägliches Erneuertwerden bevorsteht, sondern ein einmaliges in der vollkommensten Weise. Dies lerne aus den darauf folgenden Worten: "Unsere gegenwärtige vorübergehende und leichte Bedrängnis wird in uns bewirken eine überschwengliche ewige Fülle von Herrlichkeit, indem wir nicht auf das sehen, was sichtbar ist, ----- d. i. die Leiden, ---- sondern auf das, was unsichtbar ist, ---- d. i. die Belohnungen, ---- denn das Sichtbare ist nur zeitweilig, das Unsichtbare aber ewig." Von den Bedrängnissen und Schäden, wodurch der äussere Mensch aufgerieben wird, sagt Paulus, dass man sie, als leichte und vorübergehende, verachten müsse, indem er die Fülle der Herrlichkeit und der unsichtbaren ewigen Belohnungen hervorhebt, welche zur Vergeltung der Mühseligkeiten dienen, in deren Ertragung hier auf Erden der Leib dahinschwindet.

Das ist also nicht das Hinschwinden, welches sie, um die Auferstehung zu beseitigen, dem äussern Menschen beilegen zu beständiger Vernichtung des Leibes. So sagt er auch an einer andern Stelle: "Wir leiden ja mit ihm, um auch mitverherrlicht zu werden; ich achte nämlich, dass die Leiden dieser Zeit nicht wert sind der künftigen Herrlichkeit, die an uns soll offenbar werden." 146) Dort zeigt er, dass die Beschwerden geringer sind als die Belohnungen dafür. Wenn wir aber mitleiden dem Fleische nach, dem es zukommt, im eigentlichen Sinne durch die Leiden aufgezehrt zu werden, so wird ihm auch das zu Teil, was für die Teilnahme am Leiden verheissen wird. Er schreibt also dem Fleische die Bedrängnisse in dem Grade als etwas ihm Eigentümliches zu, dass er sich vorher des Ausdrucks bedient: "Da wir nach Macedonien gekommen waren, hatte unser Fleisch keine Erholung"; 147) sodann er fährt, um auch der Seele ihren Anteil am Leiden zuzuwenden, fort: "In allem bedrängt, von aussen Kämpfe" ---- solche nämlich beunruhigen das Fleisch ---- "von innen Furcht" ---- diese drückt nämlich die Seele nieder. Also, wenn der äussere Mensch aufgerieben wird, so wird das Aufreiben nicht so verstanden werden, als ginge er der Auferstehung verlustig, sondern so, dass er Bedrängnis aussteht, und aus diesem Grunde eben ist die Gemeinschaft des innern Menschen nicht ausgeschlossen. So wird also beiden alles gemeinsam sein, sowohl zusammen verherrlicht zu werden, als auch zusammen zu leiden. Entsprechend der Teilnahme an der Arbeit muss auch der Anteil an den Belohnungen ausfallen. |473 

41. Dieselbe Meinung führt Paulus da noch weiter aus, wo er die Belohnungen über die Leiden stellt: "Wir wissen", sagt er, "dass, wenn auch das irdische Wohnhaus dieses unseres Zeltes aufgelöst wird, wir doch noch eine andere Wohnung haben, die nicht von Händen gemacht ist, die ewige im Himmel", 148) d. h. dadurch, dass unser Fleisch durch die Leiden aufgerieben wird, werden wir eine Wohnung im Himmel erlangen. Er dachte dabei an den Ausspruch im Evangelium: "Selig die, welche Verfolgung leiden wegen der Gerechtigkeit, denn ihrer ist das Himmelreich". 149) Er leugnet die Wiederherstellung des Fleisches nicht, wenn er die Entschädigung durch Lohn gegenüberstellt, da die Entschädigung demselben gebührt, dessen Auflösung angenommen wird, nämlich dem Fleische. Allein, weil er das Fleisch eine Wohnung genannt hatte, so wollte er in eleganter Weise bei der Vergleichung des Lohnes sich auch des Ausdrucks "Haus" bedienen, indem er für eben die Wohnung, welche durch die Leiden abgebrochen wird, ein besseres Haus verspricht vermittelst der Auferstehung. Auch der Herr stellt viele Wohnungen, gleichsam Häuser, bei seinem Vater in Aussicht. 150)

Als diese Wohnung könnte indessen auch die Welt verstanden werden, nach deren Auflösung der ewige Wohnsitz im Himmel versprochen wird, weil das Nachfolgende, welches sich offenbar auf das Fleisch bezieht, zeigt, dass sich das Vorausgegangene nicht auf das Fleisch bezieht. Denn der Apostel macht einen Unterschied, indem er hinzusetzt: "Auch darum seufzen wir, indem wir uns sehnen, mit unserer Wohnung, welche vom Himmel ist, überkleidet zu werden, wofern wir nämlich überkleidet, nicht nackt angetroffen werden", 151) d. h. wir wünschen uns vorher mit der himmlischen Kraft der Ewigkeit zu überkleiden, bevor wir des Fleisches entkleidet werden. Dieser Gnadenerweis wartet nämlich derer, welche sich bei der Ankunft des Herrn noch in ihrem Leibe befinden werden und wegen der Härte der Zeiten des Antichrists es verdienen, durch das abgekürzte Verfahren eines in blosser Verwandlung bestehenden Todes, mit den Auferstehenden zusammenzutreffen, wie Paulus den Thessalonichern schreibt: "Dies sagen wir Euch nach dem Worte des Herrn, dass wir, die wir leben, die wir zurückbleiben für die Ankunft des Herrn, nicht denen zuvorkommen werden, welche entschlafen sind. Denn er, der Herr selbst, wird bei dem Aufrufe, bei der Stimme des Erzengels, bei der Posaune Gottes herabsteigen vom Himmel, und die in Christus Verstorbenen werden zuerst auferstehen; sodann werden wir mit ihnen zugleich in die Wolken entrückt werden, entgegen dem Herrn in die Lüfte, und so werden wir immerdar mit dem Herrn sein". 152) |474 

42. Die Umwandlung der Genannten wiederholt er, indem er zu den Korinthern sagt: "Wir werden zwar alle auferstehen, aber nicht alle verwandelt werden; in einem Moment, in einem Augenblick, bei der letzten Posaune", 153) wohlgemerkt, nur die allein, welche noch in ihren Leibern angetroffen werden. "Die Toten", heisst es, "werden auferstehen, wir aber werden umgewandelt werden." Nachdem man vorerst diesen Satz betrachtet hat, wird man das übrige nach dem Sinn des vorigen auffassen. Wenn er nämlich hinzufügt: "Dieses Verwesliche muss die Unverweslichkeit anziehen und dieses Sterbliche die Unsterblichkeit'', so wird das eben jene Wohnung vom Himmel sein, womit überkleidet zu werden wir in diesem Fleische unter Seufzern begehren, und zwar über das Fleisch, in welchem wir werden gefunden werden, weil der Ausdruck gebraucht ist, wir seien dadurch beschwert, 154) wir, die wir uns in dem Zelte befinden, dessen wir nicht entkleidet zu werden wünschen, sondern nur überkleidet, "damit das Sterbliche vom Leben verschlungen werde", indem wir nämlich verwandelt werden durch Überkleidung mit dem, was vom Himmel stammt. Denn wer sollte nicht, so lange er im Fleische ist, wünschen, das Kleid der Unsterblichkeit anzulegen und das Leben fortzusetzen, indem er sich das Sterben erspart durch die an dessen Stelle getretene Umwandlung, so dass er von der Unterwelt, wo man bis zum letzten Heller bezahlen muss, nichts gewahr wird?

Wer aber die Unterwelt durchgemacht hat, wird die Umwandlung nach der Auferstehung auch erlangen. Denn von dieser Zeit an wird, so lehren wir bestimmt, das Fleisch auf alle Weise auferstehen, und die ihm aus jener Umwandlung zukommende Gabe, den engelhaften Zustand erlangen. Oder wenn das Fleisch nur bei denjenigen, welche noch darin angetroffen werden, umgewandelt werden muss, damit das Sterbliche vom Leben verschlungen werde, d. h. das Fleisch von jener himmlischen und ewigen Überkleidung, dann würden diejenigen, welche schon tot sind, das Leben nicht erlangen, da sie des Gegenstandes, um mich so auszudrücken, der Speise des Lebens, d. h. des Leibes, schon beraubt sind. Oder aber es ist notwendig, dass auch sie ihn wiederbekommen, damit auch bei ihnen das Sterbliche vom Leben könne verschlungen werden, wenn sie das Leben erlangen sollen.

Man wendet ein, bei den Toten wird dieses Sterbliche schon verschlungen sein. ---- Keinesfalls bei allen. Denn wie viele würde man dann nicht treffen, die noch so eben von gestern herrühren, als so frische Leichen, dass bei ihnen noch nichts als verschlungen angesehen werden kann! Unter dem Verschlungenen kann man nämlich nichts anderes verstehen, als was entfernt, beseitigt, was jeder Wahrnehmung entzogen ist, |475 was in die Erscheinung zu treten vollständig aufgehört hat. Es dürfte aber nicht einmal hinsichtlich der uralten Leichname der Giganten feststehen, ob sie verschlungen sind; denn ihre Gerippe existieren noch. Ich habe davon schon anderwärts gesprochen. 155) Noch ganz kürzlich, als in hiesiger Stadt mit Profanation vieler alten Gräber die Fundamente eines Odeums gelegt wurden, wurde das Volk durch Gebeine, die bei einem Alter von ungefähr fünfhundert Jahren noch frisch waren, und durch Haare, die noch Geruch von sich gaben, in Schrecken gesetzt. Es steht fest, dass nicht bloss die Knochen fortdauern, sondern auch die Zähne unzerstürt bleiben, welche als Samenkörner für den in der Auferstehung wieder erblühenden Körper übrig bleiben.

Wenn dann schliesslich auch bei allen Toten das Sterbliche schon verschlungen angetroffen werden wird, so ist es sicher durch den Tod, die Ewigkeit, die Zeit verschlungen, oder ist es etwa durch das Leben, durch die Überkleidung, durch die Anlegung der Unsterblichkeit verschlungen? Wer behauptet, das Sterbliche werde durch die zuletzt genannten Dinge verschlungen werden, der leugnet damit, dass es durch die andern geschehe. Jedenfalls wird es angemessen sein, dass dies durch die göttlichen Kräfte, nicht durch Gesetze der Natur zustande komme und geleistet werde.

Da also, was sterblich ist, vom Leben verschlungen werden soll, so muss es jedenfalls herbeigeschafft werden, um verschlungen werden zu können, und verschlungen werden, um verwandelt werden zu können. Wenn das Feuer angezündet werden soll, so kann man nicht das, wodurch es angezündet wird, einmal für notwendig erklären, einmal nicht. So auch, wenn Paulus noch in betreff derer, welche am Tage des Herrn nicht mehr am Leben und nicht im Leibe angetroffen werden, hinzusetzt: "wir werden entkleidet gefunden, nicht nackt", so kann er nicht an andern Stellen geleugnet haben, dass die von ihm vorher "entkleidet" Genannten nackt seien, als nur dann, wenn er sie für überkleidet angesehen wissen wollte mit derselben Substanz, deren sie beraubt worden waren. Wie sie nämlich alsdann nackt angetroffen werden, wenn sie entweder den Leib ganz abgelegt haben oder derselbe teilweise zerrissen und aufgerieben ist ---- denn auch dies kann Nacktheit genannt werden, ---- so werden sie ihn fortan wieder annehmen, damit sie, von neuem mit dem Leibe bekleidet, auch mit der Unsterblichkeit überkleidet werden können. Denn überkleidet kann niemand werden, als wenn er schon bekleidet ist.

43. Wenn Paulus sagt: "Wir sind immer voll Vertrauens, indem wir wissen, dass, so lange wir im Körper weilen, wir fern sind vom Herrn; denn im Glauben wandeln wir und nicht im Anschauen", 156) dann ist |476 klar, dass dies ebenfalls keine Heruntersetzung des Fleisches sein soll, als ob dieses es wäre, was uns von dem Herrn trennt. Auch hier haben wir nur eine Ermahnung, das gegenwärtige Leben zu verachten, vor uns. Denn wir weilen fern vom Herrn, so lange wir leben; wir wandeln nur im Glauben, nicht im Schauen, d. h. in der Hoffnung, nicht im Besitz. Deshalb fährt er fort: "Wir sind voll Vertrauens und halten es mehr für etwas gutes, fern vom Leibe zu sein und beim Herrn zu weilen", 157) um nämlich lieber in der Anschauung zu wandeln als im Glauben, im Besitz, und nicht bloss in der Hoffnung. Da sieht man, wie sehr er auch hier die Verachtung des Körpers mit den Vorzügen des Martyriums in Beziehung setzt! Denn niemand, der fern vom Körper weilt, weilt darum schon sofort beim Herrn, aussei' wenn er nämlich zur Belohnung des Martyriums im Paradiese und nicht in der Unterwelt sich aufhalten wird. Haben dem Apostel etwa die Ausdrücke gefehlt, um den Austritt aus dem Körper zu bezeichnen, oder spricht er absichtlich auf eine neue Art? Keineswegs, sondern indem er die bloss zeitliche Abwesenheit vom Körper andeuten wollte, wählte er den Ausdruck, dass wir von ihm fern in der Fremde seien, weil derjenige, welcher in der Fremde ist, wieder in seine Wohnung zurückkehrt.

Sodann sagt er in bezug auf alle: "Und darum mögen wir nun noch so fern sein oder bei ihm weilen, befleissigen wir uns, Gott wohlgefällig zu sein; denn wir alle müssen offenbar werden vor dem Richterstuhl Christi Jesu". 158) Wenn wir alle, dann auch als ganze Wesen; wenn als ganze, dann auch als innerliche und äusserliche, d. h. sowohl die Leiber als die Seelen, "auf dass jeder empfange", heisst es, "die Werke des Leibes, gemäss dem, wie er gewirkt hat, sei es Gutes, sei es Böses". 159) Nunmehr stelle ich die Frage, wie liesest du diese Stelle ---- denn er hat sie gleichsam in etwas verwirrter Weise mit Hyperbaton konstruiert, ---- "was mittels des Leibes zu empfangen sein wird" oder "was mittels des Leibes gethan wurde"? Auch wenn man konstruiert: "was vermittelst des Leibes zu empfangen sein wird", auch dann ist die Auferstehung ohne Zweifel eine körperliche, und wenn man konstruiert "was mittels des Leibes gethan wurde", dann ist dies natürlich auch mittels des Leibes, durch welchen es geschehen ist, auch wieder zu vergelten. So wird die ganze Auseinandersetzung des Apostels, die in diesen Schluss ausläuft, in einem Sinne zu verstehen sein, der mit den Schlussworten harmoniert. |477 

44. Wenn man noch näherhin auf das Vorangegangene, 160) wodurch die Erwähnung des innern und äussern Menschen 161) veranlasst wurde, zurückblickt, wird man da nicht auch die Würde und Hoffnung des Leibes in ihrer Vollständigkeit finden? Wenn Paulus nämlich, in betreff des Lichtes, welches Gott in unseren Herzen zur Erleuchtung angezündet hat, damit man seine Herrlichkeit in der Person Christi erkenne, sagt, "wir tragen diesen Schatz in irdenen Gefässen", nämlich im Fleische, wird dasselbe etwa, weil es seiner Herkunft nach vom Lehme, irden ist, zerstört, oder wird es nicht vielmehr, weil es zum Aufbewahren des himmlischen Schatzes dient, erhöht werden? Wenn nun sogar jenes wahre Licht Gottes, das in der Person Christi das Leben in sich enthält, und dieses selbige Leben mit dem Lichte dem Fleische anvertraut wird, kann dann wohl das, dem das Leben anvertraut wird, dem Untergange ausgesetzt sein? Fürwahr, dann würde der Schatz selbst ein vergänglicher sein, da man Vergänglichem nur Vergängliches anvertraut, wie den alten Schläuchen neuen Wein.

Wenn Paulus dann ebenso fortfährt: "Wir tragen immer das Sterben Christi an unserem Leibe", 162) was wird das für ein Gegenstand sein, der neben der Benennung "Tempel Gottes" auch noch die eines Grabes Christi zu führen imstande ist? Warum tragen wir das Sterben des Herrn am Leibe herum? "Damit das Leben", lautet die Antwort, "offenbar werde." Wo denn? Am Körper. An welchem? Am sterblichen. Also an dem Leibe, welcher infolge der Schuld allerdings sterblich ist, aber auch lebensfähig durch die Gnade, und siehe nur zu, durch welche grosse Gnade; denn in ihm wird ja das Leben Christi geoffenbart. Also an einer Sache, die dem Heile fremd ist, an dem Gegenstande beständig dauernder Auflösung wird das ewige Leben Christi sich offenbaren, das beständige, das unvergängliche, jenes Leben, das bereits Leben Gottes ist? Jenes Leben, welches er lebte bis zu seinem Leiden, welches nicht bloss bei den Juden bekannt war, sondern nunmehr, auch allen Heiden mitgetheilt worden ist!

Paulus hat hier also auf dasjenige Leben hingedeutet, welches die diamantenen Pforten des Todes, die ehernen Riegel des Totenreichs gesprengt hat, welches von da an bereits auch uns zugehört. Es wird sich am Leibe offenbaren. Wann? Nach dem Tode. Wie? Wenn wir im Körper auferstehen so wie Christus. Damit nun niemand den Trugschluss mache, das Leben Christi werde schon jetzt geoffenbart in unserem Leibe, vermittelst der Übung der Heiligkeit, Geduld, Gerechtigkeit und Weisheit, womit das Leben des Herrn geschmückt war, darum hat die vorsichtige Aufmerksamkeit des Apostels hinzugefügt: "Denn wenn wir, die |478 wir leben, in den Tod hingegeben werden um Jesu willen, damit sein Leben sich offenbare im sterblichen Leibe". 163) Dies werde sich, sagt er also, nach unserem Tode an unserem Körper zutragen. Geschieht es erst dann, wie wird es geschehen ohne seine Wiederauferweckung? Darum sagt er zum Schluss auch: "Wohl wissend, dass der, welcher Jesum auferweckt hat, auch uns mit ihm auferwecken wird", 164) weil er schon von den Toten auferstanden ist; es müsste denn sein, dass das "mit ihm" so viel als "wie ihn" bedeutet. Bedeutet es aber "wie ihn", dann wird er uns sicherlich nicht ohne den Leib auferwecken.

45. Mit einer Blindheit anderer Art klammern sie sich an den Ausdruck die beiden Menschen, "der alte und der neue", an der Stelle, wo der Apostel uns ermahnt, "den alten Menschen, der vergeht durch die Begierlichkeit der Verführung, abzulegen, uns zu erneuern im Geiste des Verstandes und den neuen Menschen anzuziehen, der nach Gott geschaffen ist in der Gerechtigkeit und Heiligkeit der Wahrheit", 165) und behaupten, dass er auch hier, nach den beiden Substanzen unterscheidend, das Alter für das Fleisch, die Neuheit für die Seele, für das alte also, d. h. für den Leib, ein beständiges Vergehen in Anspruch genommen habe.

Aber gut, wenn es nach Substanzen geht, so ist weder die Seele der neue Mensch, weil das Spätere, noch auch der Leib der alte, weil das Frühere. Denn wie klein ist der Zeitraum, der zwischen der Thätigkeit der Hände Gottes und dem Anhauchen liegt! Ich würde zu behaupten wagen, selbst wenn der Leib viel früher da war als die Seele, 166) so hat Gott ihr dennoch dadurch, dass der Leib darauf angewiesen war, von der Seele erfüllt zu werden, die Priorität verliehen. Denn jede Vervollkommnung und Vollendung ist, wenn sie auch der Zeitfolge nach später kommt, der beabsichtigten Wirkung nach früher da. Früher ist das, ohne welches die wirklich früher existierenden Dinge nicht sein können. Ist das Fleisch der alte Mensch, zu welcher Zeit war es das denn? Von Anfang an? Aber der ganze Adam war neu, und bei Neuheit ist niemand alt. Auch nachher, seitdem der Segen über die Fortpflanzung ausgesprochen ist, entstehen Leib und Seele, ohne dass dabei eine Zeit in Rechnung käme, weil ihr Same im Mutterleibe zu gleicher Zeit gelegt wird, wie wir in der Abhandlung über die Seele gezeigt haben. 167) Sie haben gleiche Zeiten hinsichtlich der Empfängnis und gleiches Alter in bezug auf die Geburt. Sie stellen 168) auf diese Weise diese beiden Menschen, die |479 allerdings zwiefacher Substanz aber nicht zwiefachen Alters sind, als einen einzigen dar, da keiner früher ist als der andere. 169) Richtiger wäre es, dass wir mit unserer ganzen Persönlichkeit entweder alt oder neu sind, denn auf welche Weise wir das eine oder das andere sein sollen, ist unbegreiflich. Doch der Apostel gibt ganz deutlich zu erkennen, was der "alte Mensch" ist. "Lege ab", sagt er "den alten Menschen" nach dem früheren Wandel, 170) nicht den, der alt ist wegen des hohen Alters irgend eines Bestandteils. Er schreibt uns ja auch nicht vor, dass wir das Fleisch ablegen sollen, sondern die Werke, die er auch anderwärts als fleischliche kennzeichnet; nicht die Körper klagt er an, sondern er fügt vielmehr auch hier in betreff derselben bei: "Ablegend alle Lüge redet die Wahrheit, ein jeder zu seinem Nächsten, weil wir einer des andern Glieder sind! Zürnet, aber wollet nicht sündigen! Die Sonne gehe nicht unter über Eurem Zorn! Gebet dem Teufel keinen Raum! Wer gestohlen hat, der stehle nicht mehr, er arbeite vielmehr und schaffe mit seinen Händen, damit er habe, um den Bedürftigen mitzuteilen! Keine irgendwie schändliche Rede gehe hervor aus Eurem Munde, sondern eine solche, wie sie am besten dient zur Erbauung im Glauben, so dass sie den Hörern Gnade verschaffe! Wollet den heiligen Geist nicht betrüben, in welchem Ihr besiegelt seid am Tage Eurer Erlösung! Seid einer gegen den andern gütig, mildthätig, einander vergebend, wie Euch Gott auch vergeben hat in Christo!" 171)

Warum beschleunigen also die Leute, die den Leib für "den alten Menschen" ansehen, nicht ihren Tod, um den Vorschriften des Apostels durch Ablegung des alten Menschen nachzukommen? Wir, die wir glauben, dass der gesamte Glaube sich im Leibe auswirken müsse, wozu sowohl der Mund gehört, um immer nur die besten Reden hervorzubringen, als auch die Zunge, um nicht zu lästern, das Herz, damit es nicht zürne, sowie die Hände, damit sie arbeiten und austeilen ---- wir behaupten, dass sowohl das Alte im Menschen als auch das Neue sich auf den moralischen, nicht auf einen substanziellen Unterschied beziehe; daher erkennen wir ebensosehr an, dass derselbe Mensch, der seinem früheren Wandel nach ein alter gewesen ist, vergehe, indem er so genannt worden ist wegen der Begierlichkeit der Verführung, sowie er auch "alt" ist wegen seines frühern Wandels, nicht wegen des Fleisches, und zwar in einem immer dauernden Untergang, wobei er im übrigen aber dem Fleische nach ebensowohl erhalten als auch dieselbe Person sein wird, nämlich seines fehlerhaften Wandels, nicht der Körperlichkeit nach entkleidet. |480 

46. So wird man das Verfahren des Apostels überall finden; er verurteilt nämlich die Werke des Fleisches in einer Weise, dass er das Fleisch selbst zu verurteilen scheint, sorgt jedoch durch Einflössung anderer damit zusammenhängender Ansichten dafür, dass man sich jener Vorstellung nicht hingebe. Wenn er z. B. sagt, "die, welche im Fleische sind, können Gott nicht gefallen", 172) so führt er sofort von der etwaigen falschen Auffassung zur richtigen zurück, indem er hinzusetzt: "Ihr aber seid nicht im Fleische, sondern im Geiste". Denn dass sie sich im Fleische befanden, stand fest. Indem er nun doch wieder in Abrede stellt, dass sie sich im Fleische befänden, gibt er zu erkennen, dass sie sich mit den Werken des Fleisches nicht abgeben, und dass endlich jene Gott nicht gefallen können, welche fleischlich leben, nicht die, welche im Fleische leben, dass ihm die hingegen gefallen, welche im Fleische befindlich dem Geiste gemäss wandeln.

Und wiederum gebraucht er den Ausdruck, der "Leib sei tot", 173) ---- wegen der Vergehungen ---- der Geist sei das Leben ---- wegen der Gerechtigkeit. Wenn er dem Tode, der ja ohne Zweifel das Fleisch trifft, das Leben entgegensetzt, so verheisst er das Leben ---- infolge der Gerechtigkeit ---- auch da, wo er den Tod als Folge des Fehltritts verkündet hat. Er hätte vergebens das Leben dem Tode entgegengesetzt, wenn es sich nicht ebenda fände, wo sich dessen Gegensatz befindet, von dem der Körper natürlich zu befreien ist. Wenn nun aber das Leben den Tod vom Körper vertreibt, so kann es dies nicht, ohne das zu durchdringen, wo sich befindet, was vertrieben wird.

Doch warum soll meine Rede verwickelter sein, da die Ausdrucksweise des Apostels vollendeter ist? "Wenn der Geist dessen", sagt er, "der Jesum auferweckt hat, in Euch wohnt, so wird der, welcher Jesum von den Toten auferweckt hat, auch Eure sterblichen Körper auferwecken, wegen des Euch innewohnenden Geistes." 174) Danach würde sogar jeder, der die Seele für einen sterblichen Körper hält, da er nicht umhin kann, dies auch vom Leibe zu behaupten, gezwungen sein, die Wiedererweckung des. Leibes anzuerkennen, infolge des gleichartigen Zustandes. Auch aus folgendem mag man noch lernen, dass die Werke des Fleisches verdammt werden, nicht es selbst. "Brüder, so sind wir denn", sagt er, "Schuldner nicht dem Fleische, um danach zu leben. Wenn Ihr nach dem Fleische lebet, so werdet Ihr sterben, wenn Ihr aber durch den Geist die Werke des Fleisches ertötet, so werdet Ihr leben." 175)

Wenn nun aber, um auf alles einzelne zu antworten, denen, die sich zwar im Fleische befinden, aber nach dem Geiste leben, das Heil verheissen wird, so steht dem Heile nicht das Fleisch im Wege, sondern |481 das Thun des Fleisches. Wenn aber die fleischliche Handlungsweise, diese Todesursache, beseitigt ist, so steht das Fleisch schon als gerettet da, weil frei von der Ursache des Todes. "Denn das Gesetz des Geistes des Lebens in Christo Jesu", spricht er, "hat mich frei gemacht vom Gesetze der Übertretung und des Todes", 176) gewiss nur das Gesetz, welches, wie er oben gesagt hatte, "in unseren Herzen wohnt". 177) Folglich werden unsere Glieder nicht mehr unter dem Gesetze des Todes gehalten werden, weil nicht mehr unter dem der Übertretung, von welchen beiden sie freigemacht sind. "Denn Gott hat ---- wozu das Gesetz unvermögend war, weil kraftlos wegen des Fleisches ---- indem er seinen Sohn in der Ebenbildlichkeit mit dem Fleische der Übertretung und der Übertretung wegen gesandt hat, die Übertretung im Fleische verurteilt", 178) nicht umgekehrt, das Fleisch in der Uebertretung, denn ein Haus wird ja auch nicht mit seinem Bewohner verdammt werden. Er hat nämlich gesagt, "die Sünde wohne in unserem Körper". Wenn die Übertretung aber verdammt und abgethan ist, so ist das Fleisch freigesprochen, so wie es, wenn sie noch nicht verdammt ist, dem Gesetze des Todes und der Übertretung verfallen ist. Darum hat er auch die fleischliche Gesinnung "Tod", sodann auch "Feindschaft gegen Gott" 179) genannt, aber niemals das Fleisch selbst.

Gut, wird man einwenden, wem wird also nun die fleischliche Gesinnung zugerechnet werden, wenn nicht eben der Substanz selbst? ----Sie würde es allerdings, wenn man zu zeigen imstande wäre, das Fleisch habe aus sich eine Gesinnung. Wenn es aber ohne die Seele keine Gesinnung hat, so erkenne daraus, dass "die fleischliche Gesinnung" auf die Seele zu beziehen und nur vorläufig auf das Fleisch übertragen sei, weil sie wegen und mittels des Fleisches sich auswirkt. Darum drückt er sich auch aus, die Übertretung "wohne im Fleische", weil die Seele, von welcher die Übertretung ausgeht, eine Einwohnerin des Leibes ist, der zwar getötet ist, aber nicht seinetwegen, sondern wegen der Übertretung. Denn an einer andern Stelle sagt er: "Wie könnt Ihr, als lebtet Ihr noch in der Welt, die Satzung tragen?" 180) So schrieb er nicht an Verstorbene, sondern an solche, welche aufhören sollten, nach den Gebräuchen der Welt zu leben.

47. Das weltliche Leben wird wohl in dem zu suchen sein, wovon er sagt, dass es der alte Mensch sei, der mit Christus gekreuzigt ist, nicht die Körperlichkeit, sondern die sittliche Qualität. Wollen wir es aber nicht so auffassen, so ist unsere Körperlichkeit nicht gekreuzigt und |482 unser Leib hat vom Kreuze Christi nichts gespürt, sondern es steht in dem Sinne, wie er beifügt: "damit der Leib der Übertretung abgethan werde" 181) durch Besserung des Lebens, nicht durch Zerstörung der Substanz, und wie er sagt, "damit wir fürder der Übertretung nicht mehr dienen", 182) und "dass wir auf diese Weise mit Christus gestorben, glauben, dass wir auch mit ihm leben werden". 183) "In diesem Sinne nämlich", sagt er, "haltet Euch für Abgestorbene." 184) Wem abgestorben? Dem Fleische? Nein, sondern der Übertretung. Folglich werden sie dem Fleische nach unversehrt sein und doch Gott leben in Christo Jesu, natürlich vermittelst des Fleisches, dem sie nicht gestorben sind, da sie der Übertretung abgestorben sind, nicht dem Fleische. Er fügt auch noch bei: "Es möge also nicht herrschen in Eurem sterblichen Leibe die Übertretung, um ihr Gehör zu schenken und Eure Glieder zu Werkzeugen der Ungerechtigkeit herzugeben für die Übertretung, sondern gebt Euch selbst Gott hin als vom Tode wieder Aufgelebte" ---- nicht wie Lebende, sondern wie vom Tode wieder Aufgelebte ---- "und Eure Glieder als Werkzeuge für die Gerechtigkeit". 185) Und wiederum: "Wie Ihr Eure Glieder dargeboten habt, zu dienen der Unreinheit und der Ungerechtigkeit, so gebet nun Eure Glieder hin, zu dienen der Gerechtigkeit zur Heiligkeit; denn da Ihr Diener der Übertretung gewesen seid, waret Ihr ledig der Gerechtigkeit. Welche Frucht habet Ihr denn nun gehabt von den Dingen, deren Ihr Euch jetzt schämet? Ihr Ende ist der Tod. Nun aber seid Ihr ledig geworden der Übertretung; als Diener Gottes aber habt Ihr als Frucht die Heiligung, als Ende das ewige Leben. Denn der Sold der Übertretung ist der Tod, der Lohn Gottes aber ist das ewige Leben in Christo Jesu, unserem Herrn." 186)

Da er so diese ganze Gedankenreihe hindurch bestrebt ist, unsere Glieder von der Ungerechtigkeit und Übertretung fernzuhalten, sie für die Gerechtigkeit und Heiligkeit zu gewinnen und sie vom Solde des Todes zum Lohn des ewigen Lebens hinüberzuführen, so verspricht er damit natürlich als Lohn dafür auch dem Leibe das Heil. Ihm eine besondere Sittenzucht der Heiligkeit und Gerechtigkeit aufzuerlegen, wäre überhaupt unstatthaft gewesen, wenn es für ihn nicht auch eine Vergeltung eben dieser Sittenzucht gäbe. Es wäre sogar unstatthaft gewesen, ihm die Taufe zu erteilen, wenn er durch diese Wiedergeburt nicht auch zur Wiederherstellung vorbereitet würde, was der Apostel denn auch anzeigt mit den Worten: "Wisset Ihr nicht, dass wir alle, die in Christo untergetaucht sind, auf seinen Tod untergetaucht sind? Wir sind also mit ihm begraben durch die Taufe auf seinen Tod, so dass, wie Christus von den |483 Toten auferstanden ist, so auch wir in Neuheit des Lebens wandeln sollen." 187) Und damit Du nicht meinst, das gelte bloss für jenes Leben, welches wir in Kraft der Taufe aus dem Glauben in Neuheit führen sollen, so hat er mit Wohlbedacht hinzugefügt: "Wenn wir miteingepflanzt sind dem Bilde des Todes Christi, so werden wir es auch demjenigen seiner Auferstehung sein". 188) Im Bilde nämlich sterben wir in der Taufe, aber in Wirklichkeit stehen wir wieder auf im Fleische, wie Christus; "damit, wie im Tode die Übertretung geherrscht hat, so auch die" Gnade herrsche durch die Gerechtigkeit zum ewigen Leben durch Jesus Christus, unsern Herrn". 189)

Wie wird sie das aber können, wenn es nicht ebenfalls auch in bezug auf den Leib geschieht? Wo der Tod ist, da wird auch nach dem Tode das Leben sein, aus dem Grunde, weil vorher da Leben war, wo jetzt Tod ist. Denn wenn die Herrschaft des Todes nichts weiter bewirkt als die Auflösung des Leibes, so muss das Gegentheil ein dem Tode entgegengesetztes Leben bewirken, d. h. also eine Wiederherstellung des Leibes, damit der Tod ebenso, wie er früher mit seiner Macht der verschlingende war, nun nach der Verschlingung der Sterblichkeit von der Unsterblichkeit die Worte zu hören bekomme: "Tod, wo ist dein Stachel? Tod, wo ist dein Sieg?" 190) Auf diese Weise ist die Gnade da, wo die Gottlosigkeit überschwenglich gewesen war, noch überschwenglicher. So gelangt die Kraft in der Schwäche zu ihrer Vollendung, indem sie, was verloren war, errettet, was tot ist, belebt, was geschlagen ist, heilt, was matt ist, erquickt, was genommen ist, wiedergibt, was in Knechtschaft geraten war, befreit, was verführt ist, zurückruft und was niedergeworfen ist, wiedererhebt, und zwar von der Erde in den Himmel, "wo wir", wie die Philipper vom Apostel erfahren, "auch unsern Wandel haben, von wo wir auch den Erlöser erwarten, Jesum Christum, welcher den Leib unserer Niedrigkeit umgestalten wird, gleichgestaltig dem Leibe seiner Herrlichkeit". 191) Ohne Zweifel geschieht dies nach der Auferstehung, weil nicht einmal Christus selber vor seinem Leiden verherrlicht worden ist.

So steht es um unsere Körper, welche als lebendige, heilige, Gott versöhnende Opfergabe darzubringen Paulus die Römer beschwört. Wie könnten sie lebendig sein, wenn sie untergehen werden? wie heilig, wenn sie profan sind? wie versöhnend, wenn sie verdammt werden? Wie werden jene das Licht der hl. Schrift scheuenden Menschen vollends erst die Stelle an die Thessalonicher auffassen, welche so klar ist, wie mit einem Sonnenstrahl geschrieben: "Er selbst aber, der Gott des Friedens möge Euch vollständig heiligen". 192) Noch nicht genug! Nein, es folgt noch: |484 "Euer ganzer Leib, Seele und Geist mögen ohne Tadel bewahrt werden bis auf die Ankunft des Herrn".1 Da sieht man nun, wie die gesamte Wesenheit des Menschen zum Heile bestimmt ist und zwar für keine andere Zeit als die der Ankunft des Herrn, welche der Schlüssel zur Auferstehung ist!

48. Aber Fleisch und Blut, wendet man ein, können ja das Reich Gottes nicht besitzen. 193) ---- Wir kennen diese Schriftstelle auch und haben sie absichtlich bis jetzt verspart, um das, was uns die Gegner sofort im ersten Haupttreffen entgegen stellen, beim letzten Kampfe niederzuschlagen, nachdem zuvor alle Fragen, gleichsam ihre Hilfstruppen, zersprengt sind. Auch hier ist es erspriesslich, 194) das Vorhergehende zu berücksichtigen, damit auch hier der Ausgangspunkt die Entscheidung für Feststellung des Sinnes gebe.

Mich dünkt, der Apostel hat, nachdem er den Korinthern alle bebesondern Punkte der Kirchenzucht vorgelegt, 195) zum Schluss den Schwerpunkt seines Evangeliums und ihres Glaubens in die Anempfehlung des Todes des Herrn und seiner Auferstehung gelegt, um auch für unsere Hoffnung den Leitstern in dem zu finden, von wo sie ausgeht. Daher fährt er fort: "Wenn Christus verkündigt wird als der, welcher von den Toten auferstanden ist, wie können dann einige unter Euch sagen, dass es keine Auferstehung gebe? Wenn es eine solche nicht gibt, so ist auch Christus nicht auferstanden. Wenn aber Christus nicht auferstanden ist, so ist vergebens unsere Predigt und leer auch Euer Glaube. Denn wir würden als falsche Zeugen Gottes erfunden werden, indem wir das Zeugnis geben, er habe Christum auferweckt, da er ihn doch nicht auferweckt hat. Denn wenn die Toten nicht auferstehen, so ist auch Christus nicht auferstanden. Wenn Christus nicht auferstanden ist, so ist leer Euer Glaube, weil ihr Euch noch in Euren Sünden befindet, und die in Christo Entschlafenen sind verloren." 196)

Für die Annahme welches Glaubenssatzes will er durch diese Worte wohl den Grund in uns legen? ---- Für die Auferstehung der Toten, welche geleugnet wurde, antwortest du. Er wollte gewiss den Glauben an sie durch sein Beispiel von der Auferstehung des Herrn erwecken? 197) ---- Deine Antwort lautet: Ohne Zweifel. Beruht aber weiter das Wesen eines Beispiels in einer Verschiedenheit oder in seiner Gleichartigkeit? ----- Jedenfalls in der Gleichartigkeit, antwortest du. Wie ist denn aber |485 Christus auferstanden? Im Fleische oder ohne dasselbe? Wenn man durch die hl. Schrift erfährt, dass er gestorben und begraben worden sei nicht anders als im Fleische, so wird man ohne Zweifel zugestehen, dass er ebenso auch im Fleische auferstanden sei. Denn eben dasselbe, was im Tode hingesunken ist und im Grabe gelegen hat, ist auch auferstanden, nicht sowohl der Christus im Fleische, als das Fleisch in Christo. Sollen wir also nach Analogie Christi auferstehen, der im Fleische auferstanden ist, so würden wir schon nicht mehr nach Analogie Christi auferstehen, wenn wir nicht auch im Fleische auferständen: "weil durch einen Menschen," wie es heisst, "der Tod und durch einen Menschen die Auferstehung". 198) Damit sollen die Urheber dieser beiden Dinge auseinander gehalten werden, Adam als der des Todes, Christus als der der Auferstehung, und zugleich die Auferstehung gerade der Substanz, der der Tod eignet, durch diese Gleichstellung der beiden Urheber unter dem Namen "Mensch" aufrecht erhalten werden. Denn wenn wir alle, so wie wir in Adam alle sterben, in Christo lebendig gemacht werden, so werden wir dem Fleische nach in Christo lebendig gemacht, wie wir dem Fleische nach in Adam sterben, ein jeglicher in seinem besonderen Range, weil in seinem eigenen Leibe.

Rang und Stand wird nämlich nach den bestehenden Verdiensten eingerichtet. Da aber auch dem Leibe Verdienste zugeschrieben werden, so muss notwendig auch eine Rangordnung der Leiber festgestellt werden, damit es eine solche der Verdienste geben könne. "Wenn sich einige sogar für Verstorbene taufen lassen, 199) so wollen wir sehen, ob es mit Grund geschieht. Sicher ist, dass Paulus behauptet, sie hätten dies vorgenommen, weil sie glaubten, dass eine stellvertretende Taufe auch dem Leibe des andern nützen werde, zur Hoffnung auf die Auferstehung. Wenn diese nicht leiblich wäre, dann würde andernfalls so, durch eine körperliche Taufe, kein Anrecht darauf erworben werden. "Warum gebraucht er den Ausdruck, sie selber seien getauft, wenn die Leiber, die getauft werden, nicht auferstehen? Denn die Seele wird nicht durch das Abwaschen, sondern durch das Gelöbnis geheiligt. 200)

"Warum," fragt er, "sind auch wir zur jeder Stunde in Gefahr?" 201) Natürlich durch das Fleisch. "Täglich sterbe ich", natürlich durch die Fährlichkeiten des Leibes, mittels dessen er auch "gegen die wilden Tiere zu Ephesus gekämpft hat," nämlich die wilden Tiere seiner Bedrängnis in Asien, worüber er in einem zweiten Briefe an die Korinther schreibt: "Wir wollen nicht, Brüder, dass ihr in Unkenntnis bleibt hinsichtlich unserer Bedrängnis in Asien, wie wir mehr als über die Maassen |486 bedrängt worden sind, so dass wir die Hoffnung am Leben aufgaben". 202) Dies alles zählt er, wenn mich nicht alles täuscht, aus dem Grunde her, damit die Peinigungen des Fleisches nicht für verloren angesehen, sondern die Auferstehung des Fleisches um so zweifelloser geglaubt werde. Aber da wird man wohl sagen: "Wie werden denn die Toten auferstehen? Mit welchem Leibe werden sie kommen?" 203)

Damit kommt Paulus nun schon zur Besprechung der Frage nach der Beschaffenheit der Leiber, ob man wieder eben denselben oder einen andern annimmt. Allein diese Frage gilt erst als eine spätere und es wird vorläufig genügen, dass die Auferstehung auch durch den Umstand, dass die Frage nach der Beschaffenheit der Leiber gestellt wird, für eine körperliche erklärt worden ist.

49. Nun kommen wir auf das Fleisch und Blut, in Wahrheit das Fleisch und Blut der ganzen Untersuchung. In welchem Sinne der Apostel diese Substanzen vom Reiche Gottes ausschliesse, kann man ebenfalls aus dem Vorhergehenden ersehen. "Der erste Mensch von der Erde", sagt er, "war irdisch," 204) d. i. von Lehm, nämlich Adam; der zweite Mensch ist vom Himmel", d. h. der göttliche Logos, nämlich Christus. Er ist jedoch, wenn auch Mensch vom Himmel, in keiner andern Weise Mensch, als dass er ebenfalls Leib und Seele ist, d. h. Mensch, was Adam auch war. Wenn derselbe kurz zuvor "der letzte Adam" genannt wurde, 205) so hat er das Recht auf Führung dieses Namens nur durch den Anteil an dessen Substanz erlangt, weil ebenfalls Adam wie Christus seinen Leib nicht durch Zeugung erhalten hat. Wie also der Irdische beschaffen ist,

so sind auch die Irdischen, wie der Himmlische so auch die Himmlischen. Sind sie es vermöge ihrer Substanz? Oder an erster Stelle infolge ihres

sittlichen Wandels, sodann infolge ihrer Würde, die sie durch ihren Wandel erlangten? Nun dürften aber die Irdischen und die Himmlischen der Substanz nach in keiner Weise geschieden werden, da sie einmal vom Apostel den Namen Menschen erhalten haben. Wenn nämlich Christus auch im eigentlichsten Sinne der Himmlische, ja sogar ein Überhimmlischer 206) ist, so ist er doch ein Mensch, weil er aus Leib und Seele besteht und sich in Hinsicht auf die Beschaffenheit der Substanzen durch nichts von der Art der Irdischen unterscheidet. Ebenso werden auch die, welche nach seinem Muster Himmlische sind, nicht um ihrer gegenwärtigen Substanz willen, sondern im Hinblick auf ihre künftige Verklärung als solche bezeichnet und angesehen, weil vorher, infolge ihrer verschiedenen Würdigkeit, von der diese Unterscheidung ihren Ausgang |487 genommen hat, gezeigt worden ist, dass die Herrlichkeit der Überhimmlischen eine andere ist als die der Irdischen, eine andere die der Sonne, eine andere die des Mondes und eine andere die der Sterne; denn ein Stern unterscheidet sich ja auch vom andern 207) an Glanz, nicht in der Wesenheit. So hat er denn, nach vorhergehender Hervorhebung des Unterschiedes in der Würdigkeit, nach welcher man jetzt trachten und die man in Zukunft erreichen soll, auch noch die Ermahnung hinzugefügt, man solle einerseits die Art Christi hienieden nachahmen in der sittlichen Zucht, andrerseits dort droben den Gipfel erreichen in der Herrlichkeit. "Wie wir das Bild des Irdischen getragen haben, so sollen wir auch tragen das Bild des Himmlischen." 208) Wir haben nämlich das Bild des Irdischen getragen durch den Anteil an der Übertretung, durch die Gemeinsamkeit des Todes und die Ausweisung aus dem Paradiese. Obgleich wir hienieden das Bild Adams im Fleische an uns tragen, so werden wir doch nicht ermahnt, das Fleisch abzulegen. Wenn aber dies nicht gemeint ist, dann ist es der Wandel, damit wir sodann noch nicht das Bild Gottes, sondern das Bild des Himmlischen an uns tragen, noch nicht in den Himmel verpflanzt, sondern auf den Spuren Christi wandelnd in Heiligkeit, Gerechtigkeit und Wahrheit.

Somit zielt also jener ganze Ausspruch auf die Sittenzucht und besagt, man solle hienieden das Bild Christi tragen im jetzigen Leibe und in der jetzigen Zeit und Zucht. Indem Paulus in befehlender Form sagt: "Lasst uns tragen", spricht er von der gegenwärtigen Zeit, in welcher der Mensch aus keiner andern Substanz besteht, als aus Leib und Seele; wenn aber dieser Glaube wirklich auf eine andere, d. i. auf eine himmlische Substanz zielte, so wäre sie doch nur demjenigen in Aussicht gestellt, der darnach zu ringen aufgefordert wird. Da er also das Abbild "des Irdischen und des Himmlischen" in den Lebenswandel setzt, jenes als das zu verabscheuende, dieses als das nachzuahmende, und dann hinzufügt; "Denn ich sage dies" 209) ---- d. h. wegen des Obengesagten; es ist nämlich eine Satzverbindung, die den Sinn des Vorhergehenden vervollständigt ---- "weil Fleisch und Blut das Reich Gottes nicht ererben können", so will er unter Fleisch und Blut nichts anderes verstanden wissen als das oben genannte Abbild des irdischen Adam. Wenn dieses nun im alten Wandel besteht, der alte Wandel aber das Reich Gottes nicht erlangt, so reduzieren sich Fleisch und Blut, insofern sie das Reich Gottes nicht erlangen, auf den alten Wandel.

Wenn der Apostel aber niemals die Substanz für die Wirkungen gesetzt hat, dann freilich soll er es auch hier nicht gethan haben! Wenn |488 er hingegen von solchen, die sich noch im Fleische befinden, gesagt hat, sie befänden sich nicht darin, womit er nur sagte, dass sie sich mit Werken des Fleisches nicht abgeben, so darf man seine Gewohnheit nicht umstossen, die darin besteht, dass er nicht die Substanz, sondern die Werke der Substanz vom Reiche Gottes ausschliesst. Nachdem er dies den Galatern kund gethan hat, bekennt er, es ihnen vorauszusagen und vorausgesagt zu haben, "dass die, welche solche Dinge verüben, das Reich Gottes nicht ererben werden", 210) weil sie nämlich das Bild des himmlischen Adam nicht an sich tragen, wie sie das des irdischen an sich getragen hatten, und dass sie deshalb infolge ihres nicht veränderten alten Wandels für nichts weiter zu halten seien, als für Fleisch und Blut. Denn wenn der Apostel ganz unvorbereitet auf einmal mit dieser Erklärung hervorgetreten wäre, dass Fleisch und Blut vom Reiche Gottes ausgeschlossen werden müssen, ohne durch die vorhergehenden Gedanken darauf vorbereitet zu haben, würden wir da nicht ebenso unter jenen beiden Substanzen den alten Menschen verstanden haben, der dem Fleische und dem Blute ergeben ist, d. i. dem Essen und Trinken? der gewohnt ist, gegen den Glauben, an die Auferstehung mit der Redensart zu kommen: "Lasst uns essen und trinken, denn morgen werden wir sterben". 211) Indem der Apostel auch dies hineinlegen wollte, hat er Fleisch und Blut wegen seiner Früchte, nämlich wegen des Essens und des Trinkens getadelt.

50. Aber auch mit Beiseitelassung derartiger Auslegungen, wodurch die Werke des Fleisches und Blutes heruntergesetzt werden, wird man den Substanzen selber, nicht anders, als sie sind, aufgefasst, die Auferstehung zusprechen dürfen. Denn die Auferstehung wird dem Fleische und Blute direkt nicht abgesprochen, sondern das Reich Gottes, welches zur Auferstehung hinzukommt, ---- es gibt ja auch eine Auferstehung zum Gerichte, ---- oder richtiger noch, die allgemeine Auferstehung wird bestätigt, indem eine besondere dagegen gesetzt wird. Denn wenn gesagt wird, zu welchem Zustande man nicht aufersteht, so wird damit zu verstehen gegeben, zu welchem man auferstehe. Indem so das Thun und Treiben der Substanz, nicht deren Gattung, einen Unterschied in Hinsicht der Auferstehung je nach den Verdiensten erfährt, geht auch daraus klar hervor, dass Fleisch und Blut nur in Rücksicht auf ihre Schuld, nicht als Substanzen vom Reiche Gottes fern gehalten werden, dass sie dagegen um der Ordnung willen zum Gerichte auferstehen, eben weil sie zum Herrschen nicht auferstehen.

Ich möchte noch sagen: "Fleisch und Blut können das Reich Gottes nicht ererben", d. h. natürlich bloss sie und für sich allein, so dass |489 damit angezeigt wird, dass sie auch noch den Geist vonnöten haben. "Der Geist nämlich ist es, der lebendig macht ---- zum Reiche Gottes ----das Fleisch nützt nichts". 212) Nützen aber kann ihm etwas anderes, nämlich der Geist, und durch den Geist auch die Werke des Geistes. Und so erstehet denn, wie billig und recht, alles Fleisch und Blut wieder in seiner Eigenschaft. Allein diejenigen, welche in das Reich Gottes eingehen sollen, die werden anziehen müssen die Kraft der Unvergänglichkeit und Unsterblichkeit, ohne welche sie nicht in das Reich Gottes eingehen können, bevor sie dieselbe erhalten können. Mit Recht also sind Fleisch und Blut, wie wir gesagt haben, für sich allein nicht imstande, das Reich Gottes zu erlangen. Aber dann, wenn das Verwesliche im Begriff ist, "von der Unverweslichkeit verschlungen zu werden",---- nämlich das Fleisch ---- "und das Sterbliche von der Unsterblichkeit" ----nämlich das Blut ---- nach der Auferstehung, bei der Verwandlung, alsdann kann das nach Verdienst umgestaltete oder verschlungene Fleisch und Blut das Reich Gottes erben, aber keineswegs das noch nicht auferstandene. 213)

Einige wollen unter dem Fleisch und Blut der Beschneidung wegen das Judentum verstanden wissen, da es vom Reiche Gottes getrennt sei, weil das Judentum es mit dem Alten hält und unter diesem Titel von dem Apostel schon an einer andern Stelle getadelt worden ist. Derselbe "ratschlagte nämlich, nachdem ihm der Sohn Gottes geoffenbart war, damit er ihn unter den Heiden verkündige, nicht sofort mit Fleisch und Blut", 214) d. i. mit dem Judentum, wie er den Galatern geschrieben hat.

51. Für alles jedoch wird nunmehr das stehen, was wir zum Schluss aufgespart haben; auch für den Apostel selbst, der im höchsten Grade der Unbedachtsamkeit zu zeihen wäre, wenn er, wie einige wollen, in solch abgerissenener Weise, sozusagen mit geschlossenen Augen unterschiedslos und unbedingt alles Fleisch und Blut ganz allgemein aus dem Reiche Gottes verbannt hätte, selbstverständlich auch aus dem Königspalaste des Himmels selber, obwohl doch jetzt dort zur Rechten des Vaters Jesus sitzt; Mensch, wenngleich Gott; letzter Adam, wenn auch ursprüngliches Wort; Fleisch und Blut, obgleich von reinerer Beschaffenheit als das unsrige, und doch eben derselbe sowohl der Substanz als der Gestalt nach, wie bei seiner Himmelfahrt. Er wird nach der Aussage der Engel ebenso wieder herabsteigen; denn er soll ja wieder erkannt werden von denen, welche ihn verwundet haben. Dieser ist es, der "Mittler zwischen Gott und den Menschen" 215) genannt worden ist, infolge davon, dass ihm |490 von beiden Parteien ein Depositum anvertraut wurde, und er verwahrt bei sich selbst auch das Depositum des Leibes, das Unterpfand der Gesamtsumme. Denn, wie er uns das Handgeld des Geistes zurückliess, so hat er von uns das Handgeld des Leibes empfangen und es mit sich in den Himmel genommen als Unterpfand dafür, dass die Gesamtsumme einst von dort zurückkomme. Seid unbesorgt, Fleisch und Blut, ihr habt in Christus das Reich Gottes und den Himmel bereits inne! Oder wer euch dieses und den Himmel abspricht, der leugnet auch Christum im Himmel selber.

So sagt Paulus auch: "Die Verwesung wird nicht die Unvergänglichkeit ererben", 216) nicht damit man Fleisch und Blut für die Verwesung halte, da sie ja vielmehr nur das der Verwesung Ausgesetzte sind, nämlich infolge des Todes; denn der Tod ist es, der Fleisch und Blut nicht nur verdirbt, sondern auch aufzehrt, ---- wohl aber hat er deshalb, weil nach seinem früheren Ausspruche die Werke des Fleisches und Blutes das Reich Gottes nicht erlangen können, um diesen Ausspruch noch mehr zu verstärken, sogar der Verderbnis selbst, d. i. dem Tode, welchem die Werke des Fleisches und Blutes in die Hände arbeiten, die Erbschaft der Unvergänglichkeit genommen. Denn bald darauf hat er gewissermassen von einem Tode des Todes selbst etwas verlauten lassen und gesagt: "Verschlungen ist der Tod im Streit. Wo ist, Tod, dein Stachel, wo ist, Tod, deine Macht?" 217) Der Stachel des Todes besteht in der Übertretung; diese wird dann auch die Verwesung sein. Die Kraft aber ist das Gesetz der Sünde, ohne Zweifel jenes andere, welches er in seine Glieder versetzt hat, welches gegen das Gesetz seines Geistes streitet, 218) nämlich eben die Macht, zu sündigen wider Willen. Denn oben hat auch er gesagt, der letzte Feind, der Tod, werde vernichtet. 219)

Auf diese Weise erlangt die Verwesung nicht die Unvergänglichkeit als ihr Erbtheil. Das heisst, auch der Tod wird keinen Bestand haben. Wann und wie wird er aber ein Ende nehmen? Wenn "in einem Nu, in einem Augenblick bei der letzten Posaune auch die Toten unverweslich auferstehen". 220) Wer sind diese, wenn nicht die, welche vorher verwest waren? d. h. die Leiber, d. h. Fleisch und Blut. "Auch wir werden verändert". 221) Aus welchem Zustand, wenn nicht aus demjenigen, in welchem wir angetroffen werden? "Denn es muss dieses Verwesliche anziehen die Unvergänglichkeit und dieses Sterbliche anziehen die Unsterblichkeit". 222) Welches Sterbliche? Doch nur der Leib? Welches Vergängliche, wenn nicht das Blut. Und damit du da, wo der Apostel für dich Vorsorge trifft und sich abmüht, damit du einsiehest, der Ausspruch beziehe sich |491 auf den Leib, nicht glaubest, er habe etwas anderes dabei im Sinn, so spricht er die Worte: "dieses Vergängliche und dieses Sterbliche", gleichsam indem er seine eigene Haut hinhält. Er konnte das Wort: "dieses" sicher nur auf etwas Vorliegendes und Sichtbares beziehen. Es ist der Ausdruck für das körperliche Zeichen. Das Verwesliche ist aber etwas anderes als die Verwesung, das Sterbliche etwas anderes als die Sterblichkeit. Denn das, was leidet, ist etwas anderes als das, was das Leiden bewirkt? So muss denn also dasjenige, was die Verwesung und das Sterben zu erleiden hat, auch die Unverweslichkeit und Unsterblichkeit an sich erfahren.

52. Untersuchen wir nun, mit was für einem Leibe die Abgestorbenen nach des Apostels Lehre wiederkommen werden. Es ist gut, dass er sich sofort daran gemacht hat, es zu zeigen, gleich als ob jemand nach diesen Dingen gefragt hätte.

"Du Thor", sagt er, "was Du säest, wird nicht belebt, es sei denn gestorben." 223) Mithin geht schon aus der Analogie des Säens hervor, dass kein anderer Leib wieder lebendig wird als der, welcher gestorben ist, und darnach wird auch das folgende sein richtiges Licht erhalten. Denn nichts darf in einem dem Grundcharakter des Beispiels zuwiderlaufenden Sinne verstanden werden, und man darf nicht, weil folgt: "Was Du säest, nicht den Körper, der werden soll, säest Du", 224) glauben, es werde ein anderer Körper auferstehen als der, welcher durch das Sterben gesäet worden ist. Sonst würde man aus dem Vergleich fallen. Denn niemals sprosst, wenn Weizen gasäet und in der Erde zersetzt worden ist, Gerste hervor, sondern stets ist die Art des Getreides dieselbe, sowie auch seine Natur, Beschaffenheit und Gestalt. Woher kommt es denn überhaupt, wenn es nicht dasselbe ist? Auch als zersetztes ist es dasselbe, da es aus der Zersetzung kommt. Denn er hat nicht angedeutet, in welcher Weise der Körper, der erst werden soll, gesäet wird,225) sondern gesagt: "Ein nacktes Korn wird gesäet", etwa vom Weizen oder dergleichen, "Gott aber gibt ihm den Körper, wie er will". Sicher doch dem Korn, wovon er sagt, dass es nackt gesäet werde? Gewiss wird deine Antwort lauten: Das, dem Gott einen Körper zu geben vorhat, ist also doch heil. Wie aber kann es heil sein, wenn es sich nirgends vorfindet, wenn es nicht aufersteht, wenn es nicht als eben dasselbe aufersteht? Wenn es nicht aufersteht, so ist es nicht erhalten. Wenn es nicht erhalten ist, so kann es von Gott keinen Körper bekommen. Dass es aber erhalten bleibe, das ist auf alle Weise sicher gestellt. Wozu also wird ihm Gott einen |492 Körper geben nach seinem Wohlgefallen, da es doch jenen nackten Körper als eigenen besitzt, wenn nicht aus dem Grunde, damit er nunmehr nicht als nackter auferstehe? Folglich wird derselbe etwas Hinzugegebenes sein, was zum Körper noch hinzugethan wird, und es wird das, dem es zugefügt wird, nicht vernichtet, sondern gemehrt. Was aber gemehrt ist, das ist wohlerhalten. Denn gesäet wird das Korn allein, ohne die Hülse als Kleid, ohne die Ähre, woran es sitzt, ohne die Deckung durch die Grannen, ohne den stolzen Schmuck des Halmes. Es erhebt sich aber, wuchernd in üppiger Fülle, aufgebaut in Harmonie der Teile, mit Schmuck versehen und vollständig bekleidet. Diese Dinge sind für das Korn der andere Körper, in welchen es umgewandelt wird, nicht durch eine Vernichtung, sondern mit einer reichlichem Ausstattung versehen. Gott hat einem jeden Samen einen eigenen Körper bestimmt, der doch wieder nicht seiner ist, nämlich nicht sein früherer, so dass auch jener andere der seinige werde, den er äusserlich von Gott erhält. Bleibe also bei dem Gleichnisse, halte es als Spiegelbild für den Leib fest und glaube, eben dasselbe, welches gesäet wird, werde Frucht bringen; es selber, wenn auch vervollständigt; nicht ein anderes, wenn es auch in anderer Weise zurückkehrt. Es wird nämlich seinerseits auch den Putz und Schmuck in Empfang nehmen, womit Gott es wird überkleiden wollen gemäss seinen Verdiensten. Ohne Zweifel zielt Paulus hierauf mit den Worten: "Nicht alles Fleisch ist dasselbe Fleisch". 226) Er will damit nicht die Gemeinsamkeit der Substanz leugnen, sondern die Gleichheit der Vorrechte, indem er den Leib unter den Unterschied der Ehre, nicht unter den der Art bringt. Deshalb fügt er auch noch figürliche, von den Tieren und Elementen entnommene Beispiele hinzu. "Ein anderes ist das Fleisch des Menschen", d. i. des Dieners Gottes, welcher der wahre Mensch ist, "ein anderes das des Viehes", d. i. des Heiden, von welchem der Prophet sagt: "Gleich geworden ist der Mensch dem unvernünftigen Vieh", 227) "ein anderes das der Vögel", d. i. der Martyrer, welche sich zum Höhern erheben, "ein anderes das der Fische", d. i. derjenigen, welche mit dem Wasser der Taufe genug haben. 228) Dazu führt er noch von den überhimmlischen Körpern hergenommene Argumente ins Treffen. "Eine andere ist die Herrlichkeit der Sonne", d. i. Christi, "eine andere die des Mondes", d. i. der Kirche, und "eine andere die der Sterne", d. i. die des Samens Abrahams. Und "ein Stern unterscheidet sich von dem andern an Glanz, sowie auch die irdischen und himmlischen Körper", 229) verstehe der Jude und der Christ. Wenn er sich aber hier nicht figürlich ausdrückt, so |493 hat er in höchst thörichter Weise Leiber von Mauleseln und Geiern 230) und Körper von Himmelslichtern mit den Menschenleibern zusammengestellt, obwohl jene weder mit dem Vergleiche noch mit der Erlangung der Auferstehung etwas zu schaffen haben.

Indem er hierdurch nur einen Schluss auf den Unterschied in der Glorie, nicht aber in der Substanz gezogen hat, sagt er zuletzt: "So ist es auch bei der Auferstehung der Toten". Wie denn? Sie unterscheidet sich in nichts anderem als in der blossen Glorie. Denn, indem er dann wieder die Auferstehung auf dieselbe Substanz zurückführt und von neuem auf das Samenkorn kommt, sagt er: "Gesäet wird Verweslichkeit, es aufersteht die Unverweslichkeit, gesäet wird in Unscheinbarkeit, die Auferstehung geschieht in Herrlichkeit, gesäet wird in Schwachheit, die Auferstehung geschieht in Kraft, gesäet wird ein tierischer Leib, auferstehen wird ein geistiger". Sicher steht nichts anderes auf, als was gesäet wird, und es wird nichts anderes gesäet, als was sich in der Erde zersetzt, und es wird nichts anderes in der Erde zersetzt, als das Fleisch. Denn dieses ist es, welches der Urtheilsspruch Gottes zu Boden gestreckt hat: "Erde bist du und zur Erde wirst du gehen", weil es auch von der Erde genommen war. Daher ist auch der Apostel auf den Gedanken gekommen, von ihm den Ausdruck "säen" zu brauchen, wenn es der Erde zurückgegeben wird; denn die Erde ist der Aufnahmeort für die Sämereien, um sie darin niederzulegen und von dort zurückzuerwarten. Daher bekräftigt er es mit Nachdruck: "So steht es geschrieben", 231) damit man nicht glaube, das Gesäetwerden sei etwas anderes als das: "Du wirst zu Erde werden, aus der du genommen bist", und ebenso nicht glaube, die Stelle gehe einen andern an als den Leib. Denn so steht es geschrieben.

53. Einige geben listiger Weise die Seele für den animalischen Leib 232) aus, um die in Rede stehende Wiederherstellung vom Fleische fern zu halten. Da es aber feststeht und sicher ist, dass der Körper aufersteht, der gesäet wurde, so würden sie damit zur Herbeischaffung der Sache selber aufgefordert sein, oder müssten zeigen, dass die Seele nach dem Tode ausgesäet, d. h. dass sie tot sei, zu Boden gestreckt, zerstört, aufgelöst, während doch kein derartiger Eatschluss Gottes gegen sie vorliegt. Sie mögen also darlegen, dass dieselbe der Vergängnis, Verunstaltung und Krankheit anheimgefallen sei, so dass sie des Wiederaufstehens zur Unverweslichkeit, Herrlichkeit und Kraft fähig werde. Bei Lazarus, dem vorzüglichsten Beispiel der Auferstehung, lag wohl der Leib krank |494 da, war fast verwest bis zur Verunstaltung, roch schon übel von Verwesung, und doch stand Lazarus im Fleische auf, mit der Seele zwar, aber diese war unverwest geblieben, niemand hatte sie in leinene Binden eingeschnürt ins Grab gelegt oder gemerkt, dass sie stinke; niemand in den vier Tagen gesehen, dass sie gesäet werde. Das ganze Aussehen, die ganze Behandlung des Lazarus widerfährt noch heute dem Leibe eines jeden, aber nie einer Seele. Worauf also der Ausdruck des Apostels hinzielt und wovon derselbe offenbar redet, das ist der Leib, der animalisch ist zur Zeit, wenn er ausgesäet, geistig, wenn er wieder erweckt wird.

Damit wir einsehen, dass es so sei, bietet uns Paulus noch weiter die Hand und führt auf Grund derselben hl. Schrift aus, "der erste Mensch sei Adam geworden, zur lebendigen Seele". 233) Wenn Adam der erste Mensch, das Fleisch aber schon Mensch war noch vor Mitteilung der Seele, so ist ohne Zweifel das Fleisch zur lebendigen Seele geworden. Ist es nun zu einer Seele geworden, da es doch Körper war, so ist es in jedem Falle ein animalischer Körper geworden. Wie wollten sie es wohl benennen, als nach dem, was es durch die Seele geworden ist, was es vor Mitteilung der Seele nicht war, was es ohne die Seele nicht mehr sein wird, ausser wenn es aufersteht? Wenn er nämlich die Seele wieder erhalten hat, so wird er wieder zum animalischen Körper, um ein geistiger zu werden. Es kann ja nichts wiedererstehen, als was vorher da war. Aus derselben Rücksicht, aus welcher der Name "animalischer Leib" dem Fleische zukommt, kommt er der Seele nicht zu. Denn das Fleisch war erst bloss Körper, dann animalischer Körper. Beseelt ist es nachher zum animalischen Körper geworden. Die Seele dagegen, obschon ein Körper, kann, weil sie kein beseelter Körper, sondern vielmehr ein beseelender ist, dennoch nicht ein animalischer Körper genannt werden und auch nicht selbst das werden, was sie bewirkt. Denn wenn sie das Acci-dens des andern ist, so macht sie es animalisch; wenn sie aber nicht Accidens des andern ist, wie wird sie sich selbst animalisch machen? Sowie das Fleisch, welches eine Seele annimmt, erst animalischer Körper war, so wird es nachher geistig, wenn es sich mit dem Geiste überkleidet.

Indem der Apostel diesen Hergang als den gewöhnlichen darlegt, unterscheidet er ihn mit Recht an Adam und an Christus, den beiden Ausgangspunkten der Unterscheidung selbst. Wenn er Christus den letzten Adam nennt, so erkenne daraus, dass er mit allen seinen Lehrkräften für die Auferstehung des Fleisches, nicht für die der Seele gewirkt hat. Wenn nämlich auch der erste Mensch, Adam, Fleisch war und nicht Seele, er, der denn doch "zur lebenden Seele" geworden ist, und der letzte Adam, |495 Christus, nur deshalb Adam ist, weil Mensch, und nur deshalb Mensch, weil er Fleisch, nicht weil er Seele war, und sodann hinzugefügt wird: "Nicht das Geistige ist das erste, sondern das Animalische", 234) so ist das Geistige später, wie die beiden Adame beweisen. Scheint es dir etwa, er habe an einem und demselben Fleische einen seelischen und einen geistigen Körper unterschieden? Welche Unterscheidung hat er an jedem der beiden Adame, d. h. an beiden Menschen vorbereitet? In bezug auf welche Substanz gleichen sich Christus und Adam unter einander? Ich denke doch in bezug auf das Fleisch, wenn auch hinsichtlich der Seele gleichfalls. Allein nur unter dem Titel von Fleisch sind beide Menschen; denn das Fleisch war zuerst Mensch. Nur in Rücksicht auf dieses konnte von einer Aufeinanderfolge bei ihnen die Rede sein und der eine für den ersten, der andere für den letzten Menschen oder Adam gehalten werden. Von einander verschiedene ---- wenigstens der Substanz nach verschiedene Dinge ---- können nicht in eine Aufeinanderfolge gebracht werden. In bezug auf Ort, Zeit und Beschaffenheit können sie es vielleicht. Hier in unserem Falle aber sind die Bezeichnungen "erster und letzter" in Rücksicht auf die Substanz gebraucht, wie wiederum auch der erste Mensch von der Erde und der zweite vom Himmel stammt, weil er, obschon dem Geiste nach vom Himmel, doch dem Fleische nach Mensch ist.

Da also bei den beiden Adamen hinsichtlich des Leibes eine Aufeinanderfolge am Platze ist, hinsichtlich ihrer Seelen aber nicht, weil der erste Mensch zur lebenden Seele, der letzte aber zum lebendig machenden Geist geworden ist, so sind sie verschieden. Ihre Verschiedenheit hat in gleicher Weise auch für ihre Leiber einen Unterschied präjudiziert, so dass es dem Fleische gilt, wenn gesagt wird: "Nicht das Geistige ist das erste, sondern das Animalische; sodann das Geistige", und somit ist also auch das oben gemeinte Fleisch dasselbe: "Was gesäet wird, ist ein animalischer Leib, und was aufersteht, ein geistiger Leib", weil nicht das Geistige das erste ist, sondern das Animalische und der erste Adam zur Seele wurde, der zweite zum Geiste. Das Ganze gilt vom Menschen, das Ganze vom Fleische, weil vom Menschen. Was also werden wir sagen? Hat das Fleisch nicht jetzt auch den Geist aus dem Glauben, so dass man fragen muss, wie kann gesagt werden, dass ein animalischer Leib gesäet werde. Allerdings hat hienieden das Fleisch den Geist empfangen, aber nur als ein Handgeld, von der Seele dagegen nicht bloss das Handgeld, sondern die ganze Fülle. Daher ist es auch mit dem Namen der vorzüglicheren Substanz benannt worden, "seelischer Leib", als welcher es gesäet wird, der dann in der Folge dazu auch ein geistiger sein soll, kraft der Fülle des Geistes, in |496 welcher er auferweckt wird. Was ist auffallendes daran, wenn es seine Bezeichnung von demjenigen erhalten hat, wovon es ganz angefüllt, und nicht von dem, womit es bloss obenhin angefeuchtet ist?

54. So bieten häufig die gewählten Ausdrücke sowie auch der gemeinschaftliche Gebrauch von Wörtern 235) Anlass, Fragen aufzuwerfen. Da sich beim Apostel auch die Wendung findet: "das Sterbliche solle vom Leben verschlungen werden", 236) nämlich das Fleisch, so fasst man eiligst auch dieses Verschlingen als ein Vernichten des Fleisches auf, gleich als ob wir nicht auch von einem Verschlucken der Galle oder des Schmerzes redeten, was dann ihn verbergen, verdecken und in sich selbst verschliessen heisst. Wenn sodann geschrieben steht: "Dieses Sterbliche muss anziehen die Unsterblichkeit", 237) so wird damit gezeigt, auf welche Art das Sterbliche vom Leben verschlungen wird, so zwar, dass es mit Unsterblichkeit überkleidet, verborgen, verdeckt und eingeschlossen, nicht aber verzehrt und weggenommen wird. Also auch der Tod, wendet man ein, wird erhalten bleiben, wenn er verschlungen wird. ---- Unterscheide den gemeinschaftlichen Gebrauch der Worte ihrem Sinne gemäss, dann wirst Du die Sache vollkommen verstehen! Der Tod ist etwas anderes als das Sterbliche. Also wird der Tod auch auf eine andere Weise verschlungen werden als das Sterbliche. Der Tod kann die Unsterblichkeit nicht in sich aufnehmen, das Sterbliche aber kann dies. Daher heisst es: "Dieses Sterbliche muss die Unsterblichkeit anziehen". Wie zieht es dieselbe an? Indem es vom Leben verschlungen wird. Auf welche Art wird es vom Leben verschlungen? Indem es in dasselbe aufgenommen, zurückgeführt und eingeschlossen wird. Der Tod wird aber ganz mit Recht zum Untergange verschlungen, weil er selbst auch verschlingt. Der Tod hat verschlungen, heisst es, 238) indem er stark wurde, und deshalb wird er verschlungen im Siege. Tod, wo ist dein Stachel? Tod, wo ist dein Sieg? Mithin wird auch das Leben, welches der Gegensatz zum Tode ist, durch seinen Sieg zum Heile das verschlingen, was der Tod durch seinen Sieg vorher zum Untergange verschlungen hatte.

55. Obwohl wir mit dem Nachweise, dass das Fleisch auferstehen wird, auch bewiesen haben, dass kein anderes auferstehen werde, als eben das, um welches es sich handelt, so erfordern doch einzelne Fragen und deren Objekte noch besondere Erörterungen, mögen sie auch schon anderweit abgemacht sein. Wir wollen daher die Bedeutung und den |497 Begriff der betreffenden Umwandlung genauer erklären, weil dieselbe gewöhnlich zu der Meinung Anlass gibt, es werde ein anderes Fleisch auferstehen. Das wäre aber, als wenn umgewandelt werden so viel Messe, als gänzlich aufhören und seines früheren Zustandes verlustig gehen.

Das Trugbild einer Vernichtung ist jedoch von dem Begriffe der Umwandlung ganz fern zu halten. Denn Umwandlung ist ganz etwas anderes als Vernichtung. Würde der Leib in einer Weise umgewandelt werden, dass er unterginge, dann wäre er auch kein anderer mehr. Er würde aber bei der Umwandlung untergehen, wenn er dabei nicht er selbst bliebe, welcher in der Auferstehung wieder hergestellt wird. So gut wie er zu Grunde gegangen ist, wenn er nicht aufersteht, so ist er ebenfalls zu Grunde gegangen, wenn er zwar aufersteht, aber durch eine Verwandlung beseitigt wird. Und wie sinnlos wäre es, wieder aufzuerstehen dazu, um nicht zu sein, da er es doch in seiner Gewalt hatte, gar nicht aufzuerstehen oder gar nicht zu sein, zumal er ja schon angefangen hatte, nicht zu sein. So ganz verschiedene Dinge wie Verwandlung und Vernichtung, die ja auch in ihren Wirkungen ganz verschieden sind, sollten doch nicht vermengt werden. Erstere bewirkt völliges Verschwinden, letztere Veränderung. So gut wie also das, was vernichtet wurde, keine Veränderung erlitten hat, so ist auch das, was eine Veränderung erlitten hat, nicht vernichtet. Vernichtet sein heisst nämlich, überhaupt das gar nicht mehr sein, was man gewesen ist; verändert sein, heisst es auf andere Weise sein. Wenn ein Ding in anderer Weise existiert, so kann es noch dasselbe sein; denn was nicht vergangen ist, das hat sein Sein. Es hat nämlich eine Verwandlung erlitten, keine Vernichtung. So kann also etwas verändert werden und nichtsdestoweniger doch es selbst sein, wie denn auch der ganze Mensch in dieser Zeitlichkeit seiner Substanz nach zwar er selbst ist, sich aber doch vielfach verändert, sowohl in Hinsicht seiner Kleidung als in Hinsicht auf Körperlichkeit, Gesundheit, Stand, Würde, Alter, Lebensrichtung, Geschäft, Kunst, Fähigkeit, Wohnsitz, Gesetz und Sitte. Er büsst dadurch trotzdem doch nichts vom Menschenwesen ein; nein, er wird nicht ein anderer, sondern nur anders.

Diese Form der Umwandlung kommt auch in den hl. Büchern vor. Verwandelt wird des Moses Hand, und zwar ist sie nach Art einer toten Hand blutlos, bleich und kalt; nach Wiederempfang der Lebenswärme und Wiedererlangung der Farbe ist sie aber wieder dasselbe Fleisch und Blut. Verwandelt wird späterhin auch sein Antlitz durch eine blendende Klarheit. Aber er war ebenso der Moses, obwohl man ihn nicht anblicken konnte. So hatte auch Stephanus schon die Höhe der Engel erreicht, aber es waren keine fremde Kniee, die er vor der Steinigung bog. Der Herr hat in der Einsamkeit auf dem Berge sogar seine Kleider durch Licht umgestalten lassen, aber doch die Gesichtszüge bewahrt, welche für Petrus |498 Erkennbar blieben. Dort haben auch Moses und Elias, der eine im blossen Bilde des noch nicht wieder angenommenen Leibes, der andere in der Wirklichkeit eines noch nicht verstorbenen Leibes gezeigt, dass in der Herrlichkeit die äussere Erscheinung des Körpers als dieselbe fortbestehe. Durch dies Beispiel belehrt, braucht Paulus den Ausdruck: "Er wird den Leib unserer Niedrigkeit umgestalten zu einem dem Leibe seiner Herrlichkeit gleichgestalteten Leibe". 239) Wollte man behaupten, Umgestaltung und Umwandlung bestehe im Verschwinden der Substanz, welche sie auch sei, so ist also Saul, als er sich in einen andern Mann umwandelte, aus seinem Körper herausgegangen, und Satanas selbst verliert seine eigentümliche Beschaffenheit, wenn er sich in einen Engel des Lichts verwandelt. So wird auch zum schliesslichen Vollzug der Auferstehung eine Veränderung, Umwandlung und Wiederherstellung möglich sein mit Beibehaltung der Wesenheit.

56. In der That, es wäre ein grosser Unsinn, ja sogar eine Ungerechtigkeit ---- beides aber ist Gottes unwürdig ---- wenn die eine Substanz die Thaten verrichtete, die andere aber den Lohn heimführte, so dass ein Leib in den Martyrien zerfleischt und ein anderer gekrönt würde; ebenso umgekehrt, wenn der eine sich in unreinen Lüsten wälzte und der, welcher verdammt wird, ein anderer wäre. Würde es nicht besser sein, den Glauben an die Auferstehung lieber ein für alle Mal aufzugeben, als mit der Würde und Gerechtigkeit Gottes sein Spiel zu treiben, und etwa anstatt des Valentinus den Marcion auferstehen zu lassen?

Es ist auch nicht glaublich, dass Gesinnung, Gedächtnis oder Wissen des gegenwärtigen Menschen durch jenes umgestaltende Gewand der Unsterblichkeit und Unverweslichkeit zum Verschwinden gebracht wird. Denn dann würde der Nutzen und die Frucht der Auferstehung sowie das Wesen des nach beiden Seiten gehenden göttlichen Gerichts inhaltslos sein. Wenn ich mich nicht erinnere, dass ich der bin, der etwas verdient hat, wie kann ich Gott dafür Dank sagen? Wie soll ich ihm ein neues Lied singen, da ich nicht weiss, ob ich der bin, der zum Danke verpflichtet ist? Warum wird die Verwandlung immer bloss beim Fleische geltend gemacht und nicht auch bei der Seele, die ja dem Fleische doch in allem vorgestanden hat? Was soll man dazu sagen, dass eben dieselbe Seele, welche in dem jetzigen Leibe den ganzen Verlauf des Lebens mitgemacht hat, welche in diesem Leibe Gott kennen gelernt, Christum angezogen und die Hoffnung des Heils ausgesäet hat, in weiss Gott was für einem andern Leibe die Frucht davon erntet? Fürwahr, das wäre ein sehr dankbarer Leib, dessen Leben umsonst sein würde! 240) Wenn die Seele dann nicht |499 ebenfalls verändert wird, so gibt es auch keine Auferstehung der Seele mehr. Denn man würde nicht glauben, dass sie auferstanden sei, wenn sie nicht als eine ganz andere aufersteht.

57. Dies gibt Anlass zu einer verschmitzten Einrede des vulgären Unglaubens: Wenn eine und dieselbe Substanz, sagt man, wieder ins Sein gerufen wird, mit ihrer Gestalt, ihren Umrissen und Eigenschaften, dann wird sie folglich auch ihre übrigen Malzeichen haben. Man würde daher auch als Blinder, Lahmer, Gichtbrüchiger, oder wie gezeichnet jemand sonst aus dem Leben geschieden ist, wiederkommen. ---- Gut, was geschieht denn aber nun und dann, wenn man es verschmäht, in welchem Zustande auch immer, diese so grosse Gnade von Gott zu erlangen? Schreibt man denn nicht auch so, wenn man bloss eine Erhaltung der Seele zulässt, einem unvollständigen Menschen das Heil zu?

Was heisst an eine Auferstehung glauben anders, als an eine vollständige glauben? Wenn das Fleisch sogar aus der Auflösung wieder hergestellt werden wird, um wie viel mehr wird es von einer blossen Beschädigung befreit werden! Durch das Grössere wird das Geringere präskribiert. Ist nicht die Verstümmelung oder Schwächung eines Gliedes dessen Tod? Wenn der allgemeine Tod durch die Auferstehung rückgängig gemacht wird, was soll mit dem teilweisen Tode geschehen? Wenn wir zur Herrlichkeit umgestaltet werden, warum nicht noch mehr zur Vollständigkeit? Eine Verstümmelung des Körpers ist etwas zufälliges, Vollständigkeit dagegen sein eigentlicher Zustand. In diesem werden wir geboren. Selbst wenn wir schon im Mutterleibe beschädigt werden, so ist das Leidende schon ein Mensch. Die Gattung existiert vor dem Unfall. Wie Gott das Leben gibt, so wird er es auch wiedergeben. Wie wir es empfangen, so empfangen wir es auch zurück. Wir werden der Natur, nicht dem schadhaften Zustande zurückgegeben. Wir leben wieder auf, als das, als was wir geboren wurden, nicht als das, was wir durch eine Beschädigung erst geworden sind.

Sind die von Gott Auferweckten keine volle Menschen, so weckt er überhaupt keine Toten auf. Welcher Tote ist denn noch vollständig, auch wenn er in Vollständigkeit gestorben ist? Wer ist unversehrt und doch entseelt? Welcher Körper bleibt dann unverletzt, wenn er umgebracht, todesstarr, bleich, steif, kurz wenn er eine Leiche geworden ist? Wann ist der Mensch schwächer, als wenn er es ganz ist? Wann ist er mehr gichtgelähmt, als wenn er unbeweglich ist? So heisst also einen Toten auferwecken nichts anderes als ihn ganz machen, damit er nicht dem Teile nach, der nicht auferstanden ist, noch tot sei. Gott ist imstande, wiederzumachen, was er gemacht hat. Diese seine Macht und Freiheit hat er bereits hinlänglich verbürgt an Christus, oder vielmehr, er hat kund |500 gethan, nicht bloss wer der Wiedererwecker des Fleisches, sondern auch, wer dessen völliger Wiederhersteller sei. Daher sagt der Apostel: "Die Toten werden unverwest auferstehen!" 241) Wie das nun, wenn sie nicht völlig wiederhergestellt sind? sie, die früher verwest waren, sowohl infolge der Krankheit als des langen Liegens im Grabe. Wenn er vorher beides erwähnte, sowohl dass dieses Verwesliche die Unverweslichkeit anziehen müsse, als dieses Sterbliche die Unsterblichkeit, so hat er damit seinen Gedanken nicht etwa wiederholt, sondern auf einen Unterschied aufmerksam gemacht. Denn den Ausdruck "Unsterblichkeit" hat er mit Rücksicht auf die Rückgängigmachung des Todes, "Unverweslichkeit" mit Rücksicht auf die Aufhebung der Verwesung gewählt, indem er das eine der Auferstehung, das andere der Wiederherstellung zuschreibt. Mir ist aber, als hätte er auch den Thessalonichern die Wiederherstellung der gesamten Substanz in Aussicht gestellt. 242)

Und so wird denn in Zukunft auch kein Untergang der Körper mehr zu befürchten sein. Die entweder bewahrte oder wieder hergestellte Unversehrtheit wird nichts einbüssen können von dem Zeitpunkt an, wo ihr, was sie etwa verloren hat, wiedergegeben worden ist. Erhebt man die Einrede, wenn die Auferstehung eben desselbigen Fleisches gelehrt wird, so wird es auch wieder eben denselben Leiden unterliegen, dann tritt man verwegenerweise als Verteidiger der Natur gegen ihren Herrn auf und steift sich gottloserweise auf das Gesetz im Gegensatz zur Gnade, als wenn es Gott dem Herrn nicht freistände, die Natur zu ändern und zu erhalten ohne ein Gesetz. Zu welchem Zwecke heisst es denn: "Was unmöglich ist bei den Menschen, das ist möglich bei Gott", 243) und: "Was thöricht ist vor der Welt, hat Gott erwählt, um die Weisheit dieser Welt zu beschämen''? 244) Ich bitte dich, wenn du deinem Sklaven die Freiheit geschenkt hast, wird dann sein Fleisch und sein Gemüt, weil sie dieselben sind, die früher den Peitschenhieben, den Fesseln und der Brandmarkung ausgesetzt waren, darum auch noch in Zukunft dieselben Dinge zu erdulden haben? Ich glaube nicht. Im Gegenteil, er wird mit einem glänzend weissen Kleide, mit der Auszeichnung eines goldenen Ringes, mit dem Namen seines Patrons, seiner Tribus und seiner Tischgenossenschaft beehrt. Gewähre Gott doch auch die Macht, in Kraft jener geschilderten Umgestaltung die Qualität, nicht die Natur zu ändern, indem einerseits die Leiden beseitigt, anderseits Sicherheiten gegeben werden. So wird denn der Leib nach der Auferstehung zwar derselbe bleiben und insofern leidensfähig, als er er selbst und derselbe ist, aber doch leidensunfähig sein, insofern er eben zu diesem Zwecke von Gott freigelassen ist, um nicht mehr leiden zu können. |501 

58. "Ewige Wonne über ihr Haupt", sagt Isaias. 245) Es ist aber nichts ewig, als nach der Auferstehung. "Schmerz, Trauer und Seufzen", sagt er, "ist von ihnen gewichen." Ebenso der Engel zu Johannes: "Gott wird wegnehmen jede Thräne von ihren Augen." 246) Natürlich von denselben Augen, welche zuvor geweint hatten, welche auch später noch weinen könnten, wenn die göttliche Güte nicht das Nass der Thränen ganz getrocknet hätte. Dann heisst es wiederum: "Gott wird wegnehmen jede Thräne von ihren Augen und es wird kein Tod mehr sein", 247) also auch keine Verwesung. Diese ist durch die Unverweslichkeit ebenso verscheucht, wie der Tod durch die Unsterblichkeit. Wenn Schmerz, Trauer, Seufzen, ja, der Tod selbst nur aus Verletzungen der Seele und des Leibes hervorgehen, so können sie nicht beseitigt werden, ausser wenn ihre Ursachen aufhören, die Verletzungen des Leibes und der Seele. Wie könnte es widrige Zufälle in der Nähe des Herrn, wie feindliche Anfälle bei Christus geben, wie Angriffe des Teufels bei Anwesenheit des hl. Geistes, da der Teufel selbst mit seinen Engeln schon ins Feuer gestürzt ist? Wo ist da der Zwang, oder das, was man Glück und Fatum nennt? Welche Plage kann es für die Auferweckten geben nach erlangter Verzeihung? Was für Zorn für die Ausgesöhnten nach erlangter Gnade? Welche Schwachheit nach erlangter Kraft, welches Unvermögen nach Erlangung des Heils?

Dass die Kleider und Schuhe der Kinder Israel vierzig Jahre hindurch unzerrissen und unverschlissen blieben, 248) dass an ihren Leibern selbst das sonst so leichte Wachstum der Nägel und Haare auf das von der Schicklichkeit und Würde bedingte Maass beschränkt blieb, damit nicht deren enorme Grosse für Verwesung gehalten würde, 249) dass zu Babylon an den drei Jünglingen nicht einmal die Turbane und weiten Hosen, die bei den Juden nicht üblich waren, durch die Feuerflammen verletzt wurden, 250) dass Jonas verschlungen von einem Meerungeheuer, dessen Bauch gewöhnt war, Schiffstrümmer zu verdauen, drei Tage später unverletzt ausgeworfen wurde, 251) dass Henoch und Elias, obwohl noch nicht durch die Auferstehung hindurchgegangen, weil noch nicht gestorben, doch darum, weil sie von der Erde hinweggenommen und dadurch zur Anwartschaft auf die Ewigkeit gelangt sind, heute noch eine Freiheit des Leibes von jedem Gebrechen, jedem Schaden, jeder Unbill und Schmach gemessen 252) ---- alle diese Begebenheiten setzen das Siegel ihres Zeugnisses unter keinen andern Glauben als unter den, wonach man glauben muss, dass diese Dinge Beweise für die zukünftige Auferstehung sind. Nach dem Ausspruche des Apostels sind jene Dinge Vorbilder auf uns |502 und stehen deshalb geschrieben, damit wir glauben sollen, der Herr sei mächtiger als jedes für die Körper geltende Gesetz, und natürlich umsomehr ein Erhalter des Leibes, da er sogar Kleidungsstücke und Schuhe unter seinen Schutz genommen hat.

59. Das kommende Zeitalter hat aber, wendet man ein, eine ganz andere und für die Ewigkeit berechnete Anlage, also kann die nicht ewige Substanz der jetzigen Zeitperiode Abweichendes nicht in sich schliessen. ---- Wenn der Mensch wegen der künftigen Einrichtung und nicht die Einrichtung des Menschen wegen da ist, dann allerdings. Aber der Apostel schreibt: "Sei es nun die Welt oder das Leben oder der Tod, sei es das Zukünftige oder Gegenwärtige, alles ist Euer". 253) Damit macht er eben dieselben Personen zu Erben auch des Zukünftigen. Isaias schenkt uns nichts, indem er sagt: "Alles Fleisch ist Heu", und anderswo: "Alles Fleisch wird sehen das Heil des Herrn". 254) Er hat nicht die Substanzen unterschieden, sondern ihre schliesslichen Schicksale. Denn jeder wird das Gericht Gottes in zweierlei Sentenzen bestehen lassen, in der des Heiles und in der der Strafe. Alles Fleisch ist also Heu, insofern es für das Feuer bestimmt ist, und alles Fleisch wird das Heil des Herrn sehen, insofern es für das Heil bestimmt wird. Was mich betrifft, so weiss ich, dass ich nicht in einem mir nicht gehörigen Leibe Ehebrüche begangen habe und jetzt auch nicht in einem mir nicht gehörigen Leibe nach Enthaltsamkeit strebe. Trüge jemand die Geschlechtsteile doppelt an sich, so könnte er das Heu des verunreinigten Fleisches hinwegthun und sich jenes Fleisch allein bewahren, welches das Heil des Herrn sehen wird.

Wenn derselbe Prophet in betreff der Nationen das eine Mal lehrt, dass sie für Staub oder Auswurf gerechnet werden, das andere Mal, dass sie auf den Namen und den Arm des Herrn hoffen und daran glauben, 255) täuschen wir uns dann etwa hinsichtlich ihrer? Und werden die einen, welche glauben, andere sein als die, welche für Staub gerechnet werden, infolge einer Verschiedenheit ihrer Substanz? Aber Christus hat diesseit des Ozeans und von demselben Himmel her, der über uns liegt, den Heiden als das wahre Licht geleuchtet. Die Valentinianer selbst haben hier auf Erden irren gelernt, und es gibt keine andere Form für die gläubigen Nationen als für die nicht gläubigen: Leib und Seele. Wie er also die Heiden, die ihrem Lose, nicht ihrer Art nach dieselben sind, unterschieden hat, so hat er auch die Leiber, deren Beschaffenheit bei den Heiden dieselbe ist, nicht ihrem Stoff, sondern ihrem Lohne nach gesondert.

60. Um eine weitere Schwierigkeit gegen den Leib, namentlich dessen Identität aufzuwerfen, siehe, nehmen unsre Gegner auch von den |503 Verrichtungen der Glieder eine Ausflucht her und sagen, die Glieder müssten, weil noch eben derselben Körperlichkeit angehörig, auch in ihrer Thätigkeit und in ihren Wirkungen verharren, oder aber, da es feststehe, dass die Verrichtungen der Glieder aufhören werden, so räumen sie auch mit der Körperlichkeit auf. Man könne dann an den Fortbestand der letztern natürlich nicht mehr glauben, weil sie ohne Glieder sei; an das Dasein von Gliedern aber dürfe man deshalb nicht glauben, weil sie ohne Verrichtungen sein würden. Denn wozu, sagen sie, sollte uns die Mundhöhle noch dienen, wozu die Reihen von Zahnen, der hinabführende Schlund, der Magen, welcher der Sammelplatz ist, die Bauchhöhle mit ihren Vertiefungen und die langen verschlungenen Eingeweide, wenn kein Essen und Trinken mehr stattfindet? Zu welchem Zweck sollten diese Glieder aufnehmen, kauen, unterschlucken, zersetzen, verdauen und aussondern? Wozu die Hände und Füsse und all die Glieder, die zum Arbeiten dienen, wenn mit dem Unterhalt auch die Sorge um ihn aufhört? Wozu die Nieren, welche an der Samenbereitung teilnehmen, wozu die übrigen Zeugungsglieder beider Geschlechter, die zur Empfängnis dienenden Behältnisse, die Brüste mit ihren Quellen, da Begattung, Gebären und Erziehen ein Ende haben? Wozu endlich der Körper überhaupt, da er ganz und gar keinen Zweck mehr hat?

In Beziehung hierauf haben wir die Bemerkung vorausgeschickt, dass die Einrichtungen der Zukunft und die der Gegenwart nicht zusammengestellt werden dürfen; denn die Verwandlung wird dazwischentreten; und nun fügen wir noch die Bemerkung bei, diese Verrichtungen der Glieder für die Bedürfnisse dieses Lebens werden so lange bestehen, bis das Leben selbst aus der Zeitlichkeit in die Ewigkeit hinübergeführt wird, so wie der animalische Leib in den geistigen, indem dieses Sterbliche die Unsterblichkeit und dieses Verwesliche die Unverweslichkeit anzieht, und sie selbst, diese Glieder, werden, indem dann das Leben der Bedürfnisse enthoben ist, auch ihrer Verrichtungen enthoben sein. Aber darum werden sie doch nicht unnötig sein. Denn wenn sie gleich ihrer Verrichtungen enthoben sind, so werden sie doch zum Zwecke des Gerichtes beibehalten werden, damit "jeder empfange an seinem Leibe", wie er es getrieben hat. Denn das Gericht Gottes verlangt einen vollständigen Menschen, vollständig aber kann der Mensch nicht sein ohne Glieder, aus deren Substanzen ---- nicht aus deren Verrichtungen ---- er zusammengesetzt ist. Man müsste denn vielleicht auch von einem Schiffe ohne Kiel, ohne Vorder- und Hinterteil, und ohne vollständiges, ganzes Gefüge behaupten wollen, es sei vollständig. Und doch haben wir mehr als einmal gesehen, wie ein vom Sturme zertrümmertes oder von Fäulnis zerfressenes Schiff, nachdem alle seine Glieder wieder ersetzt und ausgebessert waren, als dasselbe erschien und sich des Titels eines wiederhergestellten erfreute. |504 

Sind wir hinsichtlich Gottes, seiner Geschicklichkeit dazu, seines Willens oder Rechtes in Besorgnis? Wenn nun aber der reiche und freigebige Herr des Schiffes, seinen Neigungen oder den Rücksichten auf seine Ehre folgend, dem Schiffe die blosse Wiederherstellung gewährt und will, dass es fürder nicht mehr arbeite, wollte man dann etwa behaupten, das frühere Gebälk sei darum nun nicht mehr notwendig, weil es von nun an keinen Zweck mehr habe und bloss zur Vervollständigung eines Schiffes ohne Thätigkeit dienen würde?

Es ist also weiter nichts nötig, als sich darüber zu unterrichten, ob Gott, indem er den Menschen zum Heil bestimmte, auch den Leib dazu bestimmt und gewollt habe, dass derselbe von neuem existiere; und wir haben nicht das Recht, auf Grund der künftigen Zwecklosigkeit der Glieder in betreff seiner die Einrede zu erheben, er könne nicht wieder werden. Denn es kann ja etwas von neuem existieren, was trotzdem keine Bestimmung hat, und es kann doch nicht einmal behauptet werden, dass es zwecklos sei, wenn es nicht existiert. Wenn es aber existiert, so wird es die Macht haben, auch zwecklos zu sein; denn bei Gott wird nichts zwecklos sein.

61. Aber Du hast ja, o Mensch, den Mund bekommen zum Essen und Trinken. ---- Warum nicht lieber zum Sprechen, um dich von den übrigen lebenden Wesen zu unterscheiden? Warum denn nicht lieber, um Gott zu preisen, damit du auch unter den Menschen einen Vorrang habest? Adam hat erst den Tieren ihre Namen verkündet, bevor er vom Baume pflückte, er hat auch eher prophezeit als gegessen. Doch wir haben ja die Zähne bekommen, um das Fleisch zu kauen. ---- Warum nicht lieber dazu, um das Öffnen des Mundes und das Gähnen etwas zu verschönern? Warum nicht, um die Bewegungen der Zunge zu regeln, um die einzelnen Laute beim Sprechen durch das Anstossen daran zu markieren? Höre und siehe dir schliesslich die Zahnlosen an, und frage dann nach der Würde des Mundes und dem Mechanismus der Zähne. 256)

Beim Manne und beim Weibe befinden sich Öffnungen an den unteren Teilen natürlich nur, damit die Wollüste durch dieselben ihren Ausweg nehmen. ---- Warum werden sie nicht mit mehr Recht in Ehren gehalten werden wegen der Ausscheidungen? 257) Sodann hat das weibliche Geschlecht inwendig im Körper auch einen Ort, wo die Samen zusammenfliessen oder wo das überflüssige Blut sich ausscheidet, welches das stärkere Geschlecht abzusondern nicht imstande ist. ---- Auch diese Dinge muss ich leider erwähnen, weil jene Leute, um die Auferstehungslehre lächerlich zu |505 machen, absichtlich mit den Verrichtungen beliebiger Glieder possenhafterweise angestiegen kommen, wie sie wollen und mit welchen sie wollen, und nicht dabei bedenken, dass in jener Zeit vorerst die Ursachen für deren Notwendigkeit hinwegfallen werden, für das Essen der Hunger, für das Trinken der Durst, für den Beischlaf das Gebären und für das Arbeiten die Gewinnung des Lebensunterhalts. Denn wenn der Tod weggefallen ist, so bildet weder die Nahrung das Mittel zur Erhaltung des Lebens, noch wird der untere geschlechtliche Organismus 258) die Glieder belästigen.

Aber auch jetzt kann es vorkommen, dass die Eingeweide und die Geschlechtsteile aussei' Wirksamkeit sind. Vierzig Tage lang hielten Moses und Elias das Fasten aus und wurden von Gott allein ernährt. Denn der Grundsatz: "Nicht vom Brote allein lebt der Mensch, sondern vom Worte Gottes", 259) wurde schon damals inauguriert. Siehe da den Schattenriss der künftigen Tugendkraft! Auch wir versagen unserem Munde die Speise, so gut wir können, und halten uns von geschlechtlicher Vereinigung fern. Wie zahlreich sind nicht die freiwillig Verschnittenen! Wie viele sind nicht der an Christus vermählten Jungfrauen! Wie viele der Unfruchtbaren von beiden Naturen, die mit unfruchtbaren Geschlechtsteilen versehen sind! Wenn die Verrichtungen und Wirkungen der Glieder sogar schon hier in einer zeitweiligen Unthätigkeit ohne Wirksamkeit sein können, gleichsam nach einem vorübergehenden, zeitweiligen Ratschluss, und der Mensch dabei nicht weniger Mensch bleibt, so werden wir ganz ebenso ohne Verkümmerung des Menschenwesens, weil nach einem ewigen Ratschluss, in jener Zeit noch viel weniger Dinge begehren, welche wir schon nicht einmal mehr hienieden zu begehren gewohnt waren.

62. Dem Streite darüber macht der Ausspruch des Herrn ein Ende: "Sie werden sein wie die Engel". 260) Wenn dies geschieht, indem sie nicht heiraten und weil sie nicht sterben, dann sicher auch dadurch, dass sie keinem der entsprechenden Bedürfnisse des körperlichen Daseins unterliegen. Denn auch die Engel sind einstmals wie die Menschen geworden, assen, tranken und Hessen sich die Füsse waschen; 261) sie hatten nämlich die äussere Erscheinung von Menschen angenommen, ohne dass ihr eigenes Wesen innen Schaden gelitten hätte. Wenn also die Engel, wie Menschen geworden, zu ihrer frühern geistigen Substanz auch ein leibliches Verhalten annahmen, warum sollten nicht die Menschen, wenn sie wie Engel geworden sind, in derselben Substanz des Fleisches eine geistige Disposition |506 eingehen können, indem sie unter dem engelartigen Gewände von den Gepflogenheiten des Leibes nicht mehr abhängig sind, als damals die Engel unter dem menschlichen Gewände von denen des Geistes? Wenn sie nicht mehr bei den Gewohnheiten des Fleisches verblieben sind, so sind sie darum doch keine Wesen, welche nicht mehr im Fleische verbleiben; denn auch die Engel sind immer noch Geisteswesen geblieben, trotzdem sie nicht bei den Gepflogenheiten des Geistes verblieben. Endlich hat er nicht gesagt: "Sie werden Engel sein" und damit ihr Menschsein geleugnet, sondern: "Sie werden wie die Engel sein" und sie dadurch in ihrem Menschsein belassen. Er hat die Substanz keineswegs aufgehoben, als er ihr eine Ähnlichkeit beilegte.

63. Also der Leib wird auferstehen, und zwar jeder, derselbe und ein vollständiger. Wo er sich auch immer befindet, er ist in Sicherheit bei Gott hinterlegt durch den treuesten Mittler zwischen Gott und den Menschen, Jesus Christus, welcher den Menschen Gott und dem lieben Gott die Menschen wiedergeben wird, dem Fleische den Geist und dem Geiste das Fleisch. Denn beides hat er bereits in seiner Person vereinigt, dem Bräutigam eine Braut und der Braut einen Bräutigam verschafft. Wenn man darauf bestehen sollte, die Seele allein für die Braut auszugeben, so wird der Leib wenigstens unter dem Titel einer Mitgift die Seele begleiten. Die Seele wird keine gemeine Dirne sein und nicht nackt und bloss von ihrem Bräutigam angenommen werden müssen. Sie hat ihre Ausstattung, sie hat ihren Putz und ihren Sklaven, den Leib; wie ein Milchbruder wird er sie begleiten.

Allein die wahre Braut ist das Fleisch, welches auch in Christo Jesu durch Blut den Geist als Bräutigam sich verbunden hat. Was man für seinen Untergang ansieht, ist nur ein vorübergehendes sich Entfernen. Nicht die Seele allein entfernt sich. Auch das Fleisch hat während der Zeit seine Verstecke: im Wasser, im Feuer, in den Vögeln, in den wilden Tieren. Wenn es in diese aufgelöst scheint, so ist es gleichsam nur in andere Gefässe übergeleitet. Fehlen ihm sogar die Gefässe und fliesst es auch aus diesen in seine mütterliche Erde aus, dann macht es gleichsam einen Kreislauf durch, so dass aus ihr wieder ein Adam hergestellt wird, der vom Herrn die Worte hören soll: "Siehe, Adam ist wie einer aus uns geworden." 262) Dann ist er wirklich kundig des Bösen, dem er entgangen ist, und des Guten, in das er eingegangen ist. Warum, o Seele, empfindest du Widerwillen gegen den Leib? Niemand steht dir so nahe, wie er, den du nächst dem Herrn lieben sollst; niemand ist in höherem Grade dein Bruder, als der, welcher mit dir in Gott geboren wird. Du hättest |507 für ihn die Auferstehung erflehen müssen, wenn er vielleicht auf deine Veranlassung gesündigt hat. Aber es ist kein Wunder, wenn man das hasst, dessen Urheber man ebenfalls verschmäht hat, was man auch an der Person Christi zu leugnen oder zu verunstalten gewohnt ist, indem man damit sogar es selbst, das Wort Gottes, das Fleisch geworden ist, schriftlich oder durch mündliche Auslegungen verunehrt und die Geheimlehren der Apokryphen, diese gotteslästerlichen Fabeln, darauf anwendet. 263)

Jedoch der allmächtige Gott hat, in seiner alles voraussehenden Gnade diesen Erfindungen des Unglaubens und der Gottlosigkeit zum Trotz, in den letzten Tagen von seinem Geiste auf alles Fleisch ausgegossen, auf seine Knechte und Mägde, 264) den angefochtenen Glauben an die leibliche Auferstehung neu belebt und die bisherigen Urkunden durch klare Beleuchtung der Worte und Gedanken von aller Zweideutigkeit und Dunkelheit gereinigt. Weil es Häresien geben musste, 265) damit alle Bewährten offenbar würden, diese aber, ohne einigen Anlass in den hl. Schriften zu finden, nicht wagen konnten, aufzutreten, deshalb wurden ihnen in den bisherigen hl. Urkunden, wie es scheint, einige Anhaltspunkte gegeben, welche freilich wiederum durch die nämlichen Schriften widerlegbar sind. Weil es jedoch nötig war, dass der hl. Geist nicht mehr damit zurückhielt, zu zeigen, dass er auch an solchen Aussprüchen Überfluss habe, welche den Häretikern zu verschmitzten Ausreden nicht nur keinen Stoff geben, sondern im Gegenteil sogar ihr altes Gras auszurupfen dienen, ---- deshalb hat er nunmehr alle früheren Zweideutigkeiten und die Parabeln durch klare und verständliche Verkündigungen des ganzen Lehrgeheimnisses beseitigt, in der neuen Prophetie, die aus dem Paraklet hervorquillt. Wollte man aus seinen Quellen schöpfen, so würde man nach keiner Lehre mehr dürsten und keine Streitfrage uns noch zu erhitzen imstande sein, sondern wir würden, beständig des Leibes Auferstehung trinkend, Erquickung finden. |508 


Anmerkungen

1. 1) Dem Demiurgen.

2. 2) Im alten Bunde, als dessen Gott jene Gnostiker den Demiurgen betrachteten.

3. 1) Buch I und II adv. Marc.

4. 2) Buch III und IV adv. Marc.

5. 3) Die Schrift de carne Christi berücksichtigt bekanntlich die vier Häretiker Marcion, Apelles, Valentinus und Alexander.

6. 1) Anspielung auf den Namen dieses Häretikers. In Lukanien gab es Bären.

7. 2) Phaedrus c. 24 pag. 245.

8. 3) Is. 44, 20.

9. 4) I. Kor. 1, 20.

10. 1) Siehe oben de pallio c. 5.

11. 1) I. Kor. 7, 31.

12. 2) Joh. 1, 3.

13. 3) 1. Mos. 1, 26, 27.

14. 4) I. Mos. 2,7 f.

15. 1) Tertullian bedient sich hier eines Reimes: non quia elephantus, sed quia Phidias tantus. Vermutlich eine Redensart jener Zeit.

16. 2) Die Valentinianer.

17. 3) I. Mos. 2, 23.

18. 1) Röm. 9, 20.

19. 2) Die Perlen.

20. 1) Bei der Taufe.

21. 2) Bei der Firmung.

22. 1) II. Kor. 12, 9.

23. 2) Luk. 5, 31.

24. 3) I. Kor. 12, 23.

25. 4) Luk. 19,10.

26. 5) Ezech. 18, 23.

27. 1) V. Mos. 32, 39.

28. 2) Is. 40, 7.

29. 3) Is. 40, 5.

30. 4) I. Mos. 6, 3.

31. 5) Joël 3, 7.

32. 6) Röm. 7, 18.

33. 7) Röm. 8, 8.

34. 8) Gal. 5, 17.

35. 9) Gal. 6, 7.

36. 10) I. Kor. 3, 16.

37. 11) I. Kor. 6, 15.

38. 12) I. Kor. 6, 20.

39. 1) An diesem Satze nimmt Öhler wunderliche Korrekturen vor; es ist aber nichts weiter nötig, als richtig interpungieren.

40. 1) Ps. 91 (92), 13. Die Stelle lautet freilich: Der Gerechte wird blühen wie eine Palme (yoi/nic).

41. 2) Matth. 10, 33.

42. 1) Aus dem Werke gegen Marcion, Buch 1 und 2.

43. 1) Matth. 9, 4.

44. 2) Matth. 5, 28. 

45. 3) Cogitatorium als Übersetzung des griechischen ψροντιστήριον.

46. 1) Der ihn darreicht. 

47.  2) Im Tempel als Weihegeschenk aufgehängt.

48. 3) I. Thess. 4, 4.

49. 1) Röm. 8, 3.

50. 2) I. Kor. 6, 20.

51. 1) I. Mos. 3, 19.

52. 2) Joh. 2, 19.

53. 3) Matth. 26, 38.

54. 4) Joh. 2, 21. 

55. 5) Kadaver kommt nämlich hör von cadere.

56. 1) I. Mos. 23, 4.

57. 1) Jes. 3, 13.

58. 2) Is. 3, 14.

59. 3) Ps. 2, 1 ff.

60. 4) Is. 53, 7.

61. 1) Is. 50, 6; 53, 12. Ps. 22, 8. 17-19. 79, 22. Zach. 11,12. Jer. 32. 9.

62. 2) Is. 35, 5 ff.

63. 1) Spöttische Bezeichnung der Häretiker, besonders der Valentinianer, weil sie die Menschen in Psychiker, Hyliker und Pneumatiker einteilten und unter den letzteren sich selbst verstanden.

64. 1) Luk. 21, 24.

65. 2) Joël 3, 3 ff.; Dan. 7, 13 ff.

66. 3) Luk. 21, 27. 28. 

67. 4) Matth. 24, 32 ff. 42; Luk. 31, 29 ff. 30.

68. 5) Is. 2, 19.

69. 6) Ps. 109, 1.

70. 1) Zach. 12, 10 u. Joh. 19, 37.

71. 2) Mal. 4, 5.

72. 3) I. Joh. 4, 3.

73. 4) Apok. 12, 6; 18, 2.

74. 5) Kol. 1, 21.

75. 6) Kol. 3, 1-3.

76. 7) I. Joh. 3, 2.

77. 1) Gal. 5, 5.

78. 2) Phil. 3, 11 ff.

79. 3) Gal. 6, 9.

80. 4) II. Tim. 1, 18.

81. 5) I. Tim. 6, 14 ff.

82. 6) Apostelg. 3, 19-21.

83. 7) I. Thess. 1, 9.

84. 8) Ebend. 2, 19.

85. 9) Ebend. 3, 13.

86. 1) Ebend 4, 13-16.

87. 2) I. Kor, 15, 19.

88. 3) I. Thess. 5, 1 ff.

89. 1) II. Thess. 2, 1-10.

90. 2) Apok. 6, 9. 10.

91. 3) Ebend. 15, 7. 

92. 4) Ebend. 17, 16; 19, 19.

93. 5) Ebend. 20, 3. 9. 12.                 

94. 1) 7. Mos. 3, 19.

95. 2) Oben Cap. 5.

96. 3) Psalm 97, 1.

97. 4) Psalm 97. 4. 

98. 5) Zach, 12, 10.

99. 6) Is. 1, 19.

100. 1) I. Kor. 2, 9.

101. 2) Matth. 5, 45.

102. 3) Röm. 1, 25.

103. 4) Matth. 4, 4.

104. 5) Is. 51, 9.

105. 1) Apok. 3, 5.

106. 2) Matth. 22, 11.

107. 3) Is. 58, 8. Die Vulgata liest hier sanitas.

108. 4) Is. 26. 20.

109. 1) I. Mos. 9, 5.

110. 2) Is. 38, 16.

111. 1) Ezech. 37, 1-14.

112. 1) IV. Mos. 11, 1. 6.

113. 2) Man kann in diesem Satze das et vor manifestus mit Latinius in ut verbessern, obwohl diese Änderung nicht gerade gefordert ist.

114. 3) Mal. 4, 2. "Aus den Gräbern" schiebt Tertullian in die Stelle des Propheten ein.

115. 4) Jes. 56, 14.

116. 1) Jes. 26, 19.

117. 2) Jes. 66, 23.

118. 3) Jes. 66, 22.

119. 4) Jes. 66, 24. 

120. 5) Offenb. Joh. 20, 13.

121. 1) Matth. 13, 34.

122. 2) Matth. 13, 10 u. 13; Is. 6. 9 ff.

123. 3) Luk. 18, 9.

124. 1) Matth. 11, 24.

125. 2) Matth. 11, 7.

126. 3) Luk 14, 14.

127. 1) Im Öhlerschen Texte befindet sich hier ein fataler Druckfehler, revelans statt relevans, der auch unter den Corrigendis nicht notiert ist.

128. 2) Röm. 5, 20.

129. 3) Tertullian will salus und salvum fieri bei Luk. 19, 10 auf die körperliche Wiederherstellung einschränken.

130. 1) Joh. 6, 38 ff.

131. 1) Matth. 10, 28.

132. 2) Öhler will diese Worte gegen Sinn und Zusammenhang der Stelle auf den Seelenkörper, den nach Tertullians Ansicht die Seele haben soll, bezichen.

133. 1) Joh. 6, 39.

134. 2) Vergl. Matth. 8, 11 ff.; 13, 42; 22, 12; 25, 30; Apok. 2,7.

135. 1) Luk. 20, 37.

136. 2) Luk. 20, 36.

137. 3) Joh. 6, 64; vergl. zum folgenden die ganze Stelle Joh. 6, 53-72, deren Beziehung auf die Einsetzung des Abendmahls Tertullian hier zurücktreten lässt.

138. 1) Joh..5, 24.

139. 2) Ebend. 6, 49,50.

140. 3) Ebend. 5, 25.

141. 4) Ebend. 5, 28.

142. 1) Offenb. Joh. 6, 9.

143. 1) Apostelgesch. 23, 6.

144. 1) II. Kor. 4, 16.

145. 2) Eph. 3, 16, 17.

146. 1) Röm. 8, 17.

147. 2) II. Kor. 7, 5.

148. 1) II. Kor. 5, 1.

149. 2) Matth. 5, 10.

150. 3) Die Art, wie Öhler diese Stelle interpungiert, scheint mir verfehlt, insbesondere dehnt er die Paranthese zu weit aus.

151. 4) II. Kor. 5, 2.

152. 5) I. Thess. 4, 14-16.

153. 1) I. Kor. 15, 51.

154. 2) II. Kor. 4, 5.

155. 1) De anima c. 51.

156. 2) II. Kor. 5, 6, 7.

157. 1) II. Kor. V. 8.

158. 2) Ebend. V. 9, 10.

159. 3) Ebend. V. 10. Tertullians Übersetzung dieser Stelle richtet sich wörtlich nach dem Griechischen. Es ist schwer, im Deutschen einen Modus zu finden, wobei keine der beiden von Tertullian gestellten Alternativen verloren geht.

160. 1) Ebend. 4, 6.

161. 2) Ebend. 4, 16.

162. 3) Ebend. 4, 10.

163. 1) Ebenda 4, 11.

164. 2) II. Kor. 4, 14.

165. 3) Eph. 4, 22-24.

166. 4) Die Handschriften lesen; si multo prior anima caro. Öhler hat mit andern anima quam caro aufgenommen, wodurch die Sache förmlich auf den Kopf gestellt wird.

167. 5) De anima c. 27.

168. 6) Contemporant ist vielleicht besser als contemperant.

169. 1) Als Subjekt bei edunt ist aus dem Vorhergehenden caro atque anima zu denken. Dies sei gegen Rigaltius und Öhler bemerkt.

170. 2) Eph. 5, 22.

171. 3) Eph. 4, 25-32.

172. 1) Röm. 8, 8.

173. 2) Ebenda. 8, 10.

174. 3) Röm. 8, 11.

175. 4) Röm. 8, 12. 13.

176. 1) Röm. 8, 2.

177. 2) Röm. 7, 23.

178. 3) Röm. 8, 3.

179. 4) Röm. 8, 6. 

180. 5) Kol. 2, 20.

181. 1) Röm. 6, 6.

182. 2) Ebenda. 

183. 3) Röm. 6, 8. Öhler lässt störenderweise mit et einen neuen Satz beginnen. 

184.  4) Röm. 6, 11.

185. 5) Röm. 6, 12 ff.

186. 6) Röm. 6, 19-23.

187. 1) Röm. 6, 3 ff.

188. 2) Röm. 6, 5.

189. 3) Röm 5, 21.

190. 4) 1. Kor. 15, 55.

191. 5) Phil. 3, 21.

192. 6) I. Thess. 5, 23.

193. 1) I. Kor. 15, 50.

194. 2) Die Handschriften schwanken zwischen expetent und expectent. Keines scheint mir einen passenden Sinn zu geben, und die Vermutung: expedit oder expediet liegt nahe. Vergl. oben c. 42.

195. 3) I. Kor. Cap. 1-14.

196. 4) I. Kor. 15, 12-18.

197. 5) Bei Öhlers Interpunktion würde mit Certe inquis nichts anzufangen sein.

198. 1) I. Kor. 15, 21. Ergänze: gekommen ist.

199. 2) I. Kor. 15, 29.

200. 3) Tertullian scheint hier den Taufact etwas auseinanderzureissen.

201. 4) I. Kor. 15, 30 ff.

202. 1) II. Kor. 1, 8.

203. 2) I. Kor. 15, 35.

204. 3) I Kor. 15, 47.

205. 4) Ebend. 15, 45.

206. 5) Tertullian übersetzt ἐπουράνιος stets mit supercoelestis.

207. 1) I. Kor. 15, 40 ff.

208. 2) Ebend. 15, 49.

209. 3) Ebend. 15, 50. Doch hat unser Text hier δὲ, die Vulgata autem.                                                 

210. 1) Gal. 5, 19 ff.

211. 2) I. Kor. 15, 52.

212. 1) Joh. 6, 63.

213. 2) Ich folge Öhler, obwohl die Handschriften lesen: non possunt.

214. 3) Gal. 1, 16.

215. 4) I. Tim. 2,5.

216. 1) I. Kor. 15, 50.

217. 2) Ebend. 15, 55.

218. 3) Röm. 7, 23.

219. 4) I. Kor. 15, 26.

220. 5) Ebend. 15, 52.

221. 6) Ebend.

222. 7) I. Kor. 15, 53.

223. 1) I. Kor. 15, 36.

224. 2) I. Kor. 15, 37.

225. 3) Das Fragezeichen, welches Öhler hinter seminetur setzt, ist sinnstörend.

226. 1) I. Kor. 15, 39.

227. 2) Ps. 49, 21.

228. 3) Vgl. den Ausdruck pisciculi. De bapt. c 1.

229. 4) I. Kor. 15, 41.

230. 1) Der Apostel gebraucht l. c. nur die generellen Ausdrücke jumenta und volatilia.

231. 2) I. Kor. 15, 44.

232. 3) I. Kor. 15, 44 heisst es: Seminatur corpus animale, Griechisch σῶμα ψυχικὸν, was aus Mangel eines passenderen Wortes gewöhnlich übersetzt wird: tierischer Leib.

233. 1) I. Mos. 2, 7; vergl. mit 1. Kor. 15, 45.

234. 1) I. Kor. 15, 46.

235. 1) D. i. Metaphern und Metonymien.

236. 2) II. Kor. 5, 4.

237. 3) I. Kor. 15, 53.

238. 4) Eine solche Stelle findet sich nicht in der hl. Schrift. Tertullian hat vielleicht an Hebr. 2, 14 gedacht, wo eine ähnliche Wendung vorkommt.

239. 1) Phil. 3, 21.

240. 2) Das Original macht hier ein Wortspiel mit gratiosus und gratis.

241. 1) I. Kor. 15, 52.

242. 2) I. Thess. 4, 13 ff.

243. 3) Matth. 19, 26.

244. 4) I. Kor. 1, 27.

245. 1) Is. 35, 10.

246. 2) Offenb. 7, 17.

247. 3) Offenb. 21, 4.

248. 4) II. Mos. 8, 4; 29, 5.

249. 5) Hiervon ist jedoch an den citierten Stellen nichts zu lesen. 

250.  6) Dan. 3, 27.

251. 7) Jon. 2, 1 ff.

252. 8) I. Mos. 5, 24; II. Kön. 2, 11.

253. 1) I. Kor. 3, 22.

254. 2) Is. 40, 5 u. 7.

255. 3) Jes. 40, 15; 42, 4.

256. 1) Ich lese an dieser kritisch unsichern Stelle: Denique et edentulos audi et vide, ut honorem oris ... Öhler schiebt vor audi ein esse ein, was gleich edere sein soll.

257. 2) Öhler setzt defluxura, besser scheint mir: de fluxura.

258. 1) Supparatura wird erklärt ἀποκατάστασις = Wiederherstellung. Das gäbe aber an dieser Stelle einen ganz schiefen Sinn. Nach meiner Ansicht ist supparatura gleich paratura, quae subtus est.

259. 2) Matth. 4, 4.

260. 3) Matth. 22, 30.

261. 4) Nach den Erzählungen im Buche Tobias.

262. 1) I. Mos. 3, 22.

263. 1) Diese Bemerkung ist gegen die Gnostiker gerichtet.

264. 2) Joël 3, 1.

265. 3) I. Kor. 11, 19.


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Übersetzt von Heinrich Kellner, 1882.  Übertragen durch Roger Pearse, 2005.

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