217-222 n. Chr.
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Inhalt:
6. Cap. Die göttliche Weisheit nach dem Buche der Sprichwörter und ihr Anteil an der Schöpfung.
9. Cap. Er ist dieses, jedoch ohne dass darum eine Teilung der Substanz stattfände. |509
14. Cap. Die Persönlichkeit des Sohnes aus einigen Theophanien des alten Testamentes erwiesen.
16. Cap. Der Sohn ist es, der schon im alten Testamente alle Heilsratschlüsse Gottes verwirklichte.
17. Cap. Dem Sohn kommen ebenso wie dem Vater die Bezeichnungen Gott und allmächtig zu.
21. Cap. Stellen aus dem Evangelium des hl. Johannes, woraus sich die Verschiedenheit des Messias und des Sohnes Gottes vom Vater, so wie des erstem Gottheit und besondere Persönlichkeit ergibt.
26. Cap. Die drei anderen Evangelien stimmen darin mit dem des Johannes überein.
27. Cap. Die letzte Ausflucht des Praxeas ist die, das geistige Element Jesu sei der Vater, das leibliche der Sohn. Damit würde aber eine Vermischung der göttlichen und menschlichen Natur in Christo gelehrt, während beide in ihn unvermischt bestehen. |510
1. Der Teufel hat die Wahrheit auf gar verschiedene Weise bekämpft. Er liebt es manchmal, sie durch Verteidigen zu schädigen. Er behauptet einen einzigen Herrgott, allmächtigen Schöpfer der Welt ---- um in betreff dieses einzigen eine Häresie hervorzurufen, und sagt, der Vater selbst sei in die Jungfrau herabgestiegen, aus ihr geboren, habe gelitten, mit einem Wort, er selbst sei Jesus Christus. Darin ist die Schlange aus der Rolle gefallen. Denn als sie Jesus Christus nach der Taufe durch Johannes in Versuchung führte, behandelte sie ihn als den Sohn Gottes, in der festen Meinung, dass Gott einen Sohn habe, dessen belehrt aus der hl. Schrift selbst, auf welche sie damals ihre Versuchung begründete. "Wenn Du Gottes Sohn bist, so sprich, dass diese Steine Brot werden." 1) Ebenso: "Wenn Du Gottes Sohn bist, so stürze Dich hier hinab; denn es steht geschrieben, dass er" ---- nämlich der Vater ---- "den Engeln Deinetwegen befohlen hat, dass sie Dich auf den Händen tragen sollen, auf dass Du Deinen Fuss an keinen Stein stossest". Oder wird sie etwa die Evangelisten der Lüge zeihen 2) und sagen: Mögen Matthäus und Lukas sehen, wie sie zurechtkommen; ich aber habe Gott selbst herausgefordert, ich habe den Allmächtigen unmittelbar in Versuchung geführt. Gerade darum bin ich zu ihm gegangen und habe ihn versucht. Wenn er nur der Sohn Gottes wäre, so hätte ich mich vielleicht niemals mit ihm befasst.
Aber freilich, der Teufel ist Lügner von Anbeginn, wenn er auch manchmal einen Menschen mit seinen Mitteln ausrüstet, wie z. B. den Praxeas. Dieser war es nämlich, der zuerst diese Art Schlechtigkeit aus Asien |511 in Rom einführte; ein Mensch, der auch sonst keine Ruhe hatte halten können, überdies aufgeblasen durch das Prahlen mit seinem Martyrium, einer bloss kurzen Kerkerhaft, da er doch, selbst wenn er seinen Leib hätte verbrennen lassen, nichts gewonnen haben würde, weil er keine Liebe zu Gott besass, dessen Gnadengaben er sogar bekämpfte. Denn eben er war es, der dem damaligen Bischofe von Rom, der schon im Begriff stand, die Prophezeiungen des Montanus, der Priscilla und Maximilla anzuerkennen und den Kirchengemeinden von Asien und Phrygien infolge dieser Anerkennung den Frieden wieder zu gewähren, falsche Angaben über die Propheten selbst und ihre Kirchengemeinden machte, die Autorität der Vorfahren desselben Bischofs in Anspruch nahm und ihn dadurch nötigte, die bereits erlassenen Friedensbriefe zu widerrufen und von seinem Vorhaben, die" Gnadengaben anzunehmen, abzustehen. So hat Praxeas in Rom für den Teufel zwei Geschäfte besorgt, die Prophezie ausgetrieben und die Häresie eingeführt, den Paraklet verjagt und den Vater gekreuzigt. Der Windhafer des Praxeas, der auch hier ausgestreut wurde, trieb seine Schösslinge, da viele in der Einfalt der Lehre schliefen. In der Folge wurde er erkannt und überführt durch den, welchen Gott dazu bestimmt hatte, und schien ausgerottet zu sein. Der ehemalige Lehrmeister gab endlich Bürgschaften seiner Sinnesänderung, und die Psychiker besitzen noch ein handschriftliches Dokument von ihm darüber. Bei ihnen nämlich wurde damals die ganze Sache verhandelt. Darnach hörte man nichts mehr davon. Zwischen uns und den Psychikern hat die dem Paraklet von uns gezollte Anerkennung und Verteidigung später eine Trennung herbeigeführt. Jener Windhafer hatte aber doch damals seinen Samen überallhin ausgestreut. Daher hat er eine Zeit lang heuchlerisch seine heimliche Lebenskraft verborgen gehalten und ist nun aufs neue aufgekeimt. Aber er wird aufs neue ausgejätet werden, wenn es dem Herrn gefällt in dieser Frist; wo nicht, so werden alle unechten Früchte zu ihrer bestimmten Zeit gesammelt und mit den übrigen Ärgernissen im unauslöschlichem Feuer verbrannt werden.
2. Es wurde also nach Ablauf der Zeiten der Vater geboren; der Vater litt; Gott selber, der allmächtige Herr, wird als Jesus Christus gepredigt. Wir aber glauben allezeit und durch den in alle Wahrheit einführenden Paraklet besser unterwiesen, jetzt, um so fester an den einzigen wahren Gott, jedoch mit der Maassgabe, die wir Ökonomie nennen, dass des einzigen Gottes eigenes Wort, durch welches alles geschaffen wurde und ohne das nichts geschaffen worden ist, auch sein Sohn sei. Dieser wurde vom Vater in die Jungfrau herabgesendet und von ihr geboren als Mensch und Gott, Menschensohn und Gottessohn und ist Jesus Christus genannt worden; er hat gelitten, ist gestorben und begraben, gemäss der hl. |512 Schrift, und vom Vater wieder auferweckt. In den Himmel aufgenommen, sitzet er zur Rechten Gottes des Vaters und wird kommen, zu richten die Lebendigen und die Toten. Er wird sodann seiner Verheissung gemäss vom Vater her den heiligen Geist, den Paraklet, als den Heiligmacher des Glaubens derer senden, die an den Vater, den Sohn und den heiligen Geist glauben.
Dass diese Glaubensregel aus der Entstehungszeit des Evangeliums herrühre, sogar aus der Zeit vor den frühesten Häretikern, gar nicht zu reden von der Zeit vor Praxeas, der erst von gestern ist, dafür dürfte sowohl das Spätersein aller Häretiker überhaupt, als die Neuheit des Praxeas, der erst von gestern ist, insbesondere sprechen. Darum soll schon hier gegen alle Häretiker in gleicher Weise folgendes Präjudiz aufgestellt werden: das Früheste ist immer das Richtige, das Spätere immer das Falsche.
Unbeschadet dieser allgemeinen Prozesseinrede muss man aber doch um der Unterweisung und Befestigung willen überall auch den etwaigen Bedenken mancher Leute Raum geben, damit es nicht den Anschein gewinne, als würden die einzelnen Verkehrtheiten ohne spezielle Prüfung bloss auf vorgefasste Meinung hin verworfen, besonders die in Rede stehende, welche wähnt, die lautere Wahrheit zu besitzen, indem sie glaubt, man könne sich den einzigen Gott nicht anders vorstellen, als wenn man einen und denselben Vater, Sohn und hl. Geist nennt. Das klingt dann so, als wenn er, der eine, nicht auch dann alles wäre, wenn alles aus einem kommt, versteht sich in Folge der Einheit einer Substanz, und als ob nicht trotzdem das Geheimnis der sogenannten Ökonomie gewahrt würde, welches die Einheit in eine Dreiheit zerlegt und drei Personen vorschreibt, den Vater, den Sohn und den hl. Geist; aber drei nicht der Wesenheit, sondern der Stellung nach, nicht der Substanz, sondern der Form nach, nicht der Macht, sondern der Spezies nach, dabei aber von einer Substanz, einer Wesenheit und einer Macht. Denn sie sind nur ein Gott, aus welchem jene Stufen, Formen und Einzelwesen unter dem Namen Vater, Sohn und hl. Geist hergeleitet werden. In welcher Weise dabei ein Zählen ohne Theilung statthaft ist, wird der Verlauf unserer Verhandlung darthun.
3. Denn alle Einfältigen, um nicht zu sagen, alle Thoren und Unwissenden ---- und sie bilden immer die Mehrzahl unter den Gläubigen ----sind bange vor der sog. Ökonomie, deswegen, weil gerade die Glaubensregel von den vielen Göttern der Heidenwelt auf den einen wahren Gott hinführt, indem sie nicht einsehen, dass man ihn im Glauben zwar als den einzigen erfassen muss, aber eben in seiner Ökonomie. Die Zahl und Ordnung in der Trinität nehmen sie für eine Zerreissung der Einheit, während doch die Einheit, welche aus sich selber die Dreiheit hervorgehen lässt, durch letztere nicht aufgelöst wird, sondern sich bethätigt. Daher |513 kommen sie uns immer damit, wir lehrten zwei oder drei Götter; sich selbst aber geben sie für die 'Verehrer des einen 'einzigen aus, als ob nicht auch die Einheit, wenn sie grundlos eingeschränkt wird, zu einer Häresie führte, und die Dreiheit, wenn sie richtig verstanden wird, die Wahrheit enthielte. "An der Monarchie", ist ihr Ausdruck, "halten wir fest." So sprechen auch die Lateiner das Wort dem Buchstaben nach richtig aus, und zwar so gemessen, dass man glauben sollte, ihr Verständniss von der Monarchie sei ebenso gut wie ihre Aussprache. Von der Monarchie zu reden befleissigen sich die Lateiner, von der Ökonomie wollen nicht einmal die Griechen etwas verstehen.
Was mich betrifft, so weiss ich, wenn ich von beiden Sprachen einige Kenntnis besitze, dass Monarchie Einzel- und Alleinherrschaft bedeutet; die Monarchie aber schliesst, trotzdem sie einem einzigen zukommt, darum nicht aus, dass der, dem sie zukommt, einen Sohn habe, oder sich selbst zu seinem Sohne gemacht habe, oder endlich dass er seine Monarchie durch irgend welche beliebige Leute verwalten lasse. Im Gegenteil, ich behaupte, keine Herrschaft gehöre so sehr einem einzelnen ausschliesslich an, sei so sehr Monarchie, dass sie nicht auch durch andere Personen verwaltet werden könnte, die sie sich selbst zu Beamten auserkoren hat. Hat aber der, dem die Monarchie gehört, einen Sohn, so wird sie, wenn der Sohn als Mitregent angenommen wird, darum, noch nicht gleich gespalten und hört nicht auf, Monarchie zu sein, sondern sie gehört in erster Linie noch ebenso dem an, von welchem der Sohn Anteil daran erhalten hat, und obwohl sie jenem gehört, so ist sie noch ebensogut eine Monarchie, wenn sie von zweien, die in dieser Weise eins sind, besessen wird. Obwohl also die göttliche Alleinherrschaft von so vielen Legionen und Heerscharen der Engel, wie geschrieben steht, ausgeübt wird: "Tausendmal Millionen umstanden ihn, und tausendmal Hunderttausend dienten ihm!", so hört sie darum doch nicht auf, einein einzigen anzugehören und Monarchie zu sein; denn sie wird durch so viele tausend Kräfte nur besorgt. Was soll man also dazu sagen, wenn behauptet wird, Gott erleide durch seinen Sohn und den hl. Geist, die die zweite und dritte Stelle erhalten und Genossen der Substanz des Vaters sind, eine Teilung und Spaltung. Während er doch bei einer solchen Masse von Engeln keine erleidet? Hältst Du vielleicht die aus der Substanz des Vaters hervorgegangenen Glieder, Pfänder und Werkzeuge, sowie die Macht der Monarchie selbst und alles, was dazu gehört, für eine Auflösung derselben? Mit Unrecht. Ich wünschte, dass Du Dich mehr der Bedeutung der Sache als dem Wortlaute anbequemstest! Für eine Auflösung der Monarchie müsste man es ansehen, wenn noch eine andere Herrschaft von besonderer Art und selbständigem Verhalten und darum eine feindliche darübergestellt wird und wenn man dem Schöpfergott mit Marcion noch einen andern gegenüberstellt, oder |514 mit Valentin und Prodikus gar mehrere. Das wäre eine Auflösung der Monarchie und eine Vernichtung des Schöpfers.
4. Da ich aber den Sohn von nichts anderem ableite, als aus der "Substanz des Vaters, da er nichts thut, ohne den Willen des Vaters., da er alle Gewalt vom Vater empfangen hat ---- wie könnte ich da die Monarchie aus der Glaubenslehre beseitigen wollen, während ich sie doch dem Sohne vom Vater übergeben sein lasse und sie also im Sohne aufrecht erhalte. Dasselbe will ich auch in betreff der dritten Stufe gesagt haben, da ich auch den Geist nirgends anderswoher ableite als vom Vater durch den Sohn.3) Siehe also zu, ob nicht vielmehr Du es bist, der die Monarchie beseitigt, da Du ihre Einrichtung und Ökonomie umstürzest, die doch von Gott auf so viel Namen gegründet ist, als Gott wollte.4) Sie bleibt aber, trotzdem die Trinität eingeführt ist, so sehr in ihrem Rechte, dass sie sogar dem Vater vom Sohne wieder zurückgestellt wird; denn der Apostel schreibt hinsichtlich des letzten Endes: "Wenn er dies Reich Gott und dem Vater übergeben wird." 5) Er muss nämlich so lange herrschen, bis Gott seine Feinde zu seinen Füssen legt, gemäss den Worten des Psalms: "Setze Dich zu meiner Rechten, bis ich legen werde Deine Feinde zum Schemel Deiner Füsse." 6) Wenn ihm aber alles unterworfen sein wird mit Ausnahme dessen, der ihm alles unterwirft, dann wird auch er selber sich dem unterwerfen, der ihm alles unterwirft, damit "Gott alles in allem sei".7) Wir sehen also, der Sohn steht der Monarchie gar nicht im Wege, wenn dieselbe heute auch in den Händen des Sohnes ist; denn sie bleibt auch beim Sohne ihrem Wesen treu und wird in ihrem richtigen Zustande vom Sohne dem Vater wieder zugestellt werden. Daher wird niemand sie dadurch zerstören, dass er einen Sohn zulässt, dem sie, wie feststeht, vom Vater übergeben ist, und der sie einstens dem Vater wieder zurückgeben wird. Wir wären, ganz abgesehen von den Namen Vater und Sohn, imstande, schon mit diesem einen Capitel des Briefes des Apostels zu beweisen, dass Vater und Sohn zweie seien, daraus, dass der das Reich Übergebende und der es Bekommende, der Unterwerfende und der, dem es unterworfen wird, notwendig zweie sein müssen.
5. Da sie aber behaupten, die beiden seien eins und Vater und Sohn müssten für dieselbe Person gehalten werden, so ist die ganze Lehre in betreff des Sohnes einer Untersuchung zu unterwerfen, ob er existiere, wer und wie er sei. Dabei wird die Sache selbst für sich sprechen mit Hilfe von Schriftstellen und deren Auslegungen. |515 Manche behaupten auch, die Genesis beginne im hebräischen Text: "Im Anfange machte sich Gott den Sohn". Dass das unsicher sei, darauf führen mich andere Beweise, die vom Verhalten Gottes selbst vor der Erschaffung der Welt bis zur Erzeugung des Sohnes hergenommen sind. Vor allem dem nämlich existierte Gott allein und war sich selbst Welt, Raum und alles. Allein existierte er, weil nichts aussei1 ihm war. Er war aber auch nicht einmal damals allein. Denn er hatte bei sich die Vernunft, die er in sich selbst hatte, die seinige. Denn Gott ist vernünftig und die Vernunft ist in Gott das erste, und so kommt von ihm alles. Diese Vernunft ist seine Erkenntnis. Die Griechen nennen sie Logos, wofür wir das Wort "Wort" brauchen. Daher ist es bei den Unsern infolge schlichter Übersetzung gebräuchlich, zu sagen, "das Wort sei im Anfange bei Gott gewesen", da man doch richtiger die Vernunft für älter halten müsste, weil Gott nicht bloss von Anfang an mit dem Worte, sondern auch noch vor dem Anfange mit der Vernunft versehen war und weil das Wort selbst, das auf der Vernunft basiert, anzeigt, dass letztere als seine Substanz das ältere sei. Jedoch auch so macht es keinen Unterschied. Denn, wenngleich Gott sein Wort noch nicht hatte ausgehen lassen, so hatte er es doch ebenso mit und in der Vernunft selbst bei sich, indem er schweigend dachte und mit sich überlegte, was er durch das Wort alsbald aussprechen wollte. Indem er nämlich mit seiner Vernunft ratschlagte und überlegte, machte er sie, die er mit dem Worte behandelte, zum Worte.
Um dies besser zu verstehen, erinnere Dich zuvor an Dich selber als an ein Bild und Gleichnis Gottes, zu welchem Zwecke Du die Vernunft in Dir hast.. Denn Du bist ein mit Vernunft begabtes Wesen, und nicht bloss von einem mit Vernunft begabten Bildner geschaffen, sondern auch aus seiner Substanz beseelt. Betrachte, wie sich in Dir, wenn Du schweigend mit Dir selbst durch die Vernunft zu Kate gehest, genau dasselbe zuträgt, indem sie Dir bei jeder Bewegung Deines Denkens, bei jeder Regung Deiner Erkenntnis mit dem Worte entgegenkommt. Alles, was Du gedacht hast, ist Wort, was Du einsiehest, ist Vernunft. Du musst es in Deinem Geiste aussprechen, und wenn Du es aussprichst, so fühlst Du, dass das Wort mitspricht. Darin besteht eben diese Eigentümlichkeit selbst, kraft deren Du mit ihm denkend sprichst und sprechend denkst. So findet sich gewissermaassen in Dir ein zweites Wort, durch welches Du beim Denken sprichst und durch welches Du sprechend denkst; das Wort selbst ist ein zweites. Um wie viel vollkommener geht nun aber dieser Vorgang in Gott vor sich, für dessen Bild und Ähnlichkeit Du auch angesehen wirst! Denn er hat seine Vernunft und in der Vernunft das Wort in sich, sogar wenn er schweigt. Ich konnte also ohne Verwegenr heit den Satz vorausschicken, Gott sei auch vor Erschaffung des Weltall |516 nicht allein gewesen, da er ebenfalls seine Vernunft und in der Vernunft das Wort in sich selbst hatte, welch letzteres er durch Anstossen zur zweiten Person in sich macht.
6. Diese Macht und dieses Verhalten der göttlichen Erkenntnis tritt in der hl. Schrift auch am Namen der Sophia zutage. Denn was ist weiser als die Vernunft, Gottes oder sein Wort? Vernimm daher von der Sophia, als von der erschaffenen zweiten Person auch die Worte: "Zuerst schuf mich der Herr, als den Anfang der Wege zu seinen Schöpfungen, bevor er die Erde machte, bevor die Berge hingestellt wurden; vor den Hügeln erzeugte er mich", nämlich in seiner Erkenntnis schaffend und zeugend. Erkenne sodann, wie sie bei der Trennung selbst bei ihm steht: "Als er den Himmel bereitete, war ich zugegen bei ihm zugleich, und als er die Feste gründete über den Winden, die darüber befindlichen Wolken, und als er ihre Quellen sicherstellte, die unter dem Himmel sind, da war ich mit ihm, alles festigend; ich war es, bei der er sich erfreute; alle Tage aber ergötzte ich mich in seiner Person." Denn sobald Gott das, was er in sich mit der Vernunft, der Sophia und dem Wort beratschlagt hatte, in den betreffenden Substanzen und Arten hervortreten lassen wollte, brachte er zuerst das Wort selbst hervor, welches seine besondere Erkenntnis und Sophia in sich barg, damit das Weltall ins Dasein trete durch dasselbe Wort, durch welches es gedacht und beschlossen, oder richtiger schon gemacht worden war, insofern es sich in der göttlichen Erkenntnis befand. Denn nur das fehlte dem Weltall noch, dass es auch in seinen Einzeldingen und Substanzen offen erkannt und ergriffen würde.
7. Seine Eigenart und seinen Schmuck, seinen Laut und Ton empfing das Wort selbst damals, als Gott sprach: "Es werde Licht".8) Das ist die eigentliche Geburt des Wortes, wenn es aus Gott ausgeht, nachdem es von ihm unter dem Namen der Sophia zuerst zum Denken gegründet worden war. "Der Herr gründete mich am Anfang der Wege." 9) Sodann wurde es zum Wirken gezeugt: "Als er den Himmel bereitete, war ich bei ihm." 10) Darnach machte er es sich gleich. Durch sein Ausgehen aus ihm ist es sein "eingeborener Sohn" 11) geworden, weil vor allem geboren, und zugleich einziger Sohn, weil allein aus Gott geboren im eigentlichen Sinne aus dem Mutterschoosse seines Herzens, wie der Vater selber bezeugt: "Mein Herz liess aufsteigen das vortreffliche Wort". 12) Sodann sich über ihn freuend, sagt er zu ihm, der sich ebenfalls an seiner Person erfreute: "Du bist mein Sohn, heute habe ich Dich gezeugt" und "vor dem Morgenstern habe ich Dich gezeugt." 13) In ähnlicher Weise |517 bekannte auch der Sohn in seiner Person unter dem Namen der Sophia den Vater: "Der Herr hat mich gegründet zum Anfang der Wege zu seinen Werken"; "vor allen Hügeln hat er mich gezeugt." 14) Wenn hier die Sophia allerdings zu sagen scheint, dass sie vom Herrn zu seinen Werken und Wegen gegründet sei, anderwärts dagegen erklärt wird, dass durch das Wort alles und ohne dasselbe nichts gemacht worden sei, 15) wie es auch wiederum heisst: "Durch sein Wort sind die Himmel befestigt und durch seinen Geist alle ihre Gewalten", 16) natürlich durch den Geist, der dem Worte innewohnte, ---- dann leuchtet ein, dass der Name "Sophia" und die Bezeichnung "Wort", die den Anfang der Wege zu den Werken Gottes erhielt und den Himmel befestigte, durch welche alles gemacht und ohne die nichts gemacht worden ist, ---- eine und dieselbe Bedeutung haben.
Doch nun nichts mehr über den Irrtum, als sei es nicht das Wort selber, das auch unter dem Namen der Sophia, des Intellektes und des gesamten göttlichen Odems und Geistes Sohn Gottes geworden ist, von welchem letztern es ausging und erzeugt wurde! Folglich gebt Ihr zu, fragt man uns, dass das Wort, das auf dem Geiste und der Übergabe der Sophia beruht, eine Substanz sei? Allerdings. Man will nämlich nicht, dass das Wort kraft seiner ihm eigentümlichen Substanz Sub-stanzialität habe, dass es nicht als Ding für sich und als Person erscheine und dass somit der von Gott als zweiter hingestellte nicht imstande sei, das Dasein zweier Personen zu bewirken, des Vaters und des Sohnes, Gottes und des Wortes. ' Denn, sagt man, was ist denn Wort anders als ein Laut und Ton des Mundes, oder wie die Grammatiker sagen, bewegte Luft, die dem Gehör vernehmlich wird, im übrigen aber etwas Wesenloses, Leeres und Unkörperliches?
Dagegen behaupte ich, aus Gott kann nichts Wesenloses und Leeres hervorgehen, weil es nämlich nicht aus etwas selbst Wesenlosem und Leerem hervorgegangen ist, und was von einer so erhabenen Substanz ausging und so bedeutende Substanzen hervorrief, das kann nicht selber ohne Substanz sein. Denn, was durch ihn geschaffen worden ist, das erschuf er selber. Was sollte es heissen, wenn der, von welchem alles gemacht worden ist, selber nichts wäre, dass ein Wesenloser das Stoffliche, das Leere Volles, der Unkörperliche Körperliches gemacht habe?! Wenn das Bewirkte auch manchmal vom Bewirkenden verschieden sein kann, so kann doch nichts gewirkt werden durch ein wesenloses und leeres Ding. Ist nun wohl das Wort Gottes, das auch Sohn genannt, das sogar selbst als Gott bezeichnet wird, etwas Leeres und Wesenloses? "Das Wort war bei Gott und Gott war das Wort." Es steht geschrieben: "Du sollst den Namen Gottes nicht eitel nennen." Es ist ganz gewiss dasselbe mit |518 dem, "der, da er als ein Bild Gottes hingestellt war, es nicht für Raub hielt, Gott gleich zu sein".17) Aber in welchem Bilde Gottes? Jedenfalls nicht in einem unähnlichen, nicht in einem schlechten. Denn wer wollte leugnen, dass Gott, obwohl Geist, doch auch Körper sei. Denn der Geist ist Körper in seiner Weise, in seinem Bilde. Ja auch die unsichtbaren Dinge, so viel deren existieren, haben bei Gott sowohl ihren Körper als auch ihre Gestalt, wodurch sie Gott sichtbar sind; um wie viel weniger wird das, was aus seiner Substanz selber hervorgegangen ist, der Substanzialität entbehren. Welches nun auch die Substanz des Wortes ist, ich nenne es eine Person, lege ihm den Namen Sohn bei, und indem ich es als Sohn anerkenne, behaupte ich, er sei der zweite nach dem Vater.
8. Wenn sich jemand einbilden sollte, ich wollte hiermit eine sog. Probole, d. h. Hervorbringung eines Dinges aus einem andern, einführen, wie Valentinus thut, indem er einen Äon nach dem andern aus dem Äon hervorgehen lässt, so entgegne ich erstens, soll sich die richtige Lehre dieses Ausdrucks, der Sache und ihrer Herleitung deshalb etwa nicht bedienen, weil sich die Häresie derselben bedient? 18) Umgekehrt, die Häresie hat ja der Wahrheit das entnommen, worauf sie ihre Lügen gründet. Ich frage, ist das Wort Gottes hervorgebracht worden oder nicht? Halte diese Position mit mir fest! Ist es hervorgebracht worden, so erkenne mit mir die Probole der richtigen wahren Lehre an, und die Häresie mag dann sehen, wie sie zurechtkommt, wenn sie der Wahrheit etwas nachgeäfft hat.
Für jetzt fragt es sich hier, wer sich der Sache und der Bezeichnung dafür bedient, und wie? Valentinus macht einen Unterschied unter den Wesen, die er Probole nennt, trennt sie von ihrem Urheber und rückt sie so weit von einander, dass der Äon seinen Vater nicht mehr kennt. Schliesslich verlangt ersterer sogar, ihn kennen zu lernen, und kann es nicht, ja er wird fast aufgezehrt und in die übrige Substanz aufgelöst. Bei uns kennt der Sohn allein den Vater, er hat den Schooss des Vaters selbst beschrieben; 19) er hat beim Vater alles gehört und gesehen, und was ihm vom Vater aufgetragen worden ist, das verkündet er; er thut nicht seinen Willen, sondern den des Vaters, den er ganz genau, ja sogar von Anfang an gekannt hat. "Denn wer weiss, was in Gott ist, als der Geist, der in ihm ist"? 20) Das Wort ist aber auf den Geist gebaut, ja es ist gewissermaassen der Körper des Geistes. Das Wort ist also stets im Vater, wie es heisst: "Ich Mir im Vater" 21) und stets bei dem Vater, wie geschrieben steht: "Das Wort war bei Gott" 22) und es ist niemals vom |519 Vater getrennt, noch ein anderes als der Vater. Denn ---- "ich und der Vater sind eins".23)
Das ist die Probole in der richtigen Lehre, die Wahrerin der Einheit, wonach wir den Sohn vom Vater hervorgebracht, aber nicht abgesondert sein lassen. Gott hat nämlich, wie auch der Paraklet lehrt, das Wort hervorgebracht, wie eine Wurzel den Schössling, eine Quelle den Bach oder die Sonne den Strahl. Denn auch diese Einzelwesen sind eine Probole der Substanzen, aus denen sie hervorgehen. Ich würde gar keinen Anstand nehmen, auch den Sohn Schössling der Wurzel, Bach der Quelle und Strahl der Sonne zu nennen. Denn jeder Ursprung ist ein Vater, und alles, was aus dem Ursprung hervorgeht, ist ein Abkömmling davon, noch viel mehr also das Wort Gottes, welches sogar im eigentlichen Sinne den Namen Sohn bekommen hat. Der Schössling reisst sich ebenso wenig von der Wurzel, der Bach von der Quelle und der Strahl von der Sonne los, als das Wort von Gott. Nach Analogie solcher Beispiele rede ich also, wie ich gestehe, von zweien, von Gott und seinem Wort, vom Vater und seinem Sohn. Denn auch der Schössling und die Wurzel sind zweierlei Dinge, aber sie sind verbunden; der Bach und die Quelle zwei verschiedene Einzelwesen aber ungeteilt; die Sonne und der Strahl zwei Formen, aber zusammenhängend. Alles, was aus irgend etwas anderem hervorgeht, ist notwendig das zweite nach dem, woraus es hervorgeht, aber darum doch nicht von ihm getrennt. Wo ein zweiter ist, da sind zwei, und wo ein dritter, drei. Der dritte ist nämlich der Geist 24) von Vater und Sohn, wie das dritte die aus dem Schössling hervorgehende Frucht, der aus dem Bach von der Quelle entstehende Fluss, das aus dem Strahl von der Sonne kommende Lichtflämmchen. Nichts jedoch wird von seinem Matterwesen, woraus es seine Eigenschaften ableitet, losgerissen. So thut auch die Dreifaltigkeit, die vom Vater durch zusammenhängende und an einander gefügte Stufen herkommt, der Monarchie keinen Eintrag, sondern leistet dem Wesen der Ökonomie Vorschub.
9. Halte nur allzeit fest, dass ich mich zu derjenigen Glaubensregel bekannt habe, wonach ich Vater, Sohn und Geist nicht von einander geschieden sein lasse, dann wirst Du einsehen, wie es gemeint ist. Ich behaupte nämlich, der Vater sei ein anderer als der Sohn und der hl. Geist. Unwissende und Böswillige werden diese Ausdrucksweise unrichtig so verstehen, als ob sie eine Verschiedenheit ausdrücke, Verschiedenheit aber Trennung des Vaters, des Sohnes und Geistes bedeute. Ich drücke mich aber notgedrungen so aus, wenn sie Vater, Sohn und Geist für dieselbe Person ausgeben und die Monarchie zum Schaden der Ökonomie zu sehr |520 begünstigen. Aber ich nenne den Sohn einen anderen als den Vater, nicht infolge einer Verschiedenheit, sondern infolge einer Ausbreitung, nicht infolge einer Teilung, sondern einer Unterscheidung. Denn Vater und Sohn sind nicht dieselbe Person oder besser, sie sind nur durch ein geringes Maass der eine vom andern gesondert. Der Vater ist die ganze Substanz, der Sohn ein Seitenrinnsal 25) und ein Teil vom Ganzen, wie er selber gesagt hat: "Der Vater ist grösser als ich".26) Von ihm ist er auch, wie in den Psalmen gesungen wird, "ein wenig unter die Engel erniedrigt".27) So ist der Vater ein anderer als der Sohn, weil grösser als der Sohn, indem der, welcher zeugt, ein anderer ist, als der, der erzeugt wird, wer sendet, ein anderer, als wer gesendet wird, wer macht, ein anderer, als der, durch welchen gemacht wird.
Glücklicherweise hat sich auch der Herr in der Person des Paraklet dieses Wortes bedient und damit keine Teilung, sondern die Disposition angedeutet: "Ich will", sagt er, "den Vater bitten, und er wird Euch einen andern Beistand senden, den Geist der Wahrheit." 28) So nannte er den Paraklet einen andern, wie auch wir den Sohn einen andern als den Vater nennen, um dadurch anzuzeigen, dass die dritte Stufe vom Paraklet eingenommen ist, wie wir die zweite dem Sohne zuweisen, zur Aufrechthaltung der Ökonomie. Bekundet nicht der Name Vater und Sohn an sich, dass sie einer vom andern verschieden sind? Denn sie werden doch wohl alles das sein, was ihr Name besagt, die Namen werden doch wohl dem, was sie sind, entsprechen, und es ist unmöglich, dass die verschiedenen Namen sich miteinander vermengen könnten, so wenig wie die Dinge, deren Namen es sind. "Ja, ja. Nein, nein, was darüber ist, ist vom Bösen."
10. Daher ist man entweder Vater oder Sohn; und so wenig Tag und Nacht dasselbe sind, so wenig Vater und Sohn, so dass sie also beide einer wären und jeder von beiden beides, wie die jetzigen so äusserst unverständigen Monarchianer lehren. "Er hat sich seiber", drücken sie es aus, "zum Sohne gemacht." Nun macht aber der Vater den Sohn und der Sohn macht den Vater. Und da sie der eine durch den anderen werden, so können sie es durchaus nicht aus sich selbst werden und der Vater so wenig sich selber zum Sohne machen, als der Sohn sich zum Vater. Eine Einrichtung, die Gott selber aufgestellt hat, muss er auch selber beobachten. Der Vater muss einen Sohn haben, um Vater zu sein, und der Sohn einen Vater, um Sohn zu sein. Haben ist aber etwas anderes als Sein, z. B. um Ehemann zu sein, muss ich eine Frau haben, aber nicht selber meine Frau sein. Ebenso, um Vater zu sein, habe ich einen Sohn, bin aber nicht selber mein Sohn; um Sohn zu sein, habe ich |521 einen Vater, bin aber nicht selber mein Vater. Denn wenn ich das habe, was mich zu etwas macht, so werde ich es sein, Vater, wenn ich einen Sohn habe, und Sohn, wenn ich einen Vater habe. Wenn ich aber eines von den Genannten bin, so habe ich das nicht, was ich selber bin, keinen Vater, da ich selber Vater bin, keinen Sohn, da ich selber Sohn bin. Ebenso sehr aber, als ich das eine von diesen Dingen haben und das andere sein muss, ebensowenig werde ich, wenn ich beides bin, das andere sein, da ich das eine nicht habe. Denn wenn ich selber der Sohn bin, da ich auch Vater bin, so habe ich keinen Sohn, sondern bin es selbst. Wenn ich aber ---- weil selber mein Sohn ---- keinen Sohn habe, wie kann ich da Vater sein? Ich muss ja einen Sohn haben, um Vater zu sein. Ich bin also nicht Sohn, da ich keinen Vater habe, was mich erst zum Sohn machen würde. Wenn aber ich, dieselbe Person, die ich Sohn bin, Vater bin, so habe ich keinen Vater, sondern ich bin eben Vater. Wenn ich aber ---- weil selber mein Vater ---- keinen Vater habe, wie kann ich da Sohn sein? Ich muss ja einen Vater haben, um Sohn zu sein. Ich bin also nicht Vater, da ich keinen Sohn habe, was mich erst zum Vater machen würde.
Es sind nichts als lauter Schliche des Teufels, das eine vom andern auszuschliessen, indem er zu gunsten der Monarchie beides in eins ein-schliesst und bewirkt, dass keins von beiden vorhanden ist, so dass kein Vater mehr da ist, weil er nämlich keinen Sohn mehr hat, und kein Sohn mehr vorhanden ist, weil er ebensowenig einen Vater hat. Denn da er der Vater ist, so ist er nicht Sohn. So halten diese Leute, die weder am Vater noch am Sohne festhalten, die Monarchie aufrecht!
"Allein für Gott ist nichts schwer." ---- Wer sollte das nicht wissen! Wer weiss nicht, dass das, "was bei der Welt unmöglich ist, bei Gott möglich sei"? 29) "Gott hat, was thöricht vor der Welt, auserwählt, um das Weise zu beschämen" 30) --- das alles steht geschrieben. Folglich, sagen sie, war es für Gott nicht schwer, sich selbst zum Vater und zum Sohne zu machen im Gegensatz zu der herkömmlichen menschlichen Art und Weist1. Denn dass gegen den Lauf der Natur eine Unfruchtbare gebar, das war für Gott ebenso leicht zu bewirken, als dass eine Jungfrau gebar. Offenbar gibt es für Gott nichts schwieriges. ---- Wollten wir aber letzteren Satz in unsern Einbildungen so willkürlich anwenden, dann dürften wir uns, wer weiss was alles, von Gott einbilden und denken, er hätte es wirklich gemacht, weil er es machen konnte. Wenn Gott alles machen konnte, so darf man darum noch lange nicht glauben, er habe etwas gemacht, was er faktisch nicht gemacht hat, sondern man muss fragen, ob er es auch wirklich gemacht habe. Hätte Gott gewollt, so hätte er allerdings können |522 den Menschen mit Federn zum Fliegen ausrüsten, ein Vorzug, den er sogar den Aasgeiern gewährt hat. Aber er hat es doch nicht ohne Weiteres gethan, obwohl er es konnte. Er hätte auch können Praxeas und alle Häretiker sofort des Todes sterben lassen; trotzdem hat er es nicht gethan, obwohl er es konnte. Denn es musste sowohl Aasgeier als Häretiker geben; auch war es notwendig, dass der Sohn gekreuzigt wurde. Aus diesem Grunde dürfte es doch Dinge geben, die für Gott schwierig sind, nicht weil er sie nicht konnte, sondern weil er sie nicht wollte. Denn Gottes Können ist sein Wollen und sein Nichtkönnen sein Nicht-wollen. Was er aber gewollt, das hat er auch gekonnt und gezeigt. Also, da er sich selbst zu seinem Sohne hätte machen können, wenn er es hätte thun wollen, und da er, wenn er es konnte, es auch wirklich gethan hat, so wirst du den Beweis dafür, dass er konnte und wollte, liefern, wenn du bewiesen hast, dass er es auch faktisch gethan hat. 31) .
11. Du müsstest es aber aus der hl. Schrift so klar beweisen, wie wir beweisen, dass Gott sein Wort zu seinem Sohne gemacht hat. Wenn er nämlich die Bezeichnung Sohn gebraucht, und der Sohn kein anderer ist, als der, welcher aus ihm hervorging, das Wort aber eben das aus ihm Hervorgegangene, so wird dieses sein Sohn sein, nicht er selber, aus dem es hervorging. Er ging ja nicht aus sich selbst hervor. Da Du nun aber Vater und Sohn für dieselbe Person ausgibst und letztern aus sich selber hervorgehen lassest, 32) so lassest du damit auch das hervorgehen, was eigentlich Gott ist. Wenn er das hätte thun können, so hat er es doch faktisch nicht gethan. Oder aber lass einen Beweis sehen, wie ich ihn gefordert habe, der dem meinigen analog ist, d. h. dass die hl. Schrift in derselben bestimmten Weise Vater und Sohn für identisch ausgibt, wie sie bei uns als Vater und Sohn dastehen. In bestimmter, nicht in geteilter Weise sage ich. Wie wenn ich den Ausspruch Gottes anführe: "Mein Inneres liess hervorgehen das sehr gute Wort", 33) so müsstest du irgendwo als göttlichen Ausspruch auftreiben und uns entgegenstellen: Ich habe mich, als das sehr gute Wort, aus meinem Innern hervorgehen lassen, so dass er selber es ist, der hervorgehen lässt und hervorgeht, so dass, wer hervorgebracht wird, derselbe ist wie der, welcher hervorbringt, er selber das Wort und Gott zugleich. Ich lege nun die Anrede des Vaters an den Sohn vor: "Mein Sohn bist Du, heute habe ich Dich gezeugt." 34) Wenn Du verlangst, dass ich den Vater und den Sohn für die nämliche Person halten soll, so zeige mir, dass er irgendwo anders gesprochen habe: Der Herr sprach zu sich: Mein Sohn bin ich, heute habe ich mich |523 gezeugt. ---- Ebenso: Vor dem Morgenstern habe ich mich gezeugt ----und ---- Ich, der Herr, habe mich heute gegründet zu Anfang meiner Wege zu meinen Werken, vor den Hügeln habe ich mich gezeugt, und was es sonst noch für Stellen der Art gibt.
Vor wem sollte sich Gott, der Herr des Weltall, scheuen, so zu reden, wenn die Sache sich wirklich so verhielte? Oder hat er etwa zu befürchten, man werde ihm nicht glauben, wenn er sich schlechtweg Vater und Sohn genannt hätte? Nein, er hatte nur eins zu fürchten ----Unrichtiges zu sagen ---- und hat sich gescheut vor sich selbst und seiner Wahrhaftigkeit. Weil ich also an die Wahrhaftigkeit Gottes glaube, so weiss ich, dass sein Verhalten nicht anders war als sein Ausspruch und sein Ausspruch nicht anders als sein Verhalten. Du aber machst ihn zum Lügner, Betrüger und Irreleiter der Gläubigen, indem er, obwohl er sich selbst Sohn war, einem anderen die Persönlichkeit des Sohnes beilegte. Denn alle Bücher der hl. Schrift beweisen klar die Dreifaltigkeit und deren Unterschiede. Davon leitet sich denn auch unsere Endeinrede her, wenn wir sagen, der, welcher spricht, und der, von welchem und zu welchem gesprochen wird, kann nicht eine und dieselbe Person sein. Denn Gott ist weder eines läppischen noch eines betrügerischen Redens fähig, in der Art, dass er einen andern und nicht sich selbst anreden könnte, wenn er es selbst ist, zu dem er redet.
Lass Dir also auch noch die anderen Aussprüche des Vaters in betreff des Sohnes bei Isaias vorlegen. "Siehe, mein Sohn bist Du, den ich erwählt habe, in welchem ich mir wohlgefalle; ich werde meinen Geist auf ihn legen und er wird den Nationen ihr Urteil verkünden." 35) Lass Dir auch die folgenden an ihn gerichteten Worte vorlegen: nEtwas grosses ist es Dir, dass Du mein Sohn genannt wirst, die Stämme Jakobs aufzurichten und die Zerstreuung Israels zu wenden. Ich habe Dich hingestellt zum Licht für die Heiden, damit Du das Heil seiest bis an die Enden der Erde." 36) Höre nun auch die Aussprüche des Solmes über den Vater: "Der Geist des Herrn ist über mir, deshalb hat er mich gesalbt, zu predigen den Menschen." 37) Ebenso im Psalm die Worte an den Vater: "Verlass mich nicht, bis ich Deinen Arm allen zukünftigen Generationen verkündigt haben werde." 38) Und in einem andern Psalm: "O Herr, warum sind die vervielfältigt, welche mich hassen." 39) Fast alle Psalmen, welche etwas von Christi Person enthalten, lassen den Vater durch den Sohn, d. h. Christus, durch Gott, angeredet werden. Bemerke auch, wie der hl. Geist in der dritten Person vom Vater und Sohn redet: "Es sprach der Herr zu meinem Herrn. Setze Dich zu meiner Rechten, bis ich Deine |524 Feinde legen werde zum Schemel deiner Füsse." 40) Ebenso durch den Mund des Isaias: "So spricht der Herr zu dem Herrn, meinem Gesalbten" 41) und durch denselben zum Vater über den Sohn: "Herr, wer hat unserem Worte geglaubt und der Arm des Herrn, wem ist er geoffenbart? Wir redeten von ihm, wie das Kind, wie eine Wurzel in durstendem Lande, und er hatte keine Gestalt und keine Herrlichkeit." 42)
Diese wenigen Stellen statt vieler! Denn wir wollen nicht alle Bücher der hl. Schrift nachschlagen, da wir bei den Detailuntersuchungen in betreff der einzelnen Capitel noch einen weiteren Kampf vor uns haben, wenn wir seine Majestät und Hoheit als eine vollständige erweisen. Mit diesen wenigen Stellen ist also die in der Trinität gegebene Sonderung klar genug dargelegt. Denn es ist ja der hl. Geist selbst, der die Aussprüche gibt, der Vater, an den er sie richtet, und der Sohn, den sie betreffen. In dieser Weise stellen auch die übrigen Aussprüche der hl. Schrift, die bald in betreff des Sohnes an den Vater oder an den Sohn, bald in betreff des Vaters an den Sohn oder an den Vater, bald an den hl. Geist gerichtet sind, jede einzelne Person in ihrer Besonderheit hin.
12. Wenn Dich in der Trinität noch immer die Mehrzahl ärgert, weil sie zur einfachen Einheit nicht passe, so frage ich, wie kann der Einzige und Einpersönliche in der Mehrheit sprechen: "Lasset uns den Menschen machen nach unserm Bilde und Gleichnisse", da er doch hätte sagen müssen: Ich will den Menschen machen nach meinem Bilde und Gleichnisse!? Er ist ja einzig und einpersönlich. Auch im folgenden heisst es: "Siehe, Adam ist geworden wie einer aus uns." 43) Entweder ist es Betrug oder Spielerei, dass er in der Mehrzahl redet, obwohl er einzig und einpersönlich ist. Oder geschah es, weil er die Engel anredete, die auch, wie die Juden behaupten, den Sohn nicht anerkannten? Oder redete er zu sich in der Mehrheit deswegen, weil er als Vater, Sohn und Geist sich als ein vielfältiger darstellte? Ja, weil ihm der Sohn, die zweite Person, sein eigenes Wort, und die dritte, der Geist, in diesem Worte bereits anhingen, deshalb sprach er in der Mehrheit: "Wir wollen", "Unser" und "Uns". Denn mit wem schuf er den Menschen und wem schuf er ihn ähnlich? Dem Sohne, der die Menschennatur anlegen sollte, und dem Geiste, der den Menschen heiligen sollte. Er redete mit ihnen aus der Einheit der Dreifaltigkeit heraus, wie mit Dienern und Sachverständigen.
So unterscheidet denn auch der folgende Schrifttext die Personen. "Gott schuf den Menschen, nach dem Bilde Gottes schuf er ihn." 44) |525 Warum nicht nach "seinem", wenn er der einzige war, der schuf, und wenn es keinen gab. nach dessen Bilde er schuf? Es gab aber einen, nach dessen Bilde er schuf, nämlich den Sohn, der mit noch mehr Sicherheit und "Wahrheit als künftiger Mensch Veranlassung gab, den Menschen sein Bild zu nennen, da derselbe aus Lehm gebildet werden sollte, ein Bild und Gleichnis des Wirklichen. Wie steht in der hl. Schrift, bei der Erschaffung der weit, welche dem vorherging? Erstens: "Gott sprach zu einer Zeit, da der Sohn noch nicht in die Erscheinung trat: Es werde Licht, und es ward Licht.'' Das Wort selber ist sofort das wahre Licht, welches den Menschen erleuchtet, der in diese Welt kommt, und durch ihn wird auch das weltliche Licht. Von da an aber wollte Gott, es sollte mit dem Beistande und der Hilfe des Wortes, d. i. Christi, geschaffen werden, und schuf damit wirklich. Gott sprach: "Es werde das Firmament" und Gott machte das Firmament. Gott sprach: "Es mögen entstehen die Lichter" und Gott machte ein grösseres und ein kleineres Licht. Auch die folgenden Geschöpfe rief natürlich derselbe hervor., wie die vorhergehenden, nämlich das Wort Gottes, durch welches alles gemacht und ohne welches nichts gemacht worden ist. Wenn dasselbe nach Johannes Gott ist, so haben wir zwei Personen, eine, die spricht, dass geschaffen werde, und eine zweite, die schafft. Wie man es als den anderen auffassen muss, haben wir schon angegeben, nämlich als Persönlichkeit, nicht als Substanz, nach Maassgabe einer Unterscheidung, nicht einer Teilung. Uebrigens halte ich in den drei zusammenhängenden Personen überall die eine Substanz fest, muss aber notgedrungen desungeachtet sagen, der, welcher befiehlt, ist ein anderer als der, welcher schafft. Denn er würde nicht befehlen, wenn er es selber thäte, während er doch befiehlt, dass durch jenen geschaffen werde. Trotzdem befiehlt er. Wenn er nur einer wäre, so würde er nicht befehlen oder ohne Geheiss schaffen und nicht abwarten, bis er es sich selbst befohlen hat.
13. Folglich werden, wendest Du ein, wenn ein Gott sprach und ein Gott schuf, wenn 45) ein anderer Gott sprach und ein anderer schuf, zwei Götter gepredigt. ---- Wenn Du so hartnäckig bist, so glaube es vorläufig; und um mit noch mehr Grund daran zu glauben, vernimm, wie auch in den Psalmen von zwei Göttern gesprochen wird. "Dein Thron, o Gott, steht in Ewigkeit, das Scepter Deines Reiches." "Du hast die Gerechtigkeit geliebt und die Ungerechtigkeit gehasst, deshalb salbte Dich Gott, Dein Gott." 46) Wenn er Gott anredet und lehrt, Gott werde von Gott gesalbt, so lehrt er hier doch zwei Götter zum Zwecke des "Scepters |526 Deines Reiches" 47). Mit bezug darauf redet auch Isaias die Person Christi an: "Die stolzen Männer von Seboin werden zu Dir übergehen und Dir folgen mit gebundenen Händen und Dich anbeten, weil in Dir Gott ist; denn in Dir ist Gott und Du bist unser Gott und wir wussten es nicht, Gott Israels." 48) Auch er statuiert mit den Worten: "Gott ist in Dir" und "Du bist Gott" zwei Götter 49), die da waren, in Christo auch noch den hl. Geist.
Mehr Gewicht hat, was man im Evangelium so oft findet: "Im Anfange war das Wort und das Wort war bei Gott und Gott war das Wort." 50) Einer, der war und einer, bei dem er war. Aber selbst den Namen "Herr" linde ich bei zweien: "Es sprach der Herr zu meinem Herrn: Setze Dich zu meiner Hechten." 51) Und Isaias sagt: "Herr, wer glaubt dem, was wir sagen, und der Arm des Herrn, wem ist er geoffenbart worden." 52) Er hätte sich gewiss ausgedrückt: Dein Arm, wenn er nicht den Vater für einen Herrn und den Sohn für einen Herrn hätte angesehen wissen wollen. Noch älter ist die Genesis: "Und es Hess der Herr Schwefel und Feuer über Sodoma und Gomorrha regnen vom Himmel, vom Herrn her." 53) Diese Schriftstellen leugne entweder, oder, wenn Du sie nicht wörtlich nehmen willst, wer gibt Dir das Recht dazu? zumal da sie, nicht als Allegorien oder Parabeln, sondern, als einfache und bestimmte Sätze gefasst, einen Sinn geben. Wenn Du zu denen gehörst, die nicht zugeben wollten, dass der Herr sich bei jener Gelegenheit 54) für den Sohn Gottes ausgab, damit sie nicht an ihn als den Herrn glauben müssten, so erinnere Dich mit ihnen, dass geschrieben steht: "Ich sprach: Ihr seid Götter und Söhne des Allerhöchsten", und "Gott stand in der Versammlung der Götter".55) Wenn die hl. Schrift keinen Anstand nahm, Menschen, die durch den Glauben Söhne Gottes geworden sind, so Götter zu nennen, so magst Du einsehen, dass sie mit noch viel grösserem Recht dem wahren und eingeborenen Sohne Gottes den Namen Herr beigelegt hat.
Ich werde mithin fordern dürfen, wirst Du wohl entgegnen, dass man auch jetzt auf Grund dieser Schriftstellen beständig zwei Götter und zwei Herren lehre. ---- Nein, bei Leibe nicht. Wir, die wir die Einsicht in die biblischen Zeitepochen und Motive besitzen, besonders wir, die wir nicht Schüler von Menschen sind, sondern des Paraklet, wir lehren |527 allerdings zwei, den Vater und Sohn, und eigentlich drei mit dem hl. Geiste entsprechend dem Wesen der sogenannten Ökonomie, die eine Mehrzahl bedingt, und man darf keineswegs, wie Euer Irrtum es mit sich bringt, glauben, der Vater sei geboren worden und habe gelitten. Das darf man nicht annehmen, weil es nicht überliefert worden ist. Dennoch nehmen wir den Ausdruck zwei Götter und zwei Herren niemals in den Mund, 56) nicht etwa als wäre der Vater nicht Gott und der Sohn nicht Gott und der hl. Geist nicht Gott und nicht jede einzelne Person Gott, sondern es wurden in der Vorzeit zwei Götter und zwei Herren verkündigt, damit, wenn Christus käme, er als Gott anerkannt und Herr genannt würde, da er der Sohn Gottes und des Herrn ist. Denn wenn in der hl. Schrift nur eine Person Gottes und des Herrn vorkäme, so würde mit Recht die Führung des Namens Gott und Herr seitens Christi nicht geduldet worden sein. Denn es wäre weiter kein anderer als der eine Herr und Gott gepredigt worden, und es hätte den Anschein haben müssen, als sei der Vater selber herabgekommen. Man hätte dann nur von dem einen Gott und Herrn gelesen und seine ganze sogenannte Ökonomie wäre in Dunkel gehüllt geblieben, während sie doch als Objekt des Glaubens vorhergesehen und eingerichtet ist.
Als Christus aber kam und von uns als der erkannt wurde, der vordem den Gebrauch der Mehrzahl verursacht hatte, als der, welcher zweiter geworden war nach dem Vater und der dritte mit dem hl. Geiste, und als der Vater durch ihn vollständiger geoffenbart worden war, da wurde die Benennung Gottes, des Herrn, auf die Einheit zurückgeführt, so dass, weil die Menge der Heiden von der Vielheit der Götter zu dem einen Gott übergehen sollte, auch zwischen den Verehrern der einen Gottheit und denen einer Mehrheit von Gottheiten ein Unterschied festgestellt würde. Als Kinder des Lichtes mussten die Christen in der Welt auch leuchten, sie, die als Licht der Welt den einen Gott verehrten und benannten. Hätten wir aber infolge unseres besseren Wissens, wonach der Name Gott und Herr sowohl dem Vater als dem Sohne und dem hl. Geiste zukommt, von Göttern und Herren sprechen dürfen, dann würden auch wir, furchtsamer vor dem Martyrertum, die uns bereiteten Fackeln dadurch zum Erlöschen gebracht haben, und es wäre für uns, wenn wir wie gewisse Häretiker, die mehrere Götter haben, sofort bei den Göttern und Herren hätten schwören wollen, überall Gelegenheit zum Entkommen gewesen.
Ich werde daher überhaupt gar nicht mehr von Göttern und Herren |528 sprechen, sondern dem Apostel darin folgen, dass ich, wenn Vater und Sohn gemeinschaftlich zu nennen sind, den Vater als Gott bezeichne und Jesum Christum den Herrn nenne. Ich werde aber auch Christus für sich Gott nennen dürfen, so gut wie derselbe Apostel. "Aus welchen", heisst es bei ihm, "Christus ist, der Gott ist, hochgelobt in Ewigkeit". 57) Nenne ich doch auch einen Sonnenstrahl für sich allein Sonne; wenn ich aber von der Sonne spreche, welcher der Strahl angehört, so werde ich sie nicht ohne weiteres Sonnenstrahl nennen. Denn wenn ich auch zwei Sonnen statuierte, so würde ich doch die Sonne und ihren Strahl ebenso sehr als zwei Dinge und zwei Teile derselben untrennbaren Substanz aufzählen, als Gott und sein Wort, den Vater und den Sohn.
14. Uns, die wir behaupten, dass Vater und Sohn zwei Personen seien, kommt auch noch der Glaubenssatz zu statten, dass Gott unsichtbar ist. Als nämlich Moses in Ägypten nach dem Anblicke Gottes verlangte und sprach: "Wenn ich also Gnade finde vor Dir, so offenbare Dich mir, so dass ich Dich deutlich sehe," 58) da hiess es: "Du kannst mein Angesicht nicht sehen; denn kein Mensch wird das Angesicht Gottes sehen und leben", 59) d.h. wer es sieht, wird sterben. Wir linden nämlich, dass Gott von vielen gesehen wurde und doch keiner von ihnen gestorben ist. Gott liess sich nämlich sehen in einer der Fassungskraft der Menschen entsprechenden Weise, nicht in der Fülle der Gottheit. Von Patriarchen, z. B. Abraham und Jakob, und von Propheten, z. B. Isaias und Ezechiel, wird erzählt, dass sie Gott gesehen haben, und sie sind doch nicht gestorben. Folglich hätten sie entweder sterben müssen, wenn sie ihn sahen; denn "kein Mensch wird Gott sehen und leben", oder wenn sie Gott gesehen haben und doch nicht starben, so lügt die heilige Schrift, wenn sie als Ausspruch Gottes hinstellt: "Wenn ein Mensch mein Angesicht sieht, so wird er nicht leben", oder sie lügt, wenn sie berichtet, Gott sei nicht gesehen worden, oder endlich sie lügt, wenn sie berichtet, er sei gesehen worden. Folglich wird der ein anderer sein, der gesehen wurde, weil dieselbe Person, die gesehen wurde, nicht für unsichtbar erklärt werden kann. Die weitere Folge würde sein, dass wir den Vater hinsichtlich der Fülle seiner Majestät als unsichtbar, den Sohn, entsprechend der geringern Stufe seines abgeleiteten Wesens, als sichtbar ansehen, wie wir ja auch die Sonne selbst nicht ansehen können, d. h. die Gesamtmasse ihrer Substanz, die sich am Himmel befindet; ihre Strahlen aber vermögen wir zu ertragen, wegen der massigen Teilchen, die davon bis zur Erde dringen.
In bezug auf diesen Punkt wird die Gegenpartei nun wohl behaupten wollen, auch der Sohn sei unsichtbar, wie das Wort und der Geist, und |529 indem sie bei Vater und Sohn gleiche Beschaffenheit fordert, umsomehr die Identität von Vater und Sohn behaupten. ---- Doch wir haben gesagt dass die hl. Schrift sich zu gunsten des Unterschiedes ausspricht durch Unterscheidung eines Sichtbaren und eines Unsichtbaren. Sie spinnen nämlich ihren Scheinbeweis also fort: Wenn es der Sohn war, der damals 60) zu Moses redete, so hätte er ja selber von sich ausgesagt, sein Angesicht sei für niemand sichtbar. Denn er war der unsichtbare Vater selber unter dem Namen des Sohnes. Infolge dessen, meinen sie, müsse er für sichtbar und zugleich auch für unsichtbar gehalten werden in derselben Weise, wie Vater und Sohn identisch seien. Ein wenig weiter oben, 61) bevor der Herr dem Moses den Anblick seines Angesichtes versagte, heisse es nämlich: "Er habe mit ihm in der Nähe gesprochen", wie ein Freund mit seinem Freunde; ungefähr so wie Jakob gesagt hat: "Ich sah den Herrn von Angesicht zu Angesicht." 62) Also sei der Sichtbare und der Unsichtbare ein und derselbe und weil beides, deshalb sei auch der unsichtbare Vater sichtbar, insoweit er Sohn sei.
Das klingt nun, als ob unsere Schriftauslegung, nachdem die Unsichtbarkeit des Vaters für sich sicher gestellt ist, nicht auf den Sohn passe. Wir lehren nämlich, dass der Sohn an und für sich unsichtbar sei, insofern er Gottes Wort und Geist ist, schon jetzt infolge seiner substanziellen Beschaffenheit dann auch, insofern er Gott, Wort und Geist Gottes ist; dass er aber vor der Annahme des Leibes in der Art sichtbar gewesen sei, wie er zu Aaron und Maria sagt: "Wenn ein Prophet unter Euch ist, so werde ich ihm im Gesichte erscheinen und im Traume zu ihm reden; nicht werde ich zu ihm reden, wie ich zu Moses reden werde von Angesicht zu Angesicht, in der Erscheinung", 63) d. h. in der Wirklichkeit "und nicht im Rätsel", d. h. nicht im Bilde. So sagt auch der Apostel: "Jetzt sehen wir gleichsam durch den Spiegel in Rätseln, dann aber von Angesicht zu Angesicht." 64) Da er dem Moses also seinen Anblick und das Reden von Angesicht zu Angesicht noch für die Zukunft aufspart 65) ---- dies ging nämlich auf dem Berge [Tabor] in der Einsamkeit in Erfüllung, wie wir im Evangelium lesen, dass er erschienen sei und mit Moses geredet habe, ---- so leuchtet ein, dass Gott, d. h. der Sohn Gottes, vorher immer nur im Spiegel, in Rätseln, in Gesichten und Träumen erschienen sei, sowohl den Propheten und Patriarchen, als auch dem Moses selber noch. Und selbst dann, wenn der Herr allenfalls aus der Nähe ihm in's Angesicht redete, so hätte er, Mensch wie er war, doch sein Angesicht, nicht wie es ist, sondern nur im Spiegel und in Rätseln gesehen. |530
Endlich, wenn der Herr mit Moses in der Weise redete, dass Moses dessen Angesicht nahe wusste, wie konnte letzterer dann sofort und auf dem Fleck wieder das Verlangen haben, Gottes Angesicht zu sehen, da er, wenn er es gesehen hätte, ja dies nicht mehr verlangt haben würde? Wie kann ihm der Herr abschlagen, ihn sein Antlitz sehen zu lassen, wenn sich die Sache nämlich so verhielt, da er es ihm schon gezeigt hatte. Oder was soll das für ein Antlitz Gottes sein, dessen Anblick versagt wird, wenn es schon gesehen worden war? "Ich habe Gott", sagt Jakob, "von Angesicht zu Angesicht gesehen und meine Seele ist gerettet." 66) Das Antlitz Gottes, dessen Anblick tötet, müsste dann ein anderes zweites sein?! Oder wurde der Sohn zwar gesehen, aber geschah auch dies, obwohl er Gesicht, nur in einer Vision, Traumerscheinung, Spiegel und Rätsel, weil Wort und Geist nur in einer imaginären Form in die Sichtbarkeit treten können? Als sein Antlitz aber bezeichnet er den Vater. Wer ist denn der Vater? Wird er nicht das Antlitz des Sohnes sein von wegen seiner Autorität, die der Erzeugte vom Vater erlangt? Denn kann nicht passender Weise in betreff einer andern höheren Person auch gesagt werden: Jener ist mein Antlitz und gibt mir das Antlitz. "Der Vater", heisst es, "ist grösser als ich." 67) Der Vater wird also das Antlitz des Sohnes sein. Denn wie sagt die Schrift? "Der Geist seines Mundes, der Gesalbte des Herrn". 68) Also wenn Christus der Geist des Mundes des Vaters ist, so hat mit Recht der Geist den, dessen Mund er war, d. h. den Vater, für sein Antlitz ausgegeben infolge der Einheit. Wunderbar in der That, wenn der Vater als Antlitz des Sohnes genommen werden kann, er, der ja sein Haupt ist. "Das Haupt Christi nämlich ist Gott." 69)
15. Wenn ich diesen Punkt nicht durch Untersuchungen aus dem alten Testamente erledigen kann, so werde ich die Bestätigung unserer Auslegung aus dem neuen herleiten, damit Du nicht, was ich dem Sohne beilege, für den Vater in Anspruch nehmen kannst. Denn siehe, auch in den Evangelien und Apostelbriefen finde ich einen sichtbaren und einen unsichtbaren Gott unter deutlicher und persönlicher Unterscheidung der Eigentümlichkeit beider. Johannes lässt gewissermaassen den Ruf ertönen: "Niemand hat Gott jemals gesehen." 70) Also auch vorher nicht; denn er schneidet ja die Zeitfrage ab durch den Ausdruck: "Niemals" sei Gott gesehen worden. Auch der Apostel bestätigt es in betreff Gottes: "Niemand unter den Menschen hat ihn gesehen und er kann auch nicht gesehen werden." 71) Denn wer ihn sieht, der wird ja sterben. Eben |531 dieselben Apostel aber behaupten von sich, Christus gesehen und berührt zu haben. Ist nun Christus sowohl Vater als Sohn, wie kann er gesehen und nicht gesehen worden sein? Um diesen Widerspruch auszugleichen, wird man von seiten der Gegenpartei argumentieren, beides sei richtig ausgedrückt; sichtbar sei er im Fleische, unsichtbar aber in der Zeit vor Annahme desselben, so dass der vorher unsichtbare Vater dieselbe Person sei mit dem im Fleische sichtbaren Sohne. ---- Ich entgegne, wenn dieselbe Person nach Annahme des Leibes sichtbar ist, wie kann sie dann früher, vor Annahme des Leibes auch schon gesehen worden sein? Ebenso, wenn sie nach Annahme des Leibes, sichtbar wird, wie kann sie von den Aposteln als unsichtbar auch jetzt noch bezeichnet werden, wenn nicht, weil der, welcher früher bloss in Rätseln sichtbar, durch den Leib vollständiger sichtbar gemacht, nämlich das Wort, das Fleisch geworden ist, ein andrer ist als der, welchen niemals jemand gesehen hat, nämlich als der Vater, dem das Wort gehört.
Sehen wir also zu, wer es ist, den die Apostel gesehen haben! "Was wir gesehen und was wir gehört haben," sagt Johannes, "was wir mit unseren Augen gesehen und was unsere Hände berührt haben vom Wort des Lebens." 72) Das Wort des Lebens nämlich ist Fleich geworden, wurde gehört, gesehen und berührt. Denn es ward Fleisch, da es doch vor der Annahme des Leibes zu Anfang der Dinge als blosses Wort sich bei Gott dem Vater befand, ---- nicht umgekehrt der Vater beim Wort, denn obwohl das Wort Gott ist, so ist es doch bei Gott, weil es Gott aus Gott und mit dem Vater bei dem Vater ist. "Wir haben seine Herrlichkeit gesehen als die des Eingeborenen vom Vater," 73) versteht sich, des Sohnes, nämlich des sichtbaren, vom unsichtbaren Vater verherrlichten Sohnes. Eben darum, weil Johannes das Wort Gottes Gott genannt hat, setzt er noch hinzu: "Niemand hat Gott jemals gesehen," 74) um zwischen dem unsichtbaren Vater und dem sichtbaren Sohne zu unterscheiden und nicht der Annahme der Gegner Vorschub zu leisten, als habe er den Vater selbst gesehen. Wer ist der Gott, den niemand gesehen hat? Etwa das Wort? Aber vorher hiess es ja: "Wir haben gesehen und gehört und berührt das Wort des Lebens." Welchen Gott also hat niemand gesehen? Versteht sich, den Vater, bei welchem sich das Wort befand, er, der eingeborene Sohn, der, wie er selbst sagt, im Schoosse des Vaters war. Er wurde gesehen und gehört, und damit er nicht für ein Gespenst gehalten würde, auch berührt. Ihn hat auch Paulus geschaut, aber doch darum den Vater nicht gesehen. "Habe ich nicht", fragt er, "Jesum gesehen?" 75) Christus ist von ihm selber aber als Gott bezeichnet worden: "Von welchen Christus dem Fleische nach stammt, der da ist Gott über |532 alles, nochgelobt in Ewigkeit." 76) Paulus gibt auch zu erkennen, dass der Sohn Gottes, d. i. das Wort Gottes, sichtbar sei, weil es Fleisch geworden war und Christus hiess. In betreff des Vaters aber schreibt er an Timotheus: "Den niemals ein Mensch gesehen hat, noch auch sehen kann", und indem er sich noch höher erhebt: "Der allein Unsterblichkeit hat und ein unzugängliches Licht bewohnt." 77) Zuvor hatte er von ihm gesagt: "Dem Könige aber der Ewigkeiten, dem unsterblichen, unsichtbaren, dem alleinigen Gott," 78) damit wir dem Sohne das Gegenteil davon beilegen sollten, Sterblichkeit und Zugänglichkeit. Von ihm bezeugte er gemäss der hl. Schrift, dass er gestorben 79) und von ihm zuletzt gesehen worden sei, natürlich in einem unnahbaren Lichte, und selbst dieses konnte er nicht ohne Gefahr für seine Augen anblicken, ebensowenig wie Petrus, Johannes und Jakobus ohne Gefahr für ihre Geisteskräfte und ihr Bewusstsein.80) Hätten diese nicht die Herrlichkeit des dem Leiden entgegengehenden Sohnes, sondern gar den Vater selbst gesehen, so hätten sie vermutlich auf der Stelle sterben müssen. "Denn niemand wird Gott sehen und leben." Wenn dem so ist, so steht fest, dass von Anbeginn immer nur der erschienen ist, der auch zuletzt gesehen wurde, dass aber der, der im Anfang nicht erschienen, auch am Ende nicht gesehen wurde, und so sind sie zwei Personen, ein Erschienener und ein nicht Erschienener. Es war also immer der Sohn, der erschien, in Verkehr trat und im Auftrage sowie nach dem Willen des Vaters wirkte, weil "der Sohn aus sich nichts thun kann, was er nicht auch den Vater thun sieht," 81) im Geiste natürlich thun sieht. Denn der Vater handelt in der Erkenntnis, der Sohn aber, der in der Erkenntnis des Vaters wohnt, sieht und vollendet es. In dieser Weise ist alles durch den Sohn gemacht und ohne ihn nichts gemacht worden.
16. Glaube aber nicht, es seien bloss die Dinge der Welt durch den Sohn gemacht worden, nein, auch alles, was von seiten Gottes seitdem geschah. Der Vater nämlich, welcher den Sohn sieht und alles in dessen Hand gegeben hat, hat ihn natürlich von Anfang an geliebt und es ihm von Anfang an verliehen. Daher heisst es: "Von Anfang an war das Wort bei Gott und das Wort war Gott, 82) dem alle Gewalt gegeben ist im Himmel und auf Erden." 83) "Der Vater richtet niemanden, sondern hat alles Gericht dem Sohne übergeben," 84) jedoch von Anfang an. Wenn es heisst, alle Gewalt, alles Gericht, er hat alles gemacht und alles ist in seine Hand gegeben, so lässt das keine Ausnahme in bezug auf die |533 Zeit zu, weil es nicht alles wäre, wenn es nicht das aus allen Zeiten sein würde. Der Sohn ist es also, der von Anbeginn an gerichtet hat, der den stolzen Turm zu Boden warf, die Sprachen verwirrte, den ganzen Erdkreis durch die gewaltige Wasserflut strafte, über Sodoma und Gomorrha Feuer und Schwefel regnen liess, der Herr vom Herrn her. Denn er war es immer, der zu den Gesprächen mit den Menschen herabstieg, von Adams Zeit an bis auf die Patriarchen und Propheten, in Erscheinungen, in Träumen, im Spiegel und in Rätseln, indem er von Anbeginn an die Ordnung anbahnte, die er bis zu Ende zu beobachten gesonnen war. So übte sich Gott darin, mit den Menschen auf Erden umzugehen, kein anderer als das Wort. welches Fleisch werden sollte. Er übte sich aber darin, um unserm Glauben vorzuarbeiten, damit wir um so eher glauben möchten, der Sohn Gottes sei in diese Zeitlichkeit herabgestiegen, wenn wir auch in der Vergangenheit schon dem entsprechende Ereignisse wahrnähmen. Um unsertwillen nämlich, die wir bei den letzten Zeiten angelangt sind, geschahen die Aufzeichnungen sowohl als die Ereignisse. So waren ihm auch damals schon menschliche Zustände nicht fremd, da er ja einst sogar die Bestandteile des Menschen, Leib und Seele, annehmen sollte. Er war der, welcher Adam, als wüsste er es nicht, fragte: "Adam, wo bist Du?" 85) Er bereute es, den Menschen geschaffen zu haben, als hätte er keine Voraussicht gehabt; er versuchte Abraham, als wüsste er nicht, was im Menschen vorgeht; er wurde beleidigt und verhöhnt, und was die Häretiker sonst noch alles für Dinge aufgreifen zur Beseitigung des Schöpfers, als seien sie Gottes unwürdig, wobei sie nicht bemerken, dass dergleichen Dinge auf den Sohn passen, der sich ja auch dem menschlichen Elende, Hunger, Durst, Thränen, der Geburt und dem Tode selbst hat unterziehen wollen, darum vom Vater ein wenig unter die Engel erniedrigt.
Gewisse Häretiker 86) aber werden es noch nicht einmal vom Sohne gelten lassen, was Du hier dem Vater selbst beilegst, nämlich dass er sich um unsertwillen erniedrigt habe, während die Schrift doch sagt, er sei als der eine durch einen andern erniedrigt worden, nicht er durch sich selbst. Wie? wenn auch der, welcher mit Ehre und Herrlichkeit gekrönt wird, ein anderer ist, als der, welcher krönt, nämlich der Vater den Sohn?
Was soll es aber heissen, der allmächtige, unsichtbare Gott, den kein Mensch je gesehen hat, noch sehen kann, der ein unzugängliches Licht bewohnt, der nicht in Wohnungen, von Menschenhänden gemacht, wohnt, vor dessen Anblick die Erde zittert und die Berge schmelzen wie Wachs, der den ganzen Erdkreis mit seiner Hand hält, wie ein Nest, dessen Thron der Himmel und dessen Schemel die Erde ist, an dem alles Kaum und der selber nicht im Baume ist, der des Weltall äusserste Linie bildet, ---- |534 dieser, der Allerhöchste, lustwandele abends im Paradiese, suche Adam, schliess die Arche nach dem Eintritt Noas, erquicke Abraham unter der Eiche, rede Moses aus dem brennenden Dornbusch an, erscheine im Feuerofen des Königs von Babylon als der vierte ---- wenn das nicht alles, wiewohl er der Menschensohn genannt wird, im Bilde, Rätsel und Spiegel geschah?
Natürlich dürfte man auch dergleichen Dinge nicht in betreff des Sohnes glauben, wenn sie nicht in der Schrift ständen, in betreff des Vaters aber dürfte man sie vielleicht auch dann nicht glauben, wenn sie darin ständen. Und doch lassen sie ihn in den Mutterschooss Mariens herabsteigen, stellen ihn vor das Tribunal des Pilatus und schliessen ihn in das Grabmal des Joseph ein. Dadurch kommt ihr Irrtum an den Tag. Sie wissen nicht, dass sich der ganze Verlauf des göttlichen Heilsratschlusses von Anbeginn an durch den Sohn vollzog; sie glauben, dass der Vater selbst erschienen und in Verkehr getreten sei, dass er gewirkt, Hunger und Durst gelitten habe ----letzteres in Widerspruch mit dem Propheten, der da sagt: "den ewigen Gott wird nicht hungern und dürsten", um wie viel weniger also wird er sterben und begraben werden ---- und so habe folglich stets der eine Gott, d. h. der Vater alles gethan, was durch den Sohn geschah.
17. Eher noch hätten sie auf die Meinung kommen können, der Vater habe unter dem Namen des Sohnes gewirkt, als umgekehrt der Sohn unter dem des Vaters, da der Herr selber sagt: "Ich bin gekommen im Namen meines Vaters" 87) und an den Vater selber die Worte richtet: "Ich habe Deinen Namen den Menschen geoffenbart", 88) was die hl. Schrift bestätigt, wenn sie sagt: "Gebenedeit sei, der da kommt im Namen des Herrn", 89) natürlich der Sohn, der im Namen des Vaters kommt. Der Name des Vaters ist: Allmächtiger Gott, Allerhöchster, Herr der Gewalten, König Israels, Der, der da ist. Da dies also die Lehre der hl. Schrift ist, so behaupten wir, dass diese Ausdrücke auch auf den Sohn passen, dass der Sohn unter diesen Namen gekommen sei und gehandelt habe, und dass er sie so an seiner Person den Menschen geoffenbart habe. "Alles, was des Vaters ist," sagt er, "ist auch mein." 90) Warum denn nicht auch die Namen? Wenn Du also liesest vom allmächtigen Gott, dem Allerhöchsten, dem Gott der Macht, dem Könige Israels, dem Seienden, so sieh ja zu, ob nicht dadurch auch der Sohn hingestellt werde als vollberechtigter, allmächtiger Gott, insofern er das Wort des allmächtigen Gottes ist und Macht über alles empfangen hat, als der Allerhöchste, indem er zur Rechten Gottes erhöht worden ist, wie Petrus in der |535 Apostelgeschichte predigt, als Herr der Mächte, weil alles ihm vom Vater unterstellt worden ist, als des König Israels, weil ihm im eigentlichen Sinne das Los jenes Volkes gefallen ist, als der Seiende, weil viele Sohn titulirt werden und es doch nicht sind. Wenn sie es aber wünschen, so sollen sie zu seiner Zeit noch davon hören, dass auch Christo der Name Vater zukommt. Für jetzt wollte ich dies als Entgegnung gehen auf die Stelle, welche sie aus der Apokalypse des Johannes anführen: "Ich hin der Herr, der da ist, der gewesen ist und der da kommt, der Allmächtige," 91) und wenn sie sonst noch bei irgend einer Stelle der Ansicht sind, die Bezeichnung "allmächtiger Gott" komme dem Sohne nicht auch zu, das klingt dann, als wenn der, welcher kommen soll, nicht der Allmächtige wäre, 92) da doch der Sohn des Allmächtigen ebenso allmächtig ist, als der Sohn Gottes Gott ist.
18. Allein die hl. Schrift ist schuld daran, dass sie diese Anteilnahme des Sohnes an den Namen des Vaters 93) nicht begreifen, und setzt sie in Verlegenheit, indem sie zuweilen einen einzigen Gott statuiert, als hätte nicht sie selbst bereits zwei Götter und zwei Herren aufgestellt, wie wir oben gezeigt haben. 94) Weil wir finden, dass von zweien und von einem die Rede ist, sagen sie, deshalb sind sie beide einer und derselbe, der Sohn und der Vater. Nun hat es aber damit nichts auf sich und Du brauchst der hl. Schrift nicht mit Deiner Interpretation zu Hilfe zu kommen, damit sie sich nicht widerspreche. Sie hat Recht, sowohl wenn sie einen Gott statuiert, als wenn sie zwei, Vater und Sohn, lehrt, und sie genügt sich selber.
Dass sie den Namen Sohn gebraucht, das steht fest. Sie kann nämlich unbeschadet dieses Sohnes doch Gott, dem dieser Sohn zugehört, für den einzigen erklären. Denn wer einen Sohn hat, hört darum nicht auf, selbst der einzige zu sein, für seinen Teil natürlich, so oft er ohne den Sohn genannt wird. Er wird aber ohne den Sohn genannt, so oft er vorzugsweise als die erste Person hingestellt wird, die dem Namen des Sohnes voranzuschicken ist, weil zuerst der Vater in die Erkenntnis tritt und nach dem Vater erst des Sohnes gedacht wird. Also einziger Gott ist der Vater und "ausser ihm gibt es keinen andern". 95) Obwohl die hl. Schrift selbst das hervorhebt, so stellt sie doch den Sohn nicht in Abrede, sondern jeden andern Gott. Im übrigen ist aber der Sohn, vom Vater aus angesehen, nicht ein anderer Gott.
Siehe Dir endlich noch das an, was auf diese Aussprüche folgt, dann |536 wirst Du finden, dass ihre Erklärungen gewöhnlich nur auf die Verfertiger und Verehrer von Götzenbildern gehen, dass die Einheit der Gottheit der Vielheit der falschen Götter ein Ende macht, und dass dennoch die Einheit einen Sohn hat, der ebensowohl als vom Vater ungeschieden und ungetrennt, als wie im Vater befindlich anzusehen ist, wenn er auch nicht genannt wird. Hätte ihn die Schrift genannt, so hätte sie ihn auch unterschieden und gesagt: Einen andern ausser mir gibt es nicht als meinen Sohn. Als einen andern würde sie nämlich auch denjenigen Sohn hingestellt haben, den sie von den andern ausgenommen hätte. Stelle Dir vor, die Sonne sage: Ich bin die Sonne und eine andere Sonne ausser mir gibt es nicht, als meinen Strahl. Würdest Du eine solche Ausdrucksweise nicht als zwecklos tadeln, weil das klänge, als ob nicht auch der Strahl zur Sonne gerechnet würde? Dass es also ausser ihm keinen andern Gott gebe, das wird nur wegen der Idololatrie der Heiden und Juden gesagt, allenfalls auch wegen der Häretiker, die wie die Heiden mit ihren Händen, so sie mit ihren Reden Götzenbilder verfertigen, indem sie einen zweiten Gott und einen andern Christus lehren. Also auch dann, wenn der Vater sich als den einzigen ankündigt, sorgt er doch für den Sohn, damit man nicht glaube, der Christus komme von einem andern Gotte her, als von dem, der gesagt hat: "Ich bin Gott und einen andern neben mir gibt es nicht," 96) und als von dem, der sich für den Einzigen ausgegeben hat, aber nebst dem Sohne, mit dessen Hilfe er als der Alleinige den Himmel ausspannte.
19. Die werden als Scheinbeweis für die Einzigkeit auch noch den Ausspruch aufgreifen: "Ich allein habe den Himmel ausgespannt". 97) "Ich allein", heisst es im Hinblick auf die übrigen Mächte und es werden damit die Mutmassungen der Häretiker abgeschnitten, die behaupten, die Welt sei von den Engeln und von verschiedenen Mächten erbaut, und die den Schöpfergott selbst entweder zu einem Engel machen oder ihn in bezug auf die übrigen äusseren Dinge, wie die Geschöpfe in der Welt, einen unterstützungsbedürftigen Unwissenden sein lassen. Hat er aber den Himmel in der Weise als der alleinige ausgebreitet, wie die jetzigen Häretiker es in ihrer Verschrobenheit sich vorstellen, als ein Einzelner 98), dann dürfte die bekannte Weisheit nicht zugelassen werden, die da sagt: "Als er den Himmel bereitete, war ich bei ihm." Und wenn der Apostel sagt: "Wer hat den Sinn des Herrn erkannt, oder wer ist sein Ratgeber gewesen?",99) so meint er natürlich: Niemand mit Ausnahme der Sophia, die bei ihm war. Sie aber hat in ihm und mit ihm alles gestaltet und er wusste sehr wohl, was sie machte. Mit Ausnahme der Sophia heisst |537 aber, mit Ausnahme des Sohnes, der da ist Christus, die Weisheit und Kraft Gottes, der dem Apostel zufolge den Sinn des Vaters erkannt hat. 100) "Denn, wem ist kund, was in Gott ist, als dem Geiste, der in ihm ist", nicht ausserhalb? Es gab also einen, der bewirkte, dass Gott nicht mehr ein Einzelner ist, es sei denn gegenüber andern. 101)
Auch das Evangelium müsste zurückgewiesen werden, weil es sagt, dass alles von Gott gemacht sei durch das Wort und ohne dasselbe nichts gemacht sei. 102) Wenn ich nicht sehr irre, so steht anderswo auch: "Durch sein Wort sind die Himmel gefestigt worden und durch seinen Hauch alle ihre Kräfte." 103) Sein Wort aber und seine Macht und seine Sophia, das wäre ja eben der Sohn Gottes. Wenn also alles durch den Sohn geworden ist, so hat auch der, welcher den Himmel durch den Sohn ausbreitete, es nicht allein gethan, es sei denn allein gegenüber andern. Und daher sagt er sofort vom Sohne: "Wer war es sonst, der die Wunder und Weissagungen der Bauchredner aus ihren Herzen riss, der die Weisen umkehrte, ihre Ratschläge zur Thorheit machte 104) und die Worte seines Sohnes sistierte, indem er sagte: "Dieser ist mein geliebter Sohn, ihn sollt ihr hören." 105) Indem er also so selbst den Sohn daranreiht, gibt er die Erklärung über die Art, wie er allein es war, der den Himmel ausspannte, nämlich er allein mit seinem Sohne, und auch eins mit ihm. "Ich allein habe den Himmel ausgespannt" wird also wohl auch ein Ausspruch des Sohnes sein, da die Himmel ja durch "das Wort" befestigt sind. Weil der Himmel durch die Sophia in dem ihr zur Seite stehenden Worte bereitet und alles durch das Wort geschaffen worden ist, so gehörte es sich auch, dass der Sohn allein den Himmel ausspannte, weil er allein beim Wirken des Vaters hilfreiche Hand leistete. Er wird es auch sein, der sagt: "Ich bin der erste und der letzte".106) Das erste nämlich von allem ist das Wort. "Im Anfange war das Wort", in dem Anfange nämlich, wo der Vater es ausgehen Hess. Der Vater aber, weil aus keinem hervorgegangen, weil ungeboren, hat keinen Anfang und kann nicht gesehen werden. Wer immer der einzige war, kann keiner Zeitfolge unterworfen sein.
Wenn sie also meinen, deshalb Vater und Sohn für eine Person ansehen zu müssen, um die Einheit Gottes aufrecht zu erhalten, so sage ich, die Einheit besteht unbeeinträchtigt bei dem, der, obwohl er einer ist, doch einen Sohn hat, welcher ebenfalls in denselben Schriftstellen mit inbegriffen ist. Wollen sie den Sohn nicht als den zweiten nach dem Vater angesehen wissen, damit dieser zweite nicht Anlass gebe, von zwei Göttern zu reden, so haben wir gezeigt, dass auch in der hl. Schrift zwei Götter |538 und zwei Herren erwähnt werden. 107) Um ihnen aber damit kein Ärgernis zu verursachen, haben wir den Grund angegeben, warum man doch nicht von zwei Göttern und zwei Herren redet, sondern weshalb Vater und Sohn zwei Personen sind, und zwar nicht infolge einer substanziellen Trennung, sondern der Ökonomie. Denn wir erklären den Sohn für ungetrennt und ungeschieden vom Vater, als einen andern, nicht dem Wesen, sondern der Stellung nach, der, obwohl Gott, und wo von ihm die Rede ist, der einzige genannt wird, doch darum keine Zweiheit in Gott verursacht, sondern die Einheit bestehen lässt, gerade aus dem Grunde, weil er zur Benennung Gott nur infolge der Einheit des Vaters gelangt.
20. Aber man muss die Arbeit, ihre Scheinbeweise zu entkräften, so lange fortsetzen, als sie zur Unterstützung ihrer Ansicht noch Stellen aus der hl. Schrift herausreissen, ohne das Übrige in Betracht zu ziehen, wodurch einerseits die Glaubensregel gewahrt wird, unbeschadet andrerseits der Einheit der Gottheit und des Ausdruckes "Monarchie". Wie sie sich nämlich im alten Testamente an nichts anderes halten, als an die Worte: "Ich bin Gott und ausser mir gibt es keinen", so steifen sie sich im Evangelium auf die Antwort des Herrn an Philippus: "Ich und der Vater sind eins",108) "wer mich sieht, der sieht den Vater",109) "ich bin im Vater und der Vater ist in mir".110) Diesen drei Stellen sollen die sämtlichen Bücher beider Testamente zum Opfer gebracht werden, während man doch das Kleinere nach dem Grössern deuten müsste. Allein das ist einmal so die eigentümliche Art aller Häretiker. Weil es nur wenig ist, was man im Walde finden kann, so steifen sie sich auf das Wenige gegen das Viele, und lassen das Spätere gelten gegenüber dem Früheren. Die Glaubensregel aber ruht in jeder Sache stets auf dem Früheren und präs-kribiert dem Späteren, also auch dem, was geringer ist.
21. Sieh' also, wie viele Einreden sich auch aus dem Evangelium gegen Dich erheben, noch vor jener Anfrage des Philippus und aller Deiner Deutelei derselben. Zuerst zeigt Dir gleich die Vorrede des Evangelisten Johannes, was der, welcher Fleisch werden sollte, früher gewesen ist. "Im Anfange war das Wort und das Wort war bei Gott und Gott war das Wort, dieses war im Anfange bei Gott, alles ist durch dasselbe gemacht worden und ohne es ist nichts gemacht worden." 111) Wenn man diese Worte nicht anders auffassen darf, als sie lauten, so ergibt sich ohne Zweifel, dass der, welcher von Anfang an war, ein anderer sei, als der, bei dem er war, ein anderer das Wort Gottes, ein anderer Gott selbst ---- obwohl auch |539 das Wort Gott ist, aber nur insofern es Gottes Sohn ist, nicht der Vater ---- ein anderer der, durch den alles ist, und ein anderer der, von dem es ist. Wie wir den Ausdruck: "ein anderer" meinen, haben wir schon oft angegeben. Darum wollen wir ihn als einen andern bezeichnen, nicht als denselben,112) als einen anderen, aber vermöge der Ökonomie, nicht als wäre er losgetrennt, nicht infolge einer Teilung. Dieser also ist Fleisch geworden, nicht der, dessen Wort er war. Seine Herrlichkeit wurde sichtbar als die des Eingeborenen vom Vater, nicht als die des Vaters. Er sprach von dem Schoosse des Vaters, nicht der Vater von seinem Schoosse. Es geht nämlich voraus: "Niemand hat Gott jemals gesehen". Und wenn ihn Johannes als das Lamm Gottes bezeichnet, so wird der nicht selber so bezeichnet, dessen geliebter Sohn er ist. Gewiss ist er immer der Sohn Gottes, aber nicht er selber, dessen Sohn er ist. Als solchen erkannte ihn auch Nathanael sofort, sowie anderswo Petrus: "Du bist der Sohn Gottes". Dass sie ihn mit Recht als solchen erkannt hatten, bestätigte er ihnen selber, indem er dem Nathanael antwortete: "Weil ich gesagt habe, ich sah Dich unter dem Feigenbaum, deshalb glaubst Du." 113) Den Petrus aber pries er, weil er auch den Vater geahnt, glücklich, weil nicht Fleisch und Blut es ihm geoffenbart hatte, sondern der Vater, der im Himmel ist. 114) Mit diesen Worten unterschied er die beiden Personen, den Sohn auf Erden, den Petrus als den Sohn Gottes erkannt hatte, und den Vater im Himmel, der dem Petrus die Offenbarung gegeben hatte, wodurch derselbe in Christus den Sohn Gottes erkannte.
Als Christus in den Tempel eintrat, nannte er ihn "das Haus seines Vaters", 115) als Sohn. Als er mit Nikodemus redete, sagte er: "So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn dahin gegeben, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht zu Grunde gehe, sondern das ewige Leben habe." 116) Und wiederum heisst es: "Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt gesendet, damit er die Welt richte, sondern damit die Welt durch ihn gerettet werde; wer an ihn glaubt, wird nicht gerichtet, wer aber nicht an ihn glaubt, der ist schon gerichtet, weil er nicht glaubt im Namen des eingeborenen Sohnes Gottes." 117) Als Johannes gefragt wurde, wie es in betreff Jesu stehe, sagte er: "Der Vater hat den Sohn geliebt und alles in seine Hände gegeben; wer an den Sohn glaubt, hat das ewige Leben, wer nicht an den Sohn glaubt, wird Gott nicht sehen, sondern der Zorn Gottes bleibt über ihm." 118) Wer war es, den er der Samariterin zeigte? 119) War er der Messias, der Christus genannt wird, so zeigte |540 er sich ihr offenbar als den Sohn, nicht als den Vater. Er findet sich auch anderwärts Christus Sohn Gottes genannt, nicht Vater.
Sodann sagte er zu den Jüngern: "Meine Sache ist es, dass ich den Willen dessen thue, der mich gesandt hat, um sein Werk zu vollenden," 120) und zu den Juden in betreff der Heilung des Paralytischen: "Mein Vater wirkt immerfort und ich wirke auch." 121) "Der Vater und ich", der Sohn, sagt er. Dies war schliesslich der überwiegende Grund, weshalb ihn die Juden töten wollten, nicht sosehr, weil er den Sabbat übertreten, sondern weil er Gott seinen Vater genannt und sich ihm gleich gestellt hatte. Da also sagte er zu ihnen: "Der Sohn kann nichts aus sich selbst thun, wenn er es nicht den Vater thun sieht; denn was dieser thut, das thut der Sohn auch. Denn der Vater liebt den Sohn und hat ihm alles gezeigt, was er gemacht hat, und er hat ihm noch grössere Werke als diese gezeigt, damit Ihr Euch wundert. Wie er nämlich Tote auferweckt und lebendig macht, so macht auch der Sohn lebendig, wen er will. Auch richtet der Vater nicht, sondern hat alles Gericht dem Sohne übergeben, damit alle den Sohn ehren, wie sie den Vater ehren. Wer den Sohn nicht ehrt, der ehrt auch den Vater nicht, der es ist, der den Sohn gesendet hat. Wahrlich, wahrlich, sage ich euch, wer meinen Vater hört und dem glaubt, der mich gesandt hat, der hat das ewige Leben und das Gericht wird ihn nicht erreichen, sondern er geht vom Tode ins Leben ein. Wahrlich, sage ich euch, es wird die Stunde kommen, wo die Toten die Stimme des Sohnes Gottes hören werden, und die sie hören, werden leben. Denn wie der Vater das ewige Leben von sich selbst hat, so hat er auch dem Sohne gegeben, das ewige Leben in sich selbst zu haben, und er hat ihm das Gericht übertragen, um es mit Macht zu halten, weil er Menschensohn ist", 122) durch seine Leiblichkeit nämlich, wie Sohn Gottes infolge seines Geistes. Noch fügt er bei: "Ich aber habe ein höheres Zeugnis als das des Johannes, die Werke nämlich, welche der Vater mir zu vollbringen gegeben hat, diese selbst geben von mir Zeugnis, dass mich der Vater gesandt hat, und der, der mich gesandt hat, der Vater, er selbst hat über mich Zeugnis abgelegt". 123) Indem er zusetzt: "Auch habt Ihr seine Stimme niemals gehört und seine Gestalt niemals gesehen", bestätigt er die Ansicht, dass es niemals der Vater gewesen ist, der in der Vorzeit gesehen und gehört wurde, sondern der Sohn. Endlich sagt er: "Ich kam im Namen meines Vaters und Ihr habt mich nicht aufgenommen". 124) Also war es immer der Sohn im Namen Gottes, des Königs, des allmächtigen und allerhöchsten Herrn.
Als sie ihn fragten, was sie thun sollten, antwortete er: "Glaubet |541 an den, den Gott gesandt hat". 125) Auch nennt er sich das Brot, das Gott vom Himmel gewährte, daher werde alles, was der Vater ihm gegeben, zu ihm gelangen und er nichts verschmähen, weil er vom Himmel herabgestiegen sei, nicht um seinen, sondern um des Vaters Willen zu thun. 126) Der Wille des Vaters aber sei es, dass, wer den Sohn sieht und an ihn glaubt, des ewigen Lebens und der Auferstehung teilhaftig werde. Niemand aber könne zu ihm kommen, wenn der Vater ihn nicht herbeiführe. 127) Jeder, der vom Vater gehört und gelernt habe, werde zu ihm gelangen. Er fügt aber auch hier bei, dass niemand den Vater gesehen habe, 128) um anzudeuten, dass es das Wort des Vaters sei, wodurch sie belehrt würden. Als sich viele von ihm abwenden, bietet er auch den Aposteln an, ob sie ihn verlassen wollen, und was antwortet Petrus? "Wohin sollen wir gehen? Du hast Worte des Lebens, und wir glauben, dass Du Christus bist". 129) Glaubten sie etwa, dass er der Vater oder dass er "der Gesalbte des Vaters" 130) sei?
22. Wessen Lehre, über die sie sich wunderten,131) meint er, seine oder die des Vaters? Als sie in ähnlicher Weise unter einander stritten, ob er der Gesalbte sei, natürlich nicht der Vater, sondern der Sohn, sagte er: "Ihr wisst nicht, woher ich bin, und ich bin nicht von mir selbst gekommen, sondern es ist der Wahrhaftige, der mich gesandt hat und den Ihr nicht kennt; ich aber kenne ihn, weil ich bei ihm bin".132) Er sagte nicht: Ich bin es selbst, oder: Ich habe mich selbst gesandt, sondern er hat mich gesandt. Als die Pharisäer Leute schickten, um ihn zu ergreifen, sagte er: "Noch kurze Zeit bin ich bei euch und ich gehe zu dem, der mich gesandt hat". 133) Vollends aber da, wo er sagt, er sei es nicht allein, und sich ausdrückt: Ich bin es nicht allein, sondern ich und der, der mich gesandt hat, der Vater", 134) lehrt er da nicht zwei Personen, zwei Personen sowohl als zwei ohne Trennung? Noch mehr, es war seine ganze Lehre, dass sie zwei ungetrennte seien; denn da, wo er das Gesetz anführt, welches das Zeugnis von zweien gutheisst, fügt er bei: "Ich lege Zeugnis ab von mir und es legt Zeugnis ab von mir der, der mich gesandt hat, der Vater". 135) Wären sie nur einer und Vater und Sohn identisch, so würde er nicht das Gesetz zu Hilfe nehmen, das dem Zeugnisse von zweien, nicht dem eines einzigen Glaubwürdigkeit beilegt. Auf die Frage, wo der Vater sei, 136) antwortete er, dass sie weder den Vater noch den Sohn kennen, und nannte also zwei ihnen unbekannte Personen. Kannten sie ihn selbst, so kannten sie auch den Vater, nicht als wären |542 Vater und Sohn identisch, sondern weil wegen der Ungeteiltheit der eine ohne den andern weder erkannt noch verkannt werden kann. Der mich gesandt hat, sagt er, ist der Wahrhaftige und was ich von ihm gehört habe, das verkündige ich der Welt. 137) Die hl. Schrift gibt dort nebenbei noch die Erklärung, sie hätten nicht verstanden, was er über den Vater sagte, 138) da sie doch hätten wissen müssen, dass die Worte des Vaters beim Sohne seien, weil sie bei Jeremias lasen: "Und es sprach zu mir der Herr: Siehe, ich habe meine Worte in deinen Mund gelegt" 139) und bei Isaias: "Der Herr gibt mir eine geübte Rede, um zu erkennen, wann ich das Wort sagen müsse"; 140) wie er selber wiederum sagt: "Alsdann werdet Ihr erkennen, dass ich es bin und von mir selber nicht rede, sondern, wie er mich gelehrt hat, so rede ich, denn der mich gesandt hat, der ist mit mir". 141)
Auch das folgende dient zum Zeugnis für zwei ungetrennte Personen. In dem Streite mit den Juden, denen er Mordanschläge gegen sich vorwirft, sagt er: "Was ich bei meinem Vater gesehen habe, rede ich, und Ihr, Ihr thut, was Ihr bei Eurem Vater gesehen habt. 142) Und nun wollt Ihr einen Menschen töten, der die Wahrheit, die er von Gott gehört, zu Euch geredet hat." "Wenn Gott Euer Vater wäre, so würdet Ihr mich lieben; denn ich bin von Gott ausgegangen und zu Euch gekommen." Und doch trennen sie sich nicht von einander, wie manche auch diesen Ausdruck aufgreifen, wenn er von seinem Ausgehen spricht. Er ging nämlich vom Vater aus, wie der Strahl von der Sonne, das Rinnsal aus der Quelle, der Schössling aus dem Samenkorn. "Ich habe den Teufel nicht, sondern ich ehre meinen Vater" 143) und "Wenn ich mich selbst verherrlichen wollte, so wäre meine Herrlichkeit nichts; wer mich verherrlichen wird, ist der Vater, von dem Ihr sagt, dass er Euer Gott sei, ohne ihn zu kennen; ich aber kenne ihn, und wenn ich sagen wollte, ich kennte ihn nicht, so wäre ich ein Lügner wie Ihr; aber ich kenne ihn und halte sein Wort". 144) Wenn er hinzufügt: "Abraham hat meinen Tag gesehen und frohlockte", 145) so deutet er damit an, dass Abraham in alter Zeit den Sohn, nicht den Vater gesehen habe. Von dem Blinden veranlasst, sagte er, "er müsse die Werke seines Vaters thun"; nach Herstellung seines Augenlichtes fragte er ihn: "Glaubst Du an den Sohn Gottes?" und als jener fragte: wo derselbe sei, deutete er auf sich und stellte natürlich damit sich als den Sohn hin, von dem er gesagt, man müsse an ihn glauben. 146)
Sodann betont er, dass der Vater ihn kenne und er den Vater, dass |543 er darum vom Vater geliebt werde, und dass er sein Leben einsetze, weil er vom Vater dieses Gebot erhalten habe. 147) Von den Juden gefragt, ob er der Messias sei ---- natürlich Gottes, denn bis auf den heutigen Tag hoffen die Juden noch auf den Gesalbten Gottes, nicht auf den Vater, weil der Vater niemals in der Schrift der Gesalbte heisst, der kommen soll ---- sagte er zu ihnen: "Ich rede zu Euch und Ihr glaubt mir nicht. Die Werke, die ich im Namen des Vaters thue, sie selbst legen Zeugnis ab von mir". 148) Was für ein Zeugnis? Dass er der sei, nach dem sie fragten, nämlich der Gesalbte Gottes. In betreff seiner Schafe, die niemand seiner Hand entreissen würde, sagt er: "Der Vater, der grösser ist als ich, hat sie mir gegeben" 149) und "ich und der Vater sind eins." 150) Hier sollten diese Thoren oder besser diese Verblendeten einhalten, sie sehen nicht: erstens, dass mit "Ich und der Vater" zwei Personen bezeichnet werden, sodann dass in dem letzten Worte: Sumus "Wir sind" nicht in einer Person, sondern in der Mehrheit geredet wird, drittens dass es heisst: "Wir sind eins" nicht: Wir sind einer. Wenn er gesagt hätte: Wir sind einer, so hätte das die Ansicht der Gegner stützen können. "Einer" nämlich scheint eine Einheit auszudrücken, wo zwei Personen männlichen Geschlechtes vorhanden sind. Er bedient sich aber des Ausdrucks "eines" im sächlichen Geschlecht, was nicht auf die Einpersönlichkeit geht, sondern steht wegen der Einheit, der Ähnlichkeit, des Verbundenseins, der Liebe des Vaters, der den Sohn liebt, und wegen des Gehorsams des Sohnes, der dem Willen des Vaters gehorcht. Wenn er sagt: "Ich und der Vater sind eins", so zeigt er damit an, dass sie zwei Personen sind, die er gleichstellt und verbindet. Daher fügt er noch bei, er habe sie viele Werke des Vaters sehen lassen, wegen deren er nicht verdiene, gesteinigt zu werden. Und damit sie nicht etwa glaubten, ihn deswegen steinigen zu müssen, weil er als Gott selbst, d. h. als der Vater, angesehen werden wollte wegen seines Ausspruches: "Ich und der Vater sind eins", womit er zu erkennen gab, dass der Sohn Gottes Gott, aber nicht die Gottheit selber sei, so sagte er: "Wenn es im Gesetze heisst: »Ich sprach: Götter seid Ihr«, 151) und wenn die Schrift nicht aufgehoben werden kann, wollt Ihr dann behaupten, der, welchen der Vater geheiligt und in die Welt gesandt hat, der rede Lästerungen, wenn er gesagt hat: Ich bin der Sohn Gottes. Wenn ich die Werke . meines Vaters nicht thue, so braucht Ihr mir nicht zu glauben; wenn ich sie aber thue und Ihr mir nicht glauben wollt, so glaubet wenigstens wegen meiner Werke und wisset, dass ich im Vater bin und der Vater in mir". 152) Durch seine Werke also wird der Vater im Sohne sein und der Sohn im Vater, und so sehen wir durch seine Werke, dass Vater und |544 Sohn eins sind. Also sein ganzes Bemühen war beständig darauf gerichtet, zu lehren und zu bewirken, dass man zwei Personen in einer Macht glaube, weil der Glaube an einen Sohn nicht möglich wäre, wenn nicht zwei Personen angenommen würden.
23. Hiernach irrte sich Martha in ihrem Bekenntnisse des Sohnes Gottes so wenig als Petrus und Nathanael, wiewohl sie, wenn sie geirrt hätte, sofort eines bessern belehrt worden wäre. Nämlich, um ihren Bruder von den Toten aufzuerwecken, blickt der Herr zum Himmel und zum Vater auf und sagt: "Vater" ---- natürlich ist er der Sohn ---- "ich danke Dir, dass Du mich immer erhörst; wegen dieser umherstehenden Scharen habe ich es gesagt, damit sie glauben, dass Du mich gesandt hast". 153) In der Betrübnis seiner Seele aber ruft er aus: "Und was soll ich sagen? Vater, errette mich aus dieser Stunde; doch um deswillen bin ich ja in diese Stunde gekommen. Aber, Vater, verherrliche Deinen Namen",154) den Namen, in welchem er Sohn war. "Ich bin gekommen", heisst es, "im Namen meines Vaters" 155). Darum hatte das blosse Rufen, der Schrei des Sohnes zum Vater genügt. Siehe, zum Überfluss antwortet der Vater vom Himmel, um dem Sohne Zeugnis zu geben. "Dieses ist mein geliebter Sohn, an dem ich mein Wohlgefallen habe; ihn sollt Ihr hören" 156).
Wie viele Personen scheinen Dir nun ebenso auch in dem andern Ruf: "Ich habe verherrlicht und werde wiederum verherrlichen" 157) gegeben zu sein, thörichter Praxeas, wenn nicht so viele als Stimmen? Den Sohn hast Du auf der Erde und den Vater im Himmel. Das ist keine Teilung, sondern die göttliche Disposition. Im übrigen aber wissen wir, dass Gott auch in den Abgründen gegenwärtig ist und sich überall befindet, aber seiner Kraft und Macht nach. Auch der Sohn als ungetrennt ist mit ihm überall. Jedoch der Ökonomie nach wollte Gott, dass der Sohn sich auf der Erde befinde, er selber aber im Himmel. Dahin blickte auch der Sohn auf, wenn er betete und etwas verlangte; dahin lehrte er auch uns beim Gebete uns richten: "Vater unser, der Du bist in den Himmeln", trotzdem derselbe überall ist. Ihn bestimmte der Vater zu seinem Sitze; er erniedrigte den Sohn ein wenig unter die Engel, indem er ihn auf die Erde sendete, jedoch um ihn mit Herrlichkeit und Ehre zu krönen, wenn er ihn wieder in den Himmel aufnähme. Dies gewährte er ihm bereits mit den Worten: "Ich habe verherrlicht und werde verherrlichen." Der Sohn auf der Erde stellt ein Verlangen, der Vater vom Himmel herab verspricht. Warum machst du Vater und Sohn zu Lügnern? Wenn der Vater vom Himmel herab zum Sohne sprach, während er selbst, als Sohn, auf der Erde war, oder wenn |545 der Sohn an den Vater eine Bitte richtete, da er doch seihst Sohn im Himmel war, so frage ich, was soll es heissen, dass der Sohn sich selbst um etwas bittet, indem er den Vater bittet, wenn der Sohn der Vater war, oder umgekehrt, dass der Vater sich etwas verhiess, indem er es dem Sohne verhiess, wenn dieser der Vater war? Gesetzt, wir behaupteten wirklich zwei getrennte 158) Personen, wie Ihr uns immer vorwerfet, so wäre das immer noch erträglicher, als Gott zu einer Art Wechselbalg zu machen. Deshalb hat der Herr damals zu den Anwesenden gesagt: "Nicht um meinetwillen kam jene Stimme, sondern um Euretwillen," 159) damit auch sie glaubten, dass sowohl der Vater als der Sohn, jeder in seinem Namen und in seiner Person, an seinem Orte sei. Ferner thut Jesus auch den Ausruf: "Wer an mich glaubt, der glaubt nicht an mich, sondern an den, der mich gesandt hat," 160) weil man durch den Sohn an den Vater glaubt und der Vater dem Sohne die Gewährschaft des Glaubens gibt. "Weidlich sieht, sieht den, der mich gesandt hat." 161) Wie denn das? "Weil ich nicht aus mir geredet habe, sondern weil der, der mich gesandt hat, der Vater selber, mir den Auftrag gegeben hat, was ich reden und sagen soll." 162) Denn "der Herr ist es, der mir eine geübte Zunge gibt", 163) um zu erkennen, wann ich das Wort sagen soll, welches ich rede. "Wie es der Vater mir gesagt hat, so rede ich." 164)
Wie das gemeint war, verstand der Evangelist und Lieblingsschüler Johannes jedenfalls gewiss besser als Praxeas; daher sagt er aus seinem Sinn heraus: "Vor der Osterfeier, da Jesus wusste, dass ihm alles vom Vater übergeben sei, dass er aus Gott sei und zu Gott gehe." 165) Praxeas aber will, dass der Vater aus sich selbst ausgegangen und von sich selbst weggegangen sei, so dass der Teufel dem Judas den Gedanken eingegeben hätte, nicht den Sohn, sondern den Vater selbst zu überliefern. Das kommt weder dem Teufel zugute noch dem Häretiker. Denn der Teufel bewirkte nicht einmal beim Sohne dessen Auslieferung zu seinem Nutzen. Es war nämlich Gottes Sohn, der sich im Menschensohne befand und ausgeliefert wurde, wie die Schrift beifügt: "Jetzt ist der Menschensohn verherrlicht und Gott ist verherrlicht in ihm." Welcher Gott? Jedenfalls nicht der Vater, sondern das Wort des Vaters, das sich im Menschensohne befand, d. h. im Fleische, in welchem Jesus bereits vorher durch die Wunder verherrlicht war, aber auch durch das Wort. "Und Gott", heisst es, "wird ihn verherrlichen in sich selbst," 166) d. h. der Vater den Sohn, den er, wenngleich er auf die Erde entsandt ist, in sich selbst hat, und den er bald durch die Auferstehung, nach Besiegung des Todes verherrlichen wird. |546
24. Es fehlte allerdings auch damals nicht an solchen, die ihn nicht verstanden. Auch Thomas, der eine zeitlang ungläubig war, sagte z. B.: "Herr wir wissen nicht, wohin Du gehest und wie sollen wir den Weg kennen?" Und Jesus sagte: "Ich hin der Weg, die Wahrheit und das Leben, und niemand kommt zum Vater als durch mich. Hättet Ihr mich erkannt, so hättet Ihr auch den Vater erkannt, aber von jetzt an kennt Ihr ihn und sehet ihn." 167) Da sind wir nun schon bei Philippus angekommen, der, von der Hoffnung ergriffen, den Vater zu sehen, und nicht verstehend, in welcher Weise er den Vater gesehen und gehört haben könnte, sagte: "Zeige uns den Vater und es ist uns genug." 168) Und der Herr sprach: "Philippus, so lange bin ich schon bei Euch und Ihr kennt mich nicht?"
Als was, meint er, hätte er von ihnen sollen erkannt werden ----denn das allein ist zu erwägen ---- als Vater oder als Sohn? Wenn als Vater, dann muss uns Praxeas erst darüber belehren, wie es hätte möglich sein können, dass Christus, der so lange Zeit mit ihnen umging, auch nur einen Moment, ich sage nicht, erkannt, sondern auch nur von fern als solcher hätte genommen werden können. Alle Bücher der hl. Schrift stellen ihn klar hin als den Gesalbten Gottes, so die Bücher des alten Testamentes, und als Sohn Gottes, so die des neuen. Das wurde in der alten Zeit gelehrt, das wurde von Christus selbst verkündigt, ja sogar auch schon vom Vater selbst in Person, indem er seinem Sohne vom Himmel herab Zeugnis gab und ihn verherrlichte: "Dieser ist mein geliebter Sohn", "ich habe ihn verherrlicht und werde ihn verherrlichen." Das wurde von den Jüngern geglaubt und von den Juden nicht geglaubt. Um im Glauben von ihnen für den Sohn gehalten zu werden, darum führte der Herr zu jeder Stunde den Namen seines Vaters im Munde, gab ihm den Vorrang und ehrte ihn. Wenn dem so ist, dann hatten sie folglich nicht den Vater verkannt" der so lange Zeit mit ihnen umgegangen war, sondern den Sohn, und wenn der Herr ihnen zum Vorwurfe machte, dass sie den von ihnen nicht erkannten verkannt hätten, so wollte er gerade, dass sie ihn als den erkennen sollten, als den so lange Zeit ihn nicht erkannt zu haben, er ihnen zum Vorwurfe macht, nämlich als Sohn.
Nun könnte es wohl klar sein, was "wer mich sieht, sieht auch den Vater" heissen soll. Natürlich hat es den Sinn, wie der vorangegangene Ausspruch: "Ich und der Vater sind eins." 169) Warum? Weil er sagt: "Ich bin vom Vater ausgegangen und gekommen", "ich bin der Weg", "niemand kommt zum Vater als durch mich", "niemand kommt zu mir, es sei denn, dass der Vater ihn zieht", "alles hat der Vater mir übergeben", "wie der Vater lebendig macht, so auch der Sohn", und "wenn |547 Ihr mich kennt, so kennt Ihr auch den Vater." 170) Er hatte sich nämlich in dem Sinne als Stellvertreter des Vaters kundgegeben, dass der Vater sich durch ihn in Werken zeige und in Worten hören Hess und in dem Sohne, der die Thaten und Worte des Vaters vollzieht, erkannt werde; denn der Vater war unsichtbar. Das hatte Philippus aus dem Gesetze gelernt: "Niemand wird Gott schauen und leben" 171) und hätte sich dessen erinnern sollen. Und darum wird er auch zurechtgewiesen ob seines Wunsches, den Vater zu sehen, als sei er sichtbar, und belehrt, dass derselbe im Sohne sichtbar geworden sei durch die Wunder, nicht durch persönliche Gegenwart. Wenn der Herr in dem Ausspruche: "Wer mich sieht, der sieht den Vater", Vater und Sohn als dieselbe Person hätte angesehen wissen wollen, wie konnte er dann hinzufügen: "Glaubst Du nicht, dass der Vater in mir ist und ich im Vater bin?" Er hätte hinzufügen müssen: Glaubst Du nicht, dass ich der Vater bin? Oder aber wie konnte er ungehalten sein, wenn er nicht geoffenbart hatte, was er erkannt wissen wollte, nämlich, dass er der Sohn sei? Nun ist er aber bei den Worten: "Glaubst Du nicht, dass ich im Vater bin und der Vater in mir", vielmehr deswegen aufgebracht, weil er wegen des Ausspruchs: "Wer mich sieht, sieht auch den Vater", nicht für den Vater angesehen werden wollte, wofür er, da er sich immer als den Sohn ausgab, der vom Vater komme, niemals gehalten sein wollte.
Er machte also auch die Verbindung der beiden Personen klar erkennbar, damit man einerseits nicht nach dem Anblicke des Vaters für sich, als sei er sichtbar, verlange, und damit andererseits der Sohn als Repräsentant des Vaters angesehen werde. Nichtsdestoweniger hat er auch noch die Art und Weise erklärt, wie der Vater im Sohne und der Sohn im Vater sei. "Die Worte, die ich zu Euch rede, sind nicht die meinigen", 172) sie gehörten nämlich dem Vater an, "der Vater aber bleibt in mir und wirkt Werke." Indem der Vater also durch die Wunderwerke und die Lehrworte im Sohne bleibt, wird er sichtbar durch das, wodurch er bleibt und durch den, in welchem er bleibt. Dadurch tritt die Besonderheit beider Personen an den Tag, wenn es heisst: "Ich bin im Vater und der Vater ist in mir." Und daher ermahnt er: "Glaubet!" Was denn aber? Etwa dass ich der Vater sei? So steht es, glaube ich, nicht geschrieben, sondern: "Ich bin im Vater und der Vater in mir". "Wenn aber nicht, so glaubet wegen meiner Werke", wegen derjenigen Werke nämlich, durch welche der Vater im Sohne nicht durch den Gesichtssinn, sondern vermittels der Erkenntnis geschaut wurde. |548
25. Nach Darlegung des Vorfalls mit Philippus und des ganzen Gehaltes seiner Frage behält der letzte Teil des Evangeliums dieselbe Sprechweise bei, wonach Vater und Sohn in ihrer Besonderheit unterschieden werden. Der Herr verspricht auch einen Paraklet vom Vater zu erbitten, 173) sobald er zum Vater aufgestiegen sein werde und denselben zu senden und zwar "einen andern". Wie der Ausdruck "einen andern" zu verstehen sei, haben wir oben schon angegeben. "Dieser wird von dem Meinigen nehmen", 174) sagt er weiter, wie er selber von dem, was des Vaters ist, nahm. So führt das Verbundensein des Vaters im Sohne und des Sohnes im Paraklet auf drei Personen, die eine mit der andern zusammenhängen. Diese drei sind eins, nicht "einer" in der Weise wie es hiess: "Ich und der Vater sind eins", nicht der Einzahl nach, sondern in Einheit der Substanz.' Gehe die Schrift noch weiter durch und Du wirst finden, dass der, welchen Du, obwohl er Stellvertreter des Vaters heisst, für den Vater hältst, und von dem Du glaubst, er sei als der Vater selbst Gärtner 175) auf Erden gewesen, vom Sohne wiederum als im Himmel befindlich anerkannt wird, indem derselbe dorthin blickend seine Schüler dem Vater übergab.176)
Zwar findet sich in diesem Evangelium die Offenbarung nicht, wo es heisst: "Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen", 177) und: "Vater, in Deine Hände empfehle ich meinen Geist"; 178) trotzdem aber hätte er doch nach seiner Auferstehung, in der Herrlichkeit des Sieges über den Tod, nach Ablegung aller Hilflosigkeit und Niedrigkeit jenem so gläubigen Weibe 179), die nicht aus Neugierde und Unglauben, wie Thomas, sondern aus Liebe ihn zu berühren versuchte, sich als den Vater offenbaren können. "Berühre mich nicht", sagte er zu ihr; "ich bin noch nicht zu meinem Vater aufgefahren, aber gehe hin zu meinen Brüdern" ---- auch darin zeigt er sich als Sohn; denn wenn er der Vater gewesen wäre, so hätte er sie Söhne genannt ---- "und sage ihnen, dass ich hinaufsteige zu meinem Vater und Euerem Vater, meinem Gott und Euerem Gott." 180) Fährt da der Vater zum Vater und der Gott zu Gott hinauf oder der Sohn zum Vater und das Wort zu Gott? Und zu welchem Zweck bescheinigt er gerade am Schluss des Evangeliums durch sein Siegel diese Urkunde? Nur darum, "damit Ihr glaubt, dass Jesus Christus der Sohn Gottes sei." 181) Wenn Du also gemeint hast, dass Dir irgend etwas daraus zum Beweise der Identität von Vater und Sohn dienen könne, so setzest Du Dich in Widerspruch mit der Schlusssentenz des Evangeliums. |549 Es steht alles nur deshalb geschrieben, damit Du glaubest, Christus sei nicht der Vater, sondern der Sohn.
26. Wir haben wegen der einen Frage des Philippus und der Antwort des Herrn darauf, wie es scheint, nun das ganze Evangelium Johannes durchgenommen, damit uns nicht durch diese eine Stelle so viele frühere und spätere deutliche Aussprüche umgestürzt würden. Denn sie ist im Einklang mit sämtlichen Stellen nicht aber gegen dieselben, oder gar gegen ihren eigenen Sinn zu deuten. Um aber die anderen Evangelien, welche zur Bewahrheitung des Glaubens von der Geburt des Herrn dienen, nicht auch herbeiziehen zu müssen, genügt es, zu bemerken, dass der, welcher von der Jungfrau geboren werden sollte, vom Engel selbst bündig als Sohn Gottes angekündigt wurde. "Der Geist Gottes wird Dich überkommen und die Kraft des Allerhöchsten Dich überschatten, darum wird das Heilige, was aus Dir wird geboren werden, Sohn Gottes heissen." 182) Die Gegner werden zwar auch hier ihre Spitzfindigkeiten anbringen wollen, aber die Wahrheit wird obsiegen. Sie geben nämlich vor, der Sohn Gottes sei Gott und die Kraft des Allerhöchsten sei der Allerhöchste. Und es geniert sie nicht, wenn man ihnen einwendet, wenn er es wäre, so stände es da. Denn vor wem braucht er sich zu fürchten, offen zu sagen: Gott wird über Dich kommen und der Allerhöchste Dich überschatten?
Wenn aber der Engel den Ausdruck braucht "der Geist Gottes", und auch nur den Geist Gottes, nicht direkt Gott namhaft macht, so wollte er, dass man nur an den Teil des Ganzen denke, welcher ausgehen würde mit dem Namen: Sohn. Dieser Geist Gottes wird derselbe sein mit dem "Worte Gottes. Denn wie wir, wenn Johannes sagt "das Wort ist Fleisch geworden", bei der Erwähnung des Wortes den Geist darunter verstehen, so erkennen wir auch umgekehrt hier in der Benennung Geist das Wort. Denn der Geist ist ja das Wesen des Wortes und das Wort die Wirkung des Geistes, und beide sind eins. Johannes würde aber die Incarnation eines andern lehren, als die Incarnation dessen, die der Engel als zukünftig verkündete" wenn nicht der Geist das Wort und das Wort der Geist wäre. Wie also nicht der das Wort Gottes ist, dessen das Wort ist, so auch nicht der Geist; und wenn er auch Gott genannt wird, so ist er doch nicht selbst der, dem er angehört. Wenn eine Sache einem gehört, so ist sie nicht er selbst. Wenn eine Sache aus jemandem ist, und in der Weise ihm angehört, dass sie aus ihm ist, so kann sie allerdings etwas ähnliches sein, wie der selbst ist, aus dem sie ist und dem sie angehört. Darum ist auch der Geist Gott und das Wort Gott, weil sie aus ihm sind, aber doch nicht die Person, aus der sie sind. Wenn er, als ein eine Substanz |550 besitzendes Wesen Gott aus Gott ist, so wird er nicht Gott selber sein, sondern nur insoweit Gott, als er aus der Substanz Gottes und darum selbst ein Substanz besitzendes Wesen und gewissermaassen ein Teil des Ganzen ist. Noch weniger wird die "Kraft des Allerhöchsten" der Allerhöchte selber sein, aus dem Grunde, weil sie nicht einmal ein Substanz besitzendes Wesen ist wie der Geist, so wenig als die Weisheit und Vorsehung Gottes, die auch keine Substanzen sind, sondern Accidenzen einer wie immer beschaffenen Substanz. Die Kraft tritt zum Geiste hinzu, sie ist nicht der Geist selber.
Da also diese Dinge, wie sie auch sein mögen, der Geist, das Wort und die Kraft Gottes der Jungfrau mitgeteilt wurden, so ist das aus ihr Geborene der Sohn Gottes. Dass er das sei, bezeugt er in unsern Evangelien selber sofort von seiner Kindheit an. "Wusstet Ihr nicht", fragt er, "dass ich in dem sein müsse, was meines Vaters ist?" 183) Als solchen kannte ihn auch der Satan bei den Versuchungen: "Wenn Du der Sohn Gottes bist?" 184) Als solchen bekennen ihn in der Folge die Dämonen: "Wir wissen, wer Du bist, Du Sohn Gottes." 185) Auch betet er den Vater an. Von Petrus als der Messias Gottes anerkannt, lehnt er es nicht ab. Im Geiste zum Vater aufsteigend sagt er: "Ich bekenne vor Dir, o Vater, dass Du dieses den Weisen verborgen hast." 186) Auch dort bestätigt er, dass der Vater Niemandem bekannt sei als dem Sohne, und dass der Sohn des Vaters die, welche ihn bekennen, vor dem Vater bekennen und die, die ihn verleugnen, vor ihm verleugnen werde. 187) Er trägt eine Parabel vor, die nicht von einem Vater, sondern von einem Sohne handelt, der nach mehreren Knechten in den Weinberg geschickt, von den bösen Winzern erschlagen und vom Vater gerächt wird; den Tag und die letzte Stunde, die der Vater allein weiss, kennt er selber auch nicht; er übergibt seinen Schülern das Reich, wie es ihm vom Vater übergeben ist; er hat die Macht, Legionen Engel vom Vater zur Hilfe zu verlangen; er ruft, der Vater habe ihn verlassen; er übergibt seinen Geist in die Hände seines Vaters; er verspricht nach seiner Auferstehung den Jüngern die Verheissung des Vaters zu senden; er trägt ihnen zuletzt auf, zu taufen auf den Vater, den Sohn und den hl. Geist, nicht auf einen, denn wir werden nicht einmal, sondern dreimal bei Nennung jedes einzelnen Namens auf die einzelnen Personen untergetaucht.
27. Was soll ich mich bei so klaren Sachen lange aufhalten, da ich vielmehr das angreifen müsste, womit die Gegner das Klare zu |551 verdunkeln streben?! Indem sie nämlich von allen Seiten durch die Unterscheidung von Vater und Sohn in die Enge getrieben werden, eine Unterscheidung, die wir uns unbeschadet der Vereinigung analog der von Sonne und Strahl, Quelle und Bach erklären, aber ohne Teilung, versuchen sie die Zahlen zwei und drei in anderer Weise nichtsdestoweniger nach ihrem Sinne zu deuten, so dass sie an der einen Person beides, Vater und Sohn unterscheiden und sagen, der Sohn sei das Leibliche, d. h. der Mensch oder Jesus, der Vater aber das Geistige, d. h. Gott oder der Christus. Und dieselben Leute, die den Vater und Sohn für identisch ausgeben, fangen nun an, sie vielmehr zu zerreissen statt zu einen. Denn wenn Jesus ein anderer ist als Christus, so ist auch der Sohn ein anderer als der Vater; denn Jesus soll ja den Sohn, Christus den Vater bedeuten. Diese Art von Monarchie und zwei daraus zu machen, den Jesus und den Christus, das haben sie vielleicht von Valentinus gelernt. Auch dieser Einwurf ist' in dem oben Behandelten bereits zurückgewiesen, weil das Wort Gottes, das sie zum Vater stempeln, auch Geist Gottes und Kraft des Allerhöchsten genannt worden ist, denn sie sind ja nicht identisch mit dem, welchem sie beigelegt werden, sondern nur aus ihm und von ihm.
Doch sie sollen in diesem Punkte auch noch auf andere Weise widerlegt werden. Siehe, sagen sie, es ist vom Engel verkündet worden: "Deswegen wird das Heilige, welches wird geboren werden, Sohn Gottes genannt werden." 188) Es ist also ein Leib, der geboren wird; folglich würde ein Leib Sohn Gottes werden. Aber nein, es ist vielmehr vom Geiste Gottes die Rede. Denn es ist sicher, dass die Jungfrau vom hl. Geiste empfangen hat, und was sie empfing, das hat sie auch geboren. Es sollte also das geboren werden, was empfangen war, und was geboren werden musste, nämlich der Geist, der auch Emmanuel, d. h. Gott mit uns genannt werden wird. Ein Leib hingegen ist kein Gott, und es kann davon nicht gesagt werden: "das Heilige wird Sohn Gottes genannt werden", sondern der, welcher in ihr geboren wird, ist der Gott, von dem der Psalm sagt, dass Gott als Mensch "geboren sei in ihr und sie erbaut hat" 189) nach dem Willen des Vaters.
Welcher Gott ist es nun, der in ihr geboren wurde? Das Wort und der Geist, der mit dem Worte nach dem Willen des Vaters geboren ist. Also befindet sich das Wort im Fleische, und es bleibt auch noch die Frage zu untersuchen, in welcher Weise das Wort Fleisch geworden ist, ob es etwa im Fleische sozusagen umgebildet worden sei, oder nur Fleisch angezogen habe? Es hat nur Fleisch angezogen. Im Übrigen aber muss man Gott als unveränderlich und unbildsam ansehen, weil er ewig ist. |552 Umbildung wäre Vernichtung des früheren Zustandes. Alles nun, was umgebildet wird, hört auf zu sein, was es war, und fängt an zu werden, was es nicht war. Gott hört nicht auf zu sein und kann nichts anderes werden. Das Wort aber ist Gott und Gottes Wort bleibt in Ewigkeit, indem es in seiner bestimmten Form verharrt. Wenn es nun nicht umgebildet werden kann, so folgt daraus, dass man seine Fleischwerdung so auffassen muss, dass es sich im Fleische befinde, und sich durch das Fleisch offenbare, sehen und berühren lasse, weil alles übrige diese Auffassung fordert. Denn würde das Wort vermittelst einer Umbildung und Veränderung seiner Substanz Fleisch geworden sein, so wäre Jesus alsbald eine aus zweierlei, aus Leib und Gottes Geist, bestehende Substanz, eine Art Mischung, wie das Elektrum aus Gold und Silber besteht. Dieselbe finge an, nicht mehr Gold, d. h. Gottesgeist, und nicht mehr Silber, d. h. Menschenleib zu sein, sobald das Eine sich ins Andere verwandelt und das Dritte entsteht. Jesus wäre also nicht mehr Gott; denn er hat aufgehört, Wort zu sein, weil er Fleisch geworden ist; auch der Leib wäre kein Mensch; denn er ist eigentlich kein Leib, weil er Wort war. So ist also von den beiden Bestandteilen keiner mehr da, sondern etwas Drittes, von beidem weit verschiedenes.
Wir finden ihn aber, was der eben angeführte Psalm selbst andeutet, direkt als Gott und Menschen hingestellt, weil Gott als Mensch in ihm 190) geboren ist; er hat ihn erbaut nach dem Willen des Vaters; jedenfalls ist er beständig Gottessohn und Menschensohn, weil Gott und Mensch, und ohne Zweifel hinsichtlich jeder der beiden Substanzen, die in ihren Eigentümlichkeiten auseinander gehen; denn das Wort ist nichts anders als Gott und der Leib nichts anders als der Mensch. So lehrt auch der Apostel in betreff beider Substanzen. "Der geworden ist", sagt er, "aus dem Samen Davids." 191) Dieser wird jener Mensch und Menschensohn sein, der dem Geiste nach für den Sohn Gottes erklärt worden ist. 192) Dieser wird Gott und das Wort und der Menschensohn sein. Da haben wir den Doppelzustand, der nicht in einer Vermischung, wohl aber in einer Verbindung besteht, in der einen Person, dem Gott und Menschen Jesus. Über ihn als den Christus zu sprechen, schiebe ich auf. 193)
So ist denn also jeder der beiden Substanzen ihre Eigentümlichkeit gewahrt. Der Geist verrichtet seine Werke in ihm, d. h. Kräfte und Wunder und Zeichen, und das Fleisch besteht seine Leiden: es hungert ----man vergleiche den Vorfall mit dem Teufel; es dürstet, ---- man denke an |553 den Vorfall mit der Sameriterin; es beweint den Lazarus, es ist betrübt bis in den Tod; es stirbt endlich. Wäre es etwas Drittes, eine Mischung aus Beiden, wie das Elektrum, so würden nicht so bestimmte Beweise vom Dasein der beiden Substanzen an den Tag treten. Auch würde das geistige Element leibliche Handlungen und das leibliche geistige vollbringen infolge der Übertragung, oder sie würden weder geistige noch leibliche Verrichtungen vollbringen, sondern etwas ganz neues als Folge der Vermischung, oder es würde gar das Wort gestorben und der Leib nicht gestorben sein, wenn das Wort in den Leib verwandelt worden wäre, oder das Fleisch würde unsterblich und das Wort sterblich geworden sein. Da vielmehr beide Substanzen je nach ihrem Zustande immer in deutlich unterschiedener Weise handelten, deshalb wurden ihnen auch die ihnen eigentümlichen Verrichtungen und endlichen Schicksale zu Teil. Lerne also mit Nikodemus, dass das im Fleische Geborene Fleisch ist, und das im Geiste Geborene Geist. Fleisch wird weder Geist noch der Geist Fleisch; sie können sich aber ganz gut in Einem finden. Aus ihnen bestand Jesus, dem Leibe nach Mensch, dem Geiste nach Gott; seinem geistigen Teile nach kündigte ihn der Engel als "Gottes Sohn" an, für den Leib reservierte er ihm den Ausdruck "Menschensohn". Auch der Apostel bestätigt beide Substanzen, indem er ihn Mittler zwischen Gott und den Menschen nennt. 194) Zuletzt endlich gib mir an, wer denn der Menschensohn sei, wenn Du den Gottessohn für Fleisch erklärst! Oder was soll denn der Geist sein? Allein Du willst, dass wir den Vater selber für den Geist ansehen, weil Gott ein Geist ist, als wäre er nicht auch Geist und Wort Gottes, Gott und Wort Gottes.
28. So machst Du denn in Deiner Thorheit Christus zum Vater und verstehst nicht einmal die Bedeutung der Bezeichnung "Christus", wenn dieselbe nämlich überhaupt ein Name und nicht vielmehr ein Beiname ist; denn sie bedeutet "der Gesalbte". Gesalbter aber ist so wenig ein Personenname als der Bekleidete, der Beschuhte. Es ist etwas zum Personennamen zufällig Hinzutretendes. Oder würdest Du, falls Jesus aus irgend einer Ursache der Bekleidete genannt würde, wie er vom Geheimnis der Salbung der Gesalbte heisst, dann etwa in gleicher Weise Jesus für den Sohn Gottes ausgeben, den Vater aber für den Bekleideten halten?
Nun denn in betreff Christi: wenn der Christus, der Gesalbte, der Vater ist, so ist er es offenbar durch einen andern geworden. Wäre er es hingegen durch sich selbst geworden, so beweise es! So lehrt aber die Apostelgeschichte nicht in jenem Aufschrei der Kirche zu Gott: "Es |554 haben sich in dieser Stadt alle versammelt gegen Deinen heiligen Sohn, den Du gesalbt hast, Herocles und Pilatus mit den Heiden." 195) Somit hat sie ein Zeugnis dafür abgelegt, dass Jesus der Sohn Gottes, sowie auch dafür, dass der Sohn vom Vater gesalbt worden sei. Also ist Jesus ein und derselbe mit dem Christus, der vom Vater gesalbt worden ist, nicht mit dem Vater, der den Sohn gesalbt hat. So sagt auch Petrus: "Möge das ganze Haus Israel denn auf das festeste erkennen, dass Gott ihm diesen Jesus, den Ihr gekreuzigt habt, zum Herrn und zum Christus" d. i. zum Gesalbten "gemacht hat"! 196) Johannes aber brandmarkt den als einen Lügner, der da leugnet, Jesus sei Christus; dagegen sei jeder aus Gott geboren, der da glaube, Jesus sei Christus. 197) Darum ermahnt er uns auch dazu, an den Namen desselben Sohnes, Jesu Christi, zu glauben, damit wir nämlich Gemeinschaft haben mit dem Vater und seinem Sohne Jesus Christus. 198) So stellt auch Paulus überall den Vater als Gott hin und Jesum Christum als unseren Herrn. In seinem Schreiben an die Römer dankt er Gott durch unsern Herrn Jesus Christus, 199) in dem an die Galater rühmt er sich, Apostel zu sein, nicht von Menschen, noch durch einen Menschen, sondern durch Jesus Christus und Gott den Vater 200). Nimm alle seine Schriften, sie sprechen sich in dieser Weise aus und lehren zwei Personen: Gott, den Vater, und unsern Herrn Jesus Christus, den Sohn des Vaters, und dass dieser Jesus selbst mit einem andern Namen der Sohn Gottes, der Christus sei. Daher gehört mit demselben Rechte, wie Beides Name einer einzigen Person ist, nämlich des Sohnes Gottes, auch der eine Name ohne den andern derselben Person an. Wenn bloss "Jesus" dasteht, so ist auch der Christus damit gemeint, weil Jesus der Gesalbte ist, und steht bloss "Christus" da, so ist er derselbe mit Jesus, weil Jesus gesalbt ist. Von diesen beiden Namen ist einer der eigentliche, weil er ihm vom Engel beigelegt wurde, der andere ein zufälliger, weil er infolge der Salbung hinzugekommen ist, wofern nur Christus der Sohn bleibt und nicht Vater ist.
Wie blind endlich ist doch der, welcher nicht einsieht, dass selbst dann, wenn man dem Vater den Namen Christus beilegt, mit dem Namen Christus doch noch auf einen andern Gott hingewiesen werde! Denn wenn Christus Gott der Vater ist, der sagt: "Ich steige zu meinem Vater und zu Eurem Vater auf, zu meinem Gott und Eurem Gott", 201) so zeigt er damit noch auf einen andern Vater und Gott über sich hin. Ebenso, wenn der Vater Christus ist, so gibt es wieder einen andern, der den Donner befestigt, den Geist schafft und den Menschen seinen Christus ankündigt. Und wenn die Könige der Erde zusammentreten und die |555 Herrscher versammelt sind gegen seinen Gesalbten, so würde der Herr ein anderer sein, gegen dessen Gesalbten die Könige und Herrscher versammelt sind. Und wenn es heisst: "So spricht der Herr zu meinem Herrn, dem Gesalbten", so würde der Herr ein anderer sein, der zum Vater Christi spricht. Und wenn der Apostel schreibt: "Der Gott unseres Herrn Jesu Christi gebe Euch den Geist der Weisheit und der Erkenntniss", so wäre der Gott Jesu ein anderer, der Geber der geistigen Gnadengaben. Um uns nicht zu weit zu verlieren, so wird der, welcher Christum auferweckt hat, ganz gewiss auch unsere sterblichen Leiber einst auferwecken, aber es würde dann sofort noch einen andern Auferwecker geben, als den gestorbenen Vater und den auferweckten Vater, wofern Christus, der gestorben ist, der Vater wäre.
29. Still, Still, mit dieser Lästerung! Es genüge, dass man sagt, Christus, der Sohn Gottes, ist gestorben, und auch das nur, weil es so in der hl. Schrift steht. Denn sogar der Apostel braucht den Ausdruck, Christus sei gestorben, nicht ohne gewichtvollen Zusatz, sondern fügt bei: "nach der Schrift", um die Härte seines Ausspruchs durch die Autorität der hl. Schrift zu mildern und Ärgernis bei den Hörern zu vermeiden. Wenn auch beide Substanzen in Christo vorhanden sind, die göttliche und die menschliche, und es fessteht, dass die göttliche unsterblich und die menschliche sterblich sei, so leuchtet doch ein, in welchem Sinne von seinem Tode nur die Rede sein kann, nämlich insofern er Fleisch, Mensch und Menschensohn, nicht insofern er Geist, Wort und Gottessohn war. Wenn es also heisst, Christus ist gestorben, so heisst das, der Gesalbte, d. i. was gesalbt wurde, ist gestorben, d. h. der Leib.
Gut also, entgegnest Du mir nun, wir lästern Gott den Herrn ebensowenig wie Ihr, wenn wir ihn in derselben Weise Sohn nennen wie Ihr; wir lassen ihn nämlich auch nicht seiner göttlichen, sondern seiner menschlichen Substanz nach sterben. ---- Bewahre, Ihr lästert doch, weil Ihr nicht bloss den Ausdruck braucht, der Vater sei gestorben, sondern auch, er sei gekreuzigt worden. Wegen des Fluches nämlich, der dem Gesetze zufolge den Sohn trifft ---- denn Christus ist für uns zum Fluche geworden, 202) nicht der Vater ---- lästert Ihr gegen den Vater, wenn Ihr Christus in den Vater verwandelt. Wenn wir aber Christum den Gekreuzigten nennen, so referieren wir nur, dass er vom Gesetz verflucht worden sei, und lästern so wenig, wie der Apostel mit diesem Ausdruck eine Lästerung ausgesprochen hat. Wie das, was auf Jemand zutrifft, ohne Lästerung gesagt werden kann, so ist umgekehrt jeder Ausdruck, der nicht zutrifft, eine Lästerung. |556
Folglich hat der Vater auch nicht mit dem Sohne mitgelitten. In dieser Weise nämlich hoffen unsre Gegner die gegen den Vater gerichtete Blasphemie aus Scheu vor derselben abzuschwächen, gestehen damit aber, wenn der Sohn in dieser Weise leidet, der Vater aber mitleidet, eigentlich bereits zu, dass Vater und Sohn zwei Personen sind. Auch in diesem Punkte sind sie Thoren. Denn was heisst denn mitleiden anders als leiden mit einem andern? Ist nun der Vater unfähig zu leiden, so ist er auch unfähig mitzuleiden und umgekehrt, wenn er fähig ist mitzuleiden, so ist er auch leidensfähig. Auch mit dieser Deiner Art von Scheu bringst Du ihm keinen Nutzen. Du scheust Dich, ihn leidensfähig zu nennen und behauptest doch, er leide mit. Der Vater ist ebensowenig fähig mit zu leiden, als der Sohn in seiner Eigenschaft als Gott fähig zu leiden. Allein, wie kann dann der Sohn gelitten haben, wenn der Vater nicht mitgelitten hat? ---- Dieser war vom Sohne verschieden, aber nicht von der Gottheit. Wenn ein Fluss trübe gemacht und beschmutzt wird, so geht diese Verunstaltung des Flusses, obwohl er als einheitliche Substanz von der Quelle herkommt und sich nicht von ihr trennen lässt, auf die Quelle nicht über; wenn es auch das Wasser der Quelle ist, welches im Flusse getrübt wird, so leidet doch die Quelle nicht, sondern nur der Fluss, der aus der Quelle stammt, indem das Wasser nicht in der Quelle getrübt wird, sondern im Fluss. Was daher der Geist Gottes im Sohne etwa hätte leiden können, das hätte nicht der Vater gelitten, weil jener es eben nicht im Vater, sondern im Sohne litt. Es genügt jedoch zu sagen, der Geist Gottes als solcher hat für sich nichts gelitten; denn, wenn er etwas litt, so hat er es im Sohne gelitten. Im Sohne war er auch als der Vater zur Zeit, da der Sohn im Fleische litt. 203) Dies ist bereits erörtert. Auch wird es niemand leugnen. Denn auch wir sind nicht imstande, für Gott zu leiden, wenn der Geist Gottes nicht in uns ist, der durch uns die Worte spricht, die zum Bekenntnis gehören. Dennoch ist nicht er selbst der Leidende, sondern er gibt nur die Kraft zum Leiden.
30. Wenn Du noch weiter gehst, so bin ich imstande, Dir eine derbe Antwort zu geben und Dich mit einem Ausspruche des Herrn selbst in Widerspruch zu setzen, indem ich sage: Was stellst Du darüber Untersuchungen an? Du weisst ja, dass er bei seinem Leiden ausrief: "Mein Gott, mein Gott, warum hast Du mich verlassen"? 204) Entweder war es der Sohn, welcher litt und vom Vater verlassen wurde, dann litt |557 der Vater nicht ---- oder es war der Vater, welcher litt, und dann frage ich, nach welchem Gott rief er? Das war nur ein Ruf, den das Fleisch und die Seele, d. h. der Mensch, ausstiess, kein Ruf des Wortes und des Geistes, d. h. Gottes, und er wurde deshalb ausgestossen, um zu zeigen, dass Gott leidensunfähig sei, der den Sohn verliess, indem er dessen Menschheit in den Tod hingab. Dieser Ansicht war auch der Apostel, als er schrieb: "Der Vater hat seines Sohnes nicht geschont." 205) Das hat zuvor schon Isaias angekündigt mit den Worten: "Und der Herr hat ihn dahin gegeben für unsere Sünden." 206) Er hat ihn verlassen, indem er seiner nicht schonte; er hat ihn verlassen, indem er ihn dahingab. Im übrigen aber verliess der Vater den Sohn gar nicht, da der letztere seinen Geist in dessen Hände übergab. Er übergab ihn also und starb sofort. Denn so lange der Geist im Leibe bleibt, kann der Leib in keinem Falle sterben. Daher bedeutet das Verlassenwerden vom Vater nur das Sterben des Sohnes.
Der Sohn also stirbt und wird vom Vater wieder auferweckt zufolge der hl. Schrift. Der Sohn steigt in die oberen Himmelsregionen auf und in die unterirdischen Räume hinab. Dort sitzt er zur Rechten des Vaters, nicht etwa der Vater zu seiner eigenen Rechten. Ihn schaute Stephanus, als er gesteinigt wurde, wie er noch zur Rechten Gottes stand, damit er sich von da an setze, bis der Vater ihm seine Feinde zu seinen Füssen legen wird. Er wird wiederum kommen auf den Wolken des Himmels, so wie er aufgestiegen ist. Mittlerweile giesst er die vom Vater erhaltene Gabe aus, den heiligen Geist, den dritten Namen in der Gottheit und die dritte Stufe in der Majestät, den Verkünder der einzigen Monarchie, der zugleich der Erklärer der sogenannten Ökonomie ist, wenn man die Worte seiner neuen Prophezie aufnimmt, der Einführer in alle Wahrheit, die da besteht im Vater, Sohn und hl. Geist gemäss der christlichen Glaubenslehre.
31. Aber in der Weise an die Einheit Gottes zu glauben, dass man ihm keinen Sohn und dem Sohne keinen hl. Geist beigeben will, das entspricht dem Glauben der Juden. Was für einen Unterschied zwischen ihnen und uns gäbe es denn sonst noch, wenn nicht diesen? Was bezweckt denn das Evangelium, was enthält das neue Testament, welches Gesetz und Propheten bis auf Johannes gehen lässt, wenn nicht von nun an Vater, Sohn und hl. Geist, diese drei im Glauben festgehalten, den einen Gott darstellen? Gott wollte die Glaubenslehre in der Art erneuern, dass man in einer neuen Weise an seine Einheit glaube durch den Sohn und den hl. Geist, so dass Gott jetzt in seinen eigentümlichen Namen |558 und Personen offen erkannt werde, während er früher, obwohl durch den Sohn und den hl. Geist gepredigt, nicht verstanden wurde. Es mögen also unsere. Antichriste, die den Vater und den Sohn leugnen, sich vorsehen! Sie leugnen nämlich den Vater, indem sie ihn für identisch mit dem Sohne ausgeben und den Sohn, indem sie ihn für identisch mit dem Vater halten; sie legen ihnen bei, was ihnen nicht gebührt, und entziehen ihnen das, was sie wirklich sind. Wer hingegen bekennt, Christus sei Sohn Gottes und nicht Vater, in dem bleibt Gott und er in Gott. Wollten wir nicht dem Zeugnisse Gottes glauben, welches er in betreff seines Sohnes abgelegt hat?! Wer den Sohn nicht hat, der hat auch das Leben nicht. Derjenige aber hat den Sohn nicht, der ihn für etwas anderes hält als für den Sohn.
Anmerkungen
1. 1) Matth. 4, 3. 6. Ps. 101,11.
2. 2) Exprobrabit scheint mir die richtige Lesart.
3. 1) Spiritus a patre per filium, die Formel der Griechen. Tertullian ist also kein Ditheist.
4. 2) Vater, Sohn und Geist. Der Ausdruck voluit ist freilich nicht gut gewählt.
18. 2) Der Satz muss als Fragesatz unterpungiert werden.
24. 2) Tertullian ist also kein Ditheist, sondern höchstens ein Tritheist, wenn eine derartige Terminologie überhaupt anwendbar wäre.
25. 1) Derivatio ist nicht mit "Abfluss" zu geben.
31. 1) Das ist Praxeas aber nicht imstande, ist der Sinn, wie aus dem folgenden hervorgeht.
32. 2) Das Komma muss hinter semetipso stehen, nicht hinter facis.
35. 1) Js. 42, 1. Dort stellt freilich nicht filius, sondern servus. Ebenso in der folgenden Stelle.
42. 3) Is. 53, 1. Scheint nach dem Gedächtnis citiert.
45. 1) Was Öhler mit der Änderung sic stati si bezweckt, ist unerfindlich.
47. 1) Mir scheint, man kann bei dieser vielfach mit Konjekturen malträtirten Stelle den handschriftlichen Text ruhig beibehalten und muss dann interpungieren: affirmat, sed hic duos deos pro virga regni tui (sc. affirmat). Inde et Esaias.....
49. 3) Besser wohl "zwei göttliche Personen". Denn duos deos ist nicht gleich duas divinitates. Tertullian braucht diesen auffallenden Ausdruck nur im Anschluss an den gemachten Einwand, also aus polemischen Gründen.
56. 1) Auch c. 19 protestiert Tertullian ausdrücklich gegen diesen Ausdruck. Folglich ist, wenn neuestens das Mangelhafte an seiner Trinitätslehre als "feinerer Ditheismus" bezeichnet wurde, diese Bezeichnung jedenfalls höchst unglücklich gewählt. Sie ist weder feiner noch grober Ditheismus, sondern subordinatrianisch.
65. 6) Tertullian kommt zu dieser Art Argumentation, weil er IV. Mos. 12, 8 das Futurum las: loquar statt loquor.
68. 3) Klagel 4, 20. Spiritus oris nostri. Persona (sonare) glaube ich hier mit Mund wiedergeben zu müssen.
92. 2) Hier ist mit Fulvius Ursinus im Text ein non zu ergänzen.
93. 3) Societas nominum, also zum Teil dasselbe, was die spätere Sprache communicatio idiomatum nannte.
98. 3) Hinter singularis muss notwendig ein Komma stehen; denn mit non beginnt der Nachsatz.
105. 6) Matth. 17, 5. Luk. 9, 35. Dieselbe Stelle führt der Autor Marc. IV, 22, mit denselben Worten an.
112. 1) Die Einschiebung eines zweiten non eundem, die Öhler hier vornimmt, ist nicht angezeigt, höchstens kann ein zweites alium hier gestanden haben oder autem ist in alium zu verändern.
151. 5) Joh. 10, 34; Ps. 81, 6.
158. 1) Hierauf also zielte der Vorwurf des Ditheismus.
170. 1) Joh. 14, 6; 6, 44. Matth. 11, 27. Joh. 5, 21; 14, 7.
179. 7) Der Maria Magdalena. Joh. 20, 11.
185. 3) Mark. 1, 24. Matth. 8, 29.
190. 1) Tertullian bezieht das ea und eam des Ps. 86, 5 auf caro, den Leib, das Fleisch Christi.
193. 4) Es geschieht im folgenden Capitel.
203. 1) Der Text ist an dieser Stelle, wie es scheint, unheilbar verdorben. Ich vermute, dass in filio doppelt zu setzen ist: siquid passus est in filio. In filio quidem erat cum fillius (nicht filio) pateretur in carne. Jam et hoc retractatum.
Übersetzt von Heinrich Kellner, 1882. Übertragen durch Roger Pearse, 2005.
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